Vom statischen zum dynamischen Naturschutz
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Vom statischen zum dynamischen Naturschutz
Möglichkeiten und Mißverständnisse der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung
Schriften zum Umweltrecht, Vol. 102
(2000)
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Abstract
Die Regelungen des klassischen Naturschutzrechtes schreiben für bestimmte Gebiete absolute Veränderungsverbote vor. Durch Schutzgebietsausweisungen sowie den unmittelbaren gesetzlichen Biotoptypschutz wird der zu einem willkürlich ausgewählten Zeitpunkt vorgefundene Zustand der Natur und Landschaft konserviert. Diese statische Naturschutzkonzeption hindert in zunehmendem Maße sowohl Eigentümer als auch öffentliche Planungsträger an der notwendigen Anpassung der Nutzung von Grundstücken an veränderte Anforderungen. Darüber hinaus führt das statische Naturschutzkonzept dadurch, daß jede auch nur vorübergehende ökologische Aufwertung einen Verlust innegehabter Nutzungsrechte zur Folge haben kann, zu einem kontraproduktiven Anreizsystem.Der Verfasser zeigt auf, wie mit der sogenannten Eingriffsregelung, die den Übergang vom statischen Reservatdenken zum dynamischen Funktionsdenken im Naturschutzrecht kennzeichnet, die Sklerose des gegenwärtigen Naturschutzrechtes überwunden werden kann, ohne gleichzeitig dessen existentielle Funktion für die Sicherung der Lebensgrundlagen des Menschen zu vernachlässigen.Anhand der detaillierten Analyse der heutigen Gesetzeslage und -interpretation werden die Voraussetzungen für die Umsetzung des dynamischen Naturschutzes erarbeitet und die vorhandenen Defizite dargelegt.Insgesamt weist der Verfasser nach, daß bisher das Potential der Eingriffsregelung zur Lösung naturschutzrechtlicher Verteilungskonflikte nur in Ansätzen genutzt wird und plädiert für eine Fortentwicklung des dynamischen Funktionsprinzips im Naturschutzrecht.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsübersicht | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 15 | ||
A. Das Grundproblem | 15 | ||
B. Der neuartige Ansatz der Eingriffsregelung | 16 | ||
C. Gang der Untersuchung | 19 | ||
Erster Teil: Die Eingriffsregelung im Steuerungssystem zur Allokation knapper Güter | 22 | ||
A. Steuerungskonzepte zur Allokation knapper Güter | 22 | ||
I. Ursachen der Fehlallokation der Umweltgüter | 22 | ||
II. Staatliche Steuerungsmöglichkeiten – Überblick | 24 | ||
III. Die statische Naturschutzkonzeption durch einzelfallbezogene konservierende Festsetzungen und Zielvorgaben | 28 | ||
1. Die Struktur klassischer Naturschutzinstrumente | 28 | ||
2. Die Steuerung bauplanungsrechtlicher Festsetzungen durch Zielvorgaben des Naturschutz- und Baurechts | 29 | ||
IV. Die dynamische Naturschutzkonzeption durch abstrakte Kapazitätsfestsetzung der ökologischen Ressource | 33 | ||
1. Grundsätze | 33 | ||
2. Formale Darstellung | 34 | ||
B. Die ökologische „Verträglichkeit“ der Steuerungskonzepte | 38 | ||
I. Konzepte und Ideologien des herkömmlichen, „statischen“ Naturschutzes | 38 | ||
II. Der Funktionszusammenhang zwischen Kultur, Wirtschaft und Natur – Zur Notwendigkeit eines Umdenkens im Naturschutzrecht | 41 | ||
III. Der „Landschaftsverbrauch“ in Zahlen | 48 | ||
C. Zwischenergebnis – Rechtliche Konsequenzen | 50 | ||
I. Prinzipielle Grenzen von Schutzgebietsausweisungen | 50 | ||
