Zur tatbestandlichen Handlungseinheit
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Zur tatbestandlichen Handlungseinheit
Schriften zum Strafrecht, Vol. 148
(2004)
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Abstract
Christoph Keller befasst sich mit der Frage, wann eine Mehrzahl je für sich schon strafbarer Handlungen im Ergebnis wie eine einzige zu behandeln ist. Mit anderen Worten: Wann bzw. warum liegt etwa nur eine Körperverletzung vor, wenn bzw. obwohl der Täter sein Opfer mehrfach schlägt? Die Frage ist dringend, denn von ihrer Antwort hängt unter dem Regime der §§ 52, 53 StGB nicht viel weniger ab als die Strafe, die der Täter zu erwarten hat.Im ersten Teil der Arbeit werden die Antworten analysiert, die bislang auf diese Frage gegeben worden sind. Eine besondere Rolle spielen im Zuge dieser kritischen Analyse die Argumente, die im Jahre 1994 zur Aufgabe der fortgesetzten Handlung führten. Die Darstellung der heute gültigen Rechtslage wird nicht neutral oder rein deskriptiv vorgenommen, sondern sie ist bereits geprägt durch das Vorverständnis des Autors: Die Schwierigkeiten, die die heute h. M. bei der Behandlung zeitlich gestreckter Tatbegehungen (deren Hauptanwendungsfall die Serienstraftat ist) hat, resultieren daraus, dass nach wie vor versucht wird, diesem komplexen Phänomen mit rein begrifflich konzipierten Rechtsfiguren wie etwa der natürlichen Handlungseinheit oder früher der fortgesetzten Handlung beizukommen. Deren starrer Merkmalskatalog aber ist in Wahrheit zur Erfassung einer so heteromorphen Erscheinung wie der Serienstraftat nicht in der Lage.Der zweite Teil der Arbeit enthält den eigenen Vorschlag des Autors zur Lösung des aufgeworfenen Problems. Die Kernaussage besteht darin, dass die starren Begrifflichkeiten, mit denen es die heute h. M. unternimmt, das Problem der Serienstraftat zu lösen, durch ein flexibleres Denkmodell ersetzt werden müssen - nämlich den Typus. Zentrales Anliegen ist, diese Denkfigur in strafrechtliche Gewänder zu kleiden, rechtstheoretisch zu fundieren und gleichzeitig Hinweise zur Umsetzung dieses Modells in der Praxis zu geben. Eines der wesentlichen Ergebnisse dabei ist, dass auf der Basis des typologischen Modells nur noch eine einzige Rechtsfigur zur konkurrenzrechtlichen Erfassung der Serienstraftat erforderlich ist.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungen | 14 | ||
Einführung | 14 | ||
§ 1 Problemstellung | 14 | ||
§ 2 Sprachgebrauch | 18 | ||
I. Handlungseinheit | 18 | ||
II. Deliktseinheit | 18 | ||
III. Tatbestandliche Handlungseinheit | 19 | ||
IV. Bewertungseinheit | 19 | ||
V. Wiederholte und schrittweise Tatbegehung | 20 | ||
VI. Unechte Konkurrenz - echte Konkurrenz | 20 | ||
Erster Teil: Bestandsaufnahme - Kritik des herrschenden Konkurrenzmodells | 22 | ||
Erstes Kapitel: Die natürliche Handlung und die natürliche Handlungseinheit | 22 | ||
§ 3 Die Handlung im natürlichen Sinne | 22 | ||
§ 4 Die natürliche Handlungseinheit | 23 | ||
I. Systematische Stellung im Konkurrenzmodell | 23 | ||
II. Die natürliche Handlungseinheit als Unterfall der Tateinheit | 23 | ||
1. Idee | 23 | ||
2. Kritik | 25 | ||
a) Uneinheitliche Struktur der natürlichen Handlungseinheit | 25 | ||
b) Methodische Widersprüchlichkeiten | 25 | ||
c) Widerspruch zu gesetzlichen Vorschriften | 26 | ||
d) Keine zwingende Notwendigkeit für Rechtsfortbildungen | 26 | ||
e) Systemwidrigkeit der natürlichen Handlungseinheit | 27 | ||
f) Widerspruch zur Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs | 29 | ||
3. Ergebnis | 30 | ||
Zweites Kapitel: Die tatbestandliche und die juristische Handlungseinheit | 30 | ||
§ 5 Die tatbestandlichen Handlungseinheiten im engeren Sinne | 31 | ||
§ 6 Die tatbestandlichen Handlungseinheiten im weiteren Sinne | 34 | ||
