Die Verwarnung mit Strafvorbehalt
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Die Verwarnung mit Strafvorbehalt
Ihre Entstehung, gegenwärtige rechtliche Gestaltung, praktische Handhabung und ihr Entwicklungspotential
Kriminologische und sanktionenrechtliche Forschungen, Vol. 9
(1998)
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Abstract
Die Verwarnung mit Strafvorbehalt - ein (zu) wenig beachtetes Rechtsinstitut? Seit über 20 Jahren führt sie in den §§ 59 ff. StGB ein verborgenes Leben am Rande der Strafrechtspraxis. Erst in den letzten Jahren drang sie in das Bewußtsein der Richter, Strafverteidiger und Staatsanwälte, als in einigen medienwirksamen Strafverfahren die Gerichte eine Strafe nicht verhängen wollten, die Staatsanwaltschaft die erforderliche Zustimmung zur Einstellung des Verfahrens aber nicht erteilte.Diese Verfahren bildeten den Einstieg in die jetzt veröffentlichte Arbeit, in der die Autorin das oftmals als "Geldstrafe zur Bewährung" verkannte Rechtsinstitut in seiner Dogmatik und praktischen Anwendung ausleuchtet, sich aber auch im Detail mit seiner Historie und seinen Zukunftschancen auseinandersetzt. Insbesondere die Konkurrenz zu den prozeßrechtlichen Normen, die den Staatsanwaltschaften und Gerichten eine Verfahrenseinstellung nahezu ohne Arbeitsaufwand ermöglichen und deswegen bevorzugt zur Anwendung kommen, findet in der Erörterung breiten Raum. Trotz dieser scheinbaren Überlegenheit der §§ 153 ff. StPO weist die Verfasserin nach, daß es doch zahlreiche Sachverhalte gibt, denen diese Vorschriften nicht gerecht werden können. Die vielfältigen Alternativen im unteren Bereich des Sanktionensystems, die sich derzeit in der Diskussion befinden, wie zum Beispiel das Fahrverbot als Hauptstrafe oder die Wiedergutmachung in der Form des Täter-Opfer-Ausgleichs, sind der Verwarnung mit Strafvorbehalt nicht überlegen, wie in der Abhandlung deutlich wird. Demzufolge kommt Neumayer-Wagner zu dem Ergebnis, daß die Verwarnung mit Strafvorbehalt als mildeste Sanktion des StGB unverzichtbar ist, es jedoch auch noch nach der Reform durch das Verbrechensbekämpfungsgesetz weiterer Korrekturen bedarf, um ihr zu mehr Bedeutung zu verhelfen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 15 | ||
Teil 1: Die geschichtliche Entwicklung | 17 | ||
A. Die „bedingte Verurteilung“ | 17 | ||
I. Zielsetzung | 17 | ||
II. Gestaltungsmöglichkeiten der „bedingten Verurteilung“ | 19 | ||
1. Der bedingte Aufschub der Strafverfolgung durch die Anklagebehörde | 19 | ||
2. Die bedingte Aussetzung des Hauptverfahrens durch den Richter | 19 | ||
3. Der bedingte Aufschub des Schuldspruchs im Hauptverfahren | 20 | ||
4. Der bedingte Aufschub der Straffestsetzung („probation“) | 20 | ||
5. Die Verwarnung mit Strafvorbehalt | 20 | ||
6. Die Verurteilung unter auflösender Bedingung („sursis“) | 21 | ||
7. Die Strafaussetzung zur Bewährung | 21 | ||
8. Die Zurückstellung der Strafvollstreckung | 22 | ||
9. Die bedingte Begnadigung | 22 | ||
10. Der bedingte Erlaß eines Strafrestes | 22 | ||
III. Die geschichtliche Entwicklung der „bedingten Verurteilung“ im Ausland | 22 | ||
1. Hauptentwicklungslinien | 22 | ||
2. „probation“ | 23 | ||
3. „sursis“ | 24 | ||
4. Vorzüge der „probation“ | 25 | ||
5. Schwachstellen der „probation“ | 25 | ||
