Bedingungsrecht und Typenzwang
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Bedingungsrecht und Typenzwang
Eine Untersuchung zu Grundlagen und Grenzen privatautonomer Gestaltung
Schriften zum Bürgerlichen Recht, Vol. 242
(2001)
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Abstract
Im Mittelpunkt stehen grundsätzliche Fragen der Privatrechtsordnung. Behandelt werden neben Grund und Grenzen der Geltung von Rechtsgeschäften überhaupt die Rechtfertigungsbedürftigkeit eines Typenzwangs sowie die allgemeine Bedingungslehre (§§ 158 ff. BGB).Der Autor geht von einem in dieser begrifflichen Zuspitzung neuen Verständnis des Verhältnisses von Geltungsgrund und Anerkennung rechtsgeschäftlicher Regelung aus. Eine Parteiabrede wird erst durch ihre rechtliche »Anerkennung« zu einem Rechtsgeschäft, das Rechtsfolgen herbeiführen kann. Maßstab dieser Anerkennung ist die Richtigkeitsgewähr der Regelung. Hingegen ist Geltungsgrund des anerkannten Rechtsgeschäfts allein der übereinstimmende Parteiwille, ohne daß es einer vom wohl überwiegenden Schrifttum im Anschluß an die Arbeiten Flumes befürworteten Übereinstimmung des Geschäfts mit einem »numerus clausus der Aktstypen privatautonomer Gestaltung« bedürfte. Hierauf aufbauend wird der vor allem sachen- und erbrechtliche Typenzwang als grundsätzlich rechtfertigungsbedürftige Einschränkung der rechtsgeschäftlichen Privatautonomie qualifiziert.Der Autor nutzt die gewonnenen Erkenntnisse zum Institut des Typenzwangs für die Entwicklung einer allgemeinen Bedingungslehre. Während die herkömmlichen Erklärungsansätze die Bedingung als Einschränkung der Rechtsfolgen eines (gedachten) unbedingten Grundgeschäfts verstehen, entwickelt Wolfram W. Radke ein eigenständiges Erklärungsmodell, das von der Perspektive der Vornahme des bedingten Geschäfts selbst ausgeht. Schließlich werden die gefundenen Ergebnisse anhand von praktisch bedeutsamen Einzelfragen überprüft.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung und Problemstellung | 15 | ||
Erstes Kapitel: Geltungsgrund und Anerkennung privatautonomer Entscheidungen | 22 | ||
I. Der Bezug zur Rechtsordnung als Begriffsmerkmal des Rechtsgeschäfts | 22 | ||
II. Die Trennung von Geltungsgrund und Anerkennung | 24 | ||
1. Die Identitätsfiktion als Alternative | 25 | ||
2. Der Parteiwille als Kriterium der Anerkennung | 26 | ||
3. Der Parteiwille als Geltungsgrund der rechtsgeschäftlichen Regelung | 26 | ||
4. Maßstab und Kontrolle der rechtlichen Anerkennungsfähigkeit von Willenserklärungen | 28 | ||
5. Die Richtigkeitsgewähr rechtsgeschäftlicher Regelungen | 29 | ||
a) Mehrseitige Rechtsgeschäfte | 29 | ||
b) Einseitige Rechtsgeschäfte | 34 | ||
III. Der Anerkennungsmechanismus | 36 | ||
1. Zum Begriff des numerus clausus der Aktstypen | 38 | ||
2. Zum Verhältnis von Geltungsgrund, Anerkennungsmaßstab und Anerkennungsmechanismus | 40 | ||
IV. Zusammenfassung | 45 | ||
Zweites Kapitel: Begriff und Funktion des Typenzwangs | 46 | ||
I. Zum Begriff des Typenzwangs | 47 | ||
II. Typenzwang und typologische Rechtsfindung | 49 | ||
1. Der Arbeitnehmerbegriff der herrschenden Lehre | 50 | ||
2. Die Genossenmiete | 51 | ||
