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Individualrechtsschutz gegen Normen im Gemeinschaftsrecht

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Schulte, E. (2005). Individualrechtsschutz gegen Normen im Gemeinschaftsrecht. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-51715-2
Schulte, Ellen. Individualrechtsschutz gegen Normen im Gemeinschaftsrecht. Duncker & Humblot, 2005. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-51715-2
Schulte, E (2005): Individualrechtsschutz gegen Normen im Gemeinschaftsrecht, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-51715-2

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Individualrechtsschutz gegen Normen im Gemeinschaftsrecht

Schulte, Ellen

Veröffentlichungen des Walther-Schücking-Instituts für Internationales Recht an der Universität Kiel, Vol. 151

(2005)

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Abstract

Mit der Individualnichtigkeitsklage gemäß Art. 230 Abs. 4 EG steht im Gemeinschaftsrecht für natürliche und juristische Personen eine direkte Klagemöglichkeit gegen Sekundärrechtsakte zur Verfügung. Obwohl der Wortlaut der Norm seit Gründung der Europäischen (Wirtschafts-)Gemeinschaft nie geändert wurde, bestehen über die Zulässigkeitsvoraussetzungen der Nichtigkeitsklage bis heute Unsicherheiten. Dies gilt im Besonderen für die Frage nach der Anfechtbarkeit normativer Rechtsakte, da in Art. 230 Abs. 4 EG nur Entscheidungen als anfechtbare Rechtsakte genannt sind. Ellen Schulte untersucht die Entwicklung der Rechtsprechung von EuGH und EuG zur Anfechtbarkeit von Verordnungen und Richtlinien einschließlich der Zulässigkeitsvoraussetzungen des individuellen und unmittelbaren Betroffenseins mit dem Ergebnis, dass die Rechtsprechung inzwischen Normen generell als taugliche Klagegegenstände ansieht, ohne aber eine dogmatisch überzeugende Begründung hierfür zu geben. Nachdem lange Zeit das Urteil in der Rechtssache Codorniu als wichtigste Entscheidung in diesem Bereich galt, stehen nunmehr die Urteile in den Rechtssachen Jégo-Quéré und UPA im Zentrum der aktuellen Diskussion, die ausführlich dargestellt und kritisch gewürdigt werden. Betrachtet werden Auswirkungen auf das nationale Recht und mögliche Änderungen des Rechtsschutzsystems gegen Normen im Hinblick auf die Nichtigkeitsklage sowie Forderungen nach einer Grundrechtsbeschwerde.

