Gemeinschaft und Gesellschaft: Über die Schwierigkeiten einen Unterschied zu machen
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Gemeinschaft und Gesellschaft: Über die Schwierigkeiten einen Unterschied zu machen
Zur Rekonstruktion des primären Theorieentwurfs von Ferdinand Tönnies
Beiträge zur Sozialforschung, Vol. 10
(2005)
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Abstract
Als Klassiker der Soziologie bewahrt der kulturelle Diskurs die Werkspur von Ferdinand Tönnies. Nach der von Frank Osterkamp durchgeführten Interpretation ist der einzelwissenschaftliche Soziologe Tönnies jedoch erst das Ergebnis der einsichtsvollen Selbstverwandlung eines systematisch arbeitenden, wissenschaftstheoretisch, erkenntnisanthropologisch und evolutionstheoretisch argumentierenden Philosophen. Die Rekonstruktion zeichnet das bisher ungemalte Bild eines der kreativen Forschungsphilosophen der Epochenschwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert. Zug um Zug tritt das Spannungsgefüge einer Theorielandschaft hervor, die sich als Themenmatrix der Philosophie des 20. Jahrhunderts entpuppt. Ausgangspunkt ist eine problemorientierte Sichtung der Tönnies-Forschung. Im Zentrum der anschließenden Darlegungen stehen u. a. Tönnies' wissenschaftstheoretischer Konstruktivismus, das Prekärwerden der Stellung der Philosophie im Verhältnis zu den Wissenschaften, seine doppelparadigmatische "psychische Anthropologie", die Nachkonstruktion zweier Modellvarianten der Theorie von Gemeinschaft und Gesellschaft, eine bisher weitgehend außer acht gelassene Sprachtheorie und die weltbildgeschichtlich reinterpretierte Operationalisierung des Grundrisses zwischen einer atomar-nominalistischen und einer holistisch-prozessualen Erklärungsontologie moderner Wissenschaft.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Geleitwort | VII | ||
Vorwort | IX | ||
Inhaltsverzeichnis | XV | ||
Zitierweise und Abkfirzungsverzeichnis | XVIII | ||
Siglenverzeichnis | XX | ||
I. Einleitung | 1 | ||
1. Forschungslage | 5 | ||
a)Zwei monographische Gesamtdarstellungen - ein Problem: Begründungsstruktur, Theoriearchitektur und philosophische Standortbestimmung des Tönniesschen TheoriegefÜges | 26 | ||
aa) Cornelius Bickel | 26 | ||
bb) Peter-Ulrich Merz-Benz | 40 | ||
2. Gegenstandsausschnitt vorliegender Untersuchung: Werkrhythmen im Überblick und der philosophisch-wissenschaftstheoretische Tönnies zwischen Habilitationsschrift (GuGK) und erstem Hauptwerk (GuG1887) | 68 | ||
3. Tönnies als Pionier eines pragmatischen Konstruktivismus | 84 | ||
a) Ein 'einfacher Hauptgedanke | 85 | ||
b) Begriffskonstruktion mit wissenschaftstheoretischer Zielsetzung | 88 | ||
c) Eine 'seltsame Zweischichtigkeit | 91 | ||
d) Pragmatischer Konstruktivismus: Die wissenschaftstheoretische Argumentation der Vorrede zur ersten Auflage von GuGl 887 | 99 | ||
e) Zielsetzung vorliegender Untersuchung | 117 | ||
II. Erlösungshistorismus der Vergegenwärtigung des Individuell-Einmaligen oder konstruktive Theorie sozialer Struktur- und Beziehungstypen - Die Habilitationsschrift von 1881 als Ursprungsschrift der Tönniesschen Theoriebildung | 122 | ||
a) Ein Kontrastprogramm: Erlösung des Vergangenen durch Vergegenwärtigung seiner einmaligen Individualität | 129 | ||
b) Mehr als nur 'seltsame Zweischichtigkeit' - Die metatheoretisch einbettende, 'resonante Zweischaligkeit1 in Tönnies' frühem Theoriebildungsprozeß zwischen GuGK und GuGl 88 | 142 | ||
III. Wissenschaftstheoretischer Konstruktivismus zwischen pragmatisch-intuitionistischer Fundierung samt Kohärenz-Realismus des wissenschaftlichen Wissens und sich vollständig autarkisierendem, reinem Operationalismus (radikalem Konstruktivismus) | 156 | ||
1. Einleitung | 156 | ||
2. Die prekäre Zwischenstellung eines pragmatischen Konstruktivismus zwischen 'naiver', vorkritischer Weltvertrautheit und radikalem Konstruktivismus | 161 | ||
a) Exkurs: Kants Versuch der Begründung eines erkenntnistheoretisch reinen Operationalismus | 168 | ||
b) Tönnies' Begriffstheorie und Typuskonzeption in "Philosophische Terminologie" | 172 | ||
c) Wissenschaft als willkürliche Zerstörung der "natürliche[n] Denkungsart" (GuGK, 34) anhand von WuZdS | 176 | ||
3. Das zweite Merkmal von Tönnies' Wissenschaftskonzeption in der Habilitationsschrift (GuGK): Empirische Anwendung von eigens verfertigten begrifflichen Instrumenten | 182 | ||
4. Das dritte ontologisch feldbildende Kriterium der Wissenschaftskonzeption der Habilitationsschrift: Die unwillkürliche Selbstgegenwart des menschlichen Erlebnis- und Handlungssubjektes | 191 | ||
