Die Wiedergeburt des Krieges aus dem Geist der Revolution
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Die Wiedergeburt des Krieges aus dem Geist der Revolution
Studien zum bellizistischen Diskurs des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts
Editors: Kunisch, Johannes | Münkler, Herfried
Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Vol. 110
(1999)
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Abstract
Im Gefolge der Revolutions- und Befreiungskriege am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts hat sich ein grundlegender Wandel in der Handhabung und Einschätzung des Krieges vollzogen: das ist allgemein bekannt und in der Politikwissenschaft ebenso wie in der Historie immer wieder dargestellt und erörtert worden. Bemerkenswert ist jedoch, daß dieser Wandel von der gezähmten zur entfesselten Bellona bereits in einer Generation einsetzte, die noch ganz von den Humanitätsidealen der Aufklärung und dem mechanistischen Weltbild des Rationalismus geprägt war.So wird in diesem Band diskutiert, unter welchen politischen und geistesgeschichtlichen Voraussetzungen es möglich war, daß man sich im Zeitraum von wenigen Jahrzehnten von der Gewißheit, den ewigen Frieden stiften zu können, abwandte und den Krieg als moralische Anstalt wiederentdeckte und zu rechtfertigen versuchte. Dabei hat sich herausgestellt, daß es nicht die Französische Revolution und die in ihrem Gefolge geführten Kriege allein gewesen sind, die diese "Enthegung des Krieges" (Herfried Münkler) zustande brachten. Vielmehr kann es nach den weit ausholenden begriffsgeschichtlichen Untersuchungen von Wilhelm Janssen als erwiesen gelten, daß sich bereits vor der Revolution und besonders auch in Deutschland ein neuer Bellizismus herauszubilden begann, der zahlreiche Argumente lieferte, deren man sich dann in der patriotisch aufgeladenen Debatte der Befreiungskriege bedient hat. Die Wurzeln für den nachrevolutionären Bellizismus liegen also bereits im ancien régime und sind offensichtlich jenem Phänomen zuzuordnen, das als "Dialektik der Aufklärung" bezeichnet worden ist.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | V | ||
Inhaltsverzeichnis | VII | ||
Rolf Sprandel, Würzburg: Die Rechtfertigung des Krieges durch die Hofchronisten im spätmittelalterlichen Deutschland | 1 | ||
I. | 1 | ||
II.r | 3 | ||
III. | 4 | ||
IV. | 5 | ||
V.r | 8 | ||
VI.r | 10 | ||
VII. | 11 | ||
VIII.r | 12 | ||
IX. | 13 | ||
X.r | 15 | ||
Matthias Bohlender, Berlin: Die Poetik der Schlacht und die Prosa des Krieges. Nationalverteidigung und Bürgermiliz im moralphilosophischen Diskurs der schottischen Aufklärung | 17 | ||
I. Von der Bürgermilizfrage zur moralphilosophischen Gesellschaftsdiagnoser | 17 | ||
Das militärstrategisch-ökonomische Argument | 20 | ||
Das sozio-moralische Argument | 20 | ||
II. Die Geburt der Gesellschaft aus der Poetik des Kriegesr | 22 | ||
III. Die Verstaatlichung des Krieges und die Kommerzialisierung der Gesellschaftr | 29 | ||
IV. Der verschwiegene Dialog und das Ende zweier Illusionen | 34 | ||
Wilhelm Janssen, Bonn: Johann Valentin Embser und der vorrevolutionäre Bellizismus in Deutschland | 43 | ||
Johannes Kunisch, Köln: Die Denunzierung des Ewigen Friedens. Der Krieg als moralische Anstalt in der Literatur und Publizistik der Spätaufklärung | 57 | ||
