Die Behandlung von Unvereinbarkeiten zwischen rechtskräftigen Zivilurteilen nach deutschem und europäischem Zivilprozeßrecht
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Die Behandlung von Unvereinbarkeiten zwischen rechtskräftigen Zivilurteilen nach deutschem und europäischem Zivilprozeßrecht
Schriften zum Prozessrecht, Vol. 130
(1997)
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Abstract
Der Verfasser behandelt in einem ersten Teil rechtskräftige deutsche Urteile, die sich widersprechen. Nach seiner Auffassung kommt einer zweiten Entscheidung im Fall sich widersprechender Entscheidungen über denselben Streitgegenstand keine materielle Rechtskraft zu, da die Rechtskraft ihren Zwecken zuwiderläuft. Das spätere Urteil hat aber alle sonstigen Urteilswirkungen. Wird in einem zweiten Verfahren eine präjudizielle frühere Entscheidung nicht beachtet, ist der Autor der Ansicht, daß die Rechtskraft des zweiten Urteils diesen Fehler heilt. Im letzten Kapitel des ersten Teils behandelt der Verfasser Fälle, bei denen ein späteres Urteil nachträglich den Geltungsanspruch eines früheren Urteils dadurch angreift, daß es über ein für das erste Urteil entscheidungserhebliches Rechtsverhältnis anders mit Rechtskraftwirkung entscheidet, als das erste Urteil dies in seinen Entscheidungsgründen getan hatte.Im zweiten Teil beschäftigt sich der Autor mit Unvereinbarkeiten im Rahmen des EuGVÜ und des LugÜbk sowie nach § 328 Abs. I Nr. 3 ZPO. Zu Art. 27 Nr. 3 und Nr. 5 EuGVÜ und LugÜbk vertritt er im Gegensatz zur h. L. und dem EuGH die Auffassung, daß unvereinbare Entscheidungen nach dieser Norm nur vorliegen, wenn sich ihre urteilswirkungen unmittelbar widersprechen. Außerhalb dieses Bereichs bestehende Widersprüche sind nach dem Recht des Anerkennungsstaates zu lösen. § 328 Abs. 1 Nr. 3 ZPO legt der Autor wie Art. 27 Nr. 3 EuGVÜ aus. Zwei Fälle sind nach Ansicht des Verfassers nicht im EuGVÜ geregelt und sind daher nach dem Recht des Anerkennungsstaates zu lösen. Zum einen der Fall der unvereinbaren Entscheidungen eines Vertragsstaates und eines Nichtvertragsstaates, wenn die Vertragsstaatenentscheidung zuerst ergeht, zum anderen der Fall der unvereinbaren Entscheidungen aus verschiedenen Vertragsstaaten, die in einem dritten Vertragsstaat anerkannt werden sollen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 13 | ||
Teil 1: Die Behandlung von Unvereinbarkeiten zwischen rechtskräftigen deutschen Zivilurteilen | 14 | ||
A. Umfang der Untersuchung | 14 | ||
I. Mißachtung der Urteilswirkungen einer früheren rechtskräftigen Entscheidung in einem späteren Verfahren | 14 | ||
II. Zweites den Geltungsanspruch eines früheren Urteils nachträglich in Frage stellendes Judikat | 16 | ||
B. Die rechtliche Behandlung der Urteilskollision | 18 | ||
I. Einführung in die Problemstellung | 18 | ||
II. Die Lösung des Problems der Urteilskollision nach dem Verständnis des CPO-Gesetzgebers | 20 | ||
1. Die verzichtbare Einrede der Rechtskraft | 21 | ||
2. Der Inhalt der Einrede der Rechtskraft | 22 | ||
3. § 580 Nr. 7a ZPO nach dem Verständnis des historischen Gesetzgebers | 27 | ||
4. Folge des gewandelten Rechtskraftverständnisses auf Auslegung und Geltung des § 580 Nr. 7a ZPO | 28 | ||
III. Vorrang des zweiten Urteils | 29 | ||
1. Die materiell-rechtliche Rechtskrafttheorie | 30 | ||
2. Verzicht auf die durch ein früheres Urteil erlangte Rechtsposition | 33 | ||
3. Umkehrschluß aus § 580 Nr. 7a ZPO | 35 | ||
