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Zur Dogmatik des ordre public

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Völker, C. (1998). Zur Dogmatik des ordre public. Die Vorbehaltsklauseln bei der Anerkennung fremder gerichtlicher Entscheidungen und ihr Verhältnis zum ordre public des Kollisionsrechts. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49028-8
Völker, Christian. Zur Dogmatik des ordre public: Die Vorbehaltsklauseln bei der Anerkennung fremder gerichtlicher Entscheidungen und ihr Verhältnis zum ordre public des Kollisionsrechts. Duncker & Humblot, 1998. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49028-8
Völker, C (1998): Zur Dogmatik des ordre public: Die Vorbehaltsklauseln bei der Anerkennung fremder gerichtlicher Entscheidungen und ihr Verhältnis zum ordre public des Kollisionsrechts, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-49028-8

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Zur Dogmatik des ordre public

Die Vorbehaltsklauseln bei der Anerkennung fremder gerichtlicher Entscheidungen und ihr Verhältnis zum ordre public des Kollisionsrechts

Völker, Christian

Tübinger Schriften zum internationalen und europäischen Recht, Vol. 43

(1998)

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Abstract

Der Autor untersucht in einem ersten Teil Herkunft, Struktur und Funktion des Vorbehalts der öffentlichen Ordnung im Rahmen der Anerkennung von Entscheidungen fremder staatlicher Gerichte und von in nationalem oder internationalem Kontext ergangenen Schiedssprüchen. Daraufhin vergleicht er diesen mit dem ordre public-Vorbehalt, den der deutsche Erstrichter bei der Anwendung fremden Rechts zu beachten hat. Völker kommt zum Ergebnis, daß im wesentlichen die Inlandsbeziehung des Einzelfalls und nicht die Tatsache, daß einmal ein Rechtssatz, im anderen Fall eine Streitentscheidung Prüfungsgegenstand ist, den Maßstab für die unter dem Gesichtspunkt des ordre public zu zeigende Toleranz gegenüber (be)fremd(lich)en Vorstellungen von »Recht« darstellt. Ein generelles Stufenverhältnis zwischen kollisionsrechtlichem und anerkennungsrechtlichem ordre public wird ebenso verworfen wie ein entsprechendes Stufenverhältnis bei der Anerkennung inländischer oder ausländischer Schiedssprüche. Im Anschluß versucht der Autor allgemeine Kriterien zur Inhaltsbestimmung des ordre public im Einzelfall zu entwickeln. Den juristischen Reizthemen punitive damages, pre-trial discovery und american rule of costs kommt dabei die ihnen gebührende Bedeutung zu.

