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Bittschriften und Gravamina

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Nubola, C., Würgler, A. (Eds.) (2005). Bittschriften und Gravamina. Politik, Verwaltung und Justiz in Europa (14.-18. Jahrhundert). Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-51849-4
Nubola, Cecilia and Würgler, Andreas. Bittschriften und Gravamina: Politik, Verwaltung und Justiz in Europa (14.-18. Jahrhundert). Duncker & Humblot, 2005. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-51849-4
Nubola, C, Würgler, A (eds.) (2005): Bittschriften und Gravamina: Politik, Verwaltung und Justiz in Europa (14.-18. Jahrhundert), Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-51849-4

Format

Bittschriften und Gravamina

Politik, Verwaltung und Justiz in Europa (14.-18. Jahrhundert)

Editors: Nubola, Cecilia | Würgler, Andreas

Schriften des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient, Vol. 19

(2005)

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Abstract

Der vorliegende Sammelband thematisiert explizit die jüngst vor allem in der Konfliktforschung, der Stände-, Kriminalitäts-, Verwaltungs- und Kommunikationsgeschichte, aber auch in den Gender Studies vermehrt in den Blick geratenen Bittschriften und Gravamina als Quellengattung. Dazu resümieren zwei Beiträge erstmals den Forschungsstand zum deutschsprachigen Raum und zu den italienischen Staaten. Die anschließenden Studien zu Beispielen vom 14. bis 18. Jahrhundert in deutschen und italienischen Territorialstaaten, aber auch in Frankreich untersuchen die Rolle der Bittschriften beim Aufbau spätmittelalterlicher Verwaltungen ebenso wie den Funktionswandel der Suppliken im Bürokratisierungsschub durch die »gute Policey« und fokussieren auf die Interaktionen zwischen den Menschen und der Herrschaft. Die Aufsätze zur Justiz erhellen den verblüffenden Einfluß, den Parteien und Angehörige von Beklagten und Verurteilten mittels Bittschriften auf die Verfahren und Entscheidungen der Gerichte ausübten, wobei die Fürbitten (Interzessionen) über die soziale hinaus auf die religiöse Dimension des Supplizierens verweisen.

Die Aufsätze zur Rolle der Gravamina und Bittschriften in politischen Konflikten beleuchten außer den traditionellen Fragen des Widerstands-(rechts) und der Interessenartikulation vor allem die kommunikativen Prozesse im »Kampfgespräch« zwischen den Konfliktparteien.

