Tun und Unterlassen beim Abbruch lebenserhaltender medizinischer Behandlung
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Tun und Unterlassen beim Abbruch lebenserhaltender medizinischer Behandlung
Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 105
(1997)
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Abstract
Der Abbruch einer mit technischen Hilfsmitteln betriebenen medizinischen Behandlung berührt grundlegende Fragen aus dem Bereich des Allgemeinen Teils des Strafrechts sowie der Sterbehilfethematik. Bei der Abgrenzung von Tun und Unterlassen schlägt der Autor eine Kombination von ontologischen und normativen Elementen in der Art eines zweistufigen Prüfungsverfahrens vor. Während derart das Abstellen eines medizinischen Geräts durch den behandelnden Arzt als Unterlassen zu bewerten ist, stellt sich das äußerlich identische Verhalten eines Dritten als aktives Tun dar. Ein Behandlungsabbruch, der dem Wunsch des Patienten entspricht, ist in jedem Fall straflos, auch wenn dadurch der Tod des Patienten zurechenbar herbeigeführt und der Tatbestand des §
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 17 | ||
Teil 1: Einführung in die Problematik | 21 | ||
A. Themenkomplex | 21 | ||
B. Ausgangsfall: LG Ravensburg | 24 | ||
C. Gang der Untersuchung | 29 | ||
Teil 2: Tun und Unterlassen | 31 | ||
A. Unterlassung trotz körperlichen Handelns? | 31 | ||
B. Ausgangsfall: Einverständlicher Abbruch einer technisch unterstützten medizinischen Behandlung | 34 | ||
I. Tun und Unterlassen bei Tötung auf Verlangen (§ 216 StGB) | 34 | ||
II. Konsequenzen der Weichenstellung Unterlassungsdelikt oder Begehungsdelikt | 39 | ||
1. Strukturunterschiede von unechtem Unterlassungsdelikt und Begehungsdelikt: Garantenpflicht als maßgebende einschränkende Strafbarkeitsvoraussetzung | 39 | ||
2. Folgen eines Einverständnisses in den Behandlungsabbruch | 43 | ||
a) Situation beim Unterlassungsdelikt | 43 | ||
b) Situation beim Begehungsdelikt | 45 | ||
III. Fazit | 47 | ||
C. Zur Notwendigkeit eines restriktiven Umgangs mit Garantenpflichten | 50 | ||
D. Abgrenzungskriterien zur Festlegung von Tun und Unterlassen | 53 | ||
I. Herkömmliche Einteilung: ontologische und normative Kriterien | 53 | ||
1. Abgrenzung anhand ontologischer Kriterien | 55 | ||
a) Vorüberlegung | 55 | ||
b) Die Kriterien im einzelnen | 55 | ||
aa) Körperbewegungskriterium | 55 | ||
bb) Energieeinsatzkriterium | 57 | ||
cc) Kausalitätskriterium | 59 | ||
α) Kausalität als Teil der Realität? | 59 | ||
β) Kausalität als Abgrenzungskriterium von Tun und Unterlassen | 65 | ||
2. Abgrenzung anhand normativer Kriterien | 72 | ||
a) Vorüberlegung | 72 | ||
b) Die Kriterien im einzelnen | 73 | ||
aa) Werturteilskriterium | 73 | ||
bb) Ausschöpfung des Unrechtsgehalts | 74 | ||
cc) Schwerpunkt der Vorwerfbarkeit | 75 | ||
dd) Soziale Sinnbedeutung des Verhaltens | 77 | ||
ee) Im Zweifel positives Tun | 78 | ||