3. Typologie und Eingriffslegitimation | 52 | ||
III. Funktion und Legitimation des Typenzwangs | 53 | ||
1. Der negative Typenzwang | 53 | ||
a) Begriffliches | 53 | ||
b) Weitungsmäßige Grundlagen | 54 | ||
c) Der Typenzwang in seiner historischen Entwicklung | 55 | ||
d) Zusammenfassung | 63 | ||
2. Der positive Typenzwang | 64 | ||
a) Der gesellschaftsrechtliche Rechtsformzwang | 64 | ||
b) Zur Auswahl unter verschiedenen Vertragstypen | 65 | ||
c) Positiver Typenzwang und Geltungsgrund | 69 | ||
3. Typenzwang und zwingendes Recht | 70 | ||
IV. Wirkungsweise des Typenzwangs | 70 | ||
1. Negativer Typenzwang als gesetzlicher Verbotstatbestand | 70 | ||
2. Positiver Typenzwang als Ersatzgeltungsgrund | 74 | ||
3. Sicherung und Beschränkung der Privatautonomie | 74 | ||
V. Zusammenfassung | 75 | ||
Drittes Kapitel: Das Bedingungsrecht | 76 | ||
I. Das Bedingungsrecht als Perspektivenfrage | 77 | ||
II. Die Abgrenzung von echter Bedingung und Rechtsbedingung | 79 | ||
ΙII. Der Tatbestand des bedingten Rechtsgeschäfts | 81 | ||
1. Die bisher vertretenen Lösungsansätze | 81 | ||
a) Anwartschaft- und Pendenzlehre | 82 | ||
aa) Die Pendenzlehre | 82 | ||
bb) Die Anwartschaftslehre | 92 | ||
b) Die Lehre von Bierling und Minas | 94 | ||
2. Eigener Ansatz: Das bedingte Geschäft als Verfügung über ein Erwerbsrecht | 96 | ||
3. Mögliche Einwände gegen den neuen Ansatz | 100 | ||
a) Die Differenzierung zwischen aufschiebend und auflösend bedingtem Geschäft | 100 | ||
b) Das Abstraktionsprinzip | 101 | ||
c) Die Einordnung einseitiger Rechtsgeschäfte und rechtsgeschäftsähnlicher Handlungen | 102 | ||
4. Zwischenergebnis | 103 | ||
IV. Das Verhältnis zum Typenzwang | 103 | ||
1. Erwerbsrecht und numerus clausus | 104 | ||
2. Das Erwerbsrecht als Perspektivenwechsel | 104 | ||
3. Wechselwirkungen zwischen Typenzwang und dem Verständnis der Bedingungswirkung | 105 | ||
V. Zusammenfassung | 106 | ||
Viertes Kapitel: Streitige Einzelfälle im Grenzbereich von Bedingungsrecht und Typenzwang | 107 | ||
I. Das Problem der Ersatzakzessorietät | 107 | ||
1. Ausgangspunkt und Problemstellung | 108 | ||
2. Rechtsprechungsbeispiele | 109 | ||
3. Rechtsgeschäftliche Akzessorietät und gesetzliche Typenordnungen | 111 | ||
a) Rechtsgeschäftliche Akzessorietät und Akzessorietätsersatz | 112 | ||
b) Ersatzakzessorietät und positiver Typenzwang | 113 | ||
c) Gesetzliches Verbot rechtsgeschäftlicher Akzessorietät? | 114 | ||
4. Ergebnis und Beurteilung der Rechtsprechung | 114 | ||
II. § 1192 BGB als Verbotsgesetz | 115 | ||
1. Die mögliche Bedingungsfeindlichkeit der Grundschuldbestellung | 117 | ||
a) Abstraktion und Akzessorietät | 117 | ||
b) Das zugrundeliegende Verständnis des Typenzwangs | 118 | ||
aa) Bedingte Grundschuld und Hypothek | 118 | ||
bb) Der gesetzliche Typenzwang als Verbotsgesetz | 119 | ||
2. Mögliche Gründe für eine Bedingungsfeindlichkeit der Grundschuldbestellung | 120 | ||
a) Der sachenrechtliche Bestimmtheitsgrundsatz | 120 | ||
b) Die Verkehrsfähigkeit der Grundschuld | 121 | ||
c) Der Inhalt des Grundpfandrechts | 121 | ||
d) Überlastung des Grundbuchs | 122 | ||