Ausgezeichnet mit dem Förderpreis der Doctores Iuris Kiel für herausragende Dissertationen 2005.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
Α. Einleitung 17
Β. Normenkontrolle und Individualrechtsschutz in der Europäischen Gemeinschaft 19
I. Bedeutung der Normenkontrolle unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten 19
II. Restriktive Grundhaltung zur Normenkontrolle durch Private 20
ΙII. Konzeption normativer Rechtsakte im EG-Vertrag 23
1. Verordnungen gemäß Art. 249 Abs. 2 EG 23
2. Richtlinien gemäß Art. 249 Abs. 3 EG 23
IV. Primärrechtlich vorgesehenes Rechtsschutzsystem gegen Normativakte und inhärente Schwächen 24
1. Rechtswegeröffnung auf zentraler Ebene 25
a) Nichtigkeitsklage gemäß Art. 230 Abs. 4 EG 25
b) Amtshaftungsklage gemäß Art. 288 Abs. 2 i. V. m. Art. 235 EG 26
c) Inzidentkontrolle gemäß Art. 241 EG 26
2. Dezentrale Rechtsschutzmöglichkeiten und Einbeziehung der Gemeinschaftsgerichtsbarkeit gemäß Art. 234 EG 27
3. Unzulänglichkeiten der primärrechtlich vorgesehenen Rechtsschutzmöglichkeiten 28
a) Schwächen des Vorabentscheidungsverfahrens gemäß Art. 234 EG 28
b) Probleme der Amtshaftungsklage gemäß Art. 288 Abs. 2 i. V. m. Art. 235 EG 33
c) Wirkungsweise der Inzidentkontrolle gemäß Art. 241 EG 35
C. Entwicklung und Bewertung der Rechtsprechung von EuGH und EuG zum Individualrechtsschutz gegenüber normativen Rechtsakten 36
I. Anfechtbarkeit von Richtlinien durch natürliche und juristische Personen im Wege der Nichtigkeitsklage gemäß Art. 230 Abs. 4 EG 36
1. Rechtsprechung von EuGH und EuG zur Zulässigkeit der Nichtigkeitsklage gegen Richtlinien 37
a) Beschluss des EuGH vom 07. 12. 1988 in der Rechtssache 160/88 - Fedesa und Beschluss des EuGH vom 07. 12. 1988 in der Rechtssache 138/88-Flourez 37
b) Urteil des EuGH vom 29. 06. 1993 in der Rechtssache C-298/89 - Gibraltar 38
aa) Schlussantrag des Generalanwalts Lenz 39
bb) Urteil des Gerichtshofs 40
c) Beschluss des EuG vom 29. 10. 1993 in der Rechtssache T-463/93 - GUNA 41
d) Beschluss des EuG vom 20. 10. 1994 in der Rechtssache T-99/94 - Asocarne 42
e) Beschluss des EuGH vom 23. 11. 1995 in der Rechtssache C-10/95 Ρ - Asocarne 44
f) Urteil des EuG vom 17. 06. 1998 in der Rechtssache T-135/96 - UE ΑΡΜΕ 46
g) Urteil des EuG vom 27. 06. 2000 in den verbundenen Rechtssachen T-172/98, T-175/98 bis T-177/98 - Salamander 47
h) Beschluss des EuG vom 14. Ol. 2002 in der Rechtssache T-84/01 - ACHE 51
i) Beschluss des EuG vom 10. 09. 2002 in der Rechtssache T-223/01 - Japan Tobacco 52
j) Beschluss des EuG vom 06. 05. 2003 in der Rechtssache T-321/02 - Morin 55
2. Würdigung der Rechtsprechung zum Rechtsschutz gegen Richtlinien 56
a) Richtlinien als anfechtbare Handlungen 57
aa) Gleichsetzung mit Entscheidungen, die an andere Personen gerichtet sind? 57
bb) Anfechtbarkeit von Scheinrichtlinien 59
cc) Normative Richtlinienbestimmungen 61
b) Die Voraussetzung des unmittelbaren Betroffenseins 62
aa) Unmittelbare Anwendbarkeit von Richtlinien 63
(1) Gründe für die unmittelbare Anwendbarkeit von Richtlinien: effet utile und estoppel-Prinzip 64
(2) Voraussetzungen der unmittelbaren Anwendbarkeit von Richtlinien 65
(a) Verstoß gegen die Umsetzungsverpflichtung 66
(b) Inhaltliche Unbedingtheit 66
(c) Hinreichende Bestimmtheit 67
(3) Rechtsfolgen der unmittelbaren Anwendbarkeit von Richtlinien 67
(a) Vertikale Verhältnisse 67
(b) Horizontale Verhältnisse 69
(aa) Rechtsprechung des EuGH 69