6. Vorzüge des „sursis“ | 26 | ||
7. Schwachstellen des „sursis“ | 26 | ||
IV. Die geschichtliche Entwicklung der „bedingten Verurteilung“ in Deutschland | 27 | ||
B. Die Verwarnung mit Strafvorbehalt | 31 | ||
I. Begriff | 31 | ||
II. Die geschichtliche Entwicklung der Verwarnung mit Strafvorbehalt in Deutschland | 33 | ||
1. Die Zeit des Nationalsozialismus | 33 | ||
a) Die Strafrechtsreformbestrebungen | 33 | ||
b) Zielsetzung | 33 | ||
c) Verworfene Gestaltungsmöglichkeiten | 35 | ||
d) Die Verwarnung mit Strafvorbehalt als Variante der „probation“ | 35 | ||
e) Einwände gegen die Verwarnung mit Strafvorbehalt | 36 | ||
f) Entwurfsfassung der Verwarnung mit Strafvorbehalt im E 1936 | 37 | ||
2. Die geschichtliche Entwicklung der Verwarnung mit Strafvorbehalt nach 1945 | 38 | ||
3. Die Große Strafrechtskommission | 40 | ||
a) Diskussionsschwerpunkte | 40 | ||
b) Die Vorteile der Verwarnung mit Strafvorbehalt nach Auffassung der Großen Strafrechtskommission | 45 | ||
c) Die Nachteile der Verwarnung mit Strafvorbehalt nach Auffassung der Großen Strafrechtskommission | 45 | ||
d) Ergebnis der Diskussionen in der Großen Strafrechtskommission | 47 | ||
4. Der Alternativentwurf (AE) | 47 | ||
a) Zielsetzung | 47 | ||
b) Ausgestaltung | 48 | ||
c) Resümee | 49 | ||
5. Der Sonderausschuß Strafrecht des Vierten Deutschen Bundestags | 49 | ||
a) Diskussionsschwerpunkte | 49 | ||
b) Anwendungsbereich | 51 | ||
6. Der Sonderausschuß Strafrecht des Fünften Deutschen Bundestags | 51 | ||
a) Arbeitsgrundlage | 51 | ||
b) Argumente für die Einführung der Verwarnung mit Strafvorbehalt im Sonderausschuß Strafrecht | 52 | ||
c) Argumente gegen die Einführung der Verwarnung mit Strafvorbehalt im Sonderausschuß Strafrecht | 52 | ||
7. Die §§ 59–59c des 2. StrRG auf der Basis der §§ 80a–80d des Sonderausschußentwurfs | 53 | ||
a) Ausgestaltung | 53 | ||
b) Fazit | 61 | ||
8. Das Dreiundzwanzigste Strafrechtsänderungsgesetz (23. StrÄndG) | 62 | ||
a) Entstehung | 62 | ||
b) Ausgestaltung | 64 | ||
9. Weiterentwicklung seit 1986 | 65 | ||
a) Bundestagsanfrage zum Sanktionensystem | 65 | ||
b) Bericht der Bundesregierung zum strafrechtlichen Sanktionensystem | 65 | ||
c) Große Anfrage zur Weiterentwicklung des strafrechtlichen Sanktionensystems | 65 | ||
d) Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage | 66 | ||
e) „SPD“-Entwurf eines Gesetzes zur Reform des strafrechtlichen Sanktionensystems | 67 | ||
f) Gesetzentwurf der CDU/CSU- und FDP-Fraktionen | 69 | ||
g) Beschlußempfehlung des Rechtsausschusses | 71 | ||
h) Beschlußempfehlung des Vermittlungsausschusses | 72 | ||
i) Gegenwärtige Fassung der §§ 59 ff. | 72 | ||
Teil 2: Die praktische Handhabung der Verwarnung mit Strafvorbehalt | 73 | ||
A. Statistischer Überblick zur Anwendungshäufigkeit des § 59 und des § 153a StPO in der gerichtlichen Praxis | 73 | ||
I. Gegenstand der Auswertung | 73 | ||
II. Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland | 74 | ||
III. Entwicklung in Baden-Württemberg | 76 | ||
IV. Kurzauswertung der Statistik | 77 | ||
B. Reaktionen des Schrifttums auf die Sanktionsform | 79 | ||
I. Überblick | 79 | ||
II. Einwände | 79 | ||
1. Gesetzliche Ausgestaltung der §§ 59 ff. | 79 | ||
2. Verstoß gegen das Schuldprinzip | 83 | ||
3. Widerspruch zum Ordnungswidrigkeitenrecht | 84 | ||