ff) Kriterium der Gefahrsteigerung bzw. Risikoerhöhung | 80 | ||
gg) Kriterium des Achtungsanspruchs des Rechtsguts | 80 | ||
II. Vorgehensweise nach dem Zerlegungsverfahren | 81 | ||
1. Vorüberlegung | 81 | ||
2. Inhaltliche Darstellung des Zerlegungsverfahrens | 82 | ||
III. Unterlassungsdelikte durch Tun (bzw. durch Begehen) | 83 | ||
1. Vorüberlegung | 83 | ||
2. Inhaltliche Darstellung der Lehre vom Unterlassen durch Tun | 83 | ||
E. Kritische Würdigung der einzelnen dargestellten Abgrenzungsmerkmale | 87 | ||
I. Vorüberlegung | 87 | ||
II. Auseinandersetzung mit dem Körperbewegungskriterium | 87 | ||
III. Auseinandersetzung mit dem Energieeinsatzkriterium | 90 | ||
IV. Auseinandersetzung mit dem Kausalitätskriterium | 92 | ||
1. Kausalität bei der Unterlassung | 92 | ||
a) “Quasi-Kausalität” oder “hypothetische Kausalität”? | 94 | ||
b) Unterlassen als sog. “Nichts”? | 96 | ||
c) Kausales Unterlassen im Sinne eines Zulassens des Erfolges | 99 | ||
aa) Kausalität als “Ursache-Wirkungs-Zusammenhang” | 99 | ||
bb) Bewirkensqualität des “Zulassens” eines Erfolges | 101 | ||
d) Feststellung der Kausalität beim Unterlassen | 111 | ||
e) Kausalität trotz Hinzudenkens einer Handlung | 112 | ||
f) Kausalität und Garantenpflicht | 113 | ||
aa) Garantenpflicht als Zurechnungsmerkmal? | 114 | ||
bb) Garantenpflicht als Kausalitätssurrogat? | 116 | ||
cc) Garantenpflicht als “Gebotsbegrenzung” | 117 | ||
g) Vorzüge echter Kausalität | 118 | ||
aa) Erfolgsdelikte und Erfolgsverursachung | 118 | ||
bb) Unechtes Unterlassungsdelikt und Vorsatz | 119 | ||
2. Praktikabilität des Kausalitätskriteriums | 124 | ||
a) Fehlende Begrenzbarkeit | 124 | ||
b) Fehlende Allgemeingültigkeit | 125 | ||
3. Ergebnis | 126 | ||
V. Auseinandersetzung mit dem Werturteilskriterium | 127 | ||
VI. Auseinandersetzung mit dem Kriterium “Ausschöpfung des Unrechtsgehalts” | 127 | ||
VII. Auseinandersetzung mit der Schwerpunktformel | 128 | ||
VIII. Auseinandersetzung mit dem Kriterium der sozialen Sinnhaftigkeit | 131 | ||
IX. Auseinandersetzung mit der Zweifelslösung | 132 | ||
X. Auseinandersetzung mit dem Kriterium der Gefahrsteigerung bzw. Risikoerhöhung | 135 | ||
XI. Auseinandersetzung mit dem Kriterium Achtungsanspruch des Rechtsguts | 135 | ||
XII. Auseinandersetzung mit dem Zerlegungsverfahren | 136 | ||
XIII. Auseinandersetzung mit der Lehre vom “Unterlassen durch Tun”: | 138 | ||
F. Eigener Lösungsvorschlag: Kombiniert ontologisch/normative Betrachtung im Sinne einer “Zwei-Stufen-Prüfung” | 140 | ||
I. Vorüberlegung | 140 | ||
II. Vorgehensweise | 142 | ||
1. Stufe: “Natürliche Betrachtung der Dinge” | 142 | ||
a) Inhaltliche Darstellung | 142 | ||
b) Beispiele | 146 | ||
aa) “Radleuchtenfall” | 146 | ||
bb) “Ziegenhaarfall” | 147 | ||
cc) “Radfahrerfall” | 147 | ||
c) Abgrenzungsfrage als Tatsachenfrage | 148 | ||
2. Stufe: Erwartung der Rechtsordnung als “Kontrollfrage” | 148 | ||
