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Wilske, S. (2000). Die völkerrechtswidrige Entführung und ihre Rechtsfolgen. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49464-4
Wilske, Stephan. Die völkerrechtswidrige Entführung und ihre Rechtsfolgen. Duncker & Humblot, 2000. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49464-4
Wilske, S (2000): Die völkerrechtswidrige Entführung und ihre Rechtsfolgen, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-49464-4

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Die völkerrechtswidrige Entführung und ihre Rechtsfolgen

Wilske, Stephan

Tübinger Schriften zum internationalen und europäischen Recht, Vol. 52

(2000)

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Abstract

Grenzüberschreitende staatliche Entführungen sind ein stets aktuelles und relativ weit verbreitetes Phänomen, das in der Völkerrechtswissenschaft kontrovers diskutiert wird.

Der Autor arbeitet im ersten Teil dieser Untersuchung Tatbestand, völkerrechtliche Unrechtsausschließungsgründe und Rechtsfolgen der völkerrechtswidrigen Entführung anhand der neueren, insbesondere von den USA geprägten Praxis heraus und nimmt dabei auch Stellung zur Rolle internationaler Organisationen bei der grenzüberschreitenden Festnahme von mutmaßlichen Straftätern. Von besonderer Bedeutung in der Praxis ist regelmäßig der Einfluß einer völkerrechtswidrigen Entführung auf ein nachfolgendes Strafverfahren gegen den Entführten. Streitig ist insbesondere, ob das Völkergewohnheitsrecht ein Verfahrenshindernis fordert. Zum Nachweis der hierfür notwendigen Staatenpraxis und Rechtsüberzeugung untersucht Stephan Wilske im zweiten Teil einschlägige Rechtsprechung und Äußerungen der Exekutive und Legislative von Entführer- und Opferstaaten und kommt zu dem Ergebnis, daß das Völkergewohnheitsrecht sich - beschleunigt durch die fast einhellige Kritik an der Entscheidung des U. S. Supreme Courts in der Sache $aU. S. v. Alvarez-Machain$z (1992) - gewandelt hat. Ein Strafverfahrenshindernis aus Völkergewohnheitsrecht ist nunmehr immer dann anzunehmen, wenn der verletzte Staat protestiert hat oder wenn die Entführung von schweren Menschenrechtsverletzungen begleitet war.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
Abkürzungsverzeichnis 17
Einleitung 27
Erster Teil: Die völkerrechtswidrige Entführung 31
A. Der Tatbestand der völkerrechtswidrigen Entführung 31
I. Einseitiges Handeln 33
1. Zuständigkeit für die Einwilligung in extraterritoriale Polizeiaktionen fremder Staaten 34
a) Einwilligung in allgemeiner Form 35
aa) formlose Absprachen 35
bb) völkerrechtlicher Vertrag 36
(1) Deutsch-Österreichisches Grenzabfertigungsabkommen (Fall Dr. Löffler) 36
(2) Andere bilaterale Grenzabfertigungsverträge 39
(3) Übereinkommen zur Durchführung des Übereinkommens von Schengen 41
b) Ad hoc-Einwilligung 41
aa) Ausbleibender Protest als Beleg für vorherige Einwilligung? 43
bb) Kriterien für völkerrechtliche Zuständigkeit 45
c) Militärische Besetzung 47
2. Mängel der Einwilligung 50
a) Kompetenzüberschreitung 51
b) Kollusion 51
c) Erzwungene Einwilligung 55
d) Einwilligung mittels Bestechung 58
3. Kooperation von Organen des Gebietsstaates 60
a) Anwendungsbereich freiwilliger Kooperation 61
b) Kooperation unzuständiger Organe ersetzt nicht Einwilligung 61
c) Kooperation erzeugt Rechtsschein der Einwilligung (Savarkar-Fall) 64
II. Zurechnung der Entführung zu einem Völkerrechtssubjekt 68
1. Zurechnung staatlichen Handelns 69
a) Entführung durch staatliche Organe 69
b) Entführung durch nichtstaatliche Organe im Auftrag oder mit Unterstützung des Staates 72
aa) Entführungen im Auftrag des Staates 72
bb) Entführungen mit Unterstützung des Staates 75