4. Die Konkurrenz prozessualer Rechtsinstitute | 86 | ||
a) Spannungsverhältnis zu den §§ 153 f. StPO | 86 | ||
b) Vorzüge des § 153a StPO | 86 | ||
c) Nachteile des § 153a StPO | 87 | ||
d) Vorteile der Verwarnung mit Strafvorbehalt gegenüber § 153a StPO | 88 | ||
5. Verlust der generalpräventiven Wirkung | 89 | ||
III. Befürworter des Rechtsinstituts im Schrifttum | 90 | ||
C. Reaktionen der Rechtsprechung auf die §§ 59 ff. | 92 | ||
D. Bevorzugte Anwendungsfelder für die §§ 59 ff. | 93 | ||
I. Fälle des Zustimmungsmangels eines Verfahrensbeteiligten gemäß § 153a StPO | 93 | ||
II. Fälle mit Verständnis für Täter und Tat bei den Justizorganen | 95 | ||
1. Begriff | 95 | ||
2. Minimaler Unrechtsgehalt der Tat | 95 | ||
3. Erhebliche Folgewirkungen der Tat für das Opfer | 96 | ||
4. Verständliche Motivationslage oder Tatsituation | 96 | ||
5. Mitverantwortung Dritter | 96 | ||
6. Unverhältnismäßige außerstrafrechtliche Tatauswirkungen beim Täter | 97 | ||
III. Taten von Tätern mit Therapieerfordernis | 97 | ||
IV. Aufrechterhaltung des sozialethischen Unwerturteils | 99 | ||
1. Begriff | 99 | ||
2. Überzeugungstäter | 99 | ||
V. Personenbezogene Taten | 101 | ||
VI. Fälle mit negativen Auswirkungen der Geldstrafe | 102 | ||
VII. Verkehrsdelinquenz | 102 | ||
1. Kritische Stimmen | 103 | ||
2. Ausweitungsansatz des OLG Zweibrücken | 104 | ||
VIII. Überlange rechtsstaatswidrige Verfahrensdauer | 108 | ||
IX. Verstöße gegen die Abgabenordnung (AO) | 109 | ||
1. Anwendungsbereich | 109 | ||
2. Der „Stuttgarter Parteispendenprozeß“ | 110 | ||
3. Der Fall „Sport Billy“ | 112 | ||
4. Stellungnahme | 112 | ||
X. Weitere medienwirksame Sachverhalte | 113 | ||
1. Der „Hamburger Kessel“ | 113 | ||
2. Der Fall „M.“ | 115 | ||
3. Der „Bugwellen-Prozeß“ | 125 | ||
4. Die „Toto-Lotto-Affäre“ | 130 | ||
5. Der „Stasi-RAF-Prozeß“ | 130 | ||
XI. Allgemeines zu den Fallgruppen | 131 | ||
Teil 3: Zukunftsperspektiven im unteren Sanktionenbereich | 133 | ||
A. Allgemeiner Überblick | 133 | ||
B. Ausbau des § 153a StPO | 134 | ||
C. Ausbau des materiellrechtlichen Sanktionensystems | 134 | ||
I. Fragestellung | 134 | ||
II. Alternativen zur Verwarnung mit Strafvorbehalt | 135 | ||
1. Geldstrafe zur Bewährung | 135 | ||
a) Bedürfnis nach einer Geldstrafe zur Bewährung | 135 | ||
b) Die Formen der Geldstrafe zur Bewährung | 136 | ||
c) Die Ausgestaltung einer vollbedingten Geldstrafe zur Bewährung | 136 | ||
d) Vergleich des § 40a SPD-Entwurf mit den §§ 59 ff. | 137 | ||
e) Auslandserfahrungen | 139 | ||
f) Argumente zugunsten einer Geldstrafe zur Bewährung | 140 | ||
g) Entwicklungsgeschichte | 141 | ||
h) Argumente gegen die Geldstrafe zur Bewährung | 142 | ||
i) Abwandlung von § 40a SPD-Entwurf | 145 | ||
j) Ergebnis | 147 | ||
2. Teilbedingte Geldstrafe | 148 | ||
a) Argumente für die teilbedingte Geldstrafe | 148 | ||
b) Teilbarkeit der Geldstrafe | 149 | ||
c) Probleme in der praktischen Anwendung | 150 | ||
d) Ergebnis | 150 | ||
3. Die vollbedingte Geldstrafe zur Bewährung neben der Verwarnung mit Strafvorbehalt | 151 | ||
a) Bedarf nach einer zusätzlichen Sanktion | 151 | ||
b) Abgrenzbarkeit | 151 | ||
c) Ergebnis | 154 | ||
4. Strafrestaussetzung bei der Geldstrafe | 154 | ||
5. Die allgemeine Bewährungsstrafe | 155 | ||
a) Begriff | 155 | ||