(bb) Stimmen zur unmittelbaren Anwendbarkeit von Richtlinien in horizontalen Verhältnissen 71
(cc) Neue Tendenz in der Rechtsprechung 73
(c) Dreiecksverhältnisse 75
bb) Bedeutung des unmittelbaren Betroffenseins in der Rechtsprechung des EuG für die Anfechtbarkeit von Richtlinien und Stellungnahme 76
(1) Rückzug auf „formelle" Unmittelbarkeit in der Rechtssache Salamander 76
(2) Vorzugswürdigkeit der „materiellen" Unmittelbarkeit auch für Richtlinien 77
(a) Wortlaut und telos 77
(b) Gemeinschaftsrechtswidrigkeit der formellen Interpretation des unmittelbaren Betroffenseins im Hinblick auf Scheinrichtlinien 79
c) Korrelat von privilegierter Klagebefugnis und Verpflichtung bei unmittelbarer Anwendbarkeit? 81
3. Zusammenfassung zur Anfechtbarkeit von Richtlinien 85
II. Anfechtbarkeit von Verordnungen durch natürliche und juristische Personen im Wege der Nichtigkeitsklage gemäß Art. 230 Abs. 4 EG 86
1. Scheinverordnungen als anfechtbare Rechtsakte 86
2. Nichtigkeitsklage gegen echte Verordnungen 88
a) Normativer Rechtscharakter 89
b) Beginn der Öffnung zur Anfechtbarkeit normativer Rechtsakte: Antidumpingrecht 94
c) Anerkennung der generellen Anfechtbarkeit von Normativakten 97
aa) Urteil des EuGH vom 18. Mai 1994 in der Rechtssache C-309/89 - Codorniu 97
(1) Schlussanträge des Generalanwalts Lenz 97
(2) Urteil des Gerichtshofes 99
bb) Begründungsmodelle 99
(1) Gemeinschaftsgerichte 99
(a) Das EuG und die These von den hybriden Rechtsakten 100
(b) Gerichtshof 105
(2) Literatur 107
(a) Argumentation Röhls 107
(b) Stellungnahme 109
(c) Vorschlag Lengauers 111
(d) Standpunkt Cremers 112
3. Zusammenfassung zur Anfechtbarkeit von Verordnungen 112
ΙII. Das individuelle Betroffensein 114
1. Geschlossener Personenkreis als hinreichendes Kriterium? 115
2. Rechtspositionen im Verfahren 118
3. Normierte Pflicht zur Berücksichtigung der Situation des Klägers 120
4. Wirtschaftliche Stellung oder spezifische Rechte des Klägers 127
a) Wirtschaftliche Stellung 127
b) Spezifische Rechte 130
5. Zusammenfassung zur Interpretation des individuellen Betroffenseins in der Rechtsprechung 133
6. Stimmen aus der Literatur zum Erfordernis der Individualität 134
7. Eigener Ansatz 139
D. Problematische Fälle im gemeinschaftsrechtlichen Rechtsschutzsystem 143
I. Rechtsschutz gegen Sekundärrechtsakte ohne Durchführungsmaßnahmen 143
II. Effektiver Rechtsschutz als rechtzeitiger Rechtsschutz 146
1. Vorläufiger Rechtsschutz auf Gemeinschaftsebene 146
2. Vorläufiger Rechtsschutz auf mitgliedstaatlicher Ebene 147
3. Vorwirkungen von Normen 149
ΙII. Sonderfall: Rechtsschutz für „staatliche Stellen" gegen unmittelbar anwendbare Richtlinien 151
E. Jüngste Entwicklungen zum Individualrechtsschutz gegen normative Rechtsakte zwischen zentraler und dezentraler Rechtswegeröffnung 153
I. Neue Diskussion der Gemeinschaftsgerichte zur Reform des Rechtsschutzes 153
1. Schlussanträge des Generalanwalts Jacobs vom 21. 03. 2002 in der Rechtssache C-50/00 Ρ - UPA 154
a) Strukturelle Schwächen des Vorabentscheidungsverfahrens 154
b) Keine subsidiäre Klagebefugnis 155
c) Keine umfassende Dezentralisierung 156
d) Konsequenz: Neue Interpretation der Individualität 156
2. Urteil des EuG vom 03. 05. 2002 in der Rechtssache T-177/01 - Jégo-Quéré 159
a) Klageberechtigung nach der Plaumann-Formel 159
b) Rechtsschutzgewährung durch andere Verfahren 160
c) Änderung der Rechtsprechung zur individuellen Betroffenheit 160
