Strafverfahren gegen HIV-Infizierte
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Strafverfahren gegen HIV-Infizierte
Unter besonderer Berücksichtigung der Situation jugendlicher Beschuldigter
Schriften zum Strafrecht, Vol. 121
(2001)
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Abstract
Infektionswege und Infektionsrisiken der Immunschwächekrankheit Aids sind heute bekannt. Dennoch stellt Aids Staat und Gesellschaft weiterhin vor große Herausforderungen, gerade weil auch die neuen Kombinationstherapien nicht das "Ende von Aids" gebracht haben. Die Autorin behandelt die Probleme, denen sich die Strafjustiz in diesem Zusammenhang stellen muß. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Situation jugendlicher Beschuldigter.Die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Aids berührt zwangsläufig Tabuthemen wie Sexualität, Infektiosität und Todesangst. Auch hat Aids den Problemkreis der Drogensucht erneut in den Vordergrund gesellschaftlicher Diskussion gerückt und sich vor allem in der Methadon-Debatte als Beschleunigungsfaktor erwiesen. Aids-Hilfen haben ein erhebliches Gewicht erlangt und sind zu einer unverzichtbaren Säule des Gesundheitssystems geworden.Stand zu Beginn der Epidemie noch die Strafbarkeit ungeschützter Sexualkontakte HIV-Infizierter im Mittelpunkt der Diskussion, hat sich diese inzwischen auf die Probleme der Rechtsfolgenseite verlagert. Dem Strafrichter stellt sich das Problem, daß auch "kürzere" Freiheitsstrafen für den HIV-infizierten Angeklagten im Zweifel "lebenslang" bedeuten können.Steht ein HIV-infizierter Angeklagter vor Gericht, zieht sich Aids wie ein roter Faden durch das gesamte Strafverfahren. Eine nur juristische Sicht kann die Dimensionen von Aids dabei nur unzureichend erfassen. Diese Defizite aufzufangen, ist Aufgabe der sozialen Dienste in der Strafjustiz. Aber auch Aids- und Drogenberater in freier Trägerschaft spielen in einem Strafverfahren gegen einen HIV-Infizierten eine Rolle. Für den Aidsberater, dem de lege lata kein Zeugnisverweigerungsrecht zusteht, ist dies nicht unproblematisch.Die Aids-Problematik trifft auf den Strafvollzug mit besonderer Vehemenz. Die Probleme des illegalen Drogenkonsums werden in der geschlossenen Gesellschaft der Haftanstalten reproduziert und verschärft. Die Notwendigkeit, den durch den Drogenkonsum bedingten vollzugsspezifischen Infektionsrisiken vorzubeugen, trifft auf die Zielvorstellung eines drogenfreien Strafvollzugs.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
Einleitung | 17 | ||
Erstes Kapitel: Die Krankheit AIDS | 19 | ||
I. Medizinische Fragen | 19 | ||
1. Herkunft und Epidemiologie | 19 | ||
2. Virologie | 21 | ||
3. Übertragungswege | 22 | ||
4. Krankheitsverlauf | 24 | ||
5. Therapien | 25 | ||
II. Der Umgang mit Aids | 29 | ||
1. Modell der amtlichen Überwachung | 32 | ||
2. Modell des freiwilligen Selbstschutzes | 32 | ||
3. Aktuelle Situation | 33 | ||
III. Besonderheiten bei Jugendlichen und Heranwachsenden | 36 | ||
1. Medizinische Daten | 36 | ||
2. Prävention | 40 | ||
3. Jugendspezifische Infektionsrisiken | 40 | ||
a) Drogenkonsum | 42 | ||
b) Sexualität | 47 | ||
c) Zusammenfassung | 48 | ||
Zweites Kapitel: AIDS/HIV und Strafrecht | 50 | ||
I. HIV-positive Straffällige | 50 | ||
1. Strafbarkeit infektionsgefährlicher Handlungen | 50 | ||
a) Ungeschützte Sexualkontakte von HIV-Infizierten | 50 | ||
b) Weitergabe infektiöser Spritzbestecke | 54 | ||
2. Drogen- und Kriminalitätskarriere | 54 | ||
a) Verstöße gegen Vorschriften des Betäubungsmittelgesetzes | 55 | ||
b) Beschaffungskriminalität | 56 | ||
aa) Direkte Beschaffungskriminalität | 58 | ||
bb) Indirekte Beschaffungskriminalität | 59 | ||
c) Beschaffungsprostitution und Drogenhandel | 59 | ||
d) Zusammenfassung | 61 | ||
II. Strafzumessung im StGB | 63 | ||
