Der europäische Vermittlungsausschuss
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Der europäische Vermittlungsausschuss
Eine organisationsrechtliche Untersuchung der interinstitutionellen Vermittlungseinheit im Rechtsetzungsverfahren nach Artikel 251 des EG-Vertrages
Beiträge zum Parlamentsrecht, Vol. 56
(2002)
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Abstract
Der europäische Vermittlungsausschuss wurde geschaffen zur Überwindung von Regelungskonflikten bei der Rechtsetzung. Diese Organisationseinheit, angesiedelt an der Schnittstelle zwischen Dogmatik und dynamischer Praxis, steht im Zentrum der vorliegenden Untersuchung.Frank Rutschmann stellt diesen wichtigsten organisationsrechtlichen Ausschnitt im Legislativverfahren der sog. "Mitentscheidung" dar, an dem der Ministerrat der Europäischen Union und das Europäische Parlament gesamthänderisch beteiligt sind. Seine zentrale Bedeutung besteht darin, einen Stillstand der konkreten Rechtsetzung bei aufgetretenen sachlichen Differenzen in den beiden Organen mit einem schlichtenden Einigungsvorschlag zu überwinden.Nach einer kurzen Gesamtschau der wesentlichen rechtlichen Grundlagen der Organisationseinheit zeigt der Autor im historischen Kontext, dass die Verfahrens- und Organisationsstruktur der europäischen Vermittlung unmittelbar auch von verbandseigenen Entwürfen beeinflusst wird. Weitere Abschnitte thematisieren die funktionelle Stellung des europäischen Vermittlungsausschusses vor dem Hintergrund des verbandseigenen Ordnungsprinzips der "Funktionsverteilung" (Eberhard Grabitz) sowie seine kompetenzielle Ausstattung und institutionelle Einordnung. Nach Ansicht Rutschmanns kommt den Mitgliedern des Vermittlungsausschusses ein weiter rechtlicher Gestaltungsspielraum zu, dessen Grenze sich im Ergebnis lediglich aus dem abstrakt nur negativ zu fassenden Kriterium des Sachzusammenhangs zu den vertraglichen Bezugsobjekten (Kommissionsvorschlag und gemeinsamer Standpunkt des Rates) ziehen lässt.Frank Rutschmann befasst sich weiterhin mit der Aufbau- und Ablauforganisation der Vermittlung. Der Vermittlungsausschuss erhält in seinem Aufbau eine gewisse Komplexität vor allem hinsichtlich der Regelungen zur Mitgliedschaft in der Parlamentsdelegation. Mit dem bisherigen Ablauf der Vermittlungsarbeit schließlich wird deutlich, dass die wesentliche Sacharbeit nicht in for
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsübersicht | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
Einleitung | 19 | ||
Erster Teil: Die Grundlagen des europäischen Vermittlungsausschusses | 24 | ||
A. Rechtliche Grundlagen des europäischen Vermittlungsausschusses | 24 | ||
I. Zur primärvertraglichen Regelung in Artikel 251 Absatz 4 EG (ex Artikel 189b Absatz 4 EG-Vertrag) | 24 | ||
II. Interinstitutionelle Vereinbarungen zwischen dem Europäischen Parlament, dem Ministerrat und der Kommission | 26 | ||
1. Interinstitutionelle Vereinbarung vom 25. Oktober 1993 | 27 | ||
a) Kontext | 27 | ||
b) Inhalt | 29 | ||
2. Gemeinsame Erklärung vom 4. Mai 1999 | 30 | ||
III. Geschäftsordnungen des Ministerrates und des Europäischen Parlaments | 30 | ||
B. Historische Vorläufer und Entstehung des europäischen Vermittlungsausschusses | 31 | ||
I. Der Vermittlungsausschuss nach Artikel 77 Absatz 2 des deutschen Grundgesetzes als historisches Vorbild | 33 | ||
1. Voraussetzungen seiner Anrufung | 34 | ||
2. Zusammensetzung und Verfahren | 35 | ||
3. Verfahrensgang nach einer Vermittlung | 36 | ||
4. Stellungnahme | 38 | ||
