Vorvertragliche Schuldverhältnisse im Verwaltungsrecht
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Vorvertragliche Schuldverhältnisse im Verwaltungsrecht
Zugleich ein Beitrag zur Rechtsverhältnislehre
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 721
(1997)
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Abstract
Jahrzehntelang hat die Verwaltungsrechtswissenschaft gegenüber dem Rechtsinstitut des Vertrages eine reservierte Haltung eingenommen. Hier hat sich erst in jüngerer Zeit ein Wandel vollzogen. Die mittlerweile zahlreichen vertragsfreundlichen Stimmen können und wollen indessen nicht verbergen, daß die Dogmatik des öffentlichen Vertragsrechts teilweise noch in den Kinderschuhen steckt. Die in diesem Bereich notwendige Entwicklung sollte ihre Grundlage in einer prozeduralen Sichtweise vertraglicher Rechtsverhältnisse finden. Diese gestattet es, in ebenso juristisch überzeugender wie anschaulicher Weise einzelne Abschnitte der Rechtsgestaltung durch vertragliches Handeln zu untersuchen.Einen dieser Abschnitte bildet das vorvertragliche Schuldverhältnis, das im Verwaltungsvertragsrecht - anders als im Privatrecht - bislang recht stiefmütterlich behandelt wurde. Hier setzt die vorliegende Untersuchung an. Die Arbeit ordnet ihr Thema in einem ersten Schritt in einen Bezugsrahmen verwaltungsrechtlicher Dogmatik ein und erschließt es sodann in vier weiteren Schritten: Sie greift zunächst die Rechtsgrundlagen und die Entstehungstatbestände vorvertraglicher Schuldverhältnisse auf, darauf wendet sie sich deren - nach Fallgruppen systematisierten - Inhalten zu und behandelt schließlich die Rechtsfolgen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsübersicht | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungen | 15 | ||
Erstes Kapitel: Vorvertragliche Schuldverhältnisse als Problem des Verwaltungsrechts | 17 | ||
§ 1 Vorvertragliche Schuldverhältnisse als Forschungsgegenstand | 17 | ||
I. Die Vernachlässigung vorvertraglicher Schuldverhältnisse in der verwaltungsrechtlichen Dogmatik | 17 | ||
1. Der gegenwärtige Befund | 17 | ||
2. Das Verhältnis des öffentlichen Rechts zum Vertragsrecht | 21 | ||
a) Verträge als Handlungsform des Privatrechts | 21 | ||
b) Neuorientierung durch die Rechtsverhältnislehre | 21 | ||
3. Vertragsfreundliche Tendenzen der neueren Verwaltungsrechtsdogmatik | 24 | ||
a) Entwicklung und Stand des Verwaltungsvertragsrechts | 24 | ||
b) Das verwaltungsrechtliche Schuldverhältnis | 27 | ||
II. Thematische Eingrenzungen | 31 | ||
§ 2 Der Selbststand des Verwaltungsvertragsrechts | 32 | ||
I. Prozedurales Denken im Vertragsrecht | 33 | ||
II. Verminderung der Abstraktionshöhe | 35 | ||
III. Verwaltungsrecht und Verwaltungsverfahren als Modus der Rechtskonkretisierung | 36 | ||
§ 3 Der Vertrag zwischen privatem und öffentlichem Recht | 37 | ||
I. Gemeinsamkeiten und Überschneidungen | 37 | ||
II. Notwendige Grenzziehungen | 41 | ||
1. Normative und strukturelle Unterschiede | 41 | ||
2. Öffentliches und privates Interesse | 41 | ||
III. Folgerungen | 43 | ||
1. Grundsätzliche Aussagen | 43 | ||
2. Die Übertragung privatrechtlicher Modelle ins öffentliche Recht | 43 | ||
3. Parallele Institute des öffentlichen Rechts | 45 | ||
§ 4 Der Vertrag zwischen materiellem und Verfahrensrecht | 46 | ||
