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Dörr, O. (1995). Die Inkorporation als Tatbestand der Staatensukzession. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-48552-9
Dörr, Oliver. Die Inkorporation als Tatbestand der Staatensukzession. Duncker & Humblot, 1995. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-48552-9
Dörr, O (1995): Die Inkorporation als Tatbestand der Staatensukzession, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-48552-9

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Die Inkorporation als Tatbestand der Staatensukzession

Dörr, Oliver

Schriften zum Völkerrecht, Vol. 120

(1995)

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Abstract

Die politischen Umwälzungen der Jahre 1989-1992 haben die praktische Bedeutung der völkerrechtlichen Staatensukzession vor Augen geführt und zugleich verdeutlicht, wie viele Fragen in diesem umstrittenen Bereich des Völkerrechts noch immer ungeklärt sind. Dies gilt nicht nur für die Frage nach den rechtlichen Konsequenzen territorialer Veränderungen; auch in Bezug auf Einordnung und Abgrenzung der Sukzessionstatbestände, also der historischen Sachverhalte, hat die Völkerrechtslehre bislang schlüssige Konzepte nicht hervorgebracht. Aber nur, wenn über die dogmatischen Trennlinien zwischen den relevanten Tatbeständen Klarheit besteht, kann die internationale Staatenpraxis sinnvoll im Hinblick auf die Rechtsfolgen der Staatensukzession untersucht werden. Die Arbeit zeigt Wege zur Abgrenzung der verschiedenen Konstellationen einer Vereinigung von Staaten auf, indem die in der deutschen Vereinigung 1990 praktisch gewordene Inkorporation von der Annexion sowie von der Fusion unterschieden wird. Während erstere Differenzierung vor allem durch die Entwicklung des völkerrechtlichen Gewaltverbots bestimmt wird, entwickelt die Untersuchung für die Abgrenzung von Inkorporation und Fusion das Merkmal der Staatsidentität als entscheidendes Kriterium. Die Ausführungen zur völkerrechtlichen Identität von Staaten beziehen insbesondere die Praxis des Zerfalls der Sowjetunion und Jugoslawiens mit ein, da sich auch die völkerrechtliche Einordnung dieser Vorgänge zwischen Dismembration und Abspaltung nach dem Identitätskriterium richtet. Der zweite Teil der Arbeit untersucht die Staatenpraxis der letzten dreihundert Jahre und zeigt, daß der Tatbestand der Inkorporation in dieser Zeitspanne sehr viel häufiger praktisch geworden ist, als dies seine weitgehende Vernachlässigung in der Völkerrechtslehre nahegelegt hätte.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
Abkürzungsverzeichnis 14
Einleitung 21
A. Problemstellung 21
B. Begriff der Staatensukzession 26
C. Gang der Untersuchung 30
Erster Teil: Der Tatbestand der Inkorporation 31
A. Die Grundkonstellation 31
I. Behandlung in Literatur und Staatenpraxis 31
1. Als Sukzessionstatbestand 31
2. Terminologie 36
II. Eigene Definition 39
1. Inkorporationsobjekt 40
2. Inkorporationssubjekt 40
3. Inkorporationshandlung 41
a) Erstreckung der territorialen Souveränität 41
b) Kontinuität des inkorporierenden Staates 43
c) Untergang des inkorporierten Staates als souveränes Völkerrechtssubjekt 44
III. Der Einfluß des völkerrechtlichen Effektivitätsprinzips 46
B. Freiwillige Aufnahme in den Staatsverband als Tatbestandsvoraussetzung – Die Abgrenzung von der Annexion 51
I. Begriff der Annexion 52
II. Historischer Beginn der Völkerrechtswidrigkeit der Annexion 54
1. Annexionsverbot als Konsequenz eines allgemeinen Gewaltverbots 55
a) Maßstäblichkeit des Gewaltverbots 55
b) Historische Entwicklung des völkerrrechtlichen Gewaltverbots 58
2. Annexionsverbot als Konsequenz des Interventionsverbots 67
3. Annexionsverbot als Konsequenz der sog. “Stimson-Doktrin” 69
a) Die “Stimson-Erklärung” 70
b) Die nachfolgende Staatenpraxis 72
4. Annexionsverbot als Konsequenz des Selbstbestimmungsrechts der Völker 78
5. Die Annexion als Gebietserwerbstitel bis 1945 81
a)“Conquest” als Tatbestand des Gebietserwerbs 82
b) Eroberungen des 2. Weltkriegs im Spiegel der Rechtsprechung 86
