Zur analogen Anwendung der §§ 79 Abs. 2 S. 3 BVerfGG, 767 ZPO bei verfassungswidrig ausgelegten Normen, insbesondere bei Bürgschaften vermögensloser Familienangehöriger
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Zur analogen Anwendung der §§ 79 Abs. 2 S. 3 BVerfGG, 767 ZPO bei verfassungswidrig ausgelegten Normen, insbesondere bei Bürgschaften vermögensloser Familienangehöriger
Schriften zum Prozessrecht, Vol. 151
(1999)
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Abstract
Das BVerfG hat in BVerfGE 89, 214 u. a. entschieden, daß Zivilgerichte Angehörigenbürgschaften bei der Auslegung des § 138 BGB anders als bisher zu behandeln haben. Damit war den Bürgen in den dort entschiedenen Fällen geholfen. Fraglich blieb, was mit früher verurteilten Bürgen geschehen sollte, die keine Verfassungsbeschwerde erhoben hatten, ob sie also aufgrund der o. g. Entscheidung des BVerfG z. B. die Vollstreckung gegen sich verhindern könnten.Lösungsansätze finden sich u. a. in einer direkten oder analogen Anwendung der Vorschriften über die Restitutionsklage gem. § 580 Nr. 6 und 7 lit. a ZPO oder die Vollstreckungsgegenklage aus § 767 ZPO in Verbindung mit § 853 BGB. Diese Wege scheitern aber sämtlich wegen fehlender Tatbestands- bzw. Analogievoraussetzungen. Möglich bleibt eine Anwendung der §§ 79 Abs. 2 S. 3 BVerfGG, 767 ZPO. Diese Normen gewähren einen Vollstreckungsschutz vor zivilrechtlichen Urteilen, allerdings nur, wenn eine Vorschrift, auf der ein Urteil beruht, für nichtig erklärt wurde.Die Untersuchung geht dahin, ob auch in dem Fall, in dem nur die Auslegung einer Norm für verfassungswidrig erklärt wurde, betroffenen Personen, sofern nicht durch eine erweiterte Auslegung möglich, durch eine analoge Anwendung der §§ 79 Abs. 2 S. 3 BVerfGG, 767 ZPO geholfen werden kann.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
A. Einleitung | 11 | ||
I. Ausgangsfall | 11 | ||
II. Problemstellung | 11 | ||
III. Bisherige Stellungnahmen | 13 | ||
IV. Rangfolge von Lösungsmöglichkeiten | 14 | ||
V. Zielsetzung | 15 | ||
B. Restitutionsklage | 16 | ||
I. § 580 Nr. 6 ZPO | 16 | ||
II. § 580 Nr. 6 ZPO analog | 17 | ||
1. Analogiefähigkeit von Sondervorschriften | 17 | ||
2. Regelungslücke bei § 580 Nr. 6 ZPO | 19 | ||
3. Fiktive Regelungslücke – Überschreitung des Regelungsprinzips | 19 | ||
4. Verhältnis zu § 79 Abs. 2 S. 3 BVerfGG | 20 | ||
III. § 580 Nr. 7 lit. a ZPO | 20 | ||
C. Klage aus § 826 BGB | 22 | ||
I. Anwendung durch das Reichsgericht | 24 | ||
II. Anwendung durch den BGH | 25 | ||
1. Titelerschleichung – Voraussetzungen | 26 | ||
2. Konsequenzen | 26 | ||
a) Klage vor dem Beschluß des BVerfG gegen vor dem Beschluß erwirkte Titel | 27 | ||
b) Klage nach dem Beschluß des BVerfG | 27 | ||
(1) Klage nach dem Beschluß des BVerfG gegen vor dem Beschluß erwirkte Titel | 28 | ||
(2) Klage nach dem Beschluß des BVerfG gegen nach dem Beschluß erwirkte Titel – Tatbestandsirrtum | 28 | ||
(3) Klage nach dem Beschluß des BVerfG gegen nach dem Beschluß erwirkte Titel – Übrige Fälle | 31 | ||
c) Zwischenergebnis | 31 | ||
3. Titelausnutzung – Voraussetzungen | 31 | ||
4. Konsequenzen | 32 | ||
a) Klage vor dem Beschluß des BVerfG gegen vor dem Beschluß erwirkte Titel | 32 | ||
b) Klage nach dem Beschluß des BVerfG gegen vor dem Beschluß erwirkte Titel | 32 | ||
c) Klage nach dem Beschluß des BVerfG gegen nach dem Beschluß erwirkte Titel | 33 | ||
d) Zwischenergebnis | 33 | ||
III. Die Ansicht der Literatur zur Klage aus § 826 BGB | 34 | ||
D. Vollstreckungsgegenklage aus § 767 ZPO | 37 | ||