a) Inhaltliche Darstellung | 148 | ||
b) Beispiele | 151 | ||
aa) “Radleuchtenfall” | 151 | ||
bb) “Ziegenhaarfall” | 154 | ||
cc) “Radfahrerfall” | 156 | ||
c) Gemeinsamkeit der Argumentation beider Prüfungsstufen | 157 | ||
3. Zusammenfassung | 158 | ||
III. Unterschiede und Vorzüge der kombiniert ontologisch/normativen Betrachtungsweise gegenüber anderen Kriterien | 158 | ||
IV. Auseinandersetzung mit denkbaren Kritikpunkten | 161 | ||
1. Vorwurf der Unbestimmtheit | 161 | ||
2. Vorwurf der Ergebnisvorwegnahme | 162 | ||
G. Abbruch einer technisch unterstützten Heilbehandlung durch den zuständigen Arzt | 164 | ||
I. Vorüberlegung | 164 | ||
II. Gesichtspunkte zur Begründung aktiven Tuns | 166 | ||
1. Kriterium der körperlichen Aktivität | 166 | ||
2. Energiekriterium | 166 | ||
3. Kausalitätsgesichtspunkt | 167 | ||
4. Zerlegungsverfahren | 168 | ||
III. Annahme eines Unterlassens aufgrund normativer Gesichtspunkte | 169 | ||
1. Schwerpunkt der Vorwerfbarkeit | 169 | ||
2. Sozialer Sinn des Verhaltens | 170 | ||
3. Unterlassen durch Tun | 171 | ||
4. “Bedeutung” eines Unterlassens | 172 | ||
5. Achtungsanspruch des Rechtsguts | 173 | ||
IV. Begründung eines Unterlassens mittels der sog. “Zwei-Stufen-Prüfung” | 174 | ||
1. Unterlassen weiterer Behandlung | 174 | ||
a) “1. Stufe” | 175 | ||
b) “2. Stufe” | 175 | ||
2. Vermeidung zufälliger Ergebnisse | 176 | ||
3. Keine Berücksichtigung von Zielsetzung und Vertretbarkeit der Handlung | 177 | ||
4. Unterschied zur Tötung durch Überdosis Morphium | 178 | ||
5. Ergebnisüberprüfung | 179 | ||
H. Eingriff in einen rettenden Kausalverlauf durch einen Dritten | 179 | ||
I. Vorüberlegung | 180 | ||
II. Grundlegendes zum Eingriff in einen rettenden Kausalverlauf | 182 | ||
1. Ansicht der herrschenden Meinung | 182 | ||
2. Auseinandersetzung mit gegenteiligen Auffassungen | 183 | ||
3. “Zwei-Stufen-Prüfung” | 187 | ||
III. Konsequenzen für den Behandlungsabbruch durch einen Dritten | 190 | ||
IV. Fazit | 193 | ||
Teil 3: Straflosigkeit trotz Tuns bei angemessener Berücksichtigung des Selbstbestimmungsrechts des Patienten | 194 | ||
A. Vorüberlegung | 194 | ||
B. Zum Tatbestand der Tötung auf Verlangen | 196 | ||
I. Todesbegriff | 196 | ||
1. Problemlage | 196 | ||
2. Tod als allmählicher Vorgang | 198 | ||
3. Harmonie von Todesbegriff und medizinischem Fortschritt | 199 | ||
4. Hirntodkriterium | 202 | ||
5. Neuere Todesbegriffe | 205 | ||
a) Tod als “Verlust einer Chance auf weiteres Leben” | 206 | ||
b) Tod als “Tod des Organismus als Ganzem” | 211 | ||
6. Fazit | 213 | ||
II. Zurechnungszusammenhang | 214 | ||
1. Allgemeines zur Zurechnung | 214 | ||
2. Prinzip der Eigenverantwortlichkeit | 215 | ||
3. Schutzzweck der Norm | 217 | ||
4. Andere Zurechnungskriterien | 220 | ||
III. Zwischenergebnis | 225 | ||
C. Zur Rechtfertigung der Tötung auf Verlangen | 225 | ||
I. Zur Funktion des Strafrechts und zur Verantwortung des Patienten für sich selbst | 225 | ||