c) Nachträgliche staatliche Billigung einer Entführung durch nichtstaatliche Organe 79
2. Zurechnung staatlichen Unterlassens 83
a) Das US-amerikanische bail bond-System 83
b) Grenzüberschreitende Tätigkeit der bail bondsmen 85
c) Keine staatliche Zurechnung für das Tun der bail bonding companies 86
d) Verletzung der völkerrechtlichen Handlungspflicht? 87
III. Art der hoheitlichen Tätigkeit des Entführerstaates 89
1. Gleichsetzung von List und Gewalt 89
2. Völkerrechtlich zulässiger Einsatz von List 96
a) Inlandstätigkeit mit nicht-zielgerichteter Wirkung ins Ausland 96
b) Inlandstätigkeit mit zielgerichteter Wirkung ins Ausland 97
c) Auslandstätigkeit 99
aa) Vorherrschende Ansicht 99
bb) Neuere Tendenz 101
3. Differenzierung der Rechtsfolgen bei Einsatz von List oder Gewalt 103
IV. Schuld 105
V. Verletzte Rechtsgüter 108
1. Verletzung von Gebietshoheit und territorialer Integrität 108
a) Relevanz der Intensität der Verletzung 109
b) Mangelnde Kontrolle über das Hoheitsgebiet durch den Inhaber der Gebietshoheit 112
c) Notwendigkeit des Staatenprotestes für die Erfüllung des Deliktstatbestandes 114
d) Verletzter 116
2. Verletzung des Auslieferungsvertrages 116
a) US-mexikanischer Auslieferungsvertrag 117
b) Mehrheitsauffassung im U.S. Supreme Court 119
c) Eigene Auffassung 123
d) Reaktion der Völkerrechtsgemeinschaft 129
aa) Organisation amerikanischer Staaten 130
bb) Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen zur willkürlichen Festnahme 130
cc) Commonwealth of Nations 130
dd) Andere internationale Organisationen 131
ee) Einzelne Staaten 132
e) Verletzter 136
3. Verletzung internationaler Menschenrechte 141
a) Völkervertragsrecht 143
aa) Recht auf persönliche Freiheit und Sicherheit 143
(1) Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte 143
(a) Territorialer Anwendungsbereich des Paktes 143
(b) „arbitrary arrest or detention“ 145
(c) Ist jede Entführung willkürlich? 147
(d) Praxis des Ausschusses für Menschenrechte 148
(e) Definition von „Willkür“ aus Sicht des Festgenommenen 151
(2) Europäische Menschenrechtskonvention 154
(a) Territorialer Anwendungsbereich der EMRK 155
(b) Rechtmäßige Festnahme 156
(3) Andere regionale Menschenrechtskonventionen 158
bb) Schutz vor Folter, grausamer, unmenschlicher und erniedrigender Behandlung 159
b) Völkergewohnheitsrecht 162
c) Verletzter 167
aa) Menschenrechtspakte 167
(1) EMRK 168
(2) AMRK 170
(3) IPBPR 172
bb) Völkergewohnheitsrecht 173
B. Völkerrechtliche Unrechtsausschließungsgründe 177
I. Verwirkung des Einwandes der Verletzung der Gebietshoheit 181
II. Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen 182
1. „Armed attack“ 182
a) Drogenhandel als „armed attack“ 182
b) Terroristische Gewalttaten als „armed attack“ 188
aa) Umfang der Gewaltanwendung 188
bb) Ziel der Gewalt 192
cc) Präventive Selbstverteidigung 193
(1) Vereinbarkeit mit Wortlaut, Sinn und Zweck des Artikel 51 193
(2) Staatenpraxis 194
(3) Mögliche Anwendungsfälle 194
(4) Abgrenzung: Achille Lauro-Fall 195
dd) Zurechnung terroristischer Gewaltakte zu Völkerrechtssubjekt 196
(1) Handeln im Auftrag des Zufluchtsstaates 197
(2) Verletzung von Sorgfaltspflichten des Zufluchtsstaates 198
2. Verhältnismäßigkeit 201
III. Rechtmäßige Gewaltanwendung außerhalb von Artikel 51 203
1. Gewohnheitsrechtliches Selbstverteidigungsrecht 203
2. Begrenzungen des Gewaltverbots 204
a) Notstand 207
aa) Fragestellung 207
bb) Verzicht auf Einsatz von Gewalt 208
cc) Einsatz von Gewalt 208
b) Wiederherstellung der internationalen Rechtsordnung 212
aa) Entführung zur Bestrafung schwerer Verbrechen 213
bb) Entführung zur Verhinderung schwerer Verbrechen 216
(1) Völkerrechtliche Zulässigkeit der humanitären Intervention 216