II. Bedeutungsverlust baurechtlicher Zielvorgaben | 55 | ||
D. Die Systematik des § 8 BNatSchG zwischen globaler Mengensteuerung und öffentlichem Interesse | 58 | ||
I. Die einzelnen Elemente der Eingriffsregelung | 58 | ||
1. Eingriff | 58 | ||
2. Vermeidbarkeit/Ausgleichbarkeit | 60 | ||
3. Abwägung | 62 | ||
4. Weitergehende Vorschriften nach Landesrecht – Ersatzmaßnahmen und Ausgleichsabgaben | 64 | ||
II. Die Elemente der Eingriffsregelung im System der Steuerungsmodelle | 67 | ||
1. Vermeidungsgebot | 67 | ||
2. Ausgleichsgebot | 67 | ||
3. Ersatzmaßnahme/Ausgleichsabgabe | 68 | ||
a) Auswirkungen auf die Investitionsentscheidungen? | 68 | ||
b) Rechtliche Konsequenzen der systematischen Stellung | 70 | ||
aa) Klageart | 70 | ||
bb) Festsetzung der Höhe der (Natural-)Leistungspflicht | 71 | ||
4. Ergebnis | 73 | ||
Zweiter Teil: Die Eingriffsregelung zwischen Bauleitplanung und Naturschutzplanung | 74 | ||
A. Die Integration der Eingriffsregelung in die Bauleitplanung | 74 | ||
I. Das Problem – Die verfahrensrechtliche Grundstruktur der Eingriffsregelung | 74 | ||
II. Die zwei Schritte des Gesetzgebers zur Integration der Eingriffsregelung in die Bauleitplanung | 75 | ||
III. Die Änderungen des Regelungsinhaltes der Eingriffsregelung durch die Integration in die Bauleitplanung | 78 | ||
B. Die Konkurrenz der Eingriffsregelung mit den klassischen naturschutzrechtlichen Schutzregimen | 85 | ||
I. Innenbereich | 87 | ||
1. Biotoptypschutz | 87 | ||
2. Schutzgebietsausweisungen | 93 | ||
II. Bebauungsplanbereich | 95 | ||
1. § 8a I BNatSchG vs. Schutzgebietsausweisung | 95 | ||
a) Erlaß der Schutzgebietsverordnung nach Inkrafttreten des Bebauungsplans | 95 | ||
b) Erlaß der Schutzgebietsverordnung vor Inkrafttreten des Bebauungsplans | 97 | ||
2. § 8a I BNatSchG vs. Biotoptypschutz | 99 | ||
a) Biotopbildung nach Erlaß eines Bebauungsplanes | 99 | ||
b) Exkurs: Besonderheiten der Rechtslage in Baden-Württemberg | 102 | ||
c) Biotopbildung vor Erlaß eines Bebauungsplanes | 103 | ||
d) Exkurs: Besonderheiten der Rechtslage in Baden-Württemberg | 105 | ||
III. Außenbereich | 106 | ||
IV. Ergebnis | 106 | ||
C. Exkurs: Statischer Naturschutz und gemeindliche Planungshoheit | 107 | ||
I. Selbstverwaltung und naturschutzrechtliche Schutzgebietsausweisungen | 109 | ||
1. Problemstellung | 109 | ||
2. Voraussetzungen für die Befreiung von den Festsetzungen in Landschaftsschutzgebieten – Vergleich mit den Zulassungsvoraussetzungen der Eingriffsregelung | 109 | ||
a) § 31 I 1 a BNatSchG: „Nicht beabsichtigte Härte“ und „Vereinbarkeit mit den Belangen des Naturschutzes und der Landschaftspflege“ | 110 | ||
b) § 31 I Nr. 2 BNatSchG: „Überwiegende Gründe des Gemeinwohls“ | 113 | ||
c) Anmerkungen zur Begrenzung der Befreiungsmöglichkeit auf „Einzelfälle“ und „nicht beabsichtigte Härte“ | 115 | ||
3. Die Rechtfertigung von Schutzgebietsausweisungen | 118 | ||
4. Ergebnis/Vereinbarkeit mit Art. 28 GG | 125 | ||
II. Selbstverwaltung und Biotoptypschutz | 127 | ||
III. Ausblick | 131 | ||
Dritter Teil: Die materielle Seite der Eingriffsregelung – Die Ausstrahlung der statischen Naturschutzkonzeption auf die Interpretation der einzelnen Elemente | 137 | ||
A. Vermeidbarkeit | 138 | ||
I. Vermeidbarkeit als generelle Bedarfsprüfung? | 138 | ||
II. Die Vermeidbarkeitsprüfung als Teil der Abwägung | 142 | ||
