Haftung in Absatzketten im französischen Recht und im europäischen Zuständigkeitsrecht
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Haftung in Absatzketten im französischen Recht und im europäischen Zuständigkeitsrecht
Schriften zum Internationalen Recht, Vol. 103
(1999)
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Abstract
Die traditionelle Produkthaftung ist in Frankreich - anders als im deutschen Recht - im wesentlichen anhand von vertraglichen Anspruchsgrundlagen entwickelt worden. Maßgeblich für die Abgrenzung von Vertrags- und Deliktsrecht ist nach französischem Recht die Einbindung des Geschädigten in die Absatzkette. In den Mittelpunkt seiner Darstellung stellt der Verfasser daher zum einen die Regreßmöglichkeiten der in eine solche Absatzkette eingebundenen Personen, zum anderen die in solchen Vertragsketten möglichen Direktansprüche. Über die dogmatische Begründung letzterer besteht nach wie vor keine Einigkeit, insbesondere nachdem die Rechtsprechung in den letzten Jahren bei der Anwendung der Direktansprüche mehrfachen Schwankungen unterlag. Wichtigste Frage für die praktische Rechtsanwendung ist, inwiefern der Endabnehmer in einer Absatzkette, der direkt gegen den Hersteller oder Verkäufer höherer Ordnung vorgehen will, Einwendungen aus einem Vertrag zweier Vormänner ausgesetzt ist.Die Grundentscheidung für das Vertragsrecht erklärt zum Teil die verspätete Umsetzung der Produkthaftungsrichtlinie; denn die Richtlinie fordert insoweit die Einführung einer vertragsunabhängigen Haftung. Erst mit Gesetz vom 19. Mai 1998 hat sich Frankreich den europarechtlichen Vorgaben angepaßt und ein Produkthaftungsgesetz in Kraft gesetzt. Die Untersuchung kommentiert den Inhalt dieser neuen als Art. 1386-1 bis 1386-18 in den Code civil eingeführten Vorschriften. In Anlehnung an die Richtlinie schaffen sie eine verschuldensunabhängige Haftung, die neben die traditionellen Anspruchsgrundlagen tritt.Aufgrund des Vorrangs des Vertragsrechts lassen sich die Direktansprüche des französischen Rechts nicht ohne weiteres in die Gerichtsstände des EuGVÜ einordnen. Der Europäische Gerichtshof hat sich insoweit zu Recht gegen eine Einordnung der Direktansprüche in den vertraglichen Gerichtsstand des Art.5 Ziff.1 EuGVÜ ausgesprochen. Neben diesen zuständigkeitsrechtlichen Fragen bezieht die Untersuchung die Behandlung im internationalen Privatrecht mit ein, wobei sich Zweifelsfragen insbesondere aus der strikten vertraglichen Qualifikation der Direktansprüche in der französischen Rechtsprechung ergeben.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
Einleitung | 17 | ||
Erster Teil: Haftung in Absatzketten nach französischem Recht | 19 | ||
A. Grundlegung | 19 | ||
I. Begriff der Absatzkette als Ausdruck einer absatzorientierten Haftung | 19 | ||
II. Grundlagen des französischen Haftungsrechts | 20 | ||
1. Vertragsrecht | 21 | ||
2. Deliktsrecht | 22 | ||
3. Unterschiede zwischen Vertrags- und Deliktsrecht | 23 | ||
4. Grundsatz des non-cumul | 23 | ||
III. Abgrenzung von Vertrags- und Deliktsrecht in Absatzketten | 24 | ||
B. Vertragliche Ansprüche | 25 | ||
I. Ansprüche im unmittelbaren Verhältnis der Parteien des letzten Geschäfts | 25 | ||
1. Kaufrecht | 25 | ||
a) Sachmängelhaftung | 26 | ||
aa) Fehlerbegriff | 26 | ||
bb) Verborgenheit des Fehlers | 27 | ||
cc) Schadensersatzhaftung des bösgläubigen Verkäufers | 28 | ||
dd) Gewährleistungsfrist | 29 | ||
ee) Haftungsbeschränkungen | 30 | ||
ff) Haftungsumfang | 31 | ||
b) Haftung wegen Lieferung nicht vertragsgemäßer Ware | 32 | ||
aa) Abgrenzung zum Gewährleistungsrecht | 32 | ||
bb) Verschulden | 35 | ||
cc) Verjährung | 35 | ||
dd) Haftungsbeschränkungen | 35 | ||
ee) Haftungsumfang | 36 | ||
c) Verletzung von Aufklärungspflichten | 36 | ||
aa) Herleitung der Aufklärungspflichten | 37 | ||
bb) Umfang der Aufklärungspflicht | 37 | ||
cc) Verschulden | 39 | ||
