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Inzidente Normverwerfung durch die Exekutive

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Wehr, M. (1998). Inzidente Normverwerfung durch die Exekutive. Zum kompetentiellen Verhältnis von Normsetzung und Normanwendung. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49502-3
Wehr, Matthias. Inzidente Normverwerfung durch die Exekutive: Zum kompetentiellen Verhältnis von Normsetzung und Normanwendung. Duncker & Humblot, 1998. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49502-3
Wehr, M (1998): Inzidente Normverwerfung durch die Exekutive: Zum kompetentiellen Verhältnis von Normsetzung und Normanwendung, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-49502-3

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Inzidente Normverwerfung durch die Exekutive

Zum kompetentiellen Verhältnis von Normsetzung und Normanwendung

Wehr, Matthias

Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 761

(1998)

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Abstract

Die Frage, wie sich die öffentliche Verwaltung gegenüber einer von ihr als rechtswidrig angesehenen Norm verhalten soll, gehört zu den bislang noch ungeklärten Grundfragen des Verwaltungsrechts, die vor dem Hintergrund der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs zur Verwerfungspflicht der Verwaltung bei europarechtswidrigen nationalen Normen neue Aktualität gewonnen hat.

In der vorliegenden Untersuchung werden die Entwicklungslinien der Diskussion eingehend dargestellt und die bisherigen Lösungsvorschläge kritisch gewürdigt. Die bislang vorherrschende Unterscheidung nach dem Rang der zu verwerfenden Norm bzw. nach dem Grund ihrer Rechtswidrigkeit ist dazu angetan, die Gemeinsamkeiten der Fragestellungen zu verschleiern. Sie besteht darin, daß es sich bei der Frage nach der Verwerfungskompetenz der Verwaltung um eine Frage des kompetentiellen Verhältnisses zwischen dem normsetzenden und dem normanwendenden Organ handelt, das seine grundlegende Prägung durch Art. 20 Abs. 3 GG erfährt. Der kompetentielle Gehalt des Gesetzesvorrangs stellt dabei eine besondere Ausprägung der Kompetenzordnung als eines Systems gestufter Rang- und Vorrangverhältnisse zwischen staatlichen Organen im Prozeß der Rechtskonkretisierung dar. In diesem kommt der Verwaltung als Normadressat eine Entscheidungsbefugnis über die Rechtsmäßigkeit einer Norm grundsätzlich nicht zu.

