Strauss und Rawls
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Strauss und Rawls
Das philosophische Dilemma der Politik
Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Vol. 117
(2000)
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Die Gegenläufigkeit der Rezeptionswege von Leo Strauss (1899-1973) und John Rawls (geb. 1921) ist eine der großen Paradoxien der politischen Philosophie des 20. Jahrhunderts. Während Strauss als ein liberalismusfeindlicher Traditionalist eingestuft und bekämpft wurde, hieß man Rawls als mustergültigen Erneuerer einer liberalen Theorie willkommen, die den wissenschaftlichen wie politischen Erfordernissen der Gegenwart genügt. Die vielfältigen Begründungsprobleme im Werk von John Rawls wurden oftmals nachsichtig ignoriert. Das Werk von Strauss indessen hat man im Namen der wisssenschaftlichen Methode verworfen. Der selektive Umgang mit Strauss und Rawls dokumentiert die politischen Absichten einer sich ihrer vermeintlichen Sachlichkeit rühmenden Wissenschaft.Der Verfasser zeigt in detailgenauen Auseinandersetzungen den gemeinsamen Ansatzpunkt der philosophischen Projekte von Strauss und Rawls: das theologisch-politische Dilemma der Philosophie. Er zeichnet sodann die unterschiedlichen Wege beider Denker nach. Galt die Intention des einen der Wiederbegründung der politischen Philosophie jenseits des historischen und positivistischen Kontextes der »neuen politischen Wissenschaft«, so richtete sich die Absicht des anderen auf die Rechtfertigung eines liberalen Konsenses über Grundsätze der Gerechtigkeit im demokratischen Verfassungsstaat. Während die Wiederentdeckung der traditionellen exoterisch-esoterischen Darstellungsformen in der Philosophie dem Sokratismus des einen zum Durchbruch verhalf, konzipierte der andere einen exoterischen Liberalismus auf der Grundlage seiner sokratischen Auffassung von Moralphilosophie.Strauss und Rawls ermöglichen einen analytischen Blick auf die gegenwärtige Lage der Politischen Wissenschaft und der Politischen Philosophie im Liberalismus. Die liberale Demokratie kommt nach Strauss den Forderungen der philosophischen Klassiker näher als jede vorstellbare Alternative. Der politische Liberalismus setzt gemäß Rawls allerdings die Preisgabe des wissenschaftlichen Wahrheitsanspruchs und des Projekts der Aufklärung voraus. Strauss und Rawls sind keine philosophischen Antipoden - in der Zusammenschau definieren sie das philosophische Dilemma der Politik.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | VII | ||
Inhaltsverzeichnis | IX | ||
Abkürzungsverzeichnis | XI | ||
A. Die Macht der Methode | 1 | ||
B. Politische Wissenschaft | 20 | ||
I. Politische Philosophie im Blick der Wissenschaft | 21 | ||
1. Marginalisierung im Namen der Methode | 22 | ||
2. Die politische Motivation der Kritik | 27 | ||
3. Die Unwissenschaftlichkeit der Kritik | 31 | ||
4. Wissenschaftlichkeit durch Philosophie | 36 | ||
II. Das historistische Dilemma der „neuen Wissenschaft“ | 38 | ||
1. Wissenschaftskritik und „Fanatismus“ | 39 | ||
2. Das Problem des „einfachen Historismus“ | 46 | ||
3. Die Gefahr des „radikalen Historismus“ | 55 | ||
4. Max Webers „philosophische Methodologie“ | 62 | ||
III. Der erkenntnistheoretische und der hermeneutische Horizont | 66 | ||
1. Die Herkunft des Horizontbegriffs aus der Phänomenologie | 66 | ||
2. Max Weber und der Horizont jenseits der Methodologie | 69 | ||
3. Die Funktion vorwissenschaftlichen Wissens | 75 | ||
4. Moralische und politische Implikationen des Methodenideals | 82 | ||
IV. Die moralischen und politischen Grundlagen der Moderne | 87 | ||
1. Machiavellis Modifikation des klassischen Denkens | 88 | ||
2. Hobbes’ politischer Hedonismus | 97 | ||
3. Die Wendung der Philosophie zur Geschichte | 107 | ||
4. Die Idee des Fortschritts | 111 | ||
C. Politische Philosophie | 115 | ||
I. Exoterische Literatur in der Philosophie | 116 | ||
1. Zur Bedeutung exoterischer Darstellungsformen in der Antike | 117 | ||
2. Nachantike Befunde | 126 | ||
3. Exoterik und Esoterik in der europäischen Aufklärung | 130 | ||
4. Interpretation und Politik | 138 | ||
II. Xenophons sokratische Philosophie | 148 | ||
1. Xenophons vorsichtiges Denken | 148 | ||
2. Der Geist des Krieges und der Sinn für Philosophie | 151 | ||
3. Die Frage der Lebensform | 155 | ||
4. Der vollkommene „Gentleman“ | 158 | ||
III. Humanität und Tyrannis | 162 | ||
1. Die Kontroverse zwischen Strauss und Kojève | 163 | ||
2. Die Machtfrage | 168 | ||
3. Die Seinsfrage | 175 | ||
4. Politik, Öffentlichkeit und Sokratik | 177 | ||
IV. Politische Philosophie bei Leo Strauss | 181 | ||
1. Das Politische als Einstellung zur Natur | 182 | ||
2. Kosmologie und Skepsis | 187 | ||
3. Das theologisch-politische Problem | 194 | ||
4. Der politische Modus der Philosophie | 211 | ||
D. Politischer Liberalismus | 215 | ||
I. John Rawls’ exoterischer Liberalismus | 216 | ||
1. Sokratische Moralphilosophie | 221 | ||
2. Textgestalt und Exoterik der Theorie der Gerechtigkeit | 229 | ||
3. Exoterische Methoden bei John Rawls | 240 | ||
4. Der Bereich des Politischen | 260 | ||
II. Politische Metaphern | 271 | ||
1. Die Metapher der Generationenfolge | 272 | ||
2. Die Metapher des Völkerrechts | 282 | ||
3. Die Metapher der Gesundheitsfürsorge | 291 | ||
4. Die Metapher der außermenschlichen Natur | 298 | ||
III. Politische Philosophie bei John Rawls | 301 | ||
1. Die Ideologie der freistehenden Konstruktion | 301 | ||
2. Der religiöse Status politischer Grundfragen | 307 | ||
3. Antike und moderne Freiheit | 312 | ||
4. Die öffentliche Vernunft | 321 | ||
IV. Die Moral der Mäßigung | 329 | ||
1. Der Schleier des Nichtwissens | 330 | ||
2. Die philosophische Lebensweise im Institutionengefüge | 336 | ||
3. Die psychische Einstellung der Gesellschaft | 341 | ||
4. Die Selbstbeherrschung der Philosophie | 348 | ||
E. Literaturverzeichnis | 358 | ||
I. Quellen | 358 | ||
II. Schriften von John Rawls | 366 | ||
III. Schriften von Leo Strauss | 368 | ||
IV. Sekundärliteratur | 370 | ||
F. Personenregister | 392 |