d) Verletzung einer obligation de sécurité | 39 | ||
aa) Abtrennung der obligation de sécurité von sonstigen Pflichten | 39 | ||
bb) Inhalt der obligation de sécurité | 40 | ||
cc) Verhältnis zur Sachmängelhaftung | 42 | ||
dd) Einfluß der Produkthaftungsrichtlinie | 43 | ||
e) Sicherheitspflichten nach Produkthaftungsrecht | 44 | ||
2. Werkvertragsrecht | 45 | ||
a) Allgemeines | 45 | ||
b) Bauunternehmerhaftung nach Art. 1792 ff., 2270 Cc | 46 | ||
II. Rückgriff innerhalb einer Absatzkette | 46 | ||
1. Prozessuale Möglichkeiten | 47 | ||
a) Selbständige Rückgriffsklage | 47 | ||
b) Einbeziehung Dritter in den Prozeß, insbesondere durch appel en garantie | 48 | ||
2. Materiellrechtliche Besonderheiten | 50 | ||
a) Vorhandensein des Sachmangels | 50 | ||
b) Verborgenheit des Sachmangels | 51 | ||
c) Fristbeginn | 51 | ||
d) Haftungsbeschränkungen | 52 | ||
III. Direktansprüche gegen Vormänner in der Absatzkette | 52 | ||
1. Begriff und Ursprung der action directe | 53 | ||
2. Vereinbarkeit mit dem Grundsatz der Relativität der Vertragsbeziehungen | 56 | ||
3. Dogmatische Begründung der action directe | 57 | ||
a) Obligation propter rem | 58 | ||
b) Stillschweigender Vertrag zugunsten Dritter | 61 | ||
c) Stillschweigende Forderungsabtretung | 62 | ||
d) Theorie der Vertragsgruppen | 64 | ||
e) Billigkeit als Grundlage der action directe | 66 | ||
f) Stellungnahme | 67 | ||
4. Entwicklung in der Rechtsprechung | 68 | ||
a) Ausgangslage: Überwiegen des Deliktsrechts | 69 | ||
b) Ausschließlichkeit des Vertragsrechts in kaufvertraglichen Ketten | 70 | ||
c) Vertragsrecht in aus Kauf- und Werkverträgen zusammengesetzten Ketten | 71 | ||
aa) Werkvertrag gefolgt von einem Kaufvertrag | 72 | ||
bb) Kaufvertrag gefolgt von einem Werkvertrag | 72 | ||
d) Vertragsrecht innerhalb von groupes de contrats | 75 | ||
aa) Subunternehmerverträge | 75 | ||
bb) Sonstige Vertragsgruppen | 77 | ||
e) Rückgang der vertraglichen Haftung | 78 | ||
f) Abgrenzung von Vertrags- und Deliktsrecht in der jüngsten Rechtsprechung | 81 | ||
aa) Vertragsketten, die zum Eigentumserwerb führen | 81 | ||
bb) Vertragsketten ohne Eigentumserwerb | 84 | ||
V. Inhalt der action directe in einzelnen Vertragsarten | 85 | ||
1. Kaufrecht | 85 | ||
2. Werkvertragsrecht | 87 | ||
VI. Praktische Umsetzuung der action directe | 88 | ||
1. Entbehrlichkeit eines Vorgehens gegen den Zwischenschuldner | 88 | ||
2. Zuständigkeit des angerufenen Gerichts | 89 | ||
a) Örtliche Zuständigkeit | 89 | ||
b) Übertragung von Zuständigkeitsvereinbarungen auf den Endabnehmer | 90 | ||
3. Rechtsfolgen der action directe | 92 | ||
a) Umfang der Haftung | 92 | ||
b) Übertragung von Haftungsbeschränkungen auf den Endabnehmer | 93 | ||
c) Anrechnung des Mitverschuldens eines Zwischenglieds | 95 | ||
C. Deliktische Ansprüche | 96 | ||
I. Deliktische Haftung von Herstellern und Verkäufern | 96 | ||
1. Verschuldenshaftung nach Art. 1382, 1383 Cc | 96 | ||
a) Ableitung des deliktischen Verschuldens aus der Figur der opposabilité | 97 | ||
aa) Auffassung der Rechtsprechung | 97 | ||
bb) Auffassungen der Literatur | 98 | ||
b) Verschulden bei Fabrikations- und Konstruktionsfehlern | 99 | ||
c) Verschulden bei der Verletzung von Nebenpflichten | 99 | ||
d) Verzicht auf das Verschuldenserfordernis bei Verletzung der deliktischen obligation de sécurité | 100 | ||
2. Sachhalterhaftung nach Art. 1384 Abs. 1 Cc | 102 | ||
a) Begründung einer Gefährdungshaftung für Sachen | 102 | ||
b) Begriff der garde de la chose | 103 | ||
3. Haftungsumfang | 104 | ||
a) Allgemeines | 104 | ||
b) Anrechnung von Mitverschulden | 104 | ||
II. Deliktische Haftung von Werkunternehmern | 105 | ||
1. Haftung von Bauunternehmern gegenüber Dritten | 105 | ||
2. Haftung in Subunternehmerverträgen | 105 | ||
D. Anspüche nach dem Produkthaftungsgesetz | 106 | ||
I. Umsetzung der EWG-Richtlinie Nr. 85 / 374 vom 25. Juli 1985 | 106 | ||
