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Konfuzianische Ethik und Legitimation der Herrschaft im alten China

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Lin, D. (1997). Konfuzianische Ethik und Legitimation der Herrschaft im alten China. Eine Auseinandersetzung mit der vergleichenden Soziologie Max Webers. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49158-2
Lin, Duan. Konfuzianische Ethik und Legitimation der Herrschaft im alten China: Eine Auseinandersetzung mit der vergleichenden Soziologie Max Webers. Duncker & Humblot, 1997. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49158-2
Lin, D (1997): Konfuzianische Ethik und Legitimation der Herrschaft im alten China: Eine Auseinandersetzung mit der vergleichenden Soziologie Max Webers, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-49158-2

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Konfuzianische Ethik und Legitimation der Herrschaft im alten China

Eine Auseinandersetzung mit der vergleichenden Soziologie Max Webers

Lin, Duan

Soziologische Schriften, Vol. 64

(1997)

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Abstract

Der Webersche Ansatz der vergleichenden Soziologie richtet sich vor allem auf die Besonderheit der okzidentalen Kulturentwicklung. Im Gegensatz dazu wird in der vorliegenden Arbeit die Eigentümlichkeit der chinesischen Kultur bzw. der konfuzianischen Ethik und der Legitimation der Herrschaft im alten China erläutert. Um den Unterschied der Erkenntnisinteressen zwischen Weber und dieser Arbeit zu überbrücken und so eine Analyse der Eigentümlichkeiten der chinesischen Kultur zu ermöglichen, wurden zwei Methoden (Begriffsarbeit und Prüfung des historischen Gehalts) konsequent angewandt.

Es konnten zunächst drei Charakterzüge der Weberschen vergleichenden Soziologie herausgearbeitet werden: Sie ist gleichzeitig ein doppelter (intra- und interkultureller) und ein mehrdimensionaler (sowohl religiös-ethischer als auch ökonomischer, politischer, rechtlicher usw.) Vergleich. Die zwei Perspektiven intra- und interkultureller Vergleich werden ständig im Wechsel verwendet. Unvermeidlich entsteht daraus die Gefahr, daß durch diese Verwechslung die Grenzlinie zwischen Webers heuristischem Eurozentrismus und dem normativen Eurozentrismus nach und nach verwischt. Unabsichtlich, aber methodisch unvermeidlich, hat Weber die gegensätzliche Entwicklung einer anderen Kultur mit der Vorstufe der Entwicklung der okzidentalen Kultur gleichgesetzt: Die »Entwicklungsstufe« des kaiserlichen Chinas wird methodisch unvermeidlich mit der des okzidentalen fürstlichen und theokratischen Mittelalters gleichgesetzt.

Es bestätigt sich, dass Webers Beurteilung der konfuzianischen Ethik, sei es partikularistisch, sei es magische Ethik, sei es Gesetzesethik oder ritualistische Ethik unzutreffend ist; seine Einschätzung, beim Konfuzianismus gebe es keinen Sprung zur Gesinnungsethik, stimmt zudem nicht mit der Faktizität des Konfuzianismus überein; auch findet Webers Ansicht, die Pietät als Kardinaltugend der konfuzianischen Ethik und Legitimationsprinzip des Patriachalismus und Patrimonialismus in China zu betrachten keine Übereinstimmung mit der besonderen historischen chinesischen Realität. Obwohl der Konfuzianismus keine Erlösungsreligion (wie der Puritanismus) im Weberschen Sinne ist, hat die konfuzianische Ethik tatsächlich die »Entwicklungsstufe« eine Gesinnungsethik erreicht: Sie ist eine Gesinnungsästhetik mit einem chinesischen kulturellen Charakterzug.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort VII
Inhaltsverzeichnis IX
I. Einleitung 1
1. Die Charakterzüge der Weberschen vergleichenden Soziologie 1
2. Um die Eigentümlichkeit der chinesischen Kultur zu artikulieren: Begriffsarbeit und Prüfung des historischen Gehalts 4
3. Die Gliederung der vorliegenden Arbeit 7
II. Die Charakterzüge der konfuzianischen Ethik und die Kardinaltugend Jen (Menschlichkeit). Eine Synthese von Universalismus und Partikularismus 9
1. Universalismus und Partikularismus 9
a) Intrakultureller Vergleich: Gnadenuniversalismus < -- > Gnadenpartikularismus 10
b) Interkultureller Vergleich: Universalismus < -- > Partikularismus 13
c) Universalismus im chinesischen Sinne: Eine Synthese von Universalismus und Partikularismus 18
2. Die Entstehung des Konfuzianismus und die Bedeutung der Kardinaltugend Jen 23
a) Die Lehre des Konfuzianismus im allgemeinen 23
b) Konfuzius (551–479 v. Chr.) und die Achsenzeit in China 23
c) Der Begriff Li bei Konfuzius 26
d) Der Begriff Jen bei Konfuzius und seine Beziehung mit Li 30
e) Die Charakterzüge des Begriffs Jen beim Konfuzianismus 32
aa) Jen als universale und fundamentale Tugend 32
bb) Jen als Synthese von innerlicher, subjektiver Selbst-Kultivierung und äußerlicher, objektiver Sozialbezogenheit 33
cc) Jen als moralische und ontologische Basis der Selbst-Kultivierung: Innerweltliche Transzendenz oder Selbsttranszendenz 35
dd) Jen als sozialethische Grundlage: Reziprozität und die Goldene Regel 40
ee) Jen als Synthese von Universalismus und Partikularismus 44
3. Zusammenfassung: Konfuzianismus gegenüber Puritanismus. “Kontextualisierter Universalismus” gegenüber “dekontextualisiertem Universalismus” 56
III. Typologische Anordnung der konfuzianischen Ethik unter dem Regelaspekt und dem Motivationsaspekt: Magische Ethik, Normenethik (ritualistische Ethik und Gesetzesethik) oder Gesinnungsethik? 59
1. Die typologischen Entwicklungskonstruktionen der religiösen Ethik Webers 59
2. Typologische Anordnung der konfuzianischen Ethik in der Weberschen Religionssoziologie 64
3. Typologische Anordnung der konfuzianischen Ethik: Magische Ethik, Normenethik (ritualistische Ethik und Gesetzesethik) oder Gesinnungsethik? 70
a) Die chinesische vorkonfuzianische religiöse Ethik im allgemeinen 71
aa) Die religiöse “Ethik” in der Shang-Zeit (16. Jh.–11. Jh. v. Chr.) 71
bb) Die religiöse Ethik in der vorkonfuzianischen Chou-Zeit (11. Jh.–551 v. Chr.) 73
b) Die konfuzianische Ethik: Magische Ethik, Normenethik (ritualistische Ethik und Gesetzesethik) oder Gesinnungsethik? 81
4. Zusammenfassung 88
IV. Typologische Anordnung der konfuzianischen Ethik unter dem Sanktionsaspekt: Die konfuzianische Ethik und die Synthese von Autonomie und Heteronomie 89
1. Die Synthese von Autonomie und Heteronomie (1): wiederum die Beziehung von Li und Jen 90
2. Die Synthese von Autonomie und Heteronomie (2): Der Kontrast und die Gemeinsamkeit von Menzius (ca. 371–289 v. Chr.) und Hsün-tzu (298–238 v. Chr) 97
a) Die Überzeugung des Menzius: Die menschliche Natur sei gut (Hsing-shan) 97
b) Die Ethik des Menzius als eine Ethik der Autonomie 102
c) Die Behauptung des Hsün-tzu: Die menschliche Natur sei böse (Hsing-o) 106
d) Die Ethik des Hsün-tzu als eine Ethik der Heteronomie 111
3. Typologische Anordnung der konfuzianischen Ethik unter dem Sanktionsaspekt: Die konfuzianische Ethik und die Synthese von Autonomie und Heteronomie 124
a) Die Ethik des Menzius als eine Gesinnungsethik und seine Synthese von Autonomie und Heteronomie 125
b) Die Ethik des Hsün-tzu als eine Gesinnungsethik und seine Synthese von Autonomie und Heteronomie 129
4. Zusammenfassung 137
V. Ethik, Legitimationsprinzip der Herrschaft und die konfuzianische (moralische) Rollentheorie 139
1. Pietät, patria potestas und Hsiao 140
2. Die Charakterzüge der konfuzianischen (moralischen) Rollentheorie 144
a) Soziologische Rollentheorien als analytische Grundlage 145
b) Die Entstehung der konfuzianischen (moralischen) Rollentheorie 148
c) Richtigstellung der sozialen Positionen (Cheng-ming) 150
d) Die konfuzianische Triade: Soziale Differenzierung, soziale Arbeitsteilung und moralische Unterscheidung 153
e) Reziprozität (Shu) bzw. Menschlichkeit (Jen) gegenüber Pietät (Hsiao?); Fünf-Beziehungen (Wu-lun) gegenüber Drei-Hauptleinen (San-Kang) 158
aa) Die Beziehung zwischen dem Herrn (Chün) und den Untertanen (Ch’en) bzw. dem Volk (Min): Das Legitimationsprinzip der Herrschaft Shu (Reziprozität) bzw. Jen (Menschlichkeit) 158
bb) Die Beziehung zwischen dem Vater (Fu) und dem Sohn (Tzu): Die eigentliche Bedeutung der Tugend Hsiao innerhalb der “Fünf-Beziehungen” (Wu-lun) 165
cc) “Drei-Hauptleinen” (San-kang) und die abweichende Entwicklung des Han-Konfuzianisms 169
dd) Das fragwürdige Buch “Hsiao-ching” und die Politisierung des Han-Konfuzianismus 173
ee) “Fünf-Beziehungen” (Wu-lun) und “Drei-Hauptleinen” (San-kang); patria potestas, Pietät und die zwei Interpretationen der Tugend Hsiao 179
3. Zusammenfassung 184
VI. Schlußbemerkung 191
Literaturverzeichnis 191