Grundfragen des Einigungsvertrages unter Berücksichtigung beamtenrechtlicher Probleme
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Grundfragen des Einigungsvertrages unter Berücksichtigung beamtenrechtlicher Probleme
Zur Verfassungsmäßigkeit des Art. 6 EinigungsV
Beiträge zum Beamtenrecht, Vol. 1
(1991)
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Abstract
Für das politische Kunststück der Wiedervereinigung Deutschlands war der Einigungsvertrag das "staatsrechtliche Kernstück". Unter dem zweifachen Druck überbordender Stoffülle und unausweichlicher Zeitnot gedieh er dennoch zu einem Meisterstück deutscher Bürokratie, die souverän den historischen Ausnahmefall beherrschte. Doch die Gunst des großen Augenblicks versagt die Muße zu vertiefender Sorgfalt im Kleinen. So darf es nicht wundern, wenn der Einigungsvertrag Verwerfungen aufweist. Sie erscheinen vor allem an jenen Vertragsstellen, die als einfaches Bundesrecht vom Grundgesetz abweichen, obwohl sie trotz Verabschiedung des Einigungsvertragsgesetzes mit verfassungsändernden Mehrheiten in ihrem Normenrang nicht geadelt wurden. Dies verhinderte das Grundgesetz, das demokratischen Willen auf rechtsstaatliche Wege verweist und Verfassungsänderungen nur als Verfassungstextänderungen zuläßt.Der Autor untersucht nicht nur, ob der (einfache) Gesetzgeber dennoch und unter welchen Voraussetzungen er bei der Inkraftsetzung des Grundgesetzes im Beitrittsgebiet Ausnahmen und Modifizierungen vorsehen durfte, ohne sich zum "Herrn der Verfassung" aufzuschwingen, sondern auch, auf welche Weise der Art. 143 GG auf verfassungsdifforme Teile des Einigungsvertrages wirkt. Vor diesem verfassungsrechtlichen Hintergrund hebt sich die grundsätzliche Bedeutung des Art. 6 EinigungsV ab, der die Inkraftsetzung des Art. 131 GG im Beitrittsgebiet "vorerst" suspendiert, wobei die Begründung hierfür widersprüchlich ist. Die Versagung beamtenrechtlicher Versorgung für ehemalige Angehörige des öffentlichen Dienstes im Beitrittsgebiet kontrastiert zur Einführung des Beamtenrechts in den neuen Bundesländern.Nach dem Bruch mit der Monarchie, dem national-sozialistischen Zusammenbruch und dem (real-)sozialistischen Bankrott hat das deutsche Berufsbeamtentum nicht nur die dritte Staatskrise überwunden, sondern - wie Verwaltungschaos und Verwaltungsdefizit in den neuen Bundesländern zeigen - seine Unentbehrlichkeit offenbart. Wenn zu diesem Zeitpunkt eine neue Reihe "Beiträge zum Beamtenrecht" eröffnet wird, ist dies nicht Zufall, sondern Signum.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 11 | ||
Erstes Kapitel: Zweck und Zweckfortdauer des Art. 131 GG | 12 | ||
A. Unanwendbarkeit einer Norm bei Zweckfortfall? | 12 | ||
I. Die Amtliche Begründung zum Einigungsvertrag | 12 | ||
II. Die Auslegungsregel vom Zweckfortfall | 13 | ||
B. Sinn und Zweck des Art. 131 GG | 14 | ||
I. Entstehungsgeschichte der Vorschrift | 14 | ||
1. Der Entwurf von Herrenchiemsee | 14 | ||
2. Die Beratungen im Parlamentarischen Rat | 14 | ||
II. Der Inhalt des Art. 131 GG | 16 | ||
1. Der bindende Verfassungsauftrag zur gesetzlichen Regelung | 16 | ||
2. Die „Erlöschens-These“ des Bundesverfassungsgerichts | 17 | ||
C. Die Ausführungsgesetze zu Art. 131 GG | 20 | ||
I. Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der unter Artikel 131 des Grundgesetzes fallenden Personen | 21 | ||
II. Gesetz zur (vorläufigen) Regelung der Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts für Angehörige des öffentlichen Dienstes | 23 | ||
D. Die Aktualität des Art. 131 GG und seiner Ausführungsgesetze | 24 | ||
I. Grundsätzliche Bedeutung | 24 | ||
II. Die Gegenstandslosigkeit der Sperrklausel des Art. 131 Satz 3 GG | 25 | ||
Zweites Kapitel: Die Wiedervereinigung als Legitimation zur Abweichung vom Grundgesetz? | 27 | ||
A. Das Wiedervereinigungsgebot als elementares Verfassungsziel | 27 | ||