(2) Staatenpraxis 219
(a) Intervention in Zentralafrika 219
(b) Intervention in Äquatorialguinea 219
(c) Kriterien für die völkerrechtliche Akzeptanz 220
IV. Beschluß des Sicherheitsrats nach Kapitel VII 222
Exkurs: Festnahmen von mutmaßlichen Kriegsverbrechern durch VN-oder NATO-Truppen 225
C. Rechtsfolgen der völkerrechtswidrigen Entführung 228
I. Wiedergutmachung gegenüber dem verletzten Staat 228
1. Restitution 228
a) Notwendigkeit des Restitutionsverlangens 230
b) Ausschluß der Restitution 234
aa) Tatsächliche Unmöglichkeit 234
bb) Rechtliche Unmöglichkeit 234
cc) Unzumutbarkeit der Restitution 235
dd) Einwendung des Dolo facit, qui petit, quod statim redditurus 236
ee) Restitution unter Bedingung der Strafverfolgung durch verletzten Staat 236
ff) Verwirkung 238
gg) Verzicht 239
2. Genugtuung 240
3. Andere Form der Wiedergutmachung 240
II. Wiedergutmachung gegenüber dem Entführungsopfer 241
1. Verletzung von Artikel 5 EMRK 241
a) Einfluß der konventionswidrigen Festnahme auf die nachfolgende Inhaftierung 241
b) Verpflichtung zur Naturalrestitution 242
c) Inhalt der Verpflichtung zur Naturalrestitution 243
d) Ausnahmen von der Verpflichtung zur Naturalrestitution 244
2. Verletzung des menschenrechtlichen Mindeststandards 245
Zweiter Teil: Der Einfluß der völkerrechtswidrigen Entführung auf das nachfolgende Strafverfahren 247
A. Erfordernisse für ein Strafverfahrenshindernis aus Völkergewohnheitsrecht 247
I. Allgemeine Übung 248
II. Rechtsüberzeugung 249
III. Nachweis von Völkergewohnheitsrecht 249
B. Untersuchung von Staatenpraxis und Rechtsüberzeugung 252
I. Internationale Organe 252
1. Organisation amerikanischer Staaten (OAS) 252
a) Ständiger Rat 252
b) Rechtsausschuß 254
2. Karibische Gemeinschaft (CARICOM) 255
II. Praxis einzelner Staaten 256
1. USA 256
a) Rechtsprechung 258
aa) Die Ker-Frisbie-Doktrin 258
bb) Einschränkungen der Ker-Frisbie-Doktrin 264
(1) United States v. Rauscher 265
(2) United States v. Toscanino 266
cc) United States v. Alvarez-Machain 272
(1) Prüfungsrahmen 273
(2) Entscheidung des Supreme Court 275
(3) Analyse der Entscheidung 277
dd) Supervisory Power 283
b) Exekutive 286
aa) Harmon-Gutachten 288
bb) Barr-Gutachten 289
cc) Reaktion auf United States v. Alvarez-Machain 291
c) Legislative 293
aa) Mansfield Amendment 294
bb) Terrorist Prosecution Act 296
cc) Maritime Drug Law Enforcement Prosecution Improvements Act of 1986 297
dd) Reaktionen auf United States v. Alvarez-Machain 297
(1) Anhörungen im Repräsentantenhaus 298
(2) Gesetzesinitiativen 298
d) Ergebnis 300
2. Großbritannien 301
a) Ex parte Scott 301
b) Ex parte Elliott 303
c) Ex parte Mackeson 304
d) Ex parte Driver 305
e) Bennett v. Horseferry Road Magistrates’ Court 306
f) Auswertung der Rechtsprechung 309
3. Neuseeland 311
4. Australien 312
5. Südafrika 313
a) Rex v. Robertson 313
b) Abrahams v. Minister of Justice 313
c) Ndhlovu v. Minister of Justice 313
d) Nduli and Another v. Minister of Justice 314
e) State v. Ebrahim 315
f) Auswertung der Rechtsprechung 316
6. Simbabwe 317
7. Israel 318
a) Eichmann-Fall 318
b) Faik Bulut 320
c) Vanunu 320
d) Entführungen ohne Absicht der Strafverfolgung 321
e) Auswertung 322
8. Schweiz 323
a) Urteil des Zürcher Obergerichts vom 11. April 1967 323
b) Urteil des Schweizerischen Bundesgerichts vom 13. Juni 1980 324
c) Urteil des Schweizerischen Bundesgerichts vom 15. Juli 1982 325
d) Auswertung der Rechtsprechung 326
9. Frankreich 326
10. Spanien 328
11. Lateinamerika 329
12. Kanada 332
13. Deutschland 333
C. Auswertung der Staatenpraxis und Ergebnis 338
Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse 341
Anlagen 350
Fallverzeichnis 364
Literaturverzeichnis 381
Personen- und Sachwortverzeichnis 444