Die phänomenologische Frage nach dem Ursprung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Raumauffassung bei Husserl und Heidegger
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Die phänomenologische Frage nach dem Ursprung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Raumauffassung bei Husserl und Heidegger
Philosophische Schriften, Vol. 32
(1999)
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Abstract
Für den heutigen Menschen ist die Auffassung vom Raum in entscheidender Weise durch einen Raumbegriff bestimmt, wie ihn vor allem die neuzeitliche mathematische Naturwissenschaft (seit Galilei) geprägt hat. Aufgabe dieser phänomenologisch ausgerichteten Untersuchung ist es zu zeigen, daß der mathematisch-naturwissenschaftliche Raum immer schon in einer ursprünglicheren Raumerfahrung wurzelt, aus der er im Verlauf der Geschichte erst entsprungen ist.Zur Gewinnung eines ursprünglichen Raumbegriffs wendet sich der Autor in einer weit ausgreifenden Interpretation vor allem zwei Hauptwerken der Phänomenologie zu: E. Husserls Spätwerk »Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie« (1936) und M. Heideggers Grundwerk »Sein und Zeit« (1927). Husserls Rückgang vom (ideal-)geometrischen Raum auf unsere sinnlich-anschaulich erfahrene »Lebenswelt« kann zunächst als Entsprechung dessen angesehen werden, was in Heideggers berühmter »Zeug«- und Weltanalyse als der vortheoretisch-praktische Umgang mit den alltäglichen Gebrauchsdingen in den Blick tritt. Eine vertiefende Analyse zeigt hingegen, daß Husserls Unterscheidung zwischen dem idealisierten und dem lebensweltlich-anschaulichen Raum für Heidegger als nur relative Differenz noch auf die Seite des theoretisch-apraktischen Welterkennens gehört. Darüber hinaus untersucht Neumann, inwiefern die aufgezeigten Phänomene im Spätdenken Heideggers (nach der vielberufenen »Kehre«) in einer gewandelten Weise in den Blick treten.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 13 | ||
§ 1. Thema und Grenzen der Untersuchung | 13 | ||
§ 2. Das philosophische Zwiegespräch zwischen Husserl und Heidegger | 15 | ||
§ 3. Der Aufriß der Abhandlung | 21 | ||
Teil A: Lebensweltlicher und mathematisch-naturwissenschaftlicher Raum in der transzendentalen Phänomenologie Husserls | 25 | ||
Kapitel I: Die Krisis der europäischen Wissenschaften als Ausgangspunkt in Husserls Spätwerk | 25 | ||
§ 4. Die Grundlagenkrisis der modernen Mathematik. Ein kurzer historischer Rückblick | 25 | ||
§ 5. Die Notwendigkeit einer philosophischen Besinnung auf die historischen Ursprünge unserer kritischen wissenschaftlichen und philosophischen Situation | 33 | ||
Kapitel II: Galileis Urstiftung der neuzeitlichen mathematischen Naturwissenschaft auf dem Boden der Euklidischen Geometrie | 48 | ||
§ 6. Das endlich geschlossene Apriori der vorneuzeitlichen Wissenschaften | 48 | ||
§ 7. Das unendlich geschlossene Apriori der neuzeitlichen Mathematik und mathematischen Naturwissenschaft | 59 | ||
§ 8. Die Rückfrage nach dem Ursprung der ‚reinen Geometrie‘ raumzeitlicher Gestalten | 65 | ||
a) Die Frage nach dem Ursprung der Geometrie als intentional-historisches Problem | 65 | ||
b) Die Genesis der reinen Geometrie aus der Idealisierung der vorwissenschaftlichen (anschaulichen) Lebensumwelt | 77 | ||
c) Die Sinnentleerung der Geometrie in der Technisierung und die notwendige Rückbesinnung auf ihren Ursprungssinn | 85 | ||
§ 9. Der Grundgedanke der Galileischen Physik: Natur als mathematisches Universum | 96 | ||
a) Galileis Geometrisierung der materiellen Natur selbst | 97 | ||
b) Der verwandelte Sinneshorizont von angewandter und theoretischer Naturwissenschaft | 107 | ||
c) Die Mathematisierung der Füllen als Voraussetzung für die durchgängige Berechenbarkeit der Natur im Sinne eines geschlossenen raumzeitlichen Kausalzusammenhangs | 110 | ||
