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Natur - Mensch - Recht

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Fisahn, A. (1999). Natur - Mensch - Recht. Elemente einer Theorie der Rechtsbefolgung. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49831-4
Fisahn, Andreas. Natur - Mensch - Recht: Elemente einer Theorie der Rechtsbefolgung. Duncker & Humblot, 1999. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49831-4
Fisahn, A (1999): Natur - Mensch - Recht: Elemente einer Theorie der Rechtsbefolgung, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-49831-4

Format

Natur - Mensch - Recht

Elemente einer Theorie der Rechtsbefolgung

Fisahn, Andreas

Schriften zur Rechtstheorie, Vol. 190

(1999)

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Abstract

Vollzugsdefizite im Recht werden als Phänomen inzwischen allgemein zur Kenntnis genommen und problematisiert. "Erfunden" wurde das Vollzugsdefizit im Umweltrecht, aber bei genauerem Hinsehen hat sich auch das Strafrecht schon immer mit Vollzugsdefiziten beschäftigt. Die Kehrseite des Vollzugsdefizits ist die Rechtsbefolgung, die Bereitschaft und Fähigkeit der Bürger, rechtlichen Regeln Folge zu leisten, bzw. ihnen nicht Folge zu leisten. Die handlungs- und strukturtheoretischen Bedingungen der Rechtsbefolgung macht sich der Verfasser zum Problem und versucht, ein komplexes Verständnis für die Wirksamkeit oder Unwirksamkeit von Recht zu entwickeln.

Dabei dienen die empirischen Ergebnisse der Untersuchungen zum umweltrechtlichen Vollzugsdefizit als Ausgangs- und Referenzpunkt der weiteren Überlegungen. Die Ergebnisse zeigen, dass Recht und soziale Praxis voneinander abweichen, Recht nicht einfach "umgesetzt" wird. Sie zeigen aber auch, dass Recht bei den Adressaten nicht unwirksam bleibt, ungehört verhallt, sondern Steuerungserfolge verbuchen kann. Dieses Phänomen ist theoretisch zu erfassen.

Nach einer Diskussion der Theorieangebote zum Wirkmechanismus des Rechts rekonstruiert und diskutiert der Verfasser die handlungs- und strukturtheoretischen Grundlagen bei Anthony Giddens und Pierre Bourdieu. Ausgehend von wesentlichen Elementen und Bausteinen dieser Theorien, wird eine Konzeption des Verhältnisses von Recht und Handeln entwickelt. Dabei werden reflexive Ordnung, deren wesentliches Element das Recht ist, und vorbewusste Ordnung, die die Einlagerungen der Struktur im Handeln erfasst, gegenübergestellt. Den verharrenden Momenten der Struktur stehen dynamische, subjektive Elemente im Handeln gegenüber, die Lernprozesse erlauben.