c) Deutschlands Rechtslage nach dem 8. Mai 1945 95
aa) Praxis der alliierten Siegermächte 96
bb) Deutsche Rechtsprechung der Nachkriegszeit 99
cc) Schrifttum 100
6. Ergebnis 102
III. Rechtsfolgen der völkerrechtswidrigen Annexion 106
1. Nachträgliche Legalisierung des Gebietserwerbs? 106
2. Nichtigkeit als allgemeine völkerrechtliche Deliktssanktion? 111
3. Staatenpraxis und opinio iuris 119
a) Keine Nichtigkeit als Folge einer Vertragsverletzung 119
b) Nichtigkeit wegen Verstoßes gegen das völkergewohnheitsrechtliche Gewaltverbot 121
4. Ergebnis 126
IV. Folgerungen für den Tatbestand der Inkorporation 127
C. Abgrenzung vom Tatbestand der Fusion 132
I. Das Kriterium der Staatsidentität 132
II. Die Ermittlung der Staatsidentität im Einzelfall 138
1. Objektive Anhaltspunkte 140
2. Der Wille der beteiligten Staaten 142
a) Ausdrückliche Erklärung 144
b) Implizite Betätigung 146
aa) Beispiel Deutschland 1990 148
bb) Beispiel Jemen 1990 151
cc) Beispiel Tansania 1964 152
c) Die Behandlung bestehender Verträge als Indikator 154
aa) Behauptung des Erlöschens 155
bb) Erklärung oder Annahme der Fortgeltung 157
(1) Grundsätzlich als Indiz für Identitätswillen unergiebig 157
(2) Ausnahmsweise Relevanz als Indiz möglich 161
3. Bewertung durch die Staatengemeinschaft 165
a) Ausdrücklich 167
b) Implizit 172
4. Fazit 176
D. Andere Differenzierungen 178
I. Abgrenzung von der Zession 178
II. Abgrenzung vom Eintritt in einen Bundesstaat? 180
III. Abgrenzung von der Zentralisierung eines Bundesstaates 183
IV. “Inkorporationsähnliche” Eingliederungen 183
1. Gebietsteile eines anderen Staates 185
2. Von anderen Staaten abhängige Gebiete 186
3. Eigene abhängige Gebiete 186
4. Andere nicht-souveräne Gebietseinheiten 189
E. Zusammenfassung 190
Zweiter Teil: Historische Beispiele 191
A. Eingrenzung der zu behandelnden Sachverhalte 191
B. Die Einzelfälle 195
1. Schottland 1707 195
2. Ostseeprovinzen 1721? 197
3. Krim 1783 197
4. Danzig 1793 199
5. Herzogtum Kurland 1795 202
6. Polen 1795 204
7. Die napoleonischen “réunions” 1791–1810 205
a) Fürstentum Monaco 1793 206
b) Basel 1793 209
c) Republik Venedig 1797 210
d) Herzogtum Modena 1797 211
e) Mülhausen 1798 212
f) Genf 1798 212
g) Malta 1798 213
h) Graubünden 1799 214
i) Genua 1805 215
j) Herzogtum Parma 1808 217
k) Großherzogtum Toskana 1808 218
l) Republik Ragusa 1808/09 220
m) Kirchenstaat 1809/10 221
n) Holland 1810 222
8. Irland 1801? 224
9. Georgien 1801 226
10. Herzogtum Holstein 1806 228
11. Großfurstentum Finnland 1808? 230
12. Der Wiener Kongreß 1814/15 231
a) Belgien? 232
b) Polen? 234
c) Danzig? 236
d) Basel? 237
e) Genua? 238
13. Algier 1830? 239
14. Texas 1845 243
15. Krakau 1846 246
16. Hohenzollern-Fürstentümer 1850 249
17. Die italienische Einigung 1860 251
18. Dominikanische Republik 1861 254
19. Ionische Inseln 1864 256
20. Die preußischen Annexionen 1866 259
a) Schleswig und Holstein? 259
b) Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt 261
21. Kirchenstaat 1870 264
22. Die Gründung des Deutschen Reiches 1870/71 265
23. Fidschi-Inseln 1874? 271
24. Herzogtum Lauenburg 1876? 272
25. Transvaal 1877 273
26. Gesellschaftsinseln 1880 275
27. Birma 1886 277
28. Madagaskar 1896 279
29. Hawaii 1898 281
30. Samoa 1899/1900? 284
31. Burenstaaten 1902 290
32. Kongo 1908 293
33. Korea 1910 299
34. Tripolitanien 1911? 302
35. Samos und Kreta 1913? 305
36. Montenegro 1918 309
37. Ausdehnung Sowjetrußlands 1922 316
a) Fernöstliche Republik 316
b) Georgien, Aserbaidschan und Armenien? 317
38. Fiume 1924 320
39. Äthiopien 1936 323
40. Österreich 1938 327
41. Tschechoslowakei 1939? 333
42. Albanien 1939? 336
43. Freie Stadt Danzig 1939 339
44. Polen 1939? 343
45. Die baltischen Staaten 1940 345
46. Die indischen Fürstenstaaten 1947/48? 355
47. Neufundland 1949 359
48. Tibet 1951 363
49. Eritrea 1952? 369
50. Freies Territorium von Triest 1954? 373
51. Saarland 1957 376
52. Singapur 1963? 382
53. Sikkim 1975 387
54. Vietnam 1976 390
55. Deutschland 1990 399
C. Fazit 405
Wesentliche Ergebnisse 408
Literaturverzeichnis 410
Register 431