d) Der instrumentale Charakter der neuzeitlichen mathematischen Naturwissenschaft | 117 | ||
e) Der unendliche Bewährungscharakter der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fundamentalhypothese | 121 | ||
f) Galileis naturwissenschaftliche Fundamentalhypothese als theoretischlogische Substruktion | 123 | ||
g) Die Lebenswelt als das vergessene Sinnes- und Geltungsfundament der antiken Geometrie und neuzeitlichen mathematischen Naturwissenschaft | 127 | ||
Kapitel III: Gesamtcharakteristik des Problems der Lebenswelt | 129 | ||
§ 10. Die Lebenswelt als das philosophische Universalproblem | 129 | ||
§ 11. Die invariante Wesensstruktur der Lebenswelt | 131 | ||
a) Der dreifache Vorrang der Lebenswelt gegenüber der objektiven Wissenschaft | 131 | ||
b) Die kinästhetisch-leiblichen Gegebenheitsweisen der anschaulichen Lebensumwelt | 132 | ||
c) Erkennen und Handeln. Die apriorischen Strukturen der Lebenswelt im Licht der philosophischen Kritik | 138 | ||
Kapitel IV: Die kinästhetische Motivation der Konstitution von Ding und Raum | 153 | ||
§ 12. Die Schicht der res extensa als transzendentaler Leitfaden für das Problem der Raumkonstitution | 154 | ||
§ 13. Der Raum als das noematische Korrelat des kinästhetischen Systems | 157 | ||
§ 14. Die Homogenisierung der unmittelbaren Nahsphäre (Kernsphäre) zum endlos offenen Raum | 161 | ||
Teil B: Die am Leitfaden des Daseins entfaltete Frage nach dem Raum und der mathematischen Wissenschaft vom reinen, homogenen Raum in der hermeneutischen Phänomenologie Heideggers | 164 | ||
Erster Abschnitt: Die Frage nach dem Raum in der transzendental-horizontalen Blickbahn der Fundamentalontologie | 164 | ||
Kapitel I: Vom besorgend-vertrauten Aufgehen in der Welt zum Welterkennen | 164 | ||
§ 15. Vorbemerkung: Der ontologische Vorrang der Seinsfrage in bezug auf die positiven Wissenschaften | 164 | ||
§ 16. Die Analyse der seinsverstehenden Existenz | 179 | ||
§ 17. Die kategorial-ontologische Wesensbestimmung des Zeugs als des im besorgenden Umgang nächstbegegnenden Seienden und das existenziale Phänomen der Welt | 188 | ||
§ 18. Die aus der Defizienz des besorgenden Zu-tun-habens mit dem nächstbegegnenden Seienden (Zeug) entspringende Möglichkeit des Welterkennens | 202 | ||
Kapitel II: Die Analytik der daseinsmäßigen Räumlichkeit und der Raum | 214 | ||
§ 19. Die (kategoriale) Räumlichkeit des bewandtnisbestimmten, zuhandenen Zeugs | 216 | ||
§ 20. Die (existenziale) Räumlichkeit des Daseins im umsichtigen, besorgendvertrauten Sein beim innerumweltlich begegnenden Seienden | 220 | ||
§ 21. Die Räumlichkeit der Welt als erschlossener Bedeutsamkeit und die Entweltlichung der Umwelt zum reinen, homogenen Raum | 227 | ||
Kapitel III: Zeitlichkeit und Räumlichkeit | 231 | ||
§ 22. Der ekstatisch-zeitliche Sinn der Abkünftigkeit des theoretischen Erkennens vom umsichtigen Entdecken als primärer Weise des besorgenden In-der-Welt-seins. Der mathematische Entwurf der Natur als klassisches Beispiel für die Ausbildung wissenschaftlicher Erkenntnis | 231 | ||
§ 23. Die Zeitlichkeit der daseinsmäßigen Räumlichkeit | 245 | ||
Zweiter Abschnitt: Die Frage nach dem Raum im ereignisgeschichtlichen Denken | 252 | ||
§ 24. Von „Sein und Zeit“ zum „Ereignis“ | 252 | ||
§ 25. Die ereignisgeschichtliche Frage nach dem Wesen der neuzeitlichen mathematischen Naturwissenschaft und modernen Technik | 260 | ||
§ 26. Mensch und Raum im ereignisgeschichtlichen Gevierts-Denken | 275 | ||
a) Abhebung der griechischen Natur- und Raumerfahrung (Aristoteles) gegen die neuzeitliche | 275 | ||
b) Das Verstatten einer Stätte. Der Vortrag „Bauen – Wohnen – Denken“ | 279 | ||
Literaturverzeichnis | 299 | ||
Personenregister | 331 | ||
Sachregister | 336 |