Das Rechtsinstitut der materiellen Präklusion in den Zulassungsverfahren des Umwelt- und Baurechts
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Das Rechtsinstitut der materiellen Präklusion in den Zulassungsverfahren des Umwelt- und Baurechts
Unter besonderer Berücksichtigung des Europäischen Gemeinschaftsrechts und des Verfassungsrechts
Münsterische Beiträge zur Rechtswissenschaft, Vol. 139
(2001)
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Abstract
Der Autor greift mit dem Rechtsinstitut der materiellen Präklusion ein interessantes und praktisch bedeutsames Thema auf. Die sog. materielle Präklusion beeinflußt in erheblichem Ausmaße den gerichtlichen Rechtsschutz gegen komplexe Verwaltungsentscheidungen, weil sie die gerichtliche Durchsetzung von Rechtspositionen ausschließt, die nach Ablauf der verwaltungsverfahrensrechtlichen Einwendungsfrist geltend gemacht werden.Um schneller zu bestandskräftigen Verwaltungsentscheidungen zu kommen, hat der Gesetzgeber das ursprünglich auf das Recht der Genehmigung von Großanlagen konzentrierte Einsatzfeld der materiellen Präklusion schrittweise erweitert. So bestimmt § 73 Abs. 4 S. 3 VwVfG für das allgemeine Planungsrecht, daß mit Ablauf der Einwendungsfrist alle Einwendungen ausgeschlossen sind, die nicht auf besonderen privatrechtlichen Titeln beruhen. Selbst im Bauordnungsrecht sind materielle Präklusionsnormen installiert worden. Die Verfassungsmäßigkeit der materiellen Präklusion gilt seit Anfang der achtziger Jahre als ausgemacht. Aus jeweils einer Entscheidung des BVerfG und des BVerwG leitet man ihre Vereinbarkeit mit dem Verfassungsrecht ab. Indessen sind die verfassungsrechtlichen Fragestellungen nicht ausgelotet worden. Dies gilt insbesondere in bezug auf die neuen Einsatzfelder der Präklusion im Planungs- und Bauordnungsrecht. Vor allem aber stellt sich die Frage, ob das Europäische Gemeinschaftsrecht der Anordnung der materiellen Präklusion entgegensteht. Diesbezüglich ist die Rechtslage noch völlig unklar.Basierend auf einer soliden dogmatischen Einordnung der materiellen Präklusion verfolgt Anno Oexle das Ziel, alle Rechtsfragen dieses Instituts von Grund auf zu überdenken. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei der gemeinschaftsrechtlichen Problematik gewidmet.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 11 | ||
Zielsetzung und Gang der Untersuchung | 15 | ||
A. Wirkung und dogmatische Einordnung der materiellen Präklusion | 17 | ||
I. Wirkung im Verwaltungsverfahren | 17 | ||
II. Wirkung im Verwaltungsprozeß | 18 | ||
1. Ausgangslage | 19 | ||
2. Materielle Präklusion als Rechtsuntergang | 19 | ||
3. Materielle Präklusion als Anspruchslähmung | 22 | ||
4. Materielle Präklusion als Problem der Zulässigkeit oder Begründetheit einer Klage | 25 | ||
a) Einordnung in die Klagebefugnis | 25 | ||
b) Einordnung in das Rechtsschutzbedürfnis | 26 | ||
c) Materielle Präklusion als Prozeßhindernis | 29 | ||
d) Fazit | 29 | ||
B. Gemeinschaftsrechtliche Zulässigkeit der materiellen Präklusion | 32 | ||
I. Einleitung | 32 | ||
II. Der Sachverhalt | 33 | ||
III. Die Entscheidungsgründe | 33 | ||
IV. Analyse und Einordnung dieser Entscheidung | 36 | ||
1. Äquivalenz- und Effektivitätsgrundsatz | 36 | ||
2. Das Vorabentscheidungsverfahren | 37 | ||
a) Funktion | 37 | ||
b) Normbereich und Beeinträchtigung | 38 | ||
aa) Mögliche Konstellationen | 38 | ||
bb) Die Konzeption des EuGH | 39 | ||
c) Rechtfertigung | 42 | ||
d) Exkurs: Übertragbarkeit der Rechtfertigungsmöglichkeit | 47 | ||
V. Bewertung | 50 | ||
VI. Verallgemeinerungsfähigkeit dieser Entscheidung | 54 | ||