II. Verbandseigene Ansätze zur Etablierung eines Vermittlungsverfahrens/-ausschusses im Bereich der inneren Rechtsetzung | 39 | ||
1. Der Konzertierungsausschuss nach der Interorganvereinbarung vom 4. März 1975 | 39 | ||
a) Kontext und Inhalt | 40 | ||
b) Stellungnahme | 42 | ||
2. Die Konzertierung im parlamentarischen „Entwurf eines Vertrages zur Gründung der Europäischen Union“ vom 14. Februar 1984 | 43 | ||
a) Gesetzesinitiative und Befassung mit dem Rechtsetzungsentwurf | 45 | ||
b) Konzertierung und weiterer Verfahrensgang | 46 | ||
aa) Zusammensetzung und Aufgabe des Konzertierungsausschusses | 47 | ||
bb) Weiterbehandlung eines vom Ausschuss gebilligten gemeinsamen Textes | 47 | ||
cc) Verfahrensgang nach dem Scheitern einer Konzertierung | 48 | ||
c) Stellungnahme | 49 | ||
3. Das Vermittlungsverfahren im Bericht des ad-hoc-Ausschusses für institutionelle Fragen (Dooge-Ausschuss) | 51 | ||
a) Kontext und Inhalt | 51 | ||
b) Stellungnahme | 52 | ||
III. Entstehung des europäischen Vermittlungsausschusses | 54 | ||
1. Zu den in den EU-Vertrag mündenden Regierungskonferenzen | 54 | ||
2. Zu den Änderungen mit dem Vertrag von Amsterdam | 56 | ||
C. Funktionelle Stellung des europäischen Vermittlungsausschusses | 56 | ||
I. Wesentliche Grundzüge des gemeinschaftlichen funktionellen Ordnungsprinzips | 57 | ||
1. Zur gemeinschaftlichen Funktionsverschränkung | 58 | ||
2. Zur Kooperation der Organe | 64 | ||
II. Konsequenzen im Hinblick auf die funktionelle Stellung des Vermittlungsausschusses | 66 | ||
D. Kompetenzen des europäischen Vermittlungsausschusses | 67 | ||
I. Zu den in Artikel 251 Absatz 4 Satz 3 EG angeführten Texten als Bezugsobjekten der Vermittlungstätigkeit | 68 | ||
1. Zu den „vom Europäischen Parlament vorgeschlagenen Abänderungen“ | 68 | ||
2. Zur freien Wahlmöglichkeit unter den Texten des Artikel 251 Absatz 4 Satz 3 EG | 69 | ||
3. Der Sachzusammenhang der Texte des Artikel 251 Absatz 4 Satz 3 EG als inhaltliche Vorgabe eines Einigungsvorschlags | 71 | ||
II. Der Kommissionsvorschlag als vertraglich vorgegebener Dispositionsrahmen der Vermittlungstätigkeit | 73 | ||
1. Die Finalität des Legislativvorschlags als Missbrauchsgrenze | 73 | ||
2. Zur Berechtigung auf eine Rücknahme des Legislativvorschlags im Vermittlungsverfahren | 74 | ||
III. Zur Verknüpfung eines Einigungsvorschlags mit einem zukünftigen ungewissen Ereignis | 76 | ||
1. Verknüpfung ist für den Bestand des Einigungsvorschlags relevant | 76 | ||
2. Verknüpfung ist ausschließlich politischer Natur | 77 | ||
3. Stellungnahme | 78 | ||
IV. Zu den verfahrensrechtlichen Befugnissen des Vermittlungsausschusses | 79 | ||
1. Zur Kompetenz der Verabschiedung einer Verfahrensordnung | 79 | ||
2. Konsequenzen für die Bewertung der geltenden interinstitutionellen Vereinbarung als rechtlicher Grundlage der Vermittlungstätigkeit | 81 | ||
V. Zu den zeitlichen Bindungen der Vermittlungstätigkeit | 82 | ||
E. Institutionelle Stellung des europäischen Vermittlungsausschusses | 83 | ||
I. Zur Struktur der Organisationseinheiten in der Europäischen Gemeinschaft | 85 | ||
1. Zur Kategorie „Verfassungsorgan“ | 85 | ||
2. Haupt- und Nebenorgane in der Europäischen Gemeinschaft | 86 | ||
3. Organteile und Unterorgane in der Europäischen Gemeinschaft | 88 | ||
II. Konsequenzen im Hinblick auf die institutionelle Stellung des Vermittlungsausschusses | 89 | ||
Zweiter Teil: Verfahren und Organisation des europäischen Vermittlungsausschusses | 91 | ||
A. Voraussetzungen eines Eintritts in die Vermittlung zwischen Ministerrat und Europäischem Parlament | 91 | ||
