Die Entwicklung des politischen Antisemitismus in Deutschland zwischen 1881 und 1912
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Die Entwicklung des politischen Antisemitismus in Deutschland zwischen 1881 und 1912
Eine wahlgeschichtliche Untersuchung
Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Vol. 107
(1999)
Additional Information
Book Details
Pricing
About The Author
Stefan Scheil ist Historiker. Er wurde 1963 in Mannheim geboren und studierte Geschichte, Soziologie und Philosophie in Mannheim und Karlsruhe. 1997 promovierte er in Karlsruhe mit einer Dissertation über den politischen Antisemitimus der wilhelminischen Zeit. Er ist Autor zahlreicher Buchveröffentlichungen zur Vorgeschichte und Eskalation des Zweiten Weltkriegs sowie zum Antisemitismus in Deutschland und Europa. Scheil ist freier Mitarbeiter u. a. bei der FAZ. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.Abstract
Der politische Antisemitismus der wilhelminischen Zeit war keine Angelegenheit weniger, isolierter Fanatiker, sondern ein gut integrierter Teil der politischen Rechten dieser Jahre. Das ist in kurzen Worten das Ergebnis der Forschungsarbeit von Stefan Scheil zu diesem Thema, die an der TH Karlsruhe im Frühjahr 1997 als Dissertation angenommen wurde.Der gewählte Untersuchungszeitraum begründet sich durch die Teilnahme antisemitischer Parteien, Gruppierungen und Einzelkandidaten an den Reichstagswahlen seit 1881 bis 1912, der letzten Wahl vor dem Weltkrieg unter dem damals geltenden Mehrheitswahlrecht. Erfaßt wurden alle eindeutig antisemitischen Reichstagskandidaturen dieses Zeitraums, deren Erfolge und Mißerfolge sowie der ganz spezifische Einfluß des Mehrheitswahlrechts auf den Wahlausgang.Das Ergebnis zeigt die große Bereitschaft bürgerlicher Wählerschichten, spätestens in der Stichwahl und nach entsprechendem Aufruf der rechtsbürgerlichen Parteien, ihre Stimme einem antisemitischen Kandidaten zu geben.Die Antisemitenparteien treten nicht als Splittergruppen auf, wie dies bisher der Tenor der Forschung war, sondern als akzeptierte Juniorpartner des bürgerlichen Lagers. Nur so konnte es ihnen gelingen, ihren eigentlich kleinen absoluten Stimmanteil von drei bis vier Prozent in einen entsprechenden Anteil an Reichstagsmandaten umzusetzen, was unter dem Mehrheitswahlrecht sonst unmöglich ist.Trotz eines regelmäßigen landesweiten Stimmanteils in der Größenordnung von fünfzehn Prozent verfügt beispielsweise der rechtsextreme Front National in Frankreich praktisch über keine Mandate in der Nationalversammlung. Ähnliches gilt auch für die politisch völlig anders orientierten Sozialliberalen in Großbritannien, denen selbst Stimmanteile von mehr als zwanzig Prozent nicht zu einem politischen Durchbruch verholfen haben.Der Autor geht auf die Hauptthemen der Wahlkämpfe ein, bringt Beispiele aus einzelnen Wahlkreisen und liefert mit Übersichtskarten, einem umfassenden biographischen Anhang und einem Verzeichnis sämtlicher antisemitischer Reichstagskandidaturen dieser Zeit über das Forschungsergebnis hinaus auch ein umfassendes Nachschlagewerk zur antisemitischen Bewegung des wilhelminischen Kaiserreichs.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 12 | ||
I. Die Entwicklung deutscher Antisemitenparteien zwischen 1881 und 1912: Ein wahlgeschichtlicher Untersuchungsansatz | 13 | ||
1. Zum Erscheinungsbild der Antisemitenparteien im Urteil von Zeitgenossen und Forschung | 13 | ||
2. Hypothesen zur Situation des politischen Antisemitismus im Kaiserreich | 20 | ||
3. Methoden und Grenzen historischer Wahlforschung | 23 | ||
a) Quellen | 23 | ||
b) Besondere Probleme des Mehrheitswahlrechts | 25 | ||
c) Diffuses Denken als Prinzip: Der Antisemitismus zwischen Milieu und „cultural code“ | 27 | ||
d) Wirkungen des Mehrheitswahlrechts auf die Verbreitung einzelner Parteien | 30 | ||
4. Grundsätzliches zum deutschen Parteiensystem der wilhelminischen Zeit | 31 | ||
5. Der moderne Antisemitismus als Rassismus: Die Einheit von Volk, Rasse und Nation | 34 | ||
a) Die Entwicklung des Rassismus zur politischen Kategorie: Die Rasse als Gegenstand der Naturwissenschaft im 19. Jahrhundert | 36 | ||
b) Die Entwicklung des Rassismus zur politischen Kategorie: Die Rasse als ideologischer Begriff | 37 | ||
c) Das völkische Paradigma und seine Vorstellungswelt | 40 | ||
II. Zwischen Reichsfeinden und Kaisertreuen: Das politische Spektrum der wilhelminischen Ära und sein Verhältnis zum Antisemitismus | 44 | ||
1. Der BdL als völkisch-nationale Gruppierung | 44 | ||
