Die Erfolgszurechnung beim »misslungenen« Rücktritt
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Die Erfolgszurechnung beim »misslungenen« Rücktritt
Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 142
(2002)
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Abstract
Der Autor untersucht ein bislang nicht befriedigend gelöstes Problem: Die Einstellung des Täters kann im Tatverlauf schwanken; den eben noch angestrebten Erfolg kann der Täter im nächsten Moment verwünschen und zu verhindern suchen. Gelingt dies, so gilt § 24 StGB. Was aber gilt, wenn die Erfolgsabwendung misslingt? Wie weit muss die Tat gediehen sein, damit der Erfolg zurechenbar ist, obwohl er zuletzt unerwünscht war? Steht er einem Rücktritt entgegen? Und welche Rolle spielt insoweit das unmittelbare Ansetzen i. S. des § 22? Die Frage, wann das Erfolgsrisiko auf den Täter übergeht, zerfällt bei näherem Hinsehen in drei Fragenkreise: Die Regeln der Erfolgