Zivilrechtliche Haftung und strafrechtliche Verantwortung des GmbH-Geschäftsführers bei Insolvenzverschleppung
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Zivilrechtliche Haftung und strafrechtliche Verantwortung des GmbH-Geschäftsführers bei Insolvenzverschleppung
Zugleich ein Beitrag zum ultima ratio-Prinzip
Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 150
(2003)
Additional Information
Book Details
Pricing
Abstract
Dietmar Höffner liefert mit diesem Werk einen Beitrag zur Entkriminalisierungsdiskussion des Strafrechts. Er untersucht die Pflicht des GmbH-Geschäftsführers zur Insolvenzantragsstellung. Der Verstoß gegen diese Pflicht zieht sowohl zivilrechtliche (Haftung) als auch strafrechtliche Folgen (Strafbarkeit) nach sich. Seine Darstellung umfasst zunächst eine Gegenüberstellung der beiden Sanktionssysteme. Haftung und Strafrecht werden nach Herkunft und Aufgabe im Rechtssystem verortet. Danach geht der Autor auf die Einzelheiten des materiellen und prozessualen Rechts ein. Als herausragende Unterschiede von Haftung zu Strafbarkeit hält er vor allem die Durchsetzung der Rechtsfolge und die Rechtsfolge selbst fest.Im Anschluss greift der Autor die Diskussion zum Grundsatz "Strafrecht als ultima ratio des Gesetzgebers" auf. Zunächst durchleuchtet er die Aussagen des Bundesverfassungsgerichts zu diesem Grundsatz und kommt zu dem Ergebnis, dass der ultima ratio Grundsatz in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts bislang lediglich eine Tendenz zu einer weiteren Kriminalisierung, nicht aber zu einer Entkriminalisierung des Rechts verwendet wird. Im weiteren behandelt der Autor die ultima ratio Diskussion in der Literatur und dabei insbesondere die Grundsätze der Erforderlichkeit, der Verhältnismäßigkeit und den Subsidiaritätsgrundsatz. Eine Prüfung der verschiedenen Begründungszusammenhänge kommt zu dem Schluss, dass allein das Subsidiaritätsprinzip taugliche Grundlage für die Herleitung des ultima ratio Grundsatzes sein kann.Eine Anwendung des Subsidiaritätsgrundsatzes auf die beiden Tatbestände der Insolvenzverschleppung hat zum Ergebnis, dass der Subsidiaritätsgrundsatz die Sanktionierung der Insolvenzverschleppung allein durch die zivilrechtliche Haftung bevorzugt. Die abschließende Diskussion dieses Ergebnisses zeigt weitere Vorzüge der Lösung auf.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 13 | ||
Einführung: Haftung und Strafrecht im Rechtssystem | 16 | ||
A. Herkunft | 16 | ||
B. Die Aufgabe des Strafrechts | 19 | ||
I. Zu den absoluten Straftheorien | 20 | ||
II. Zu den relativen Straftheorien | 21 | ||
C. Zur Funktion des Haftungsrechts | 22 | ||
I. Ausgleichsfunktion | 22 | ||
II. Prävention/Rechtsgüterschutz | 24 | ||
D. Zusammenfassung | 25 | ||
Erster Teil: Zivilrechtliche Haftung und strafrechtliche Verantwortlichkeit des GmbH-Geschäftsführers bei Insolvenzverschleppung | 27 | ||
A. Die Pflicht zur Stellung des Insolvenzantrages | 28 | ||
I. Sinn und Zweck der Pflicht | 28 | ||
II. Entstehung der Insolvenzantragspflicht | 29 | ||
1. Zahlungsunfähigkeit | 29 | ||
2. Überschuldung | 32 | ||
3. Subjektive Voraussetzungen | 35 | ||
a) Der Ansatzpunkt | 36 | ||
b) Der Sorgfaltsmaßstab für den Pflichtinhalt | 36 | ||
c) Die Dreiwochenfrist | 37 | ||
(1) Beginn | 37 | ||
(2) Bedeutung der Dreiwochenfrist | 40 | ||
