Religions- und Ethikunterricht im Kulturstaat
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Religions- und Ethikunterricht im Kulturstaat
Staatskirchenrechtliche Abhandlungen, Vol. 39
(2003)
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Der Autor stellt in seiner Arbeit die staatsrechtliche Annäherung an ein politisches Problem dar: Es geht um die Wahrung kultureller Identität des Staatsvolkes. Diese Problematik wird aus Anlaß des Auftauchens eines Interpretationsproblems über die Rolle des Ethikunterrichts im kulturverfassungsrechtlichen und staatskirchenrechtlichen Rahmen der Verfassung erörtert.Im Zentrum der Arbeit steht die These, daß dem Grundgesetz durch Auslegung ein dort nicht ausdrücklich genanntes Prinzip der Kulturstaatlichkeit zu entnehmen ist. Kulturstaatlichkeit wird interpretiert als eine - auch verfassungsrechtliche - Rückbindung des Staates an die kulturellen Tatsachen, die seiner Existenz zugrunde liegen. Im Lichte des Kulturstaatsprinzips erscheint danach der Staat als Funktion eines konkreten, geschichtlich gewordenen Volkes, dessen kulturelle Prägung er in seinem Handeln zu berücksichtigen hat. Diese Sicht wird wesentlich durch zwei verfassungsrechtliche Gesichtspunkte gespeist: durch die Grundrechtsgebundenheit des Staates sowie das Demokratieprinzip. Das Kulturstaatsprinzip weist, so wird gezeigt, eine wesentliche Schutzfunktion für die kulturelle Identität und Integrität des Staatsvolkes auf und zieht staatlichem Handeln, soweit es auf wesentliche Daten kultureller Prägung keine Rücksicht nimmt, von Verfassungs wegen Grenzen.Es wird gezeigt, daß es sich bei Religions- und Ethikunterricht an öffentlichen Schulen um einen Anwendungsfall des Kulturstaatsprinzips handelt. Weiterhin werden die eingriffsdogmatischen Grundlagen der Verpflichtung zur Teilnahme am Ethikunterricht aufgearbeitet und dargestellt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
Einleitung | 17 | ||
Erster Teil: Verfassungsrechtliche Grundlagen staatlicher Werteweitergabe | 24 | ||
I. Zum Begriff der religiös-weltanschaulichen Neutralität des Staates | 24 | ||
1. Der Begriff als Kampfmittel | 24 | ||
2. Der staatstheoretische Ansatz: Neutralität als Nichtidentifikation (.Herbert Krüger) | 26 | ||
3. Identität von Grundrechtsgeltung und Neutralität? | 29 | ||
4. Weltanschauliche Neutralität als Verfassungsprinzip | 31 | ||
5. Weltanschauliche Neutralität ist nur ein Prinzip im System der Verfassung | 33 | ||
II. Systembildung durch Zuordnung von Verfassungsprinzipien | 35 | ||
1. Die Pluralität eigenständiger Prinzipien in der Verfassung | 35 | ||
2. Wege der Zuordnung | 37 | ||
a) Interpretatorischer Ansatz: Zuordnung von Formelementen der Verfassung durch Auslegung von Einzelnormen? | 37 | ||
aa) Die hermeneutische Methode | 38 | ||
bb) Normbereichsanalyse | 39 | ||
cc) Grundrechtsimmanente Schranken | 41 | ||
b) Der im Einzelfall abwägende Ansatz: Konstituierung des Verfassungssystems durch das Zusammenspiel von Formelementen | 42 | ||
aa) Allgemeine Beschreibung der Charakteristik des Ansatzes | 42 | ||
bb) Die Bedeutung der Abwägung im Einzelfall und das Funktionieren des Ansatzes | 44 | ||