Anhand des Verhältnisses von reflexiver und vorbewusster Ordnung, ihrer Übereinstimmung oder Abweichung, wird der Wirkungsgrad der rechtlichen Norm bestimmt. Abschliessend werden die gewonnenen Hypothesen an einigen rechtlichen Beispielen exemplifiziert.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Einleitung 15
1. Kapitel: Konzeptionen der Rechtsbefolgung 27
A. Das Problem: Vollzugsdefizite im Umweltrecht 27
I. Vollzugsdefizit im Wasserrecht - Querschnittsbetrachtungen 29
1. Mangelnde Umsetzung rechtlicher Standards 29
a) Konstanzer Wasserrecht 29
b) Industrieabwässer der Bundesrepublik 30
2. Norm - Interaktion - Bargaining 32
a) Kommunale „Gegenwehr" 32
b) Implementation in Unternehmen 33
c) Interaktion im Nordharz 35
3. Probleme des Forschungsansatzes 35
II. Umweltnormen im Längsschnitt 38
III. Recht und Steuerung 41
1. Theoretische Konsequenzen der Querschnittsbetrachtungen 41
a) „Dickicht der Behörden" 41
b) Politikverflechtung 42
c) Autopoetische Kommunikation 43
d) Grenzen regulativen Rechts 44
2. Fazit und Problemstellung 45
3. Theorieangebote 49
Β. Subjektiver Juridismus - Das utilitaristische Theorem 52
I. Die klassische Argumentation - Hobbes 52
II. Die ökonomische Theorie des Rechts - Rechtsbefolgung als Kosten-Nutzen- Kalkül 57
III. Neue politische Ökonomie - Die Kritik des Ordnungsrechts 67
C. Objektiver Soziologismus 72
I. Durkheim - Recht als Ausdruck gesellschaftlicher Solidarität 73
1. Durkheims Fragestellung 73
2. Arbeitsteilung und gesellschaftliche Solidarität 75
3. Formen der Solidarität und Formen des Rechts 77
II. Die Psychoanalyse und die Internalisierung von Werten 85
III. Programmierung durch internalisierte Werte - Parsons 90
1. Handlung - Norm - Recht 90
a) Probleme der Interpretation Parsons 90
b) Orientierungsmodi 93
c) Normative Muster 94
d) Internalisierung von Werten und Normen 97
e) Die Handlungstheorie als Grundlage der Systemtheorie 98
f) Normative Integration von Handlung und Gesellschaft 100
g) Recht und Handlungstheorie 101
2. Systemtheorie und Recht 103
a) Grundlagen des Systembegriffs 103
b) Grundannahmen der späten Systemtheorie 104
c) Legitimation der normativen Ordnung durch das kulturelle System 105
3. Die Funktionen des Rechts 107
a) Recht im Kontext der Systemtheorie 107
b) Probleme des objektivistischen Verständnisses von Recht 108
D. Rechtsbefolgung und Legitimation 111
I. Materiales Natur-und Vernunftrecht 113
1. Problemstellung 113
2. Lösung - unrichtiges Recht 114
3. Konsequenzen für die Rechtsbefolgung 115
II. Legitimität durch Legalität 119
1. Max Weber: Legalitätsglauben und legitime Herrschaft 119
2. Legalitätsglaube und Rechtsbefolgung 123
a) Legalitätsglaube und Rationalisierung 124
b) Schwächung des Legalitätsglaubens aufgrund traditionaler Vorbehalte gegenüber der modernen Legalität 126
3. Legitimation durch Verfahren - Zustimmung der Rollenspieler 128
a) Integration des Verfahrensbeteiligten - Gerichtsverfahren 129
b) Ambivalenz des Verfahrens 130
c) Wahlverfahren 132
III. Demokratie - Akzeptanz durch Zustimmung? 135
1. Versuch einer Systematisierung 135
a) Die liberale Auffassung 137
b) Die republikanische Auffassung 138
c) Staatsdenken 140
d) Verfassungsdenken 141
2. Demokratiekonzeption und Rechtsbefolgung 142
a) Republikanisches Staatsdenken und Rechtsbefolgung 142
b) Liberales Verfassungsdenken und Rechtsbefolgung 143
c) Republikanisches Verfassungsdenken und Rechtsbefolgung 144
3. Resümee 148
2. Kapitel: Re-Produktion der Struktur in der sozialen Praxis 154
A. Giddens Theorie der Strukturierung 154
I. Dualität der Struktur - Re-Produktion und Handeln 156
1. Sprache - Handeln - Praxis 157
2. Intention und Handeln 160
3. Handeln und Unbewusstes 164
II. Das Konzept der Alltagsroutinen - Garant der Reproduktion 166
1. Grundbegriffe des psychischen Apparats 166
a) Unbewusstes und Bewusstes 166
b) Praktisches und diskursives Bewusstsein 167
2. Fundierungen: Lebenswelt und Seinsgewissheit 169
a) Routinisierungen in der Lebensweltanalyse 170
(1) Lebens weit 170
(2) Wissensvorrat 172
(3) Erfahrung und Relevanz 174
(4) Routinesituationen 175
(5) Gewohnheitswissen 176
b) Probleme 178
3. Alltagsroutinen und Sicherheitsbedürfnis 181
III. Alltagsroutinen in der Interaktion 183
1. Takt und (soziale) Regeln 183
2. Rolle und soziale Regel 186
3. Sozial-und Systemintegration 188
B. Struktureller Zwang - Kreatives Handeln - Regeln 194