I. Allgemeine Zusammenhänge | 46 | ||
II. Vorvertragliche Schuldverhältnisse als Problem des Verfahrensrechts? | 47 | ||
§ 5 Gang der Untersuchung | 48 | ||
Zweites Kapitel: Die Rechtsgrundlagen vorvertraglicher Schuldverhältnisse | 51 | ||
§ 6 Vorbemerkungen | 51 | ||
I. Rechtsgrundlagen und Entstehungstatbestände | 51 | ||
II. „Vertragliche" und „gesetzliche" Schuldverhältnisse | 53 | ||
III. Die Suche nach der Rechtsgrundlage als spezifisch verwaltungsrechtliche Fragestellung | 54 | ||
§ 7 Rechts- und Gesetzesanalogie | 55 | ||
I. Analoge Anwendung von Normen des BGB | 55 | ||
1. Der Begriff und die Voraussetzungen der Analogie | 55 | ||
2. Die zwei Wege der Analogie | 56 | ||
II. Die normative Verankerung vorvertraglicher Schuldverhältnisse im Wege der Analogie | 57 | ||
1. Gesetzesanalogie | 57 | ||
2. Rechtsanalogie | 61 | ||
III. Analogie als Modus verwaltungsrechtlicher Rechtsetzung | 63 | ||
§ 8 Gewohnheitsrecht | 63 | ||
I. Gewohnheitsrechtliche Verfestigung vorvertraglicher Pflichten? | 63 | ||
1. Die fortbestehende Ungewißheit über den Rechtsgrund | 64 | ||
2. Formale Hindernisse | 65 | ||
II. Verwaltungsrechtliches Gewohnheitsrecht | 66 | ||
§ 9 Das Verfahrensrechtsverhältnis | 67 | ||
I. Das Verfahrensrechtsverhältnis als Rechtsgrundlage? | 67 | ||
II. Das Verhältnis von Verfahrensrecht und vorvertraglichen Pflichten | 68 | ||
1. Der Entstehungstatbestand des Verwaltungsverfahrens | 68 | ||
2. Die materielle Struktur des Verfahrensrechtsverhältnisses | 69 | ||
§ 10 Das Rechtsstaatsprinzip | 70 | ||
I. Die beschränkte inhaltliche Aussagekraft des Rechtsstaatsprinzips | 70 | ||
II. Das Verhältnis des Rechtsstaatsprinzips zu den vorvertraglichen Pflichten | 72 | ||
1. Die Konkretisierung des Prinzips | 72 | ||
2. Die Ungeeignetheit des Prinzips als Rechtsgrundlage | 74 | ||
3. Geltung des Prinzips als Rechtsgrundlage für staatliche Verhandlungsbeteiligte? | 75 | ||
III. „Neminem laedere" | 75 | ||
1. Der Ausgangspunkt | 76 | ||
2. Das Kriterium der „Sonderverbindung" | 78 | ||
3. „Neminem laedere" im Verwaltungsrecht | 79 | ||
4. Folgerungen | 80 | ||
§ 11 Vertrauensschutz | 80 | ||
I. „Vertrauen" und Recht | 80 | ||
II. Vertrauensschutz und vorvertragliche Schuldverhältnisse im Privatrecht | 81 | ||
1. Das Vertrauensschutzprinzip als Grundprinzip des Privatrechts | 82 | ||
2. Die inhaltliche Aussage des privatrechtlichen Vertrauensprinzips | 84 | ||
a) Faktisches Vertrauen | 84 | ||
b) Vertrauen als normativer Begriff | 86 | ||
III. Vertrauensschutz im Verwaltungsrecht | 88 | ||
1. Der kodifizierte Vertrauensschutz | 88 | ||
2. Die inhaltlichen Aussagen des verwaltungsrechtlichen Vertrauensschutzes | 88 | ||
a) Die einseitige Bindungswirkung | 88 | ||
b) Die fehlende inhaltliche Tragfähigkeit des Vertrauensschutzprinzips | 90 | ||
3. Fazit | 91 | ||
§ 12 Sonstige Rechtsgrundlagen | 91 | ||
I. Sozialer Kontakt als Verpflichtungsgrund | 91 | ||
II. „Kombinatorische" Begründungen | 94 | ||
§ 13 Das Prinzip von Treu und Glauben | 96 | ||
I. Treu und Glauben als normative Grundlage von Rechtsverhältnissen | 96 | ||
1. Die Funktionen des Grundsatzes von Treu und Glauben | 96 | ||
a) Die Entwicklung des Grundsatzes | 97 | ||
b) Die umfassende Geltung des Grundsatzes | 97 | ||
c) Das Verhältnis zum Privatrecht | 99 | ||
2. Bedenken gegen Treu und Glauben als Prinzip des öffentlichen Rechts | 99 | ||