III. Weltanschauliche Neutralität als unvermischtes Prinzip und seine Zuordnung zu anderen Formelementen der Verfassung | 51 | ||
IV. Die Unterscheidung von Staat und Gesellschaft als Voraussetzung von Neutralität | 53 | ||
1. Doktrinäre Gründe gegen die Unterscheidung von Staat und Gesellschaft (Die Staatsformentscheidung „Demokratie") | 54 | ||
2. Praktische Gründe gegen die Unterscheidung von Staat und Gesellschaft (Der reale Daseinsvorsorge- bzw. Sozialstaat) | 65 | ||
3. Doktrinäre Gründe für die Unterscheidung von Staat und Gesellschaft (Liberalität) | 70 | ||
4. Folgerungen | 72 | ||
V. Kulturstaatlichkeit | 73 | ||
1. Ernst Rudolf Huber | 76 | ||
Inkurs: Kulturbegriff I | 77 | ||
2. Peter Häberle | 86 | ||
Inkurs: Zivilisationsbegriff | 96 | ||
3. Systematische Behandlung | 102 | ||
a) „Identität" | 106 | ||
b) „Pluralismus" | 107 | ||
c) Folgerungen aus der Wertebetrachtung | 110 | ||
d) Pluralismus als Gesellschafts- und Bildungskonzept in politischer Absicht | 110 | ||
e) Kritik des Pluralismus | 116 | ||
f) Folgerung: Identitätsstiftung als Forderung an den Staat | 117 | ||
aa) Als Antwort auf den dekonstruktivistischen Pluralismus | 117 | ||
bb) Als Notwendigkeit einer Entscheidung des Staates | 121 | ||
cc) Als Forderung der Menschenwürde | 125 | ||
dd) Als Forderung der Freiheitlichkeit der Gesellschaft | 127 | ||
ee) Als Forderung der demokratischen Teilhaberechte | 129 | ||
g) Kulturbegriff II (funktionaler Kulturbegriff) | 130 | ||
h) Die christliche Identität Deutschlands und Europas | 131 | ||
i) Der identitätsstiftende Staat als Kulturstaat | 137 | ||
j) Beleg: Gewinnung von Werten als Aufspüren von Voraussetzungen: Das BVerfG | 145 | ||
aa) Die Menschenbildrechtsprechung | 145 | ||
bb) Die Rechtsprechung zur objektiven Werteordnung im Grundgesetz | 145 | ||
4. Kulturstaatlichkeit als Verfassungsprinzip | 150 | ||
a) Aus dem Sozialstaats- und dem Daseinsvorsorgeprinzip | 150 | ||
b) Das Kulturstaatsprinzip als Verobjektivierung des Grundrechts auf kulturelle Identität | 152 | ||
c) Theorie der mitnormierten Voraussetzungen der Grundrechte | 155 | ||
d) Das Kulturstaatsprinzip als staatstheoretische Forderung mit verfassungsrechtlicher Abstiitzung | 156 | ||
5. Existierende kulturstaatliche Bestimmungen in deutschen Verfassungen | 164 | ||
a) Artikel 7 III GG und 7 V GG | 165 | ||
b) Artikel 7 I GG | 167 | ||
c) Landes verfassungsrechtliche Verankerungen des Ethikunterrichts | 168 | ||
d) Die Bildungs- und Erziehungsziele in den Verfassungen der deutschen Länder | 168 | ||
e) Die verfassungsrechtliche Anerkennung der Religionsgemeinschaften als Bildungsträger | 168 | ||
f) Der christliche Charakter der Gemeinschaftsschule | 169 | ||
g) Rolle der Kirchen im Ganzen | 170 | ||
h) Sonn-und Feiertagsbestimmungen | 173 | ||
i) Präambeln | 174 | ||
j) Kultur- und Kulturstaatsklauseln, verwandte Bestimmungen | 176 | ||
k) Kulturstaatliche Gehalte in der Rechtsprechung oberster Bundesgerichte | 179 | ||
6. Die sog. pädagogische Freiheit des Lehrers als Schranke von Kulturstaatlichkeit? | 180 | ||
7. Folgerungen für den Religions-und Ethikunterricht | 183 | ||