Hans-Ulrich Thamer, Münster: „Freiheit oder Tod“. Zur Heroisierung und Ästhetisierung von Krieg und Gewalt in der Ikonographie der Französischen Revolution | 75 | ||
I. Krieg und Revolution in der politischen Publizistik | 78 | ||
II. Krieg und Gewalt in der politischen Ikonographie der Revolutionr | 83 | ||
Peter Paret, Princeton: Die Darstellung des Krieges in der Kunst | 93 | ||
Wilfried von Bredow, Marburg: Goethe in Valmy | 113 | ||
Prolog | 113 | ||
I. Sarkastische Prophezeiung | 115 | ||
II. Vor Ortr | 117 | ||
1. Das militärische Setting | 117 | ||
2. Die äußeren Umstände der Niederlage | 120 | ||
3. Goethe als Schlachtenbummler | 120 | ||
4. Den Krieg beobachten | 122 | ||
5. Die eigentlichen Interessen | 123 | ||
III. Aus der Distanz | 124 | ||
1. Revolution, politisch-militärisch | 125 | ||
2. Valmy und die historische Kontingenz | 126 | ||
3. Bürgerliche Kriegsfeme und ein memento belli | 128 | ||
Schluß: Dabeisein und ein wenig nachträgliche Stilisierung | 129 | ||
Jürgen Heideking, Köln: „People’s War or Standing Army?“ Die Debatte über Militärwesen und Krieg in den Vereinigten Staaten von Amerika im Zeitalter der Französischen Revolution | 131 | ||
I. Der revolutionäre Charakter des Unabhängigkeitskrieges | 133 | ||
II. Die umstrittenen Lehren aus dem Unabhängigkeitskrieg | 138 | ||
III. Die Bewährungsprobe des amerikanischen Militärkonzepts im Krieg gegen England von 1812/14r | 147 | ||
Michael Sikora, Münster: Scharnhorst und die militärische Revolution | 153 | ||
Andreas Herberg-Rothe, Ebersburg: Die Entgrenzung des Krieges bei Clausewitz | 185 | ||
I. Clausewitz – ein „Apostel des revolutionären Krieges“? | 185 | ||
II. Orientierung am Vernichtungsprinzip und der (Entscheidungs)- Schlacht – der Vorbildcharakter der Napoleonischen Krieger | 189 | ||
III. „Überbieten“ der Französischen Revolution durch den Partisanenkriegr | 193 | ||
IV. Anerkennungsthematik und existentielle Kriegsauffassungr | 195 | ||
V. Drei Wechselwirkungen zum Absoluten und Äußerstenr | 202 | ||
Jean-Jacques Langendorf, Droß: Rühle von Lilienstern und seine Apologie des Krieges | 211 | ||
Massimo Mori, Turin: Das Bild des Krieges bei den deutschen Philosophen | 225 | ||
I. Die Krise der Geschichtsphilosophie der Aufklärungr | 225 | ||
II. Die Krise der naturrechtlichen Staatsauffassungr | 231 | ||
III. Die Krise der Eudämoniar | 236 | ||
Herfried Münkler, Berlin: „Wer sterben kann, wer will denn den zwingen“ – Fichte als Philosoph des Krieges | 241 | ||
Peter J. Brenner, Köln: Jean Pauls Friedens-Predigt. Die Ästhetisierung des Krieges in den „Politischen Schriften“ | 261 | ||
I. | 261 | ||
II.r | 264 | ||
III. | 267 | ||
IV. | 271 | ||
V. | 273 | ||
VI. | 280 | ||
Ernst Weber, München: Der Krieg und die Poeten. Theodor Körners Kriegsdichtung und ihre Rezeption im Kontext des reformpolitischen Bellizismus der Befreiungskriegslyrik | 285 | ||
I. | 285 | ||
II.r | 291 | ||
III. | 300 | ||
IV. | 308 | ||
V.r | 315 | ||
VI. | 322 | ||
Andreas Dörner, Magdeburg: Funktionale Barbarei. Heinrich von Kleists „Kriegstheater“ und die Politik des Zivilisationsabbaus | 327 | ||
I. Irritationen | 327 | ||
II. Zivilisation und Kriegr | 329 | ||
III. Die „gebrechliche Einrichtung der Welt“r | 332 | ||
IV. Zivilisationsabbau und totaler Befreiungskampf | 334 | ||
V. Die Rationalität des Hasses | 336 | ||
VI. Zivilisationsabbau und totaler Krieg heute | 347 | ||
Register | 351 |