b) Vorzüge der allgemeinen Bewährungsstrafe | 155 | ||
c) Eignung als Ersatzsanktion | 156 | ||
d) „back-up sanction“ | 156 | ||
6. Die Freizeitstrafe | 158 | ||
7. Gemeinnützige Arbeit | 158 | ||
a) Gegenwärtige Rechtslage und Zweck | 158 | ||
b) Verfassungsrechtliche Zulässigkeit | 160 | ||
c) Einordnung der gemeinnützigen Arbeit in das Sanktionensystem | 160 | ||
d) Ergebnis | 162 | ||
8. Das Fahrverbot als Hauptstrafe | 163 | ||
a) Ausgangslage | 163 | ||
b) Zweck der Ausgestaltung als Hauptstrafe | 164 | ||
c) Problematik | 164 | ||
d) Fahrverbot und Verwarnung mit Strafvorbehalt | 165 | ||
e) Ergebnis | 166 | ||
9. Die Verwarnung als selbständige Sanktion | 167 | ||
a) Begriff | 167 | ||
b) Kritik | 167 | ||
c) Ergebnis | 168 | ||
10. Die öffentliche Mißbilligung als eigenständige Sanktion | 168 | ||
a) Begriff | 168 | ||
b) Stellungnahme | 169 | ||
11. Die Bürgschaft als neue Sanktion | 170 | ||
a) Begriff | 170 | ||
b) Stellungnahme | 171 | ||
12. Die Wiedergutmachung | 171 | ||
a) Historische Entwicklung | 171 | ||
b) Praktische Anwendung | 173 | ||
c) Wiedergutmachung im materiellen Strafrecht | 174 | ||
d) Wiedergutmachung statt Strafe | 174 | ||
e) Die Wiedergutmachung im Spannungsfeld zwischen Strafrecht und Zivilrecht | 175 | ||
f) Wiedergutmachung als Strafe | 176 | ||
g) Wiedergutmachung als Strafzweck | 177 | ||
h) Wiedergutmachung als „dritte Spur“ im Sinne des Alternativentwurfs Wiedergutmachung (AE-WGM) | 179 | ||
i) Wiedergutmachung als eigenständige Sanktion | 180 | ||
aa) Ausgangspunkt | 180 | ||
bb) Vereinbarkeit mit Strafzwecken | 181 | ||
cc) Ergebnis | 184 | ||
Teil 4: Das Entwicklungspotential der Verwarnung mit Strafvorbehalt | 186 | ||
A. Der Status quo | 186 | ||
B. Auslandsvergleich | 188 | ||
C. Verhältnis zur Geldstrafe | 189 | ||
D. Änderungsansätze | 189 | ||
I. Die Verwarnung mit Strafvorbehalt nach dem Verbrechensbekämpfungsgesetz | 189 | ||
II. Der Anwendungsbereich des § 59 | 190 | ||
III. § 59 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 | 192 | ||
IV. § 59 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 | 192 | ||
V. § 59 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 | 194 | ||
VI. Die „Kann“-Bestimmung des § 59 Abs. 1 S. 1 | 196 | ||
VII. Die Ausschlußklausel des § 59 Abs. 2 | 196 | ||
VIII. Die Verwarnung mit Strafvorbehalt und das Fahrverbot als Nebenstrafe | 197 | ||
IX. Die Verwarnung mit Strafvorbehalt und die Maßregeln der Besserung und Sicherung | 200 | ||
X. Die Verwarnung mit Strafvorbehalt und Verfall, Einziehung und Unbrauchbarmachung | 201 | ||
XI. § 59a Abs. 1 S. 1, 2 | 201 | ||
ΧII. § 59a Abs. 2 | 202 | ||
1. Entwicklungstendenz seit dem Verbrechensbekämpfungsgesetz | 202 | ||
2. Zulässigkeit begleitender Maßnahmen | 202 | ||
3. Auflagen | 202 | ||
a) Schadenswiedergutmachung | 202 | ||
b) Zahlungsauflagen | 204 | ||
c) Auflage, gemeinnützige Arbeit zu erbringen | 205 | ||
4. Weisungen | 206 | ||
a) Begriff und Bedeutung bei der Verwarnung mit Strafvorbehalt | 206 | ||
b) Die gegenwärtigen Weisungen | 207 | ||
c) Erweiterung des Weisungskatalogs | 209 | ||
5. § 59a Abs. 2 S. 2 | 211 | ||
XIII. §§ 59b, 59c; Registerrecht | 211 | ||
E. Schlußwort | 211 | ||
F. Für die Zukunft vorzuschlagende Gesetzesfassung | 213 | ||
Literaturverzeichnis | 214 | ||
Anhang: Gesetzestexte | 227 |