VI. Die Rechtslage hinsichtlich der Teilnahmepflicht am Ethikunterricht | 183 | ||
Zweiter Teil: Die Verfassungsmäßigkeit der Verpflichtung zur Teilnahme an einem Komplementärunterricht zum Religionsunterricht | 191 | ||
I. Das Bestimmungsrecht über die Teilnahme am Religionsunterricht gem. Art. 7 II GG bzw. 41 GG als Grundrecht des positiven Status | 191 | ||
II. Die Ableitung des Bestimmungsrechts über die Teilnahme am Religionsunterricht aus Art. 7 II GG bzw. 41 GG | 192 | ||
III. Verhältnis von Art. 7 II und 4 I, II GG | 196 | ||
IV. Die Bestimmungsrechte der Art. 7 II und 4 GG als Abwehrrechte | 198 | ||
1. Grundrechte als Institutionen | 198 | ||
2. Freiheit als gemeinsames Schutzgut aller Grundrechte | 200 | ||
3. Die Bedeutung der Entscheidung über die Teilnahme am Religionsunterricht | 201 | ||
a) Der geschützte Endzustand | 201 | ||
b) Der Kreis der Berechtigten | 204 | ||
c) Ergebnis der Inhaltsbestimmung | 205 | ||
V. Eingriffsdogmatik | 206 | ||
1. Struktur des Abwehrrechtes | 208 | ||
2. Der Eingriff | 209 | ||
a) Die Funktion des Abwehrrechts | 210 | ||
b) Folgerungen aus dem kombinierten Rechtszweck der Abwehrrechte: Das Kompensationsprinzip | 212 | ||
c) Die Zurechnung eines Beeinträchtigungserfolgs | 216 | ||
aa) Die Bewußtheit der Erfolgsverwirklichung | 216 | ||
bb) Negativ (Schutzzweck der Norm I) | 220 | ||
cc) Schutzzweck der Norm II | 221 | ||
dd) Prinzip der Eigenverantwortlichkeit/Grundrechtsverzicht | 222 | ||
ee) Sozialadäquanz - systemwidriger Sammelbegriff | 225 | ||
ff) Unmittelbarkeit? | 228 | ||
gg) Beherrschbarkeit des Störungskausal Verlaufs | 229 | ||
hh) Objektivierter Erkennbarkeitsmaßstab | 229 | ||
ii) Die Schwere der Beeinträchtigung als Zurechnungskriterium? | 233 | ||
d) Besonderheiten des durch psychische Kausalität bewirkten Eingriffs | 233 | ||
aa) Einstimmung | 233 | ||
bb) Zur Sache | 241 | ||
cc) Konkretion | 246 | ||
e) Zusammenfassung | 248 | ||
aa) Allgemeine Formel | 248 | ||
bb) Kein Bagatellvorbehalt | 250 | ||
(1) Allgemeine Definition der relevanten Beeinträchtigung | 250 | ||
(2) Definition der relevanten Beeinträchtigung in Fällen psychischer Kausalität | 254 | ||
(3) Überzeugungsvorbehalt? | 255 | ||
f) Absicherung der Ergebnisse | 256 | ||
VI. Eingriffsdiskussion | 265 | ||
1. Die Länder süd- und westdeutscher Verfassungstradition | 268 | ||
Baden-Württemberg | 268 | ||
Bayern | 270 | ||
Hessen | 271 | ||
Nordrhein-Westfalen | 272 | ||
Rheinland-Pfalz | 273 | ||
Saarland | 276 | ||
2. Folgerungen | 277 | ||
3. Die Länder nord- und mitteldeutscher Verfassungstraditionen | 282 | ||
Berlin | 283 | ||
Bremen | 283 | ||
Hamburg | 284 | ||
Mecklenburg-Vorpommern | 284 | ||
Niedersachsen | 285 | ||
Sachsen | 286 | ||
Sachsen-Anhalt | 287 | ||
Schleswig-Holstein | 288 | ||
Thüringen | 288 | ||
4. Folgerungen | 289 | ||
5. Eingriff in die Abwahlfreiheit wegen der organisatorischen Schlechterstellung des Ethikunterrichts | 289 | ||
6. Eingriffe in den allgemeinen Gehalt der Religionsfreiheit | 295 | ||
7. Verletzungen des Gleichheitssatzes | 297 | ||
Thesenartige Zusammenfassung der Arbeit | 301 | ||
Literaturverzeichnis | 309 | ||
Namensregister | 323 | ||
Sachregister | 325 |