IV. "Psychische Anthropologie" (GuGK, 43) als Zugangstor und Basisreservoir der Kulturwissenschaften: Tönnies' doppelperspektivische Sprengungstheorie personaler Subjektivität | 197 | ||
V. Philosophie zwischen Wissenschaftstheorie, Ethik und Weltbildformung in der Habilitationsschrift | 217 | ||
a) Kulturwissenschaften und der Verfall der Wirksamkeit philosophischer Ethik | 235 | ||
b) "Für unser naives Bewußtsein ist das Seiende und eigentlich Wirkliche unauflöslich verknotet mit dem, was gilt" (DWdS, 488 | 240 | ||
c) Die Ausbalancierung von Werturteilsfreiheit und diagnostisch-therapeutischem Eingreifwissen in WuZdS | 241 | ||
d) Tönnies' frühe Theorie von der Wertentstehung im utilitarischen Urteilen | 247 | ||
e)Von den ethiktheoretischen Konsequenzen des herrschend werdenden Kürwillens-Instrumentalismus zurück zum wissenschaftstheoretischen Instrumentalismus der Begriffs- und Theoriebildung | 258 | ||
VI. Zweistufige Einführung von Gemeinschaft und Gesellschaft als Normaltypen in der Habilitationsschrift: Pragmatisch zuspitzende, logisch-ontologische Konstruktion mit typusspezifischer Ausgestaltung und die Verzwiefachung des typisierten Bezugssinnes von Gemeinschaft und Gesellschaft auf dem Weg zum Hauptwerk von 1887 | 261 | ||
1. Der erste symmetrisch kontradiktorische Modellsinn: Strikte Konstruktion mit pragmatischem Take-off und ein zweiter typusspezifischer Schritt der prägnanten 'Ausstaffierung | 261 | ||
a) Der dreistrahlige Gegenstandsaufriß des Phänomenfeldes der Sozialität in der Habilitationsschrift | 272 | ||
b)Die zweite Bedeutungsschicht im Theorem von GuG: Selbständige materiale Explikation jenseits der konstruktiven Basisfestsetzungen - 1. Theorie der Gemeinschaft | 275 | ||
c) 2. Theorie der Gesellschaft und die "Entzweiung des Menschen als Kürwillenssubjektes" (GuG1887,112) | 278 | ||
2. Exkurs: Tönnies' Bestimmung der Sozialität des sozialen Lebens als Gebundensein in gegenseitiger Bejahung | 284 | ||
3. Der zweite asymmetrisch-emergenzlogische Modellsinn von GuG | 301 | ||
a) Tönnies' Theorie von der doppelten souveränitätsrechtlichen Begründungsmöglichkeit des Staates im 'gesellschaftlichen' Rationalisierungsprozeß | 322 | ||
VII. Problemspur und Bewältigungsversuch der zwei konkurrierenden Modellsinne in Vorrede und Einleitungsparagraphen von GuG1887: Ein metatheoretischer Perspektivenswitch auf die eigene Theoriebildung und seine dialogische Prozessualisierung als Lösungsfigur | 326 | ||
a)Der zweite Modellsinn als theoremmodifizierendes Anwendungsergebnis: Die Interpretation Werner J. Cahnmans | 330 | ||
b)Eine idealisierte Skizze des metatheoretischen Perspektivenswitches | 333 | ||
c)Die weltbildgeschichtliche Einbettung der Wissenschaftstheorie der konstruktiv-empirischen Zweiphasigkeit und die typustheoretische Modifikation der konstruktiven Begriffsbildung | 339 | ||
d)Die integrative Prozessualisierung der beiden feindlichen philosophischen Gesamtstandpunkte im zweiten Einleitungsparagraphen von GuG1887 | 358 | ||
VIII. Die verwendete rekönstruktionsanalytische Terminologie und ein Schattenriß der werkgenetisch sich abzeichnenden Gesamtstruktur der frühen Tönniesschen Theoriebildung: Die 'konzentrisch rückkoppelnde Zweischaligkeit' zwischen philosophisch weltbildlichen, umgangskulturellen und wissenschaftstheoretischen Rahmungshorizonten und eingebetteter Theoriewelt mit wissenschaftlich spezialisiertem ErfahrungsprozeßVIII. Die verwendete rekönstruktionsanalytische Terminologie und ein Schattenriß der werkgenetisch sich abzeichnenden Gesamtstruktur der frühen Tönniesschen Theoriebildung: Die 'konzentrisch rückkoppelnde Zweischaligkeit' zwischen philosophisch weltbildlichen, umgangskulturellen und wissenschaftstheoretischen Rahmungshorizonten und eingebetteter Theoriewelt mit wissenschaftlich spezialisiertem Erfahrungsprozeß | 366 | ||
a) Um 1900: Ein zweiter Flaschenhals in der Werkentwicklung von Ferdinand Tönnies - Das Tor zur Soziologie | 377 | ||
IX. Tönnies' Grenzen im Umgang mit der eigenen Theoriebildung: Formale Rationalisierung und ästhetisch-ethische Intensivierung | 383 | ||
a) Ein kleiner Rückblick | 383 | ||
b)Höffdings kritische Anfrage | 385 | ||
c) Gesellschaftstheoretischer Ausblick | 401 | ||
d)Ein Kürzest-Blick auf Jürgen Habermas | 406 | ||
e) Tönnies' weitere Entwicklung: Verselbständigung der Sozialitätsbestimmung und Funktionenanalyse des sozialen Handelns | 410 | ||
X. Schluß: Antikritik der Tönnieskritik von René König | 416 | ||
Literaturverzeichnis | 435 | ||
I. Werke von Ferdinand Tönnies | 435 | ||
1. Briefausgaben | 435 | ||
2. Weitere verwendete Werke von Ferdinand Tönnies | 435 | ||
II. Weitere verwendete Literatur | 438 | ||
Personenverzeichnis | 454 |