Im dritten Teil der Arbeit stellt sich die inzwischen anzutreffende Unterscheidung verschiedenster ordre public-Spezien und Subspezien als eine mit Ausnahme des »europäischen« Aspekts überflüssige Begriffshypertrophie heraus. Auch insoweit zeigt sich, daß die Inlandsbeziehung das sachgerechte Lösungen erlaubende Differenzierungskriterium der Wahl ist.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsübersicht 7
Inhaltsverzeichnis 9
Abkürzungen 18
§ 1 Einleitung 25
A. Die Anerkennung ausländischer Entscheidungen 25
B. Gang der Darstellung 26
C. Terminologisches 28
§ 2 Geschichte und Funktion des anerkennungsrechtlichen ordre public 29
A. Geschichtliche Grundlagen 29
I. Die Anerkennung fremder Gerichtsentscheidungen im allgemeinen 29
II. Entwicklung des ordre public als Anerkennungshindernis im besonderen 33
1. Römisch-rechtliche Vorläufer eines kollisionsrechtlichen ordre public 34
a. Entwicklung in der Wissenschaft 34
b. Frühe Kodifikationen 35
2. Entwicklung ab dem 19. Jahrhundert 37
a. Entwicklung in der Wissenschaft 37
b. Kodifikationen 40
B. Anwendungsbereiche 44
I. Der ordre public bei der Anerkennung von Entscheidungen staatlicher Gerichte 44
II. Der ordre public bei der Anerkennung ausländischer Schiedssprüche 46
III. Praktische Bedeutung 47
IV. Rechtsvergleichender Überblick 49
C. Anerkennungsrechtlicher und kollisionsrechtlicher ordre public 51
I. Die Theorie vom ordre public atténué de la reconnaissance 51
1. Die überwiegende Ansicht 51
2. Mindermeinung und grundsätzliche Kritik 53
II. Unterschiedliche Funktion 56
1. Funktionen der Vorbehaltsklausel im Internationalen Privatrecht 56
a. Durchsetzung elementarer Rechtsgrundsätze der lex fori 57
b. Souveränitätsgedanke und Schutz von unmittelbaren Staatsinteressen 57
c. Positive und negative Funktion des ordre public 58
d. Externe Entscheidungsharmonie 61
2. Funktionen der Vorbehaltsklausel im Internationalen Zivilverfahrensrecht 61
a. Wahrung fundamentalster Forderungen der Gerechtigkeit 62
b. Durchsetzung fundamentaler Staatsinteressen 62
c. Negative Funktion 65
d. Wahrung der mit der internationalen Entscheidungsanerkennung bezweckten Ziele 65
3. Ergebnis 67
III. Unterschiedliche Struktur 67
1. Unterschiedliches Prüfungsobjekt 67
a. Prüfungsobjekt der kollisionsrechtlichen Vorbehaltsklausel 68
b. Prüfungsobjekt der anerkennungsrechtlichen Vorbehaltsklausel 68
(1) Ergebnis der Anerkennung 69
(2) Stellungnahme 71
c. Vergleich 71
2. Unterschiedlicher Anwendungsbereich 72
a. Verfahrensrechtlicher ordre public 73
b. International zwingende Eingriffsnormen 74
c. Weitere Fälle 76
3. Unterschiedliche Stringenz der Rechtsfolgen? 76
a. Die Rechtsfolge bei Eingreifen des kollisionsrechtlichen ordre public 77
b. Die Rechtsfolge bei Eingreifen des anerkennungsrechtlichen ordre public 78
(1) Exequatur sélectif 78
(2) Exequatur réductif 80
(a) Überhöhter isolierbarer Rechtsfolgeausspruch 80
(b) Unaufgeschlüsselter Gesamtrechtsfolgeausspruch mit ordre public-widrigem Teilinhalt 82
(3) Ergebnis 85
(4) Die ausländische Entscheidung als unabänderliches Faktum 85
(a) Hinkende Rechtsverhältnisse 85
(b) Kritik 86
(c) Achtung der res iudicata und wohlerworbener Rechte 87
(d) Geringere Beispielswirkung ausländischer Entscheidungen 88
IV. Generell unterschiedlicher Maßstab oder Ansatzpunkt Inlandsbeziehung? 89
1. Fehlende Abhängigkeit in beide Richtungen 89
2. Rechtfertigung durch das Kriterium Inlandsbezug 91
§ 3 Methoden der Konkretisierung 94
A. Annäherung aus Systematik und Wortlaut 94
I. Das Verhältnis der allgemeinen Vorbehaltsklausel zu den weiteren Anerkennungsvoraussetzungen 94
1. Insbesondere die explizit das erststaatliche Verfahren betreffenden Anerkennungsvoraussetzungen 94
2. Weitere Unterfälle 97
3. Konsequenz 100
II. Die unterschiedlichen Formulierungen der Vorbehaltsklauseln 102