II. Treu und Glauben in vorvertraglichen Schuldverhältnissen | 101 | ||
1. Die Haltung der Privatrechtswissenschaft | 101 | ||
2. Treu und Glauben als Rechtsgrundlage vorvertraglicher Pflichten im Verwaltungsrecht | 102 | ||
3. Folgerungen | 103 | ||
Drittes Kapitel: Die Entstehungstatbestände vorvertraglicher Schuldverhältnisse | 105 | ||
§ 14 Entstehungstatbestände und Verwaltungsverfahrensrecht | 105 | ||
I. Die Funktion des Entstehungstatbestandes in der Systematik vorvertraglicher Schuldverhältnisse | 105 | ||
II. Das Verfahrensrechtsverhältnis als Modell? | 107 | ||
1. Der „Beginn des Verwaltungsverfahrens" als ungelöstes Problem des Verwaltungsrechts | 107 | ||
2. Die zeitlichen Grenzen des Verwaltungsverfahrens | 108 | ||
3. Zur Geltung kodifizierten Verfahrensrechts im vorvertraglichen Schuldverhältnis | 109 | ||
4. Folgerungen für das vorvertragliche Schuldverhältnis | 110 | ||
§ 15 Die Übernahme privatrechtlicher Modelle | 111 | ||
I. Besondere Anforderungen des Privatrechts an den Entstehungstatbestand | 111 | ||
1. Die Ausgangssituation: Das Bedürfnis nach einer früh einsetzenden Haftung | 111 | ||
2. Die Ausgangsposition der Verwaltungsvertragsdogmatik | 112 | ||
II. Die Notwendigkeit eines qualifizierten Kontaktverhältnisses | 113 | ||
III. Der „geschäftliche" oder „rechtsgeschäftliche" Kontakt als Entstehungstatbestand | 116 | ||
1. Der privatrechtliche Kontext | 116 | ||
2. Die Ausrichtung auf verwaltungsrechtliche Rechtsfolgen | 118 | ||
IV. Die „Aufnahme von Vertragsverhandlungen" als Entstehungstatbestand | 119 | ||
V. Die Bedeutung des Vertrauens für die Entstehung vorvertraglicher Schuldverhältnisse | 120 | ||
VI. Ergebnis: Die fehlende Überzeugungskraft privatrechtlicher Modelle | 122 | ||
§ 16 Der „vertragsspezifische Kontakt" | 124 | ||
I. „Kontakt" als dogmatische und tatsächliche Grundlage | 124 | ||
II. Der vertragsspezifische Charakter eines Kontakts als das entscheidende Abgrenzungskriterium | 125 | ||
1. Zulässigkeit der Vertragsform und vertragsspezifischer Kontakt | 125 | ||
2. Die Funktion des Abgrenzungskriteriums | 126 | ||
3. Die nach außen erkennbare Ausrichtung auf vertragliches Handeln | 127 | ||
Viertes Kapitel: Der Inhalt vorvertraglicher Schuldverhältnisse | 130 | ||
§ 17 Die Struktur des vorvertraglichen Pflichtengefüges | 130 | ||
I. Die Notwendigkeit einer Aufteilung nach Fallgruppen | 130 | ||
II. Der Vertragsbezug vorvertraglicher Pflichten | 132 | ||
1. Privatrechtliche Vorgaben | 132 | ||
2. Vorvertragliche Pflichten als Bindungen in Abhängigkeit von einem Rechtsverhältnis | 135 | ||
a) Das Amtshaftungsrecht als Modell | 135 | ||
b) Die Anwendung auf vorvertragliche Schuldverhältnisse | 136 | ||
3. Folgerungen: Vertragsabschluß und Vertragsinhalt als Bezugspunkte vorvertraglicher Pflichten | 138 | ||
4. Zum Kontrahierungszwang | 141 | ||
5. Fazit | 142 | ||
§ 18 Vertragsabschlußbezogene Pflichten | 142 | ||
I. Verfahrens- und materiellrechtliche Pflichten | 142 | ||
1. Verwaltungsverfahrensrecht als vertragsabschlußbezogenes Recht | 142 | ||
2. Vertragsabschlußbezogene vorvertragliche Verfahrenspflichten | 144 | ||
a) Einzelne Verfahrenspflichten | 144 | ||
b) Besonderheiten der Rechtswirkungen von vorvertraglichen Verfahrenspflichten | 145 | ||