3. Privatautonomie und Grundpfandrecht | 122 | ||
4. Zusammenfassung | 123 | ||
ΙII. Wiederverheiratungsklauseln im Berliner Testament | 123 | ||
1. Einführung | 123 | ||
2. Die Konstruktion der Wiederverheiratungsklausel | 125 | ||
3. Bedingte Erbeinsetzung und Vor-und Nacherbfolge | 127 | ||
a) Vor- und Nacherbfolge kraft erbrechtlichen Typenzwangs | 127 | ||
b) Die Zulässigkeit mehrfach bedingter Rechtsgeschäfte | 127 | ||
aa) Die bedingte Übertragung von Anwartschaften | 128 | ||
bb) Bedingte Nacherbeneinsetzung und zwingendes Erbrecht | 130 | ||
4. Zusammenfassung und Ergebnis | 132 | ||
IV. Die Cautela Socini | 132 | ||
1. Zur Regelungsstruktur des § 2306 BGB | 133 | ||
a) Grundlagen | 133 | ||
b) Positiver und negativer Typenzwang | 134 | ||
aa) Die Unwirksamkeit der Bedingung | 134 | ||
bb) Die rechtstechnische Umsetzung des intendierten Schutzes des Pflichtteilsberechtigten | 135 | ||
2. Die Cautela Socini als Fall des § 2306 I 1 BGB | 137 | ||
a) Der Apothekerfall (BGHZ 120,96) | 137 | ||
b) Zur Möglichkeit einer aufschiebend bedingten Vorerbeneinsetzung | 139 | ||
c) Aufschiebend bedingte Vorerbschaft als Nacherbeneinsetzung? | 140 | ||
d) Zur Bedeutung des abweichenden Erblasserwillens | 141 | ||
3. Ergebnis | 142 | ||
V. „Quos Titius voluerit": Materielle Höchstpersönlichkeit des Testaments und auflösend bedingte Vorerbeneinsetzung | 142 | ||
1. Ausgangsfall: RGZ 95, 278 | 143 | ||
2. Zulässigkeit und Konstruktion einer bedingten Vorerbschaft | 144 | ||
a) Das Ziel der Bedingungskonstruktion | 144 | ||
b) Zur Konstruktion im einzelnen | 145 | ||
3. Formelle oder materielle Höchstpersönlichkeit des Testaments: Zur Möglichkeit einer Umgehung des § 2065 II BGB | 146 | ||
a) Der erbrechtliche Typenzwang als gesetzlicher Verbotstatbestand | 146 | ||
b) Der Tatbestand des § 2065 II BGB | 147 | ||
c) § 2065 II BGB als Beschränkung oder Ausgestaltung der Testierfreiheit? | 148 | ||
d) Die Ratio des § 2065 II BGB | 149 | ||
aa) Materielle Höchstpersönlichkeit und Wortformalismus | 149 | ||
bb) Die Höchstpersönlichkeit der Testamentserrichtung als Schutz der gesetzlichen Erbfolge? | 150 | ||
cc) Materielle Höchstpersönlichkeit als Mittel zur Verhinderung von unerwünschten Vermögenskonzentrationen | 151 | ||
4. § 2065 II BGB als Norm ohne materialen Schutzzweck | 151 | ||
5. Ergebnis | 152 | ||
VI. Zur nachträglichen Einwirkung auf Erwerbsrechte | 153 | ||
1. Terminologisches | 153 | ||
2. Das Anwartschaftsrecht im Haftunsgsverband eines Grundpfandrechts: Die herkömmliche Sichtweise | 153 | ||
a) Die Interessen der Beteiligten und ihre rechtliche Gewichtung | 153 | ||
b) Die Problematik des Anwartschaftsrechts | 154 | ||
3. Haftung und Enthaftung von Erwerbsrechten: Die eigene Sichtweise | 158 | ||
a) Das Erwerbsrecht als selbständiges Verfügungsobjekt | 158 | ||
b) Die Enthaftung des Erwerbsrechts durch seine Rückübertragung als Ausdruck der strukturellen Schwäche der Zubehörhaftung | 159 | ||
c) Die Schwäche der herkömmlichen Sichtweise | 160 | ||
4. Zusammenfassung | 161 | ||
Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse | 162 | ||
Literaturverzeichnis | 166 | ||
Sachwortverzeichnis | 186 |