Auf dieser Grundlage wird in der Studie unter Berücksichtigung unterschiedlicher Normenkollisionen und unter Einbeziehung normverwerfender gerichtlicher Entscheidungen eine nur sehr beschränkte Verwerfungskompetenz der Verwaltung nach deutschem (Verfassungs-)Recht befürwortet.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
Abkürzungsverzeichnis 16
Einleitung 19
I. Die Fragestellung 19
II. Der Begriff „Normverwerfung" 21
IIΙ. Der Gang der Untersuchung 21
1. Teil: Die materiellrechtliche Grundlage der Normverwerfung 24
1. Kapitel: Rangordnung der Normen und Kollisionsrecht 25
I. Grundzüge der Rangordnung der Rechtsnormen 25
1. Innerstaatliche Rangordnung 26
2. Rangordnung im Bundesstaat 27
3. Der Rang autonomen Rechts (Satzungen) 27
II. Normkonkurrenzen und Normkollisionen 28
1. Konkurrenz und Kollision von Rechtsnormen 28
a) Normkonkurrenzen 29
b) Normanwendungskollisionen 29
c) Normsetzungskollisionen 30
2. Kollisionsnormen und kollidierende Normen 31
ΙII. Konkurrenz- und Kollisionsregeln 32
1. Konkurrenzregeln 32
2. Kollisionsregeln 34
2. Kapitel: Die Rechtsfolgen der Rechtswidrigkeit von Normen 36
I. Einleitung 36
II. Nichtigkeitsdogma und Vemichtbarkeitstheorie 37
1. Einführung 37
2. Rechtsfolgenbestimmung als Kompetenzproblem 38
a) Richterliches Prüfungsrecht und Nichtigkeitsdogma 39
b) Differenzierung der Fehlerfolgen 41
III. Rechtsfolgen der Rechtswidrigkeit nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts im Oberblick 43
IV. Untergesetzliche Rechtsnormen 46
3. Kapitel: Europäisches Gemeinschafts recht und nationales Recht 48
I. Das Verhältnis zwischen Europäischem Gemeinschaftsrecht und nationalem Recht 48
1. Der Vorrang des Europäischen Gemeinschaftsrechts 48
2. Die materielle Höherrangigkeit 51
II. Kollisionslagen 53
1. Normsetzungskollisionen 53
2. Normanwendungskollisionen 54
a) Primäres Gemeinschaftsrecht 54
b) Unmittelbar anwendbare Richtlinien 55
3. Direkte und indirekte Kollisionen 57
ΙII. Rechtsfolgen der Kollision von nationalem und Gemeinschaftsrecht 59
2. Teil: Meinungsstand und Kritik 62
1. Kapitel: Normprüfungskompetenz der Exekutive? 63
I. Meinungsstand zur Prüfungskompetenz 63
1. Die Ablehnung der Prüfungskompetenz 63
2. Prüfungskompetenz und Gesetzesbindung 63
3. Die Ansicht Kabischs 65
a) Die Stellung der Exekutive 66
b) Prüfungskompetenz und Selbstkontrolle 69
c) Prüfungszuständigkeit 69
II. Stellungnahme 71
1. Verwaltungshandeln und Gesetzesbindung — das Gesetz als Verhaltensmaßstab für die Verwaltung 71
2. Prüfungsgegenstand und Prüfungsmaßstab 74
3. Normprüfung als notwendiges Element der Selbstkontrolle? 75
a) Förmliche Gesetze als „Kompetenz"änderungen? 76
b) Normenkontrolle und Gesetzesbindung 77
c) Rechtswidrigkeit der Anwendung rechtswidriger Normen? 82
4. Die Feststellung von Normkollisionen 83
5. Antragsbefugnis der Exekutive in Normenkontrollverfahren als Gegenargument? 84
ΙII. Exkurs: Verwaltungsvorschriften und Einzelweisungen 85
IV. Zusammenfassung 86
2. Kapitel: Meinungsstand zur Verwerfungskompetenz 87
I. Einleitung und Literaturübersicht 87
II. Die Verwerfung förmlicher Gesetze wegen vermuteter Verfassungswidrigkeit 88
1. Der Ausgangspunkt 88
2. Die Lösungsansätze 89
a) Die Theorie von der Verwerfungskompetenz 89
b) Die Theorie von der Anwendungspflicht 90
c) Die Theorie von der Aussetzung des Verfahrens 91
d) Die Theorie der eingeschränkten Verwerfungskompetenz 92
e) Weitere Theorien 93
ΙII. Die Verwerfung untergesetzlicher Normen 94
1. Kompetenzverteilung innerhalb der Exekutive 95
2. Aspekt der Rechtssicherheit 96
3. Exkurs: Zur Behandlung fehlerhafter Bebauungspläne 97
a) Schwerpunkte der Diskussion 97
b) Rücknahme der Genehmigung 99
c) Feststellung der Nichtigkeit durch die Gemeinde 100
IV. Verwerfung nationaler Normen wegen Verstößen gegen Gemeinschaftsrecht 101
1. Die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs 102
2. Stimmen der Literatur 103
a) Grundlage der Verwerfungspflicht 104
b) Der Umfang der Verwerfungskompetenz 105
c) Relevanz des nationalen Rechts 106
3. Kapitel: Kritik 107
I. Rangordnung und Rechtsfolgen der Rechtswidrigkeit von Normen als Argument 108
II. Kompetenzen der Judikative 110
1. Konkrete Normenkontrolle nach Art. 100 Abs. 1 GG 110
2. Normenkontrollantragsrechte der Exekutive, insbesondere Art. 93 Abs. 1 Nr. 2 GG 113
III. Normsetzung und Normanwendung 115
1. Das Prinzip der Gewaltenteilung, Art. 20 Abs. 2S.2 GG 115
a) Das „Wesen" der Verwaltung im Verhältnis zu Legislative und Judikative 116
b) Die Kembereichslehre 117
2. Die Vermutung der Verfassungsmäßigkeit förmlicher Gesetze 118
3. Normverwerfung als Eingriff in die Kompetenz des Normgebers 119