1. Die „Aids-Urteile“ des BGH | 65 | ||
2. „Spielraum- oder Rahmentheorie“ | 66 | ||
a) Schuld und Schuldrahmen | 67 | ||
b) Prävention | 68 | ||
c) Bedeutung des § 46 Abs. 1 Satz 2 StGB | 69 | ||
3. Dogmatische Einordnung der „Aids-Urteile“ | 71 | ||
a) Das erste „Aids-Urteil“ – Die besonderen Strafwirkungen | 71 | ||
aa) Berücksichtigung innerhalb des Schuldrahmens | 71 | ||
bb) Berücksichtigung bei einer Schuldrahmenunterschreitung | 72 | ||
cc) Berücksichtigung im Schuldausgleich | 75 | ||
b) Das zweite „Aids-Urteil“ – Die Strafrahmenverschiebung | 77 | ||
c) Zusammenfassung | 80 | ||
III. Strafzumessung im JGG | 81 | ||
1. Eigenständiges Rechtsfolgensystem | 82 | ||
a) Der Erziehungsgedanke | 83 | ||
b) Der Schuldaspekt | 85 | ||
2. Berücksichtigung der HIV-Infektion | 89 | ||
a) Ambulante Maßnahmen | 90 | ||
b) Stationäre Maßnahmen | 92 | ||
IV. Möglichkeiten der Haftvermeidung | 94 | ||
1. Strafaussetzung zur Bewährung | 95 | ||
2. Zurückstellung der Strafvollstreckung | 96 | ||
3. Das Verhältnis von Strafaussetzung zur Vollstreckungszurückstellung | 97 | ||
a) Mögliche Vorteile der Strafaussetzung für (HIV-infizierte) Drogenabhängige | 98 | ||
b) Substitutionsbehandlung | 103 | ||
4. Absehen von der Strafverfolgung nach § 37 BtMG | 107 | ||
Drittes Kapitel: AIDS/HIV im Strafverfahren | 112 | ||
I. Die Beteiligten | 112 | ||
1. Polizei | 112 | ||
2. Staatsanwaltschaft | 114 | ||
3. Richter | 115 | ||
4. Strafverteidiger | 116 | ||
5. Soziale Dienste in der Strafjustiz | 121 | ||
a) Jugendgerichtshilfe | 122 | ||
b) Gerichtshilfe | 124 | ||
c) Bewährungshilfe | 126 | ||
6. Freie Träger | 128 | ||
a) Drogenberater | 128 | ||
b) Aidsberater | 129 | ||
7. Exkurs – Soziale Arbeit und Strafjustiz | 130 | ||
II. Herausforderung AIDS/HIV | 133 | ||
1. Anforderungen an die soziale Arbeit | 134 | ||
a) Aids-Hilfe | 135 | ||
aa) Individuelle Ebene | 136 | ||
bb) Kollektive Ebene | 136 | ||
b) Soziale Arbeit in der Institution | 137 | ||
2. Zusammenarbeit von offiziellen Stellen mit freien Trägern | 140 | ||
a) Delegation de lege lata | 141 | ||
b) Möglichkeiten de lege ferenda | 144 | ||
aa) Institutionalisierung | 144 | ||
bb) Erweiterung von Delegationsbefugnissen | 146 | ||
III. Zeugnisverweigerungsrechte | 148 | ||
1. Gesetzeslage bis 1992 | 148 | ||
2. Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeiter | 151 | ||
3. Zeugnisverweigerungsrecht für Drogenberater | 152 | ||
4. Reformvorschlag – Zeugnisverweigerungsrecht für Aidsberater | 156 | ||
Viertes Kapitel: AIDS/HIV im Strafvollzug | 161 | ||
I. Problemstellung | 161 | ||
1. Situation in den Justizvollzugsanstalten | 161 | ||
2. Vollzugsspezifische Infektionsrisiken | 164 | ||
a) Das Drogenproblem | 164 | ||
b) Andere Infektionsrisiken | 169 | ||
3. Rechtliche Rahmenbedingungen | 170 | ||
a) Sonderbeziehung JVA-Strafgefangener | 170 | ||
b) Resozialisierungs- und Behandlungsauftrag | 171 | ||
c) Spannungsverhältnis zwischen Behandlung und Sicherheit | 173 | ||
d) Gesundheitsfürsorgepflicht | 174 | ||
4. Zusammenfassung | 175 | ||
II. Lösungsansätze | 177 | ||
1. Umgang mit Infizierten, insb. HIV-Tests | 177 | ||
2. Präventionsmaßnahmen | 182 | ||
a) Therapien im Strafvollzug | 183 | ||
b) Substitutionsbehandlungen | 185 | ||
c) harm-reduction | 188 | ||
aa) Abgabe steriler Einwegspritzen | 189 | ||
bb) Heroinvergabe im Strafvollzug | 193 | ||
d) Abgabe von Kondomen | 198 | ||
III. Medizinische und psychosoziale Versorgung | 199 | ||
1. Arzt/Patienten-Verhältnis | 199 | ||
2. Struktur der medizinischen Versorgung | 202 | ||
3. Möglichkeiten der Betroffenenbetreuung | 203 | ||
IV. Möglichkeiten vorzeitiger Haftentlassung | 205 | ||
1. Strafrestaussetzung zur Bewährung | 205 | ||
2. Vollzugsuntauglichkeit | 208 | ||
Zusammenfassung | 210 | ||
Literaturverzeichnis | 215 | ||
Sachwortverzeichnis | 227 |