Verfassungsprobleme der Versorgungsüberleitung
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Verfassungsprobleme der Versorgungsüberleitung
Zur Erstreckung westdeutschen Rentenversicherungsrechts auf die neuen Länder
Beiträge zum Beamtenrecht, Vol. 3
(1994)
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Vorwort zur 2. AuflageDie Rentenüberleitung, insbesondere die Überführung der Versorgungssysteme, hat sich als eines der schwierigsten Kapitel der Wiedervereinigung erwiesen. Viele rigide Regelungen sind politisch und verfassungsrechtlich nach wie vor umstritten, zumal Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts noch ausstehen und der nachbessernde Gesetzgeber der Rechtsprechung des Bundessozialgerichts nur auf halbem Wege gefolgt ist. So wundert es nicht, daß die vorliegende Untersuchung wenige Wochen nach ihrem Erscheinen vergriffen war. Die Neuauflage berücksichtigt im Rahmen des Möglichen die Entwicklung in Rechtsprechung und Schrifttum.Vorwort zur 1. AuflageDie Vergangenheit der zweiten deutschen Diktatur, die im Unterschied zur ersten keine Rassen-, sondern Klassenvorherrschaft erstrebte, darf nur in den Grenzen und mit den Mitteln des freiheitlichen Rechtsstaats bewältigt werden. Verbieten sich deshalb »kurze Prozesse« und Kollektivstrafen, so ist doch Sühne für kriminelles Unrecht nicht ausgeschlossen, wenn und soweit man Verfassungsfehltritte vermeidet.Falls jedoch die Strafverfolgung aus wohlerwogenen rechtsstaatlichen Gründen innehalten muß, kann das Sozialversicherungsrecht nicht an seine Stelle treten. Wegen seiner Wertneutralität und moralischen Indifferenz ist es von vornherein als pönales Ersatzinstrument untauglich und als solches auch nur in dunklen Stunden deutscher Geschichte benutzt worden. Bei der Überleitung von Versorgungsansprüchen und -anwartschaften hat sich der Gesetzgeber allerdings von Kollektivsanktionen nicht freigehalten. Obwohl dem Rentenüberleitungsgesetz auf Grund der Anhörung von Sachverständigen die schlimmsten Drachenzähne gezogen werden konnten, kann es trotz zweimaliger Novellierung verfassungsrechtlich noch nicht als unbelastet eingestuft werden. Pauschale Diskriminierungen und ungerechtfertigte Prangerwirkungen aufzudecken, ist das Anliegen der vorliegenden Untersuchung, die aus einem Gutachten hervorgegang
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort zur 2. Auflage | 1 | ||
Vorwort zur 1. Auflage | 1 | ||
Inhaltsverzeichnis | 3 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 8 | ||
Erster Teil: Die Überleitung westdeutschen Rentenversicherungsrechts auf die neuen Bundesländer | 11 | ||
A. Ziel des Gesetzes | 11 | ||
B. Die Altersversorgung in der ehemaligen DDR | 12 | ||
I. Pflicht- und Zusatzversicherung | 12 | ||
1. Sozialpflichtversicherung | 12 | ||
2. Freiwillige Zusatzrentenversicherung | 13 | ||
II. Zusatz- und Sonderversorgung | 13 | ||
1. Zusatzversorgungssysteme | 13 | ||
2. Sonderversorgungssysteme | 14 | ||
C. Das Anspruchs- und Anwartschaftsüberführungsgesetz (AAÜG) | 15 | ||
I. Allgemeine Grundsätze | 15 | ||
1. Überführung der Versorgungssysteme in die Rentenversicherung | 15 | ||
2. Die Bedeutung des Arbeitsentgelts oder Arbeitseinkommens | 16 | ||
II. Bereichs- und/oder funktionsspezifische Ausnahmen | 17 | ||
1. „Staatsnahe“ Versorgungssysteme | 17 | ||
2. „Staatsnahe“ Tätigkeiten | 20 | ||
3. Ausnahme-Exemtionen | 21 | ||
4. Versorgungssystem des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit/Amtes für Nationale Sicherheit | 21 | ||
III. Begrenzung der Rentenzahlbeträge | 22 | ||
D. Das Versorgungsruhensgesetz | 23 | ||
Zweiter Teil: Der Rentenzugriff als strafähnliche Sanktion | 25 | ||