I. Wiederholte und schrittweise Tatbegehung | 34 | ||
1. Geschichte | 34 | ||
2. Gegenwart | 39 | ||
3. Wiederholte und schrittweise Tatbegehung in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs | 41 | ||
II. Das Delikt mit pauschalierender Handlungsbeschreibung | 44 | ||
1. Grundsätze | 44 | ||
2. Das Delikt mit pauschalierender Handlungsbeschreibung in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs | 46 | ||
a) Grundposition | 46 | ||
b) Methodische Einwände gegen den Ansatz des Bundesgerichtshofs: Vorrangstellung der grammatikalischen Auslegung? | 47 | ||
c) Praktische Einwände gegen den Ansatz des Bundesgerichtshofs: konkurrenzrechtliche Zäsurbildung | 48 | ||
III. Die Bewertungseinheit | 53 | ||
1. Geschichte | 53 | ||
2. Gegenwart | 62 | ||
3. Voraussetzungen der Bewertungseinheit | 63 | ||
a) Subsumierbarkeit der Einzelhandlungen unter denselben Tatbestand | 63 | ||
b) Das einheitliche Bezugsobjekt der Straftaten als Charakteristikum der Bewertungseinheit | 63 | ||
c) Die Entbehrlichkeit subjektiver Elemente | 65 | ||
§ 7 Juristische Handlungseinheit | 65 | ||
I. Fortgesetzte Handlung | 66 | ||
1. Geschichte | 66 | ||
2. Gegenwart: Der Plenarbeschluss des Bundesgerichtshofs vom 3.5. 1994 | 68 | ||
II. Die sog. „verwirklichte überschießende Innentendenz" | 71 | ||
Drittes Kapitel Kritik des herrschenden Konkurrenzmodells | 74 | ||
§ 8 Dogmatische Hypertrophie | 74 | ||
§ 9 Unmöglichkeit inhaltlicher und begrifflicher Abgrenzung | 75 | ||
§ 10 Terminologische Uneinheitlichkeit | 77 | ||
§ 11 Zusammenfassung | 78 | ||
Zweiter Teil: Entwurf eines Alternativmodells | 80 | ||
Vorblick | 80 | ||
Erstes Kapitel: Die Auslegung als dogmatische Grundlage der tatbestandlichen Handlungseinheit | 81 | ||
§ 12 Wiederholte und schrittweise Tatbegehung | 82 | ||
I. Der Ansatz des Reichsgerichts: Auslegung des § 73 StGB a. F | 82 | ||
II. Neuere Ansätze in Literatur und Rechtsprechung: Die Auslegung des objektiven Tatbestandes der jeweils verletzten Norm | 82 | ||
III. Abweichende Ansichten (Warda, Günther | 83 | ||
§ 13 Die fortgesetzte Handlung | 89 | ||
I. prima facie- Argument | 89 | ||
II. Widerspruch zur Behandlung wiederholter und schrittweiser Tatbegehung | 90 | ||
III. Argumente aus dem Plenarbeschluss des Bundesgerichtshofs zur fortgesetzten Handlung | 92 | ||
IV. Kollision mit Art. 103 Abs. 2 GG | 94 | ||
§ 14 Die Bewertungseinheit | 94 | ||
§ 15 Schlussfolgerungen | 95 | ||
Zweites Kapitel: Der materielle Geltungsgrund der tatbestandlichen Handlungseinheit | 96 | ||
§ 16 Die methodische Relevanz des materiellen Geltungsgrundes | 96 | ||
§ 17 Wiederholte und schrittweise Tatbegehung | 98 | ||
I. Ältere Ansätze | 98 | ||
II. Existenz vorstrafrechtlicher Handlungseinheiten? | 99 | ||
III. Intensivierung bereits begangenen Unrechts? | 100 | ||
§18 Fortgesetzte Handlung | 102 | ||
I. Abgeltung geringerer Schuld? | 102 | ||
1. Täternachteilige Auswirkungen im Bereich der StrafVerfolgungsveijährung | 103 | ||
2. Täternachteilige Auswirkungen durch Beeinträchtigungen der Umgrenzungs- und Informationsfunktion der Anklageschrift | 105 | ||
3. Täternachteilige Auswirkungen im Bereich des § 66 StGB | 105 | ||
4. Täternachteilige Auswirkungen bei Straftatbeständen mit Mengenund Wertbegriffen | 106 | ||
5. Täternachteilige Auswirkungen durch räumliche und zeitliche Ausdehnung der abzuurteilenden Tat | 106 | ||
6. Ergebnis | 107 | ||
II. Prozessvereinfachung? | 107 | ||
1. Methodische Einwände gegen den Gedanken der Prozessvereinfachung | 108 | ||
2. Überschätzung der prozessvereinfachenden Wirkung | 109 | ||
3. Ergebnis | 113 | ||
III. Zusammenfassung mehrerer Straftaten zu einer einzigen (Schmoller)? | 113 | ||
1. Ausgangspunkt und Grundthesen | 113 | ||
2. Kritik | 114 | ||