II. Form- und Vertretungsvorschriften | 147 | ||
III. Sonstige vertragsabschlußbezogene Pflichten | 149 | ||
1. Pflichtwidriger Eintritt in Vertragsverhandlungen | 150 | ||
2. Der Abbruch der Vertragsverhandlungen ohne triftigen Grund | 150 | ||
a) Aufklärung über die Bereitschaft zum Vertragsabschluß | 151 | ||
b) Das Erfordernis des „triftigen" Grundes | 153 | ||
3. Allgemeine Mitwirkungspflichten | 155 | ||
4. Pflicht zur Herbeiführung einer Genehmigung | 155 | ||
5. Vertragsabschlußbezogene Aufklärungspflichten | 156 | ||
6. Verwendung eines unwirksamen oder nichtigen Vertrages | 157 | ||
7. Wechselwirkungen zwischen vertragsabschlußbezogenen Pflichten und kodifiziertem Verwaltungsvertragsrecht | 158 | ||
§ 19 Vertragsinhaltsbezogene Pflichten | 161 | ||
I. Vorüberlegungen | 161 | ||
II. Einzelne vertragsinhaltsbezogene Pflichten | 164 | ||
1. Aufklärung über vorhersehbare Aufwandserhöhungen | 164 | ||
2. Aufklärung über Äquivalenzstörungen | 166 | ||
3. Drohende Gefährdung des Vertragszwecks | 166 | ||
4. Durch den Vertrag verursachte Risiken und Gefahren | 167 | ||
§ 20 Verschulden als Haftungsvoraussetzung | 169 | ||
I. Verschulden im Verwaltungsvertragsrecht | 169 | ||
II. Zurechnung fremden Verschuldens | 171 | ||
III. Haftungsmilderungen | 174 | ||
Fünftes Kapitel: Die Rechtsfolgen vorvertraglicher Schuldverhältnisse | 176 | ||
§ 21 Entwicklungstendenzen | 176 | ||
I. Allgemeine Fragen der Fortbildung und Erweiterung der Rechtsfolgen | 176 | ||
II. Die Rechtswirkungen vorvertraglicher Pflichten | 178 | ||
1. Die primäre Aussage | 178 | ||
2. Die Folgen einer Pflichtverletzung | 178 | ||
3. „Negatives" und „positives" Interesse | 180 | ||
§ 22 Die vorvertraglichen Pflichtverletzungen und ihr Ausgleich | 182 | ||
I. Rechtsfolgen der Verletzung von Schutzpflichten | 182 | ||
II. Rechtsfolgen der Verletzung vertragsabschlußbezogener Pflichten | 182 | ||
1. Aufwendungsersatz als Mindestausgleich | 182 | ||
2. Die Überwindung der Vertragsunwirksamkeit durch das Prinzip von Treu und Glauben | 183 | ||
a) Lösung vom Schadensbegriff | 183 | ||
b) Die Gefahr eines Kontrahierungszwanges | 184 | ||
3. Normative Schranken der Überwindung der Vertragsunwirksamkeit | 185 | ||
a) Verstoß gegen Planungsgebote | 185 | ||
b) Verstoß gegen Kompetenzvorschriften | 187 | ||
c) Verstoß gegen Formvorschriften | 187 | ||
III. Die weiteren Fallgruppen | 189 | ||
1. Fehlen einer Zustimmung oder Genehmigung | 189 | ||
2. Abbruch der Vertragsverhandlungen | 190 | ||
a) Aufklärungsmängel | 191 | ||
b) Fehlen des triftigen Grundes | 192 | ||
3. Weitere Bindungen | 192 | ||
a) Allgemeines | 192 | ||
b) Insbesondere: Kein Haftungsausschluß durch Kenntnis des Mangels | 193 | ||
4. Zusammenfassung | 195 | ||
IV. Die Rechtsfolgen der Verletzung vertragsinhaltsbezogener Pflichten | 195 | ||
1. Die faktische Situation und ihre rechtliche Lösung | 195 | ||
2. Die Zulässigkeit von Vertragsanpassung und Vertragsaufhebung | 196 | ||
a) Kein Vorrang von Spezialvorschriften | 196 | ||
b) Nochmals: Die Gefahr des Kontrahierungszwanges | 198 | ||
c) Folgerungen | 198 | ||
V. Die Berücksichtigung des Mitverschuldens | 201 | ||
VI. Ergebnis | 202 | ||
VII. Rechtsschutz und Rechtsweg | 202 | ||
Sechstes Kapitel: Zusammenfassung in Thesen | 206 | ||
Literatur- und Quellenverzeichnis | 219 | ||
Sachregister | 243 |