B. Ausgleichbarkeit | 146 | ||
I. Einführung und Überblick | 146 | ||
1. Grundlagen – Rationalitätsbedingungen von (naturschutzrechtlichen) „Wertungen“ | 146 | ||
2. Fallbeispiel: Naturschutzrechtliche Wertungen in der Praxis der juristischen Abwägung | 149 | ||
II. Die Ausgleichbarkeit ökologischer Eingriffe | 156 | ||
1. Die Ersatzmaßnahme als Grenze der Ausgleichbarkeit | 156 | ||
2. Ausgleichbarkeit als „Illusion“? – Das Dogma der Unersetzbarkeit der ökologischen Ressource Landschaft | 161 | ||
3. Eine dynamische Interpretation | 166 | ||
4. Anmerkungen zum Problem der rationalen Bewertung ökologischer Funktionen | 172 | ||
III. Die Ausgleichbarkeit optischer Eingriffe | 174 | ||
1. Freie Interpretation – Das Landschaftsbild als Ergebnis einer Abwägung | 175 | ||
2. Die Maßstäbe für die „Beeinträchtigung des Landschaftsbildes“ in Rechtsprechung und Literatur im Überblick | 178 | ||
a) Formale Kriterien – Der Urteiler und sein Standort | 178 | ||
aa) Der Urteiler | 178 | ||
bb) Der Standort | 181 | ||
cc) Ergebnis | 182 | ||
b) Materielle Kriterien – Das „Wesen“ der Landschaft – Schloß Neuschwanstein als Beeinträchtigung des Landschaftsbildes | 183 | ||
3. Die Ausgleichbarkeit | 188 | ||
4. Die Folgen – Die Inpflichtnahme des Vorhabenträgers zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben | 192 | ||
5. Der Ausweg – Der „Verunstaltungsbegriff“ als Maßstab | 194 | ||
IV. Zwischenbemerkung | 198 | ||
Vierter Teil: Die Weiterentwicklung der Eingriffsregelung – Vom faktischen zum normativen Eingriff | 200 | ||
A. Eingriffe in Sekundärbiotope – Die Problematik des Eingriffsbegriffs | 200 | ||
I. Beispiele | 200 | ||
1. Die Wiederaufnahme einer Nutzung nach 15 Jahren Brache | 200 | ||
2. Die Beseitigung eines ungenehmigten Fischteiches | 202 | ||
3. Die Ambivalenz von Fischteichen | 202 | ||
II. Strukturelle Probleme des Eingriffsbegriffs | 203 | ||
1. Die Gleichrangigkeit optischer und ökologischer Eingriffe | 203 | ||
2. Die Asymmetrie von Sekundärbiotopen | 204 | ||
3. Die reale Definition des Eingriffs als Einbruchstelle des statischen Naturschutzkonzeptes in die Eingriffsregelung | 205 | ||
III. Folgen – Rechtsverluste und ein kontraproduktives Anreizsystem | 206 | ||
1. Der Zwang zur Aufrechterhaltung unrentabler, naturferner Nutzungen | 206 | ||
2. Rechtsverlust als ubiquitäres Strukturprinzip des statischen Naturschutzes | 207 | ||
3. „Rechtsverlust“ in der Bauleitplanung | 209 | ||
4. Die einzelfallbezogene Inpflichtnahme Privater zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben als Strukturprinzip des statischen Naturschutzes und ihre Problematik | 209 | ||
B. Die Fortentwicklung der Eingriffsregelung – Der normative Eingriff | 213 | ||
I. Die abstrakte Naturschutzpflichtigkeit | 213 | ||
II. Voraussetzungen und Folgen | 216 | ||
1. Die Festsetzung allgemeiner ökologischer Standards | 216 | ||
2. Die Verkehrsfähigkeit überobligationsmäßig produzierter ökologischer Funktionen | 220 | ||
3. Die Offenlegung von Subventionen | 222 | ||
C. Schluß | 223 | ||
Zusammenfassung | 226 | ||
Anhang | 237 | ||
1. Übersicht über Schutzgebietsausweisungen in Deutschland | 237 | ||
2. Literaturliste zur Eingriffsregelung (Auszug) | 240 | ||
3. Flußdiagramm der (einfachen) Eingriffsregelung | 248 | ||
Literaturverzeichnis | 249 | ||
Stichwortverzeichnis | 260 |