II. Voraussetzungen der Produkthaftung | 109 | ||
1. Schädigung durch ein Produkt | 110 | ||
2. Sicherheitsmangel des Produkts | 112 | ||
3. Inverkehrbringen | 113 | ||
4. Kausalität | 114 | ||
5. Adressaten der Haftung | 115 | ||
a) Hersteller | 115 | ||
b) Lieferanten | 116 | ||
c) Gesamtschuldnerische Haftung mehrerer | 117 | ||
III. Entlastungsmöglichkeiten des Herstellers | 119 | ||
1. Fehlendes Inverkehrbringen | 119 | ||
2. Später entstandener Mangel | 119 | ||
3. Fehlende kommerzielle Ausrichtung | 120 | ||
4. Einwand des Entwicklungsrisikos | 120 | ||
5. Übereinstimmung mit zwingenden Vorschriften | 122 | ||
6. Entlastung des Herstellers von Einbauteilen | 123 | ||
IV. Produktbeobachtungspflicht | 123 | ||
V. Haftungsumfang | 125 | ||
1. Ersatzfähiger Schaden | 125 | ||
a) Personenschäden | 125 | ||
b) Sachschäden | 125 | ||
c) Keine Selbstbeteiligung | 126 | ||
d) Keine Haftungshöchstgrenze | 126 | ||
2. Haftungsminderung infolge Mitverursachung durch den Geschädigten und Dritte | 127 | ||
VI. Haftungsbeschränkungen | 128 | ||
VII. Verjährung und Erlöschen | 128 | ||
1. Verjährung | 128 | ||
2. Erlöschen | 129 | ||
VIII. Verhältnis der Produkthaftung zu anderen Anspruchsgrundlagen | 129 | ||
Zweiter Teil: Internationale Zuständigkeit | 131 | ||
A. Räumlicher Anwendungsbereich des EuGVÜ | 131 | ||
B. Überblick über einzelne besondere Zuständigkeiten | 132 | ||
I. Gerichtsstandsvereinbarungen | 132 | ||
II. Gerichtsstand des Erfüllungsorts | 133 | ||
III. Gerichtsstand des Tatorts | 135 | ||
IV. Gerichtsstand der Streitgenossenschaft | 136 | ||
V. Gerichtsstand der Gewährleistungs- und Interventionsklage | 137 | ||
VI. Verbrauchersachen | 139 | ||
C. Qualifikation vertraglicher Direktansprüche | 139 | ||
I. Gegensatzpaar Vertrag und Delikt | 140 | ||
1. Grundsatz der autonomen Auslegung | 140 | ||
2. Anspruchskonkurrenz | 141 | ||
II. Abgrenzung von Vertrag und Delikt | 141 | ||
1. Entscheidung in Sachen Handte/TMCS | 141 | ||
2. Urteilsbegründung und deren Kritik | 142 | ||
3. Deliktische Qualifikation der action directe | 145 | ||
III. Folgerungen für zusammenhängende Fragen | 147 | ||
D. Wirkung von Gerichtsstandsvereinbarungen gegenüber einem nicht am Abschluß beteiligten Endabnehmer | 148 | ||
I. Erfordernis einer Vereinbarung zwischen den Parteien | 148 | ||
II. Erstreckung von Gerichtsstandsvereinbarungen auf Dritte | 148 | ||
III. Erstreckung einer Gerichtsstandsvereinbarung auf den Endabnehmer als Rechtsnachfolger? | 150 | ||
Dritter Teil: Anwendbares Recht | 152 | ||
A. Überblick über deutsches internationales Privatrecht | 152 | ||
I. Qualifikationsfragen | 152 | ||
II. Behandlung des non-cumul | 155 | ||
B. Französisches internationales Privatrecht | 155 | ||
I. Qualifikation von vertraglichen Direktansprüchen | 155 | ||
1. Einfluß des non-cumul | 157 | ||
2. Vorherrschaft der Qualifikation lege fori in der Rechtsprechung | 158 | ||
3. Probleme infolge Qualifikationsdifferenzen | 158 | ||
a) Keine Anwendung fremden Deliktsrechts im Wege der qualification en sous-ordre | 159 | ||
b) Ausschluß des Renvoi infolge abweichender Qualifikation | 160 | ||
c) Kein Eingreifen der action directe als Bestandteil der lois de police | 160 | ||
4. Abweichende Lösung der Qualifikationsfrage in der Literatur | 161 | ||
a) Autonome Qualifikation der Auslegung des EuGVÜ folgend | 161 | ||
b) Kumulative Anwendung der an einer Vertragskette beteiligten Rechte | 162 | ||
c) Qualifikation nach der lex causae des ersten Vertrages | 163 | ||
5. Zusammmenfassung | 163 | ||
II. Anknüpfung der action directe anhand der Kollisionsregeln des internationalen Vertragsrechts | 164 | ||
III. Anknüpfung von Ansprüchen anhand der Kollisionsregeln der Produkthaftungskonvention | 166 | ||
Vierter Teil: Zusammenfassung der Ergebnisse | 167 | ||
Anhang I | 171 | ||
Anhang II | 172 | ||
Anhang III | 179 | ||
Literaturverzeichnis | 182 | ||
Sachwortverzeichnis | 195 |