A. Das Rechtsstaatsprinzip | 25 | ||
I. Der Grundsatz „nulla poena sine culpa“ | 25 | ||
1. Zum Rechtsstaatsprinzip | 25 | ||
2. Der Menschenwürde-Satz | 27 | ||
II. Seine Geltung für Strafen und strafähnliche Sanktionen | 29 | ||
1. Zur Abgrenzung | 29 | ||
2. Beamtenrechtliche Disziplinarmaßnahmen | 30 | ||
3. Verwirkung von Grundrechten | 31 | ||
4. Zugriff auf Renten als strafähnliche Sanktion | 33 | ||
a) Strafähnliche Sanktionen im Rechtsstaat | 33 | ||
b) Die strafähnliche Zielsetzung des Anspruchs- und Anwartschaftsüberführungsgesetzes | 35 | ||
aa) Entstehungsgeschichte | 35 | ||
aaa) Renten-Überleitungsgesetz | 35 | ||
bbb) Rentenüberleitungs-Ergänzungsgesetz | 36 | ||
bb) Gesetzeswortlaut und -systematik | 38 | ||
5. Rentenkürzungen infolge Renten„verwirkung“? | 39 | ||
a) Die Verwirkung im allgemeinen | 39 | ||
b) Verwirkung von Ansprüchen durch treuwidriges Verhalten | 39 | ||
aa) Sonderregelungen im Hinblick auf Beweisschwierigkeiten | 39 | ||
bb) Zur Übertragbarkeit auf die Rentenüberleitung | 40 | ||
6. Zur Verfassungswidrigkeit einer Renten„konfiskation“ | 41 | ||
a) Enteignung und Konfiskation | 42 | ||
b) Die Problematik einer „Vermögensstrafe“ | 45 | ||
aa) Der Schutzbereich des Art. 14 Abs. 1 GG | 45 | ||
bb) Öffentlich-rechtliche Geldleistungspflichten als Grundrechtsbehinderung | 46 | ||
c) Zur Divergenz zwischen Vermögensstrafe und Rentenkonfiskation | 48 | ||
B. Die Systemwidrigkeit quasi-pönaler pauschaler Sanktionen im Rentenversicherungs- und Beamtenrecht | 48 | ||
I. Die Bedeutung einer Systemwidrigkeit | 49 | ||
II. Die Wertneutralität des Sozialversicherungsrechts | 49 | ||
1. Der Schutzzweck | 49 | ||
2. Leistungsversagung bei Rechtsmißbrauch | 51 | ||
3. Ruhen der Rente bei „staatsfeindlicher“ Betätigung | 53 | ||
4. Der Entwurf einer „lex Tiedge“ | 54 | ||
5. Nachversicherung nach Ende des Zweiten Weltkriegs | 55 | ||
6. Keine Wiedergutmachungsfunktion des Sozialversicherungsrechts | 56 | ||
7. Zur Systemwidrigkeit des Anspruchs- und Anwartschaftsüberführungsgesetzes | 58 | ||
III. Beamtenrechtliche Prinzipien | 59 | ||
1. Einbußen in der Besoldung oder Versorgung | 59 | ||
2. Die Sondersituation nach dem Zusammenbruch | 60 | ||
a) Die Regelungen des Art. 131 GG und seiner Ausführungsgesetze | 60 | ||
b) Die Erlöschens-These des Bundesverfassungsgerichts | 62 | ||
c) Vergangenheitsbewältigung nach dem Ende des „Dritten Reichs“ und der DDR | 65 | ||
Dritter Teil: Grundrechtsschutz für erworbene Versorgungsansprüche und Versorgungsanwartschaften | 68 | ||
A. Die Versorgung als hergebrachter beamtenrechtlicher Grundsatz (Art. 33 Abs. 5 GG) | 68 | ||
B. Die Eigentumsgarantie des Art. 14 GG | 70 | ||
I. Der Schutz sozialversicherungsrechtlicher Positionen | 70 | ||
II. Überpositive Garantie von Rentenansprüchen? | 70 | ||
III. Territoriale und personale Geltung der Grundrechte | 71 | ||
1. Territoriale Geltung der Grundrechte | 72 | ||
2. Personale Geltung der Grundrechte | 72 | ||
a) Die Grundrechtsträgerschaft | 72 | ||
b) Die staatliche Schutzpflicht | 74 | ||
IV. Grundrechtsbindung bei der Bewältigung außerordentlicher Vergangenheitssituationen | 77 | ||
V. Die Bedeutung des Art. 20 des Staatsvertrages | 78 | ||
1. Unbeachtlichkeit wegen Untergangs der DDR? | 78 | ||
2. Rechte der Bürger auf Grund des Staatsvertrages | 79 | ||
3. Art. 20 des Staatsvertrages als Bestandsgarantie | 79 | ||
4. Die Doppelgarantie des Einigungsvertrags | 80 | ||
a) Die Bekräftigung der Bestandsgarantie des Staatsvertrags | 80 | ||
aa) Die Bestandsgarantie als Erwerbsschutz | 81 | ||
bb) Die Bestandsgarantie als „Ergebnisschutz“ | 82 | ||
b) Die „Zahlbetragsgarantie“ | 84 | ||