I. Anwendbarkeit des Mitentscheidungsverfahrens | 92 | ||
1. Zum Anwendungsbereich im Allgemeinen | 92 | ||
a) Zu den Befugnisnormen nach dem Vertrag von Maastricht | 93 | ||
b) Zur Anwendungsausweitung durch den Vertrag von Amsterdam | 95 | ||
c) Zur anstehenden Anwendungsausweitung mit dem Vertrag von Nizza | 98 | ||
2. Zur Anwendbarkeit im Einzelfall | 100 | ||
II. Fortgeschrittener Stand des Mitentscheidungsverfahrens | 101 | ||
1. Erste Phase der Rechtsetzung: Beratung über den Kommissionsvorschlag in erster Lesung | 101 | ||
a) Zur legislativen Initiative | 102 | ||
b) Zur ersten Lesung im Europäischen Parlament | 102 | ||
aa) Ausschussberatung | 103 | ||
(1) Interinstitutioneller Dialog auf Grundlage der Geschäftsordnung | 103 | ||
(2) Informeller interinstitutioneller Dialog | 104 | ||
(3) Stellungnahme | 105 | ||
bb) Befassung im Plenum | 106 | ||
c) Zur ersten Lesung im Ministerrat | 108 | ||
aa) Befassung des Ministerrates „(n)ach Stellungnahme des Europäischen Parlaments“ (Artikel 251 Absatz 2 Satz 2 EG) | 108 | ||
bb) Stellungnahme | 109 | ||
2. Zweite Phase der Rechtsetzung: Die erste Lesung im Ministerrat mündet in einen gemeinsamen Standpunkt, welchem die Beratung in zweiter Lesung folgt | 110 | ||
a) Zur zweiten Lesung im Europäischen Parlament | 111 | ||
aa) Erlass des Rechtsakts durch Billigung des gemeinsamen Standpunktes oder Beschlusslosigkeit | 112 | ||
bb) Scheitern der Rechtsetzung durch Ablehnung des gemeinsamen Standpunktes (zur einstmaligen „kleinen Vermittlung“) | 112 | ||
(1) Zum Verfahren in der „kleinen Vermittlung“ | 113 | ||
(2) Zur Organisation und zum Auftrag des Vermittlungsausschusses in der „kleinen Vermittlung“ | 115 | ||
cc) Fortführung des Verfahrens durch Annahme von Abänderungen am gemeinsamen Standpunkt | 116 | ||
b) Zur zweiten Lesung im Ministerrat | 116 | ||
aa) Erlass des Rechtsakts durch Billigung sämtlicher parlamentarischer Abänderungen am gemeinsamen Standpunkt | 117 | ||
bb) Übergang in die dritte Phase des Verfahrens (Vermittlung): Der Ministerrat billigt innerhalb der vorgegebenen Frist nicht sämtliche parlamentarischen Abänderungen am gemeinsamen Standpunkt | 119 | ||
III. Einberufung des Vermittlungsausschusses | 119 | ||
1. Begriff und materieller Gehalt der Einberufung | 120 | ||
a) Praxis | 120 | ||
b) Stellungnahme | 120 | ||
2. Kompetenz zur Einberufung | 122 | ||
3. Einberufungsfrist | 123 | ||
a) Vormalige und geltende Rechtslage | 123 | ||
b) Stellungnahme | 124 | ||
B. Innere Struktur des europäischen Vermittlungsausschusses (Aufbauorganisation) | 126 | ||
I. Mitgliedschaft im Vermittlungsausschuss | 127 | ||
1. Zur paritätischen Mitgliederzahl | 127 | ||
2. Zur Mitgliedschaft in der Delegation des Europäischen Parlaments | 128 | ||
a) Ordentliche Mitgliedschaft | 129 | ||
aa) Zur zeitlichen Dimension der Mitgliedschaft | 129 | ||
bb) Zur funktionellen Stellung der Delegationsmitglieder | 130 | ||
cc) Zur politischen Zusammensetzung der Delegation | 131 | ||
b) Stellvertretende Mitgliedschaft | 133 | ||
aa) Ursprüngliche Rechtslage | 134 | ||
bb) Geltende Rechtslage | 134 | ||
c) Stellungnahme | 135 | ||
3. Zur Mitgliedschaft in der Delegation des Ministerrates | 137 | ||
a) Vertragliche Regelung und Praxis | 137 | ||
b) Stellungnahme | 138 | ||
4. Zur Teilnahme der Kommission am Vermittlungsverfahren | 139 | ||
II. Vorsitz im Vermittlungsausschuss | 140 | ||
1. Zur Bestimmung des Vorsitzes | 141 | ||
a) Das Modell des Ko-Vorsitzes durch den Präsidenten des Ministerrates und den Präsidenten des Europäischen Parlaments | 141 | ||