1. Insbesondere die “offensichtliche” Unvereinbarkeit 104
a. Interpretationsansätze 104
b. Stellungnahme 106
2. Alternativen zur Generalklausel? 108
B. Formeldefinitionen 110
I. Die Rechtsprechung des Reichsgerichts 110
II. Die Rechtsprechung seit 1945 111
III. Formeldefinitionen im Ausland 113
IV. Definitionsversuche in der Literatur 113
V. Ergebnis 114
§ 4 Aspekte der Inhaltsbestimmung – System mit drei Variablen 115
A. Die “wesentlichen Grundsätze” 115
I. Ordre Public und Verfassung 117
1. Ordre public und Grundrechte 119
a. Grundrechte und Inlandsbezug 122
(1) Die “Spanierentscheidung” des BVerfG 122
(2) Bewertungen 124
b. Grundrechte und “Offensichtlichkeit” des Verstoßes 126
c. Art. 1 Abs. 1 i.V.m. Art. 2 Abs. 1 GG – Faires Verfahren 127
(1) Möglichkeit der Einflußnahme auf das Verfahren 127
(2) Anforderungen an den Spruchkörper 128
d. Art. 2 Abs. 1 GG 131
(1) Allgemeine Handlungsfreiheit und Privatautonomie 131
(2) Allgemeines Persönlichkeitsrecht 132
e. Art. 3 Abs. 1 GG 132
(1) Grundsatz 132
(2) Die american rule of costs 133
(3) Sonderfall Haftungsrecht? 135
f. Art. 5 Abs. 1 und Abs. 3, Art. 12 GG 136
g. Art 14 GG 136
h. Art. 103 Abs. 1 GG 137
(1) Reduzierte Anforderungen 137
(2) Beispielsfälle 140
i. Art. 103 Abs. 2 GG 141
(1) Bestimmtheitsgebot 141
(2) Staatliches Strafmonopol 142
k. Art. 103 Abs. 3 GG 143
2. Ordre public und Art. 34 GG 144
II. Ordre public und Völkerrecht 144
1. Allgemeine Regeln des Völkerrechts 145
2. Sonstiges Völkerrecht 146
III. Ordre Public und Europäisches Gemeinschaftsrecht 147
1. Unmittelbar geltendes Gemeinschaftsrecht 148
a. Problem der révision au fond 149
b. Wirkung auch gegenüber Drittstaaten 150
2. Richtlinien und ordre public 151
IV. Ordre public und Grundsatz der Verhältnismäßigkeit 153
1. Konkretisierung 154
a. Pauschalierungen 154
b. Übertragung der Formel des Verfassungsrechts 155
2. Insbesondere die Leistungsfähigkeit des Schuldners 157
V. Ordre public und die rechtsethischen Grundsätze der §§ 138, 826 BGB 159
1. Terminologische Übereinstimmungen 160
2. Funktionale Übereinstimmungen 161
3. Betrügerische Machenschaften 163
4. Mißbräuchliche Klageerhebungen 165
VI. Anerkennungsrechtlicher Ordre public und deutsches Internationales Privatrecht 166
1. Textliche Sonderstellung und Reform 167
2. Überlagerung des Kollisionsrechts und forum shopping 168
3. Fehlender materiellprivatrechtlicher Gerechtigkeitsgehalt 171
VII. Art. 38 EGBGB und anerkennungsrechtlicher ordre public 172
1. Art. 38 EGBGB als spezialgesetzliche Ausprägung des ordre public 173
2. Zielsetzung von Art. 38 EGBGB 174
3. Stellungnahme 176
VIII. Rechtspolitische Erschütterung der Regelung 179
1. Erschütterung der Regelung im Anerkennungsstaat 179
2. Beispiele 180
a. Nemo contra se edere tenetur 180
b. Begründungspflicht richterlicher Entscheidungen 181
c. Prozeßkostentragung und Veranlasserprinzip 183
d. Dispositionsmaxime und Unzulässigkeit von Popularklagen 183
e. Pactum de quota litis 184
f. Strenge Kompensationsfunktion des Schadensrechts 185
(1) Ersatz materieller Schäden 188
(2) Ersatz immaterieller Schäden 188
(a) Genugtuungsfunktion des § 847 BGB 188
(b) Verletzungen des allgemeinen Persönlichkeitsrechts und anderer Immaterialgüterrechte 190
(3) Abfindungszahlung nach §§ 9, 10 KSchG 191
(4) Inanspruchnahme Privater zur Verfolgung öffentlicher Interessen 192
(5) Täter-Opfer-Ausgleich 193
g. Weitere Grundsätze des Schadensrechts 193
3. Erschütterung der Regelung im Urteilsstaat 194
IX. Die Frage nach internationalen Standards – Rechtsvergleichung zur Gewinnung eines Maßstabs 196
1. Die Relevanz internationaler Standards 196
2. Aubins Ansatz 198
a. Der “Regelfall” 198
b. Der “atypische” Fall 199
3. Die Ermittlung eines internationalen Standards 200
a. Internationale Übereinkommen 200