3. Urteil des EuGH vom 25. 07. 2002 in der Rechtssache C-50/00 Ρ - UPA 161
4. Urteil des EuGH vom 01. 04. 2004 in der Rechtssache C-263/02 Ρ - Jégo-Quéré 162
II. Würdigung 163
1. Zur Frage nach einer Auffangzuständigkeit der Gemeinschaftsgerichte 163
a) Der Aspekt anderweitiger Rechtsschutzmöglichkeiten vor nationalen Gerichten in früheren Verfahren und den aktuellen Urteilen 163
b) Zu den Argumenten der Ungleichbehandlung und Kompetenzüberschreitung 167
2. Grenzen der Dezentralisierung 168
3. Grundlage des Rechtsschutzauftrags an die Mitgliedstaaten 171
4. Zur Interpretation der individuellen Betroffenheit durch Generalanwalt Jacobs und das EuG 173
a) Interpretationsoffenheit des individuellen Betroffenseins 174
b) Neuinterpretation zur Vermeidung von Rechtsschutzlücken? 176
c) Zweckmäßigkeit des Rechtsschutzsystems 177
5. Verbleibendes Problem: Handlungen allgemeiner Geltung als anfechtbare Rechtsakte 182
IIΙ. Konsequenzen der Dezentralisierung des Rechtsschutzes gegen Normativakte 185
1. Rechtswegeröffnung vor den nationalen Gerichten 185
a) Nationale Rechtsbehelfe und gemeinschaftsrechtskonforme Interpretation 185
b) Schaffung neuer Rechtsbehelfe? 188
2. Auswirkungen auf das Vorabentscheidungsverfahren 189
3. Gewährung vorläufigen Rechtsschutzes durch mitgliedstaatliche Gerichte 192
IV. Verbleibende Rechtsschutzlücken? 193
F. Ausblick: Möglichkeiten der Gestaltung des Rechtsschutzes gegenüber normativen Rechtsakten de lege ferenda 195
I. Forderungen nach einer Grundrechtsbeschwerde 195
1. Anwendungsbereich und Zulässigkeitsvoraussetzungen einer Grundrechtsbeschwerde 196
a) Zuständigkeit des EuGH 196
b) Angreifbarer Akt 197
c) Beschwerdebefugnis 199
d) Subsidiarität der Grundrechtsbeschwerde 200
2. Gestaltung des Verfahrens 200
3. Systematische Stellung 201
4. Stellungnahme 201
a) Zu dem Anwendungsbereich und den Zulässigkeitsvoraussetzungen einer Grundrechtsbeschwerde 202
aa) Zuständigkeit und Beschwerdebefugnis 202
bb) Angreifbarer Akt und Subsidiarität 202
b) Zur Gestaltung des Verfahrens 206
c) Zur systematischen Stellung 207
II. Änderung und Erweiterung des Individualrechtsschutzes gegen Normativakte im Rahmen der Nichtigkeitsklage gemäß Art. 230 Abs. 4 EG 208
1. Ergebnisse des Verfassungskonvents im Hinblick auf die Zukunft der Nichtigkeitsklage 208
2. Stellungnahme und eigener Ansatz 211
a) Genereller Verzicht auf das Kriterium der individuellen Betroffenheit im Sinne der Plaumann-Formel 211
aa) Praktische Nachteile des Kriteriums der individuellen Betroffenheit 211
bb) Zweifelhafte Funktion des Kriteriums der individuellen Betroffenheit 212
b) Einheitliches Rechtsschutzkonzept und funktionale Rechtswegzuweisung 213
aa) Mögliche Funktionen dezentralisierten Rechtsschutzes 215
(1) Dezentralisierung des Rechtsschutzes in anderen Rechtsschutzsystemen 215
(a) Verfassungsbeschwerde gemäß Art. 93 Abs. 1 Nr. 4 a GG, §§ 13 Nr. 8 a, 23, 90 ff. BVerfGG 215
(b) Individualbeschwerde gemäß Art. 34 EMRK 218
(2) Aufgaben und Funktionsgrenzen der mitgliedstaatlichen Gerichte bei der Gewährung von Rechtsschutz gegenüber gemeinschaftsrechtlichen Normativakten 220
(a) Objektive Sinnlosigkeit der Inanspruchnahme der dezentralen Rechtsschutzebene 221
(b) Verweis auf den dezentralen Rechtsweg ist für den Betroffenen subjektiv unzumutbar 224
bb) Zusammenfassung: Konsequenzen für die Nichtigkeitsklage de lege ferenda 225
G. Schlussbetrachtung 228
Literaturverzeichnis 229
Sachwortregister 239