5. Zahlbetragsgarantie als Realwertgarantie | 86 | ||
a) Zur Unterscheidung von Nominalwert und Tauschwert | 86 | ||
b) Die Anpassungsbedürftigkeit der Altersversorgung | 86 | ||
c) Folgen für die Zahlbetragsgarantie | 87 | ||
VI. Verfassungswidrigkeit des § 10 Abs. 1 AAÜG | 88 | ||
1. Formaler Verstoß gegen den Einigungsvertrag? | 88 | ||
a) Rechtssetzungsermächtigung als bloße Befugnis | 88 | ||
b) Zur Rangqualität des Einigungsvertrages | 89 | ||
c) Zur Abänderbarkeit des bundesrechtlich geltenden Einigungsvertrages | 90 | ||
aa) Der Doppelcharakter des Einigungsvertrages | 90 | ||
bb) Die Derogationsbefugnis des Gesetzgebers | 91 | ||
d) Formelle und materielle Abänderbarkeit von Gesetzen | 93 | ||
2. Unvereinbarkeit des § 10 Abs. 1 AAÜG mit Art. 14 GG | 94 | ||
a) Die Modifizierung der Zahlbetragsgarantie durch eine Zahlbetragsbegrenzung | 94 | ||
b) Zulässigkeit der Höchstbetragsregelung infolge Kürzungsvorbehalts? | 95 | ||
c) Beschränkungsmöglichkeiten nach Art. 14 GG | 97 | ||
aa) Kürzungen zum „Zweck des Gemeinwohls“? | 97 | ||
bb) Die Schrankenschranke der Verhältnismäßigkeit | 99 | ||
aaa) Das Erforderlichkeitsprinzip | 100 | ||
bbb) Proportionalität und Zumutbarkeit | 100 | ||
cc) Unvereinbarkeit mit der Eigentumsgarantie | 101 | ||
d) Abweichung von Grundrechten nach Art. 143 Abs. 1 GG n. F. | 102 | ||
VII. Verfassungswidrigkeit des § 10 Abs. 2 AAÜG | 102 | ||
VIII. Verfassungswidrigkeit des § 6 Abs. 1 i. V. m. Anl. 3 AAÜG | 105 | ||
1. Zweck der Beitragsbemessungsgrenze | 105 | ||
2. Regelungen im Staatsvertrag und Einigungsvertrag | 106 | ||
a) Die „Überführung“ von Ansprüchen und Anwartschaften | 107 | ||
aa) Der Begriff in der Gesetzessprache | 107 | ||
bb) Die Versorgungs„überführung“ | 108 | ||
b) Spezielle Beschränkungsermächtigungen | 111 | ||
aa) Zur Abschaffung „ungerechtfertigter“ Leistungen | 111 | ||
bb) Abbau „überhöhter“ Leistungen | 111 | ||
cc) Die Nivellierung des § 6 Abs. 1 AAÜG | 112 | ||
c) Der Schutz des Art. 14 Abs. 1 GG | 113 | ||
IX. Verfassungswidrigkeit der §§ 6 Abs. 2 und 3, 7 i. V. m. Anl. 4 bis 6 AAÜG | 114 | ||
1. Die Regelung des § 7 AAÜG | 114 | ||
2. Die Regelungen in § 6 Abs. 2 und 3 AAÜG | 116 | ||
Vierter Teil: Nivellierungen und Differenzierungen bei der Versorgungsüberleitung | 118 | ||
A. Der Gleichheitssatz des Art. 3 Abs. 1 GG | 118 | ||
I. Willkürverbot und Sachlichkeitsgebot | 118 | ||
II. Das Postulat der Gruppengerechtigkeit | 119 | ||
B. §§ 6, 7 AAÜG auf dem Prüfstand des Gleichheitssatzes | 121 | ||
I. Unvereinbarkeit des § 6 Abs. 1 i. V. m. Anl. 3 AAÜG mit Art. 3 Abs. 1 GG | 121 | ||
1. Der Außenvergleich | 121 | ||
2. Der Binnenvergleich | 124 | ||
II. Unvereinbarkeit des § 6 Abs. 2 und 3 i. V. m. Anl. 4, 5 und 8 AAÜG mit Art. 3 Abs. 1 GG | 126 | ||
1. Der Degressionseffekt bei der Einkommensanrechnung | 126 | ||
2. Sachgerechte Differenzierungen bei einkommensadäquater Versorgungsüberleitung | 127 | ||
a) Abbau überhöhter Leistungen | 127 | ||
b) Berücksichtigung von Verstößen gegen die Grundsätze der Menschlichkeit oder Rechtsstaatlichkeit? | 129 | ||
aa) Zur Breite der Funktionen in „staatsnahen“ Versorgungssystemen | 130 | ||
bb) Die Problematik einer Unrechtsbegehungsgrenze | 132 | ||
cc) Zur Widerspruchsfreiheit einer Rechtsordnung | 133 | ||
III. Unvereinbarkeit des § 7 i. V. m. Anl. 6 AAÜG mit Art. 3 Abs. 1 GG | 135 | ||
C. § 10 AAÜG auf dem Prüfstand des Gleichheitssatzes | 139 | ||
I. Unvereinbarkeit des § 10 Abs. 1 AAÜG mit Art. 3 Abs. 1 GG | 139 | ||
1. § 10 Abs. 1 Satz 2 AAÜG | 139 | ||
2. § 10 Abs. 1 Satz 1 AAÜG | 141 | ||
II. Unvereinbarkeit des § 10 Abs. 2 AAÜG mit Art. 3 Abs. 1 GG | 142 | ||
Zusammenfassung | 143 | ||
Sachverzeichnis | 150 |