b. Sonstige “internationale Texte” 201
c. Gemeinschaftsrechtliche Richtlinien 201
d. Der Referenzkreis 201
B. Krasser Unterschied der Anwendungsergebnisse 203
I. Der wertungsjuristische Ansatz 204
1. Materiellrechtliche Interessen und Inlandsbezug 204
2. Internationalprivatrechtliche und internationalverfahrensrechtliche Gerechtigkeit 204
3. Arten von Wertungsunterschieden 205
4. Faktorentheorie 206
II. Blick auf die Rechtsordnungen – nicht auf die Rechtssätze 206
1. Erfordernis funktionaler Rechtsvergleichung 207
2. Beispiele 208
a. Materiellrechtlicher Prozeßkostenersatz und Erfolgshonorare 209
b. Pre-trial discovery 210
c. Gewinnabschöpfung im Gewande des Schadensersatzanspruchs 211
d. Systeme der sozialen Sicherheit und claim preclusion-doctrine 212
III. Blick auf den Einzelfall – nicht auf den Regelfall 213
1. Konkreter Verstoß nicht abstrakte Gefahr 214
a. Verfahrensrechtlicher ordre public 215
b. Materiellrechtlicher ordre public 217
2. Verhalten der Parteien 218
a. Vorprozessuales Verhalten 218
b. Verhalten im erststaatlichen Verfahren 219
c. Verhalten im zweitstaatlichen Verfahren 222
(1) Ordre public-Vorbehalt und révision au fond 223
(a) Zweifel an Tatsachen 225
(b) Zweifel an der rechtlichen Einschätzung 229
(2) Rügepflicht eines ordre public-Verstoßes 230
C. Relevanz des Inlandsbezuges 231
I. Objektive Anknüpfungspunkte des Inlandsbezugs 233
II. Auslandsbezug 235
III. Relatives System 235
1. Anknüpfungspunkt und inländische Interessenwertung 236
2. Gewicht der Inlandsbeziehung und Art des Verstoßes 239
IV. Absolutes System 241
V. Inlandsbeziehung und Diskriminierungsverbote 244
1. Art. 6 Abs. 1 EGV 244
2. “Inländerbehandlung” nach FCN-Vertrag 245
VI. Relevante Zeitpunkte 246
1. Zeitpunkt der Inhaltsfestlegung des ordre public 246
2. Zeitpunkt der Bewertung der Binnenbeziehung 250
§ 5 Versuche einer Inhaltsklärung durch Begriffsaufsplitterung 252
A. Verfahrensrechtlicher und materiellrechtlicher ordre public 252
B. Voller und abgeschwächter ordre public 254
C. Ordre public interne und ordre public international 254
I. Der ursprüngliche Ansatz Brochers 254
II. Der Ansatz des BGH 256
III. Sonderproblem Schiedsgerichtsbarkeit 257
1. Die Unterscheidung zwischen schiedsrichterlichem und staatsgerichtlichem ordre public 257
a. Ausgangspunkt 257
b. Diskussion in der Schweiz 258
c. Verfassungsrechtliche Vorgaben 259
d. Volenti non fit iniuria? 259
e. Problem Doppelexequatur 263
f. Ergebnis 264
2. Ordre public d’arbitrage interne und ordre public d’arbitrage international 265
a. Die überwiegende Ansicht 265
b. Analyse der Argumente 267
(1) Begrenzung der These auf Verfahrensstandards 268
(2) Internationale Praxis als Argument? 269
c. Bewertung 272
IV. Die dem ordre public international zugeschriebenen Inhalte 275
1. Ordre public international und Internationaler ordre public 275
2. Die völkerrechtlichen Varianten 275
3. Ordre public vraiment international und ordre public transnational 276
4. Weitere Varianten 280
5. Stellungnahme 282
D. Ordre public universel 282
I. Inhalte 282
II. Stellungnahme 283
E. Völkerrechtlicher ordre public 285
F. Europäischer ordre public 286
I. Der ordre public des EuGVÜ 288
1. Keine generell engere Auslegung staatsvertraglicher Vorbehaltsklauseln 288
2. Sonderfall EuGVÜ? 290
a. Intentionen der Vertragsstaaten 292
b. Besonderer Standard der Zuständigkeitsgerechtigkeit 293
c. Art. 28 Abs. 3 EuGVÜ 294
d. Auslegung durch den Gerichtshof 295
(1) Wesentliche Grundsätze der Union 297
(2) Wichtige nationale Rechtsgüter 299
II. Europäischer ordre public im autonomen Recht? 300
1. Das Integrationsmoment 300
2. Reduktion von Wertungen mit ordre public-Qualität durch Rechtsvergleichung 302
3. Ergebnis 303
G. Zusammenfassung 303
Anhang – Normtexte 305
Literaturverzeichnis 313
Sachverzeichnis 337