B. Die Wiedervereinigung und Art. 146 GG a. F. | 28 | ||
C. Die Wiedervereinigung nach Art. 23 Satz 2 GG a. F. | 29 | ||
I. Voraussetzungen | 29 | ||
1. Entstehungsgeschichte der Vorschrift | 30 | ||
2. Aktualität der Verfassungsvorschrift für die Wiedervereinigung | 30 | ||
II. Rechtsfolgen | 32 | ||
1. Pflicht zum Inkraftsetzen des Grundgesetzes | 32 | ||
2. Ausnahmen | 34 | ||
a) Verfassungsänderungen | 34 | ||
aa) aus Anlaß des Beitritts | 34 | ||
bb) für das Beitrittsgebiet | 36 | ||
b) Befristete Ausnahmen oder Modifizierungen durch den Bundesgesetzgeber? | 37 | ||
aa) Das Problem des Normenranges | 37 | ||
aaa) Die Eingliederung des Saarlandes | 38 | ||
bbb) Der Beitritt der DDR | 39 | ||
bb) Sachliche Voraussetzungen | 40 | ||
cc) Zeitliche Grenzen | 42 | ||
dd) Die Aufhebung der Handlungsermächtigung des Art. 23 Satz 2 GG a. F. | 45 | ||
Drittes Kapitel: Zur Verfassungsmäßigkeit des Art. 6 EinigungsV | 48 | ||
A. Verfassungskonformität wegen Ranggleichheit des ratifizierten Einigungsvertrages? | 48 | ||
I. Der Einigungsvertrag als verfassungsändernder (völkerrechtlicher) Vertrag? | 48 | ||
II. Das Einigungsvertragsgesetz als verfassungsänderndes Gesetz | 50 | ||
1. Die „beitrittsbedingten Änderungen des Grundgesetzes“ | 50 | ||
2. Das Verhältnis von Art. 6 EinigungsV zu Art. 131 GG | 51 | ||
III. Ranggleiches Verfassungsrecht außerhalb des Verfassungstextes? | 52 | ||
1. Das österreichische Bundes-Verfassungsgesetz | 52 | ||
2. Die Weimarer Reichsverfassung | 53 | ||
IV. Das Verbot von Verfassungsdurchbrechungen im Grundgesetz | 53 | ||
1. Verfassungsänderung nur durch Verfassungstextänderung | 53 | ||
2. Ausnahmen | 55 | ||
a) Art. 24 Abs. 1 GG | 55 | ||
b) für „allgemeine Regeln des Völkerrechts“ (Art. 25 GG)? | 56 | ||
c) für völkerrechtlich veranlaßte Grundgesetzänderungen? | 56 | ||
d) für Übergangsregelungen im Zuge der Wiedervereinigung? | 59 | ||
3. Der Rang des Art. 6 EinigungsV | 60 | ||
B. Verfassungskonformität infolge Klarstellungsklausel? | 62 | ||
I. Zweck und Funktion des Art. 79 Abs. 1 Satz 2 GG | 62 | ||
II. Verfassungsrechtliche Bedenken gegen die Klarstellungsklausel | 63 | ||
III. Voraussetzungen der Klarstellungsklausel | 63 | ||
1. Sachliche Voraussetzungen | 63 | ||
2. Formale Voraussetzungen | 65 | ||
C. Notwendigkeit und Möglichkeit einer verfassungskonformen Interpretation | 66 | ||
I. Ausgangslage | 66 | ||
II. Voraussetzungen verfassungskonformer Interpretation | 67 | ||
1. Mehrdeutigkeit des Gesetzeswortlauts | 67 | ||
2. Die Beachtung des gesetzgeberischen Ziels | 68 | ||
III. Wortlaut und Zweck des Art. 6 EinigungsV | 68 | ||
1. Die Bedeutung des Adverbs „vorerst“ | 68 | ||
2. Der Zweck des Art. 6 EinigungsV | 69 | ||
a) Die Systematik des Einigungsvertrages | 69 | ||
b) Die „Amtliche Begründung“ | 69 | ||
IV. Ergebnis | 70 | ||
D. Die Rechtswirkungen des Art. 6 EinigungsV | 72 | ||
I. Ausschließliche Verengung des räumlichen Geltungsbereichs des Art. 131 GG | 72 | ||
II. Integrität und Aktualität des bindenden Gesetzgebungsauftrags nach Art. 131 Satz 1 und 2 GG | 73 | ||
Viertes Kapitel: Die Auswirkungen des Art. 143 Abs. 1 und 2 GG n. F. | 76 | ||
A. Zweck der Verfassungsvorschrift | 76 | ||
B. Abweichendes „Recht“ im Sinne von Art. 143 Abs. 1 und 2 GG n. F | 77 | ||
I. Die Mehrdeutigkeit des Begriffs „Recht“ | 77 | ||
II. Der Zweck des Art. 143 Abs. 1 und 2 GG n. F. | 77 | ||
III. „Recht“ im Sinne der Übergangsvorschrift | 78 | ||
C. Von Art. 131 GG abweichendes Recht | 81 | ||
I. Das Verhältnis von Art. 23 Satz 2 GG a. F. zu Art. 143 GG n. F. | 81 | ||
II. Das Verhältnis von Art. 6 EinigungsV zu Art. 143 GG n. F. | 82 | ||
III. Die Regelung nach Anlage I Kapitel II Sachgebiet B Abschnitt I Nr. 1 bis 13 zum EinigungsV | 83 | ||
1. Abweichung von Art. 131 GG | 83 | ||
2. Verstoß gegen Art. 3 Abs. 1 GG | 85 | ||
Zusammenfassung | 88 | ||
Anlage | 92 | ||
Literaturverzeichnis | 93 | ||
Sachverzeichnis | 101 |