VII. Auswirkungen der Peterbroeck-Entscheidung auf das Rechtsinstitut der materiellen Präklusion | 55 | ||
1. Vereinbarkeit mit den Geboten der Äquivalenz und Effektivität | 55 | ||
a) Äquivalenzgrundsatz | 55 | ||
b) Effektivitätsgrundsatz | 56 | ||
aa) Fristlänge | 56 | ||
bb) Fristbeginn | 58 | ||
cc) Ergebnis | 59 | ||
2. Vereinbarkeit mit der Peterbroeck-Formel | 60 | ||
a) Beeinträchtigung des Normbereichs des Art. 234 EG | 60 | ||
b) Rechtfertigung dieser Beeinträchtigung | 60 | ||
aa) Erste Rechtfertigungsebene | 61 | ||
(1) Ordnungsgemäßer Ablauf des Verfahrens | 61 | ||
(2) Rechtssicherheit | 63 | ||
bb) Zweite Rechtfertigungsebene | 64 | ||
cc) Fazit | 66 | ||
VIII. Folgen der Unvereinbarkeit mit dem Gemeinschaftsrecht | 66 | ||
1. Folgen für das Verwaltungsverfahren | 68 | ||
2. Folgen für den Verwaltungsprozeß | 68 | ||
C. Verfassungsrechtliche Zulässigkeit der materiellen Präklusion | 70 | ||
I. Einleitung | 70 | ||
II. Prüfungsmaßstab | 71 | ||
1. Art. 19 Abs. 4 S. 1 GG | 71 | ||
2. Die materiellen Grundrechte | 73 | ||
3. Art. 103 Abs. 1 GG | 73 | ||
4. Konkurrenzen | 74 | ||
a) Verhältnis von Art. 19 Abs. 4 S. 1 GG zu den materiellen Grundrechten | 74 | ||
b) Verhältnis des Art. 19 Abs. 4 S. 1 GG zu Art. 103 Abs. 1 GG | 75 | ||
5. Ergebnis | 77 | ||
III. Verfassungsrechtliche Legitimation | 77 | ||
1. Ausgangslage | 77 | ||
2. Grundlinien verfassungsrechtlicher Legitimation | 78 | ||
a) Grundrechte des Projektträgers und staatliche Infrastrukturverantwortung | 78 | ||
b) Gewaltenteilung | 82 | ||
c) Effektivität, Beschleunigung und Konzentration | 84 | ||
3. Verfassungsrechtliche Legitimation im konkreten Verfahrenszusammenhang | 86 | ||
a) Reduzierte gerichtliche Kontrolldichte | 86 | ||
b) Vielzahl der Verfahrensbeteiligten | 90 | ||
c) Divergierende rechtliche Interessen | 92 | ||
d) Ergebnis | 95 | ||
4. Sonderfall: Der bergrechtliche Rahmenbetriebsplan | 95 | ||
a) Vielzahl der Verfahrensbeteiligten - Divergierende rechtliche Interessen | 95 | ||
b) Reduzierte gerichtliche Kontrolldichte | 96 | ||
c) Ergebnis | 98 | ||
5. Sonderfall: Die Baugenehmigung | 98 | ||
a) Materielle Präklusion in der Bauordnung Baden-Württemberg | 98 | ||
aa) Reduzierte gerichtliche Kontrolldichte | 99 | ||
bb) Vielzahl der Verfahrensbeteiligten | 100 | ||
cc) Divergierende rechtliche Interessen | 101 | ||
dd) Ergebnis | 102 | ||
b) Materielle Präklusion in der bayerischen Bauordnung | 103 | ||
aa) Unterscheide zwischen Art. 71 Abs. 4 S. 2 BayBO und § 55 Abs. 2 S. 2 LBOBW | 103 | ||
(1) Begriff des Vorhabens in Art. 71 Abs. 4 S. 1 BayBO | 104 | ||
(2) Umfang des präklusionsbedrohten Personenkreises | 104 | ||
bb) Ergebnis | 105 | ||
6. Annex: Die Vorhabengenehmigung nach dem UGB-KomE | 106 | ||
a) Vielzahl der Verfahrensbeteiligten - Divergierende rechtliche Interessen | 106 | ||
b) Reduzierte gerichtliche Kontrolldichte | 107 | ||
c) Fazit | 108 | ||
IV. Kompetenz der Länder zum Erlaß materieller Präklusionsnormen | 108 | ||
D. Voraussetzungen und Reichweite der Einwendungslast | 111 | ||
I. Kenntnis vom Verfahren: Die Anforderungen an die Bekanntgabe der Planauslegung | 111 | ||
II. Kenntnis vom Gegenstand des Verfahrens: Die Anforderungen an die auszulegenden Unterlagen | 118 | ||
III. Einwendungsinhalt und Einwendungsfrist | 119 | ||
1. Substantiierungsgrad | 119 | ||
a) Konzeption des Bundesverwaltungsgerichts | 124 | ||
b) Die in der Literatur vertretene Konzeption | 125 | ||
c) Fazit | 126 | ||
2. Einwendungsfrist | 126 | ||
IV. Zeitliche Dimension der materiellen Präklusion | 127 | ||
V Fazit | 127 | ||
E.Ergebnisse | 128 | ||
Literaturverzeichnis | 132 | ||
Sachwortverzeichnis | 142 |