b) Stellungnahme | 141 | ||
2. Kompetenzen des Vorsitzes | 144 | ||
a) Bestimmung der Sitzungstermine | 145 | ||
b) Sachkompetenzen | 147 | ||
aa) Ausarbeitung/Unterbreitung der Grundlage der Ausschusssitzung | 147 | ||
bb) Billigung eines Einigungsvorschlags nach Überarbeitung durch Rechts- und Sprachsachverständige | 147 | ||
cc) Austausch von Briefen zur Feststellung der Einigung über einen gemeinsamen Entwurf | 148 | ||
c) Übermittlung des abschließenden Ergebnisses der Ausschusstätigkeit | 148 | ||
III. Sekretariatsdienste für den Vermittlungsausschuss | 149 | ||
C. Verfahrensgang in der Vermittlung (Ablauforganisation) | 150 | ||
I. Organinterne Beratungen und informelle Interorgan-Kontakte | 151 | ||
1. Zu den Beratungen innerhalb des Europäischen Parlaments | 151 | ||
a) Konstituierung der Delegation | 151 | ||
b) (Weitere) Sitzungen und schriftliches Verfahren | 153 | ||
c) Sitzungsteilnehmer | 154 | ||
2. Zu den Beratungen innerhalb des Ministerrates | 155 | ||
3. Zu den informellen Interorgan-Kontakten | 155 | ||
a) Praxis | 155 | ||
b) Stellungnahme | 158 | ||
II. Formelle Sitzungen des Vermittlungsausschusses | 159 | ||
III. Einigung auf einen gemeinsamen Entwurf | 161 | ||
1. Abstimmung nach „Bänken“ | 161 | ||
2. Quoren zur Billigung eines gemeinsamen Entwurfes | 162 | ||
a) Notwendiges Quorum im Europäischen Parlament | 162 | ||
b) Notwendiges Quorum im Ministerrat | 163 | ||
aa) Grundsatz und Ausnahme | 163 | ||
bb) Beschlussfähigkeit | 164 | ||
cc) Verfahren bei der Beschlussfassung und Veröffentlichung | 164 | ||
3. Feststellung der Einigung | 165 | ||
a) Feststellung in einer Ausschusssitzung | 165 | ||
b) Feststellung mittels eines Austausches von Briefen | 167 | ||
IV. Scheitern der Vermittlung | 167 | ||
V. Vermittlungsfrist | 169 | ||
1. Zur Fristbestimmung in Artikel 251 Absatz 5 Satz 1 EG | 169 | ||
2. Zur Verlängerung der Frist | 171 | ||
a) Vormalige und geltende Rechtslage | 171 | ||
b) Stellungnahme | 172 | ||
D. Weiterer Gang und Abschluss des Rechtsetzungsverfahrens nach einer Vermittlung | 173 | ||
I. Weiterbehandlung eines vom Vermittlungsausschuss gebilligten gemeinsamen Entwurfes | 173 | ||
1. Zur Weiterbehandlung im Europäischen Parlament | 174 | ||
a) Erklärung zum gemeinsamen Entwurf | 174 | ||
b) Aussprache im Plenum | 175 | ||
c) Abstimmung | 176 | ||
d) Stellungnahme | 176 | ||
2. Zur Weiterbehandlung im Ministerrat | 177 | ||
3. Zur Frist für die Weiterbehandlung eines Einigungsvorschlags | 178 | ||
4. Zur Annahme des gemeinsamen Entwurfes (erfolgreiche dritte Lesung) | 179 | ||
a) Ausfertigung des Rechtsaktes | 179 | ||
b) Verkündung des Rechtsaktes und Inkrafttreten | 181 | ||
5. Zur versagten Billigung eines gemeinsamen Entwurfes (erfolglose dritte Lesung) | 182 | ||
a) Mangel hinreichender Zustimmung in mindestens einem der Organe | 182 | ||
b) Untätigkeit des Ministerrates und/oder des Europäischen Parlaments zum Fristende | 183 | ||
II. Fortgang des Verfahrens bei einem Scheitern der Vermittlungsbemühungen | 184 | ||
1. Zur ursprünglichen Rechtslage | 184 | ||
a) Zum gegebenenfalls mit vom Parlament vorgeschlagenen Abänderungen angereicherten gemeinsamen Standpunkt | 185 | ||
b) Zum erforderlichen Quorum zur Bestätigung des gemeinsamen Standpunktes | 186 | ||
c) Zur geringen praktischen Relevanz der ursprünglichen Regelung | 188 | ||
2. Zur geltenden Rechtslage | 188 | ||
Zusammenfassende Betrachtung | 190 | ||
Anhang | 197 | ||
Quellenverzeichnis | 213 | ||
Rechtsprechungsverzeichnis | 221 | ||
Literaturverzeichnis | 223 | ||
Sachwortverzeichnis | 235 |