2. Vor der Schwierigkeit, Antisemitismus von Rassismus zu trennen: Die Christlichsozialen Adolf Stöckers | 49 | ||
3. Die Deutschkonservativen zwischen Thron und Nation, Interessenvertretung und Ideologie | 56 | ||
a) Die Ablösung des Konservativ – Liberalen Gegensatzes | 56 | ||
b) Die konservative Partei zwischen informeller Einflußnahme und demokratischer Legitimation | 57 | ||
4. Eine nationale Partei mit vielen regionalen Gesichtern: Die Nationalliberalen | 60 | ||
5. Die linksliberalen Parteien: Politische Heimat des deutschen Judentums? | 62 | ||
6. Die Sozialdemokraten: Antipoden des bürgerlichen Lagers und damit auch der Antisemiten | 64 | ||
7. Das Zentrum | 67 | ||
III. Der politische Antisemitismus in den Reichstagswahlen zwischen 1881 und 1912: Die Wahlkämpfe und ihr politischer Hintergrund | 72 | ||
1. Die antisemitische „Berliner Bewegung“ bei den Reichstagswahlen 1881 und 1884 | 72 | ||
a) Die Wahl von 1884 | 76 | ||
2. Nach dem Ende der Berliner Bewegung: Die Kartellwahlen von 1887 | 78 | ||
3. Reichstagswahlen 1890 | 81 | ||
4. Die Reichstagswahlen von 1893: Der politische Antisemitismus gewinnt reichsweite Bedeutung | 85 | ||
a) Folgen der Wahl: Eine Ursachenforschung | 92 | ||
b) Der parlamentarische Schulterschluß zwischen Konservativen und Antisemiten oder: Jeder gute Deutsche muß Antisemit sein | 95 | ||
5. Reichstagswahlen 1898: Kein weiterer Zugewinn der Antisemiten | 99 | ||
a) Der Hamburger Parteitag (1899) der DsRP: Streit über das Verhältnis zu nahestehenden Parteien und radikale Beschlüsse zur „Judenfrage“ | 105 | ||
6. Reichstagswahlen 1903 | 109 | ||
7. Reichstagswahlen 1907: Der Bülow-Block und der Antisemitismus | 113 | ||
8. Die „Judenwahlen“ von 1912 | 120 | ||
a) Die politischen Folgen der Wahl | 126 | ||
IV. Übersicht über Wahlergebnisse der Parteien mit antisemitischer Ausrichtung von 1890 bis 1912 | 128 | ||
1. Einleitung | 128 | ||
2. Reichstagswahlergebnisse aller Parteien zwischen 1881 und 1912 in Stimmprozenten und Mandaten | 130 | ||
3. Reichstagswahlergebnisse der verschiedenen antisemitischen Parteien und Gruppierungen | 131 | ||
a) Ergebnisse einzelner Parteien | 131 | ||
b) Ergebnisse seit 1890 nach Wahlen aufgegliedert | 132 | ||
c) Mandatsverteilung der erfaßten Gruppen | 134 | ||
d) Stimmen bei den Reichstagswahlen | 134 | ||
4. Stichwahlentscheidungen unter Beteiligung antisemitischer Parteien oder: Der permanente Bülow-Block | 134 | ||
a) Antisemitische Kandidaten in den Stichwahlen von 1881–1912: Stichwahlerfolge und Niederlagen | 136 | ||
b) Antisemitische Kandidaten in den Stichwahlen von 1881 bis 1912: Stichwahlhilfe zugunsten antisemitischer Parteien oder ihrer Gegner | 136 | ||
c) Stichwahlhilfe zugunsten antisemitischer Parteien | 137 | ||
d) Wählerwanderungen antisemitisch stimmender Wähler nach dem Ausscheiden der antisemitischen Parteien in der Hauptwahl | 138 | ||
V. Antisemitische Hochburgen | 140 | ||
1. Vergleichende Aufstellung der antisemitischen Wahlkreise mit dem Reichsdurchschnitt nach Wählerzahl und Wahlbeteiligung | 140 | ||
2. Siedlungsstruktur und Konfession antisemitischer „Hochburgen“ | 141 | ||
a) Siedlungsstruktur | 141 | ||
b) Konfessionelle Struktur | 142 | ||
3. Die antisemitischen Parteien und das bürgerliche Lager: Ein Vergleich der Wahlergebnisse im Reich und in den Hochburgen | 144 | ||
4. Diachroner Vergleich der Wahlergebnisse in Antisemitischen Hochburgen | 146 | ||
VI. Mandatsträger und Funktionäre antisemitischer Parteien und Verbände | 221 | ||
1. Parteiwechsel antisemitischer Reichstagskandidaten | 222 | ||
2. Bildung und Beruf antisemitischer Politiker | 223 | ||
3. Namen und Kandidaturen | 225 | ||
VII. Zusammenfassung und Schlußbetrachtung | 267 | ||
VIII. Anhang | 272 | ||
1. Antisemitische Kandidaturen bei den Reichstagswahlen zwischen 1881 und 1912 | 272 | ||
a) Reichstagswahlen 1881 | 272 | ||
b) Reichstagswahlen 1884 | 274 | ||
c) Reichstagswahlen 1887 | 275 | ||
d) Reichstagswahlen 1890 | 276 | ||
e) Reichstagswahlen 1893 | 281 | ||
f) Reichstagswahlen 1898 | 303 | ||
g) Reichstagswahlen 1903 | 327 | ||
h) Reichstagswahlen 1907 | 349 | ||
i) Reichstagswahlen 1912 | 363 | ||
2. Quelleneditionen, zeitgenössische politische Schriften, Nachschlagewerke und Memoirenliteratur | 379 | ||
3. Sekundärliteratur | 386 | ||
4. Zeitgenössische Zeitungen und Periodika | 395 | ||
5. Statistiken und Dokumentationen | 396 | ||
6. Nach Abschluß des Manuskripts erschienen | 396 | ||
7. Sach- und Personenindex | 396 |