4. Die lex-posterior-Regel | 36 | ||
5. Der neuste Erkenntnisstand als Maßstab | 40 | ||
6. Die Macht des Faktischen | 41 | ||
7. Kein öffentliches Interesse im Falle der Urteilskollision | 42 | ||
8. Übersehen des ersten Urteils als von der Rechtskraft des zweiten Urteils geheilter Fehler | 43 | ||
IV. Der Vorrang des ersten Urteils | 45 | ||
1. Die Unwirksamkeit des zweiten Urteils wegen eines besonders schweren Verfahrensmangels | 45 | ||
2. Berufung auf § 580 Nr. 7a ZPO | 47 | ||
3. Die Lösung Gauls | 48 | ||
4. Analogie zu § 328 Abs. 1 Nr. 3 Alt. 2 ZPO | 49 | ||
5. § 826 BGB | 51 | ||
V. Wegfall der die materielle Rechtskraft rechtfertigenden Gründe | 52 | ||
VI. Auffassungen, die weder den Vorrang des ersten noch des zweiten Urteils annehmen | 56 | ||
1. Fortbestehen des Geltungskonfliktes | 56 | ||
2. Ein drittes, die Urteilskollision aufhebendes Gestaltungsurteil | 56 | ||
VII. Eigene Lösung der Urteilskollision | 59 | ||
1. Fehlende materielle Rechtskraft des zweiten Urteils | 59 | ||
a) Rechtskraftzwecke und deren Verfehlung durch das zweite Urteil | 59 | ||
b) Die Zweckwidrigkeit als Unwirksamkeitsgrund | 61 | ||
c) Entkräftung möglicher Einwände | 63 | ||
2. Die übrigen Urteilswirkungen | 64 | ||
a) Formelle Rechtskraft und Kostenentscheidung | 64 | ||
b) Vollstreckbarkeit | 67 | ||
c) Kollidierende Gestaltungsurteile | 68 | ||
d) Tatbestandswirkung | 71 | ||
3. Prozessuale Geltendmachung der Urteilskollision | 71 | ||
VIII. Zweite gleichlautende Entscheidung | 79 | ||
C. Mißachtung einer präjudiziellen Urteilswirkung eines ersten Urteils in einem zweiten Verfahren | 84 | ||
I. Bisher vertretene Ansichten | 85 | ||
II. Eigene Lösung | 85 | ||
1. Keine Zweckverfehlung durch das zweite Urteil | 85 | ||
2. Die Mißachtung der materiellen Rechtskraft des ersten Urteils als von der materiellen Rechtskraft des zweiten Urteils geheilter Fehler | 86 | ||
3. Mißachtung anderer Urteilswirkungen in einem zweiten Verfahren | 87 | ||
4. Wiederaufnahme des zweiten Verfahrens nach § 580 Nr. 7a ZPO | 87 | ||
5. Mißachtung der Tatbestandswirkung in einem späteren Verfahren | 91 | ||
D. Zweites, den Geltungsanspruch eines früheren Urteils in Frage stellendes Urteil | 92 | ||
I. Früheres Leistungsurteil und ex tunc wirkendes Gestaltungsurteil | 92 | ||
1. Bisher vertretene Ansichten | 93 | ||
2. Ablehnung der Auffassung Leglers und eigene Ansicht | 96 | ||
II. Früheres Leistungsurteil und späteres Feststellungsurteil | 99 | ||
1. Urteil über eine Leistungsklage und Statusurteil mit Wirkung für und gegen jedermann | 100 | ||
2. Eigene Lösung: Fortbestehen des Konfliktes | 104 | ||
Teil 2: Die Behandlung von Unvereinbarkeiten zwischen rechtskräftigen Urteilen nach dem EuGVÜ, dem Luganer Anerkennungs- und Vollstreckungsubereinkommen und nach § 328 Abs. 1 Nr. 3 ZPO | 111 | ||
A. Einführung in die Problemstellung | 111 | ||
B. Die Behandlung von Unvereinbarkeiten nach dem EuGVÜ | 113 | ||
I. Art. 27 Nr. 3 EuGVÜ | 113 | ||
1. Der Begriff der Unvereinbarkeit | 114 | ||
a) Vertagsautonome Auslegung | 114 | ||
b) Die richtige Auslegungsart bei Art. 27 Nr. 3 EuGVÜ | 117 | ||
c) Die mit dem EuGVÜ verfolgten Ziele | 120 | ||
d) Der Zusammenhang zwischen den Artikeln 21, 22, 26 Abs. 1 und Art. 27 Nr. 3 EuGVÜ und seine Bedeutung für die Interpretation von Art. 27 Nr. 3 EuGVÜ | 122 | ||
e) Zur Auslegung des Begriffs der "Unvereinbarkeit" vertretene Auffassungen | 129 | ||
aa) EuGH | 129 | ||
(1) Kritik | 131 | ||