3. Ergebnis | 115 | ||
§ 19 Bewertungseinheit | 115 | ||
I. Prozessvereinfachung? | 116 | ||
II. Einheit des Erfolges (Puppe)? | 117 | ||
1. Ausgangspunkt und Grundthesen | 117 | ||
2. Stellungnahme | 119 | ||
3. Ergebnis | 122 | ||
§ 20 Die typologische Ähnlichkeit der konkreten Tatbegehung zur Einzeltat als materieller Geltungsgrund der tatbestandlichen Handlungseinheit | 123 | ||
I. Der Typus als Methode juristischer Systembildung (insb. Larenz) | 123 | ||
II. Die Tatbegehungstypen als Methode konkurrenzrechtlicher Systembildung | 126 | ||
III. Typuskonzeptionen im Strafrecht (Hassemer) | 129 | ||
§ 21 Die Rolle des Schuldprinzips | 143 | ||
Drittes Kapitel: Die Voraussetzungen der tatbestandlichen Handlungseinheit | 150 | ||
§ 22 Erste zwingende Voraussetzung - Gleichartigkeit der verwirklichten Tatbestände | 151 | ||
I. Wiederholte und schrittweise Tatbegehung | 151 | ||
II. Fortgesetzte Handlung | 153 | ||
III. Bewertungseinheit | 154 | ||
IV. Schlussfolgerungen | 155 | ||
§ 23 Zweite zwingende Voraussetzung - Qualitative oder quantitative Teilbarkeit des Rechtsguts | 155 | ||
§ 24 Nichtzwingende („bewegliche") Voraussetzungen | 162 | ||
I. Grammatikalische Kriterien: die pauschalierenden Handlungsbeschreibungen | 162 | ||
II. Teleologische Kriterien: die Merkmale der Tatbegehung | 163 | ||
1. Objektive Merkmale | 163 | ||
2. Subj ektive Merkmale | 166 | ||
a) Das Beispiel der wiederholten und schrittweisen Tatbegehung | 166 | ||
b) Das Beispiel der fortgesetzten Handlung | 166 | ||
c) Das Gegenbeispiel der Bewertungseinheit | 171 | ||
d) Schlussfolgerungen | 172 | ||
Viertes Kapitel: Das bewegliche System | 176 | ||
§ 25 Die Unzulänglichkeit starrer Kriterien | 176 | ||
§ 26 Das bewegliche System und seine Vorteile (Wilburg) | 177 | ||
I. Allgemeines | 177 | ||
II. Das bewegliche System im Strafrecht (Schmoller, Fischer, Warda) | 179 | ||
III. Das Gegenargument des Bundesgerichtshofs | 182 | ||
§ 27 Grundsätze für die tatrichterliche Anwendung der tatbestandlichen Handlungseinheit | 187 | ||
I. Die Regelwirkung von natürlicher Handlungseinheit, fortgesetzter Handlung und Bewertungseinheit | 190 | ||
II. Die Analogiewirkung von natürlicher Handlungseinheit, fortgesetzter Handlung und Bewertungseinheit | 191 | ||
III. Die Gegenschlusswirkung von natürlicher Handlungseinheit, fortgesetzter Handlung und Bewertungseinheit | 193 | ||
IV. Ergebnis | 193 | ||
§ 28 Zusammenfassung des 3. und 4. Kapitels | 194 | ||
Fünftes Kapitel: Stellung der tatbestandlichen Handlungseinheit im System des geltenden Strafrechtes | 197 | ||
§ 29 Die tatbestandliche Handlungseinheit als Fall der unechten Konkurrenz | 197 | ||
§ 30 Die Lehre von der unechten Konkurrenz (insb. Wegschneider) | 200 | ||
§ 31 Zusammenfassung | 203 | ||
Sechstes Kapitel: Verfassungsrechtliche Betrachtungen | 205 | ||
§ 32 Einfuhrung in die Problematik | 205 | ||
§ 33 Einzelne Kritikpunkte (insb. Rüthers) | 206 | ||
I. Motivation und Anknüpfungspunkte der geäußerten Kritik | 206 | ||
II. Art. 20 Abs. 2 S. 2 GG: Das Prinzip der Gewaltentrennung | 210 | ||
III. Art. 20 Abs. 2 GG: Das Demokratieprinzip | 213 | ||
IV. Art. 20 Abs. 3, 97 GG: Die Gesetzes- und Rechtsbindung des Richters | 214 | ||
V. Art. 103 Abs. 2 GG: Keine Strafe ohne Gesetz | 215 | ||
VI. Art. 103 Abs. 2 GG: Das Analogieverbot | 222 | ||
1. Die herrschende Interpretation des Analogie Verbots | 222 | ||
2. Die prozedurale Sichtweise des Analogieverbots (insb. Kaufmann, Hassemer) | 223 | ||
§ 34 Zusammenfassung | 230 | ||
Schlussbetrachtungen | 232 | ||
Literaturverzeichnis | 236 | ||
Verzeichnis der zitierten Rechtsprechung | 252 | ||
I. Reichsgericht und Bundesgerichtshof in Strafsachen | 252 | ||
II. Bundesverfassungsgericht | 263 | ||
III. Sonstige | 264 | ||
Sachverzeichnis | 265 |