I. Freiheit und struktureller Zwang 194
1. Beschränkung - Macht - Freiheit 197
2. Reflexive Systemreproduktion und praktisches Bewusstsein 201
Exkurs: Reflexivität der Moderne 204
3. Raum-Zeit-Geographie 205
II. Strukturreproduktion und kreatives Handeln 207
1. Wissen um die Ressourcenverteilung 208
2. Kreatives Handeln - eine andere Konzeption der Freiheit 209
3. Probleme der doppelten Hermeneutik 212
III. Regeln und Lernprozesse 215
1. Differenzierungen des Regel-Begriffs 215
a) Das Problem des Regel-Befolgens (Wittgenstein) 216
b) Implikationen der sozialen Technik 220
c) Werte und Technik 222
2. Kritik: Recht und Regeln 223
a) Gesetz und Regellernen 223
b) Struktureller Zwang und Sanktion 226
3. Strukturen jenseits von Wissen und Routinen 227
C. Elemente einer „Theorie der Praxis" - Pierre Bourdieu 229
I. Zwischen Strukturalismus und Existentialismus 230
1. Kritik des Objektivismus 230
a) Kritik der objektivistisch-strukturalistischen Linguistik 231
b) Althusser 232
c) Lévi-Strauss 234
d) Bourdieus Kritik 234
e) Soziale Praktiken und Unbewusstes 236
2. Regelbefolgung 237
3. Kritik des Subjektivismus 238
II. Struktur und Praxis - der Kontext der Habitus-Theorie 241
1. Ökonomie und Strategie - die Entwicklung der Begriffe 241
2. Die französische Gesellschaft - die drei Formen des Kapitals 244
a) Die verschiedenen Arten des Kapitals 244
b) Der Gleichklang von Kapitalverteilung und Lebensstil 247
3. Ökonomie der Felder 250
III. Habitus 251
1. Unterschiedliche Dimensionen des Habitus 252
a) Geschmack - die individuelle Dimension des Habitus 252
b) Hexis - die körperliche Einübung des Habitus 253
c) Praktischer Sinn - Orientierung in der Ökonomie des Feldes 255
2. Habitus - inkorporierte Struktur 258
a) Strukturierende Struktur 258
b) Strukturierte Struktur 260
(1) Konditionierung und äußere Zwänge 260
(2) Symbolische Ordnung 262
(3) Dispositionen; Klassifikationsschemata 264
c) Die Formen der Aneignung des Habitus 266
3. Kritische Würdigungen 268
a) Einordnungen 268
b) Strukturdeterminismus? 268
(1) Das epistemologische Argument 270
(2) Das Argument des oversocialized man 271
(3) Lernprozesse und die Veränderung des Habitus 273
(4) Reflexiv-rationale Steuerung 274
c) Resümee 275
3. Kapitel: Theorie der Rechtsbefolgung 279
A. Vorbewusste Ordnung - reflexive Ordnung: Begriffsklärungen 279
I. Elemente einer Theorie der Rechtsbefolgung in den Werken von Bourdieu und Giddens 280
II. Vorbewusste Ordnung 287
1. Ordnung struktureller Zwänge 289
2. Symbolische Ordnung 291
a) Normativ-ethische Muster 292
b) Wahrnehmungs- und Bewertungsschemata 292
Exkurs: Klassifikationsschemata und die Konstruktion des Gegenständlichen 293
c) Allgemeine Verfahrensschemata 300
3. Einheit und Dichotomie der vorbewussten Ordnung 303
III. Reflexive Ordnung 313
Exkurs: Rechtsbegriff der reflexiven Ordnung 316
B. Divergenz und Konvergenz - der Wirkmechanismus des Rechts 324
I. Widersprüche zwischen den Ordnungen 324
1. Reflexivität: Interpretation und Überschreiten der vorbewussten Ordnung 325
2. Die Verarbeitung von Widersprüchen in der reflexiven Ordnung 328
3. Widersprüche in der vorbewussten Ordnung 330
a) Nachhinken der reflexiven Ordnung 330
b) Vorauseilen der reflexiven Ordnung 331
c) Hegemonie und Abweichung 333
II. Divergenz - Konvergenz - Lernprozesse 334
1. Konvergenz 335
2. Divergenz 338
a) Steuerung abweichenden Verhaltens 339
b) Umsteuerung sozialer Praktiken 341
3. Lernprozesse 344
III. Vorbewusste Ordnung und rationale Strategien 352
1. Interesse und vorbewusste Ordnung 352
2. Nebeneinander von reflexiver und vorbewusster Ordnung 360
3. Vorbewusste Ordnung und Vorverständnis 363
a) Probleme der rechtsmethodologischen Orthodoxie 363
b) Theorie der Praxis der Normanwendung 367
c) Vorbewusste Ordnung und Vorverständnis 373
C. Divergenz und Konvergenz in verschiedenen Rechtsgebieten 376
I. Konvergenzen: Zivilrecht 377
II. Divergenzen: Sozialstaatliche Rechte 382
III. Divergenzen: Umweltrecht 388
1. Aspekte der vorbewussten Ordnung im Hinblick auf die natürliche Umwelt 390
a) Erweiterte Produktion und Stoffverbrauch 390
b) „Freier" Naturverbrauch und Natur als Feind 399
2. Durchschlagen der vorbewussten Ordnung - Beispiele aus dem Umweltrecht 405
a) Eingriffsregelung 405
b) Die Symbolik des Goldfisches 415
3. Synthese 424
Literaturverzeichnis 430
Personen- und Sachwortverzeichnis 449