3. Teil: Kompetenzen im Verfassungsprozeß 121
1. Kapitel: Zum Begriff der Kompetenz 122
I. Aufgabe, Befugnis / Ermächtigung, Zuständigkeit 123
II. Die Zweck-Mittel-Relation von Aufgabe und Befugnis 124
III. Kompetenzbegriffe 126
2. Kapitel: Kompetenz und Staatsorganisation 128
I. Grundstruktur der Kompetenzordnung 128
1. Verfassungsrechtliche Grundlagen 129
a) Funktionale Gewaltenteilung (Funktionenunterscheidung) 129
b) Organisatorische Gewaltenteilung 130
c) Vertikale Gewaltenteilung 131
d) Kommunale Selbstverwaltung 131
2. Organisation innerhalb der Gewalten 132
II. Gründe und Ziele der Kompetenzordnung 133
1. Abgrenzung von Handlungsbereichen einzelner Organisationseinheiten 135
a) Gewaltenteilung und Kernbereichslehre 135
b) Exklusivität von Kompetenzzuweisungen 137
2. Verwirklichungsmodus sachgerechter Aufgabenerfullung 138
a) Gewaltenteilung als Element rationaler Staatsorganisation 139
b) Funktionsgerechtigkeit als Auslegungsgesichtspunkt und Abgrenzungsmerkmal 140
c) Konkretisierungsaufirag an den Gesetzgeber 141
d) Der normative Gehalt von Organ- und Funktionsadäquanz 142
3. Kapitel: Kompetenzausübung als Konkretisierung im Entscheidungsprozeß 143
I. Relative Wirkbefugnisse im mehrstufigen Konkretisierungsprozeß 143
II. Kompetenzausübung durch Entscheidung 145
1. Kompetenz als Befugnis zu rechtsverbindlicher Entscheidung 145
2. Entscheidung als Prozeß - das „innere Verfahren" 145
a) Stationen des Entscheidungsprozesses 146
b) Inneres Verfahren als Medium der Konkretisierung 149
3. Äußeres Verfahren und Form der Entscheidung 150
ΙII. Konkretisierung und Entscheidungsrichtigkeit 151
1. Zweck- und Rechtskonkretisierung 151
2. Kompetenzausübung als Rechtsentscheidung 152
3. Entscheidungsrichtigkeit als kompetentielles Problem 153
4. Kapitel: Kompetenz und Verantwortung im Konkretisierungsprozeß 155
I. Verantwortung als Komplement der Kompetenz 155
1. Verantwortung als Rechtsbegriff 156
2. Umfang der Verantwortung 157
a) Realisierungsverantwortung 158
b) Rechtmäßigkeitsverantwortung im Entscheidungsprozeß 159
c) Entscheidungsfolgenverantwortung 160
3. Grenzen der Verantwortung 161
II. Verantwortung und Kontrollkompetenz 162
1. Selbstkontrolle als Entscheidungselement 162
2. Entscheidung als Kontrollgegenstand 163
ΙII. Voraussetzungen und Folgen kompetentiellen Vorrangs 164
1. Bindungswirkung als kompetenzrechtlicher Grundsatz 164
a) „Tatbestandswirkung" bei Einzelfallentscheidungen 165
b) Grenzen von Rechts- und Bestandskraft 167
c) Entscheidung als Teil der Rechtsordnung? 168
d) Rechts- und bestandskraftunabhängige Bindung kraft Kompetenzverteilung 169
2. Konkretisierung und Modifizierung durch Gesetz und Verfassung 171
3. Bindung als Aufhebungs- und Abweichungsverbot 172
4. Kompetentieller Vorrang und Kontrollkompetenzen 173
a) Relativer Ausschluß der Kontrollkompetenz 173
b) Keine generelle Bindung an die Entscheidungsbegründung 174
5. Kapitel: Kompetenzen im Verfassungsprozeß — Zusammenfassung des 3. Teils 175
4. Teil: Originäre oder akzessorische Verwerfungskompetenz 180
1. Kapitel: Normsetzung und Normanwendung im Prozeß der Rechtskonkretisierung 180
I. Kompetenzverhältnis nach Art. 20 Abs. 3 GG 181
1. Zum Verhälüiis der Legislative zu Judikative und Exekutive 181
a) Art. 20 Abs. 3 GG als Grundentscheidung 181
b) Modifizierung der richterlichen Gesetzesbindung 182
c) Keine Modifizierung der exekutiven Gesetzesbindung 183
2. Keine originäre Verwerfungskompetenz der Exekutive im Hinblick auf förmliche Gesetze 184
3. Exekutive Normsetzung und Normanwendung 186
a) Keine Verwerfungskompetenz des Normadressaten 186
b) Irrelevanz des organisatorischen oder kompetentiellen Verhältnisses im übrigen 187
c) Keine Normverwerfung aufgrund der Normsetzungskompetenz 188
II. Umfang und Grenzen der Argumentation 189
1. Anwendungspflicht statt Prüfungs- und Verwerfungskompetenz 189
2. Der „Anwendungsvorrang" der konkreteren Norm und Kompetenzkonflikte zwischen Normgebem 190
a) Rangordnung und Konkretisierungszusammenhang 190
b) Auflösung des Konkretisierungszusammenhangs 191
c) Kompetenzkonflikte zwischen Normgebern 192
3. Zusammenfassung 193
2. Kapitel: „Akzessorische" Verwerfungskompetenz 194
I. Prinzipale Normenkontrollen 194
1. Parallelfälle 195
2. Parallelnormen 196
II. Inzidente gerichtliche Normverwerfung 198
ΙII. Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs 198
1. Anwendungsfalle 198
2. Verfahren und Entscheidungswirkungen 199
a) Vertragsverletzungsverfahren 200
b) Vorabentscheidungsverfahren 200
Zusammenfassung der Ergebnisse in Thesen 201
Literaturverzeichnis 206
Sachverzeichnis 223