I. Konflikt Rechtssicherheit – Einzelfallgerechtigkeit | 37 | ||
II. Einzelfallgerechtigkeit | 38 | ||
III. Regelfall der Vollstreckungsgegenklage | 38 | ||
IV. Einwendungen gegen den materiellen Anspruch | 39 | ||
1. § 767 ZPO bei sittenwidrig erschlichenem Titel | 40 | ||
2. § 767 ZPO bei sittenwidrig ausgenutztem Titel | 40 | ||
3. Entstehungszeitpunkt der Einrede | 41 | ||
V. Kritik | 41 | ||
E. Vorschriften des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes | 44 | ||
I. Rechtsfolgen für den Beschwerdeführer | 44 | ||
1. Rechtsfolgen bzgl. des angegriffenen Urteils | 45 | ||
2. Rechtsfolgen bzgl. der Entscheidung zugrunde liegender Normen | 46 | ||
II. Rechtsfolgen für in gleicher Weise betroffene Personen | 47 | ||
1. Verweis in das abstrakte Normenkontrollverfahren | 47 | ||
2. Die Begriffe “Norm” und “beruhen” im Sinne von § 79 BVerfGG | 47 | ||
a) Ausschluß formellrechtlicher Normen wegen Rechtsgrundverweisung? | 49 | ||
b) Ausschluß formellrechtlicher Normen durch Auslegung? | 50 | ||
3. “Entsprechende” Anwendung des § 767 ZPO | 54 | ||
a) § 767 Abs. 2 ZPO | 55 | ||
b) Mehrfach begründeter Anspruch | 55 | ||
(1) § 767 ZPO bei mehrfach begründetem Anspruch | 55 | ||
(2) §§ 79 Abs. 2 S. 3 BVerfGG, 767 ZPO bei mehrfach begründetem Anspruch | 56 | ||
c) §§ 79 Abs. 2 S. 3 BVerfGG, 767 ZPO bei nichtiger formellrechtlicher Norm | 58 | ||
d) Sachliche Zuständigkeit | 58 | ||
4. Rechtskraftdurchbrechung bei § 79 Abs. 2 S. 3 BVerfGG | 59 | ||
5. Anwendbarkeit des § 79 BVerfGG im Verfassungsbeschwerdeverfahren | 61 | ||
6. Subsidiarität des § 79 Abs. 2 BVerfGG | 63 | ||
a) Eigene Verfassungsbeschwerde | 63 | ||
b) Eigene, offensichtlich begründete Verfassungsbeschwerde | 63 | ||
c) Wiedereinsetzung in den vorigen Stand bei Verfassungsbeschwerden | 64 | ||
III. Anwendung des § 79 Abs. 2 S. 3 BVerfGG durch Auslegung | 65 | ||
1. Wortlautauslegung | 65 | ||
2. Systematische Auslegung | 66 | ||
3. Historische Auslegung | 68 | ||
4. Teleologische Auslegung | 69 | ||
a) Eingrenzung der Folgen einer Nichtigerklärung | 69 | ||
(1) Ipso-Iure-Nichtigkeit | 69 | ||
(2) Gegenansicht | 71 | ||
(3) Vermittelnde Ansicht und Erstfassung des § 79 BVerfGG | 72 | ||
b) Ausgleich zwischen Rechtssicherheit und Einzelfallgerechtigkeit | 73 | ||
c) Erweiterte teleologische Auslegung? | 75 | ||
(1) Rechtsfolgen des § 79 Abs. 2 S. 3 BVerfGG | 76 | ||
(2) Erweiterung des Tatbestandes? | 76 | ||
(3) Erweiterung des Tatbestandes durch das BVerfG? | 77 | ||
IV. Analoge Anwendung des § 79 Abs. 2 S. 3 BVerfGG | 78 | ||
1. Allgemeine Gegenargumente | 78 | ||
2. Regelungslücke | 80 | ||
3. Planwidrigkeit der Regelungslücke | 81 | ||
4. Vergleichbarkeit der Interessenlagen | 83 | ||
a) Wertungen der gesetzlichen Regelung | 83 | ||
b) Gleiche Wertung der Sachverhalte | 84 | ||
(1) Fehlende Rechtsgrundlage | 84 | ||
(2) Keine Fristgebundenheit des Antrags | 85 | ||
(3) Grundsätze des § 79 Abs. 1 BVerfGG | 86 | ||
(4) Belastung des Betroffenen | 86 | ||
(5) Gesetzeskraft der Entscheidung des BVerfG – Tenorierung | 87 | ||
(6) Vergleich § 826 BGB – §§ 79 Abs. 2 S. 3 BVerfGG, 767 ZPO analog | 91 | ||
5. Ergebnis – Überlegung de lege ferenda | 92 | ||
V. Folgeprobleme | 93 | ||
1. Auswirkungen auf das bürgerliche Recht | 93 | ||
2. Verfahren bei abgewiesenem Antrag gem. § 79 Abs. 2 S. 3 BVerfGG | 95 | ||
a) Offensichtlich begründete Verfassungsbeschwerde | 96 | ||
b) Annahmeverweigerung | 96 | ||
c) Annahme durch den Senat | 96 | ||
F. Zusammenfassung | 98 | ||
Literaturverzeichnis | 100 | ||
Sachverzeichnis | 106 |