II. Selbstbestimmungsrecht im Hinblick auf körperliche Integrität | 228 | ||
1. Selbstbestimmung zum natürlichen, behandlungsfreien Sterben | 228 | ||
2. Strafbarkeit eigenmächtiger Heilbehandlungen | 230 | ||
a) Körperbezogenes Selbstbestimmungsrecht als Schutzgut des § 223 StGB | 230 | ||
b) Prinzip Eigenverantwortung | 237 | ||
III. Erfordernis von Straflosigkeit im Falle einer Respektierung des Patientenwillens | 238 | ||
IV. Zur Anwendbarkeit des § 34 StGB | 242 | ||
1. Konflikt zwischen Lebensschutz und Selbstbestimmung | 242 | ||
2. Rangordnung der Rechtsgüter Leben und Selbstbestimmungsrecht | 245 | ||
a) Konsequenzen eines abzulehnenden Behandlungszwangsrechts | 245 | ||
b) Ausnahmen vom Grundsatz “Leben als höchstes Rechtsgut” | 247 | ||
c) Kein Verstoß gegen die Unantastbarkeit des Lebens | 257 | ||
3. Interessenkonflikt ein und desselben Rechtsgutsträgers | 258 | ||
a) Berücksichtigung individueller Wertschätzung | 258 | ||
b) Zum Stellenwert des “Universalrechtsguts” Leben | 262 | ||
c) § 218 a II StGB als gesetzliche Anerkennung subjektiver Wertschätzung des Rechtsguts Leben | 267 | ||
4. Keine Berücksichtigung von Lebensqualität und zu erwartender Lebensdauer | 269 | ||
5. Zwischenergebnis | 270 | ||
D. Anwendungsbezogene Einwände gegen eine Interessenabwägung zugunsten des Selbstbestimmungsrechts | 272 | ||
I. Probleme bei der Ermittlung der Ernstlichkeit des Willens zum Behandlungsabbruch | 272 | ||
II. Begünstigung eines vorzeitigen Behandlungsabbruchs durch böswillige Dritte? | 274 | ||
III. Beweisprobleme im Zusammenhang mit einer Lösung über § 34 StGB | 275 | ||
1. Problemlage | 275 | ||
2. Zur richterlichen Überzeugung nach § 261 StPO und zum Grundsatz “in dubio pro reo” | 277 | ||
3. Schlußfolgerung für die Ausgangsfrage | 278 | ||
4. Anhaltspunkte für die Überzeugungsbildung | 279 | ||
5. Fazit | 280 | ||
E. Rechtfertigung nach § 34 StGB und Einwilligungssperre des § 216 StGB | 280 | ||
F. Grenzen der Übertragbarkeit: Rechtfertigung aktiver Sterbehilfe mit gezielter Lebensverkürzung? | 282 | ||
G. Vorteile einer Rechtfertigung nach 34 StGB gegenüber konkurrierenden Lösungsvorschlägen | 286 | ||
I. Darstellung weiterer Lösungsvorschläge zum tätigen Behandlungsabbruch | 286 | ||
1. Zur Tatbestandsebene | 286 | ||
2. Zur Schuldebene | 288 | ||
II. Kritische Betrachtung der Lösungsvorschläge in Relation zur Anwendung von § 34 StGB | 289 | ||
1. Klarheit der Ergebnisfindung | 289 | ||
2. Hervorhebung des Rechtsgüterschutzes | 291 | ||
3. Erlaubtheit des Behandlungsabbruchs | 292 | ||
Teil 4: Schlußbemerkung zum Abbruch mit technischen Hilfsmitteln betriebener medizinischer Behandlung | 295 | ||
A. Das Abbrechen mit technischen Hilfsmitteln betriebener medizinischer Behandlung durch Dritte ist aktives Tun | 295 | ||
B. Selbstbestimmungsrecht versus Lebensschutz | 297 | ||
C. Ausblick | 299 | ||
Literaturverzeichnis | 301 | ||
Sachregister | 325 |