(2) Die Annahme eines autonomen europäischen Streitgegenstandsbegriffes als Grundlage der Auslegung des Begriffs der Unvereinbarkeit - Kritik an der Auffassung von Isenburg-Epple und der des EuGH | 136 | ||
bb) Wolf | 140 | ||
cc) Mauro | 143 | ||
dd) Koch | 146 | ||
f) Eigene Auffassung zur Auslegung des Begriffs der Unvereinbarkeit: Unvereinbarkeit als Widerspruch der Urteilswirkungen | 151 | ||
aa) Anerkennung im Sinne des EuGVÜ | 151 | ||
(1) Die anerkannte Entscheidung bleibt ausländischer Hoheitsakt | 153 | ||
(2) Umfang der Wirkungen des ausländischen Urteils im Anerkennungsstaat | 153 | ||
(3) Gleichbehandlung des anerkannten Urteils mit Urteilen des Anerkennungsstaates | 157 | ||
bb) Übereinstimmung der eigenen Auffassung mit den Zielen des EuGVÜ und dem Zweck des Art. 27 Nr. 3 EuGVÜ | 161 | ||
g) Die Lösung von Widersprüchen zwischen Entscheidungen der EuGVÜ-Staaten nach dem vorliegend entwickelten Konzept - dargestellt anhand von Fallbeispielen | 164 | ||
aa) Die objektiven Grenzen der Rechtskraft im französischen Recht | 164 | ||
bb) Die objektiven Grenzen der Rechtskraft im englischen Recht | 166 | ||
cc) Behandlung von Widersprüchen zwischen Urteilen nach Art. 27 Nr. 3 EuGVÜ | 168 | ||
2. "Entscheidung" i.S.v. Art. 27 Nr. 3 EuGVÜ | 171 | ||
3. "Dieselben Parteien" i.S.v. Art. 27 Nr. 3 EuGVÜ | 173 | ||
4. Probleme, die sich aus der unterschiedlichen Bestandskraft der unvereinbaren Entscheidungen ergeben - Auslegung des Begriffs "Ergangen" i.S.v. Art. 27 Nr. 3 EuGVÜ | 177 | ||
a) Bisherige Auffassungen | 177 | ||
b) Eigene Auffassung | 178 | ||
5. Rechtsfolgen der Unvereinbarkeit | 181 | ||
a) Gänzlich unvereinbare Entscheidungen | 181 | ||
b) Rechtsfolgen teilweiser Unvereinbarkeit | 183 | ||
6. Übereinstimmende Entscheidungen zum gleichen Streitgegenstand | 187 | ||
II. Unvereinbarkeit einer Entscheidung aus einem Nichtvertragsstaat mit Entscheidung aus einem Mitgliedsstaat des EuGVÜ, die in einem dritten Mitgliedsstaat anerkannt werden sollen | 190 | ||
1. Problemstellung | 190 | ||
2. Grundsätzliche Anerkennungsfähigkeit beider Entscheidungen | 191 | ||
3. Unvereinbarkeit im Sinne des Art. 27 Nr. 5 EuGVÜ | 191 | ||
4. Früher ergangene Entscheidung des Nichtvertragsstaates | 193 | ||
5. Rechtsfolgen der Unvereinbarkeit | 195 | ||
6. Zuerst ergangene Entscheidung des Vertragsstaates und später ergangene Entscheidung des Nichtvertragsstaates | 195 | ||
III. Unvereinbarkeiten zwischen zwei von verschiedenen EuGVÜ-Vertragsstaaten erlassenen Entscheidungen, die in einem dritten EuGVÜ-Vertragsstaat anerkannt werden sollen | 196 | ||
C. Die Behandlung von Unvereinbarkeiten nach dem Luganer Übereinkommen | 198 | ||
D. Die Behandlung von Unvereinbarkeiten nach § 328 Abs. 1 Nr. 3 ZPO und nach Art. 7 § 1 FamRÄndG | 199 | ||
I. Auslegungsmaßstab | 200 | ||
II. Das Anerkennungshindernis des § 328 Abs. 1 Nr. 3 Alt. 1 u. 2 ZPO | 201 | ||
1. Urteil eines ausländischen Gerichtes | 201 | ||
2. Anerkennung i.S.v. § 328 ZPO | 202 | ||
a) Gleichbehandlung des anerkannten Urteils mit deutschen Urteilen | 202 | ||
b) Umfang der Erstreckung der Wirkungen des ausländischen Urteils | 202 | ||
3. Unvereinbarkeit | 204 | ||
4. Dieselben Parteien | 206 | ||
5. "Erlassenes" deutsches und "anzuerkennendes früheres" ausländisches Urteil | 206 | ||
6. Rechtsfolgen der Unvereinbarkeit | 207 | ||
III. Art. 7 § 1 FamRÄndG | 209 | ||
Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse | 210 | ||
Literaturverzeichnis | 213 |