Die Beiträge sind aus dem Projekt »Suppliken, Gravamina und Petitionen in Europa (14.-18. Jahrhundert)« am Italienisch-Deutschen Historischen Institut in Trient (Cecilia Nubola) in Zusammenarbeit mit dem Historischen Institut der Universität Bern (Andreas Würgler) entstanden.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Inhaltsverzeichnis 5
Cecilia Nubola/Andreas Würgler: Einführung 7
Andreas Würgler: Bitten und Begehren. Suppliken und Gravamina in der deutschsprachigen Frühneuzeitforschung 17
I. Begriffe und Quellen 19
II. Gravamina und Suppliken in verschiedenen Forschungsfeldern 23
III. Inhaltliche und methodische Resultate 29
1. Gravamina 29
a) Inhalt, Vergleich und Typologie 30
b) Neue Tendenzen 31
2. Suppliken und Gravamina 34
a) Komplexität der Wirkungen 37
b) Entstehung, Niederschrift und Eingabe von Suppliken und Gravamina 39
IV. Quellenkritische und methodische Bemerkungen 41
V. Perspektiven 44
Nachtrag Dezember 2003 46
Cecilia Nubola: Die „via supplicationis“ in den italienischen Staaten der frühen Neuzeit (15.–18. Jahrhundert) 53
I. An wen supplizieren? Der Herrscher – Vater und Fundament der Gerechtigkeit 55
II. „Strenge und Milde walten lassen“ 60
III. Der päpstliche Herrscher und die römische Kurie 63
IV. Eine Sonderform der Supplik: Die anonyme Anzeige 67
V. Den Autoritäten schreiben: Handbücher und Formulare 69
VI. Das Verfahren der Suppliken und die Entwicklung der Bürokratie 75
VII. Strafjustiz – Suppliken bezüglich des Erlasses oder der Minderung einer Strafe 81
VIII. Auf dem Weg zum Mythos eines Staates ‚super partes‘ 87
Erster Teil: Bitten und Antworten: die Verwaltung von Suppliken 93
Gian Maria Varanini: „An den prächtigen und mächtigen Herrn“. Suppliken an italienische Signori im 14. Jahrhundert zwischen Kanzlei und Hof: Das Beispiel der Scaliger in Verona 95
I. Vorwort 95
II. Die Supplik an den Signore im Italien des 14. Jahrhunderts 100
1. Im Spannungsfeld von Gemeinde und Signorien: Bologna 101
2. Suppliken an Signori in der Poebene im 14. und 15. Jahrhundert: Visconti, Este, Gonzaga und da Carrara 103
III. Die Suppliken an die Scaliger 108
1. Die Menge der Dokumentation, die Bestimmungen zur Aufbewahrung, das Trägermaterial 109
2. Die Bittsteller, die Signori, die Verwaltung der Scaliger 112
3. Zur Diplomatik der Suppliken an die Scaliger: Die wesentlichen Charakteristika und das Verfahren 116
4. Die Suppliken in der Politik der „Darstellung“ der letzten Signori della Scala 126
IV. Schlußbemerkung 128
Nadia Covini: Die Behandlung der Suppliken in der Kanzlei der Sforza: Von Francesco Sforza bis Ludovico il Moro 133
I. Die Bestände „Comuni“ und „Famiglie“ 136
II. Die Sammlung der Akten des „Auditore“ (1450–1464) 137
III. Die Hefte der Anweisungen des „Luogotenente“ (1480–1499) 142
IV. Die Untersuchung der Suppliken und die Justizkommissionen 146
V. Suppliken und Normierung 162
André Holenstein: „Ad supplicandum verweisen“. Supplikationen, Dispensationen und die Policeygesetzgebung im Staat des Ancien Régime 167
I. Einführung 167
II. Bitten um Erlaubnis – zur Funktionalität von Supplikationen für die Verwaltung und den Gesetzesvollzug im Staat des Ancien Régime 171
1. Wirkungsfelder des Supplikationswesens 172
2. Supplikationen und Dispensationen 176
3. Umfang des obrigkeitlichen Supplikationswesens 179
III. Normen und Dispensationen – ein innerer Zusammenhang und dessen Bedeutung für die historische Bewertung der frühneuzeitlichen Policeygesetzgebung 188
Marina Garbellotti: Die Privilegien des Wohnsitzes. Suppliken von Bürgern, Einwohnern und Fremden an den Rat von Rovereto (17.–18. Jahrhundert) 211
I. Supplizieren in Rovereto 211
II. Bürger, Einwohner und fremde Einwohner in Rovereto: Eine rechtliche Definition 218
III. Suppliken von Bürgern 223
IV. Suppliken von Einwohnern und fremden Einwohnern 230
Zweiter Teil: Bitten und Beschwerden im Kontext von Recht und Gerichtsbarkeit 241
Karl Härter: Das Aushandeln von Sanktionen und Normen. Zu Funktion und Bedeutung von Supplikationen in der frühneuzeitlichen Strafjustiz 243
I. Strukturen der frühneuzeitlichen Strafjustiz 247
II. Formen und Verfahren 248
III. Devianz – Verfahrenseinleitung – Normen 254
IV. Verhandeln über Sanktionen – Begnadigung 258
V. Supplikationen in der Festkultur: Devianz – Sanktionen – Normen 269
VI. Schluß 272
Irene Fosi: „Beatissimo Padre“. Suppliken und Denkschriften im barocken Rom 275
Renate Blickle: Interzession. Die Fürbitte auf Erden und im Himmel als Element der Herrschaftsbeziehungen 293
I. Bitten, Fürbitten, Gebetsfürbitten – Haag im Januar 1596 293
II. Interzession – das Thema 297
III. Die Jenseitsinterzession 299
IV. Die Diesseitsinterzession 302
V. Die osmotische Interzession 309
VI. Das Gebet für die Obrigkeit 312
VII. „Vergeltsgott“ – Reziprozitäten 317
VIII. Parallelen 320
Dritter Teil: Bitten und Begehren: Konflikte mit Suppliken 323
Diego Quaglioni: „Universi consentire non possunt“. Die Strafbarkeit von Körperschaften in der Lehre des gemeinen Rechts 325
Christian Zendri: „Consuetudo legi praevalet“. Gewohnheitsrecht und Gesetz im Kommentar von Ulrich Zasius a D. 1, 3, 32 339
Angela De Benedictis: Bitten, Vereinbaren, Widerstand leisten. Politik als Kommunikation im Frankreich des 16. Jahrhunderts 363
I. 364
II. 373
III. 377
Laura Turchi: Fürstliches Recht und Gemeinde. Die Ercole II. d’Este vorgelegten kommunalen Statuten (1534–1535) 379
I. Eine Demonstration fürstlicher Großzügigkeit 379
II. Eine Quelle und ihre Abschrift 381
III. Die Regierungskreise 388
IV. Die Gesuche der Gemeinden und die Rechtsordnung des Fürsten 398
V. Der Schutz der herzoglichen Kassen 410
VI. Abschließende Bewertungen 414
Harriet Rudolph: „Sich der höchsten Gnade würdig zu machen“. Das frühneuzeitliche Supplikenwesen als Instrument symbolischer Interaktion zwischen Untertanen und Obrigkeit 421
I. Der Gesmolder Bauerntumult 424
1. Ereignisse 424
2. Strukturen 426
II. Suppliken und obrigkeitliche Reaktion 432
1. Die Untertanen 432
2. Die Obrigkeiten 439
III. Das Supplikenwesen als Instrument symbolischer Interaktion 445
VI. Zusammenfassung 448
Giorgio Politi: Gravamina und besondere Charakteristika der europäischen Sozialgeschichte 451
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 459