B. Zivilrechtliche Haftung: § 823 Abs. 2 BGB | 41 | ||
I. Die Anspruchsgrundlage § 823 Abs. 2 BGB | 41 | ||
II. Voraussetzungen des § 823 Abs. 2 BGB | 42 | ||
1. Verstoß gegen ein Schutzgesetz | 42 | ||
2. Schutzgesetzcharakter des § 64 Abs. 1 GmbHG | 43 | ||
a) Persönlicher Schutzbereich: Einbeziehung der Gläubiger | 44 | ||
b) Sachlicher Umfang: Quotenschaden | 45 | ||
c) Rechtsprechungsänderung: Ersatz des negativen Interesses | 46 | ||
3. Rechtswidrigkeit | 48 | ||
4. Verschulden | 48 | ||
a) Verschuldensmaßstab des § 64 Abs. 1 GmbHG | 49 | ||
b) Gegenstand | 50 | ||
III. Rechtsfolge: Schadenersatz | 51 | ||
1. Altgläubiger | 51 | ||
2. Neugläubiger | 52 | ||
IV. Prinzipien der Anspruchsdurchsetzung | 52 | ||
1. Die Prozessmaximen des Zivilprozesses | 52 | ||
a) Dispositionsgrundsatz | 52 | ||
b) Verhandlungsgrundsatz | 53 | ||
2. Beweis- und Darlegungslast | 53 | ||
a) Überschuldung | 54 | ||
b) Verschulden | 56 | ||
3. Informationsmöglichkeiten des Gläubigers | 56 | ||
C. Strafrechtliche Verantwortlichkeit | 57 | ||
I. Die Vorschrift des § 84 Abs. 1 Nr. 2, Abs. 2 GmbHG | 57 | ||
1. Rechtsgut/Schutzrichtung | 57 | ||
2. Rechtsnatur | 58 | ||
a) Abstraktes Gefährdungsdelikt | 58 | ||
b) Unterlassungsdelikt | 59 | ||
c) Sonderdelikt | 59 | ||
II. Tatbestandsvoraussetzungen von § 84 Abs. 1 Nr. 2, Abs. 2 GmbHG | 60 | ||
1. Zahlungsunfähigkeit | 60 | ||
2. Überschuldung | 61 | ||
3. Der subjektive Tatbestand | 62 | ||
a) Vorsatz (§ 84 Abs. 1 GmbHG) | 62 | ||
b) Fahrlässigkeit (Abs. 2) | 63 | ||
c) Kenntnis der Antragspflicht | 64 | ||
III. Durchsetzung des Strafanspruches | 64 | ||
1. Prozessmaximen des Strafprozesses | 65 | ||
a) Offizialprinzip | 65 | ||
b) Akkusationsprinzip/Legalitätsprinzip | 66 | ||
c) Opportunitätsprinzip | 67 | ||
2. „Beweislast“ im Strafprozess | 68 | ||
3. Informationsmöglichkeiten der Staatsanwaltschaft | 69 | ||
IV. Rechtsfolge | 70 | ||
D. Bestandsaufnahme: Vergleich zivilrechtlicher Haftung mit strafrechtlicher Verantwortlichkeit | 71 | ||
I. Prozessuale Gestaltung | 71 | ||
II. Tatbestandsebene | 72 | ||
III. Beweislast | 74 | ||
IV. Informationsmöglichkeiten | 74 | ||
V. Rechtsfolge | 75 | ||
Zweiter Teil: Strafrecht als ultima ratio der Rechtspolitik | 77 | ||
A. Ultima ratio und Entkriminalisierung | 78 | ||
B. Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zum ultima ratio Prinzip | 80 | ||
I. Polare Ausgangsposition zum „Mittel“ Strafgesetz | 80 | ||
II. Bundesverfassungsgericht und Gewaltenteilung | 81 | ||
III. Ultima ratio und Verhältnismäßigkeit | 84 | ||
1. Verhältnismäßigkeitsprüfung und Beurteilungsspielraum | 85 | ||
2. Geeignetheit | 86 | ||
3. Erforderlichkeit | 89 | ||
4. Verhältnismäßigkeit (im engeren Sinne) | 92 | ||
a) Strafmaß | 92 | ||
b) Gesamtabwägung | 96 | ||
(1) Erste Möglichkeit: Abwägung zwischen den Grundrechtsbereichen des verbotenen Verhaltens und denen des geschützten Rechtsguts | 97 | ||
(2) Zweite Möglichkeit: Abwägung zwischen den Grundrechtsbereichen der Rechtsfolge (Strafe) und denen des geschützten Rechtsguts | 98 | ||
5. Zusammenfassung | 99 | ||
C. Überblick über die Herleitung des ultima ratio Grundsatzes in der Literatur | 100 | ||
I. Subsidiaritätsprinzip | 101 | ||
II. Verhältnismäßigkeitsgrundsatz: Erforderlichkeit | 102 | ||
III. Verhältnismäßigkeitsgrundsatz: Verhältnismäßigkeit (i. e. S.) | 103 | ||
IV. Strafwürdigkeit/Strafbedürftigkeit | 104 | ||
V. Stellungnahme | 105 | ||
1. Zur Verhältnismäßigkeit im engeren Sinne (Günther) | 105 | ||
2. Zur Strafwürdigkeit | 106 | ||
VI. Zwischenergebnis | 108 | ||
D. Die Erforderlichkeit des Strafgesetzes | 108 | ||
I. Der scheinbar einfache Lösungsansatz | 109 | ||
II. Optimierung der Erforderlichkeit | 110 | ||
III. Versteckte Komplexität des Erforderlichkeitsproblems | 111 | ||
1. Zur Voraussetzung der gleichen Effektivität | 112 | ||
2. Zur Voraussetzung des mildesten Mittels bei mehreren Beteiligten | 115 | ||
3. Optimierungsprobleme | 117 | ||
IV. Ergebnis | 117 | ||
E. Das Subsidiaritätsprinzip | 118 | ||
I. Allgemeiner Aussagegehalt | 119 | ||
II. Wurzeln des Prinzips | 120 | ||
1. Staatsphilosophisches Gedankengut (Föderalismus und Liberalismus) | 121 | ||
2. Begründung im Naturrecht | 123 | ||
3. Katholische Soziallehre | 125 | ||
III. Verfassungsrechtliche Aspekte | 128 | ||
1. Entstehung des Grundgesetzes | 128 | ||
2. Rechtsgeltung des Subsidiaritätsgrundsatzes | 130 | ||
3. Subsidiaritätsprinzip und Bundesverfassungsgericht | 132 | ||
4. Subsidiaritätsprinzip zwischen Freiheit und Anarchie | 133 | ||
IV. Subsidiaritätsprinzip und Strafrecht | 136 | ||
1. Subsidiäres Strafrecht in der marxistisch-leninistischen Ideologie und im Recht der DDR | 137 | ||
2. Ablehnung: Sax | 140 | ||
3. Wohlwollende Stimmen | 141 | ||
4. Arthur Kaufmann | 142 | ||
5. Brandt | 143 | ||
6. Würdigung | 145 | ||
7. Fazit | 147 | ||
Dritter Teil: Insolvenzverschleppung und ultima ratio | 148 | ||
A. Subsidiaritätsprinzip und Zivilrecht versus Strafrecht | 148 | ||
B. Effektivierung der Rechtsverfolgung durch Privatisierung | 151 | ||
I. Effektivierung durch Erhöhung des Haftungsrisikos | 151 | ||
II. Effektivierung durch Aktivierung des Privatinteresses | 153 | ||
1. Mobilisierung der Energie des persönlich Betroffenen | 153 | ||
2. Präzisierung des Haftungstatbestandes durch Verfolgung der Schadenersatzansprüche | 154 | ||
III. Gleichlauf von Herrschaft und Haftung | 154 | ||
C. Betrachtung zum Rechtsgüterschutz | 155 | ||
I. Rechtsgutsbezug bei § 84 Abs. 1 Nr. 2, Abs. 2 GmbHG | 156 | ||
II. Rechtsgutsbezug der Schadenersatzhaftung | 158 | ||
III. Zwischenergebnis | 159 | ||
D. Folgerungen für das Wirtschaftsstrafrecht | 159 | ||
I. Privatisierung des Konflikts anstelle Privatisierung des Strafrechts | 159 | ||
1. Susanne Walthers strafrechtliches Sanktionensystem | 160 | ||
2. Die Stellung des Subsidiaritätsprinzips zur strafrechtlichen Wiedergutmachung | 161 | ||
a) Einführung eines Umwegs | 161 | ||
b) Denaturierung des Strafrechts | 163 | ||
c) Verkümmerung des privatrechtlichen Konfliktlösungspotentials | 164 | ||
3. Schlussfolgerung | 164 | ||
II. Der Vermögensschaden als wirtschaftsstrafrechtliches Rechtsgut | 165 | ||
1. Das Argument des Vermögensschadens | 166 | ||
2. Vermögensschaden als zivilrechtliches Schutzgut | 167 | ||
E. Zusammenfassung | 167 | ||
I. Das Strafbedürfnis | 167 | ||
II. Auffangtatbestand | 168 | ||
III. Praktische Gegenüberstellung Strafrecht – Zivilrecht | 170 | ||
IV. Dogmatische Einbrüche im Strafrechtssystem durch § 84 Abs. 1 Nr. 1, Abs. 2 GmbHG | 171 | ||
1. Ultima ratio Prinzip | 171 | ||
2. Auflösung des Rechtsgutsbezugs | 172 | ||
3. Schlussfolgerung | 172 | ||
V. Schluss | 172 | ||
Literaturverzeichnis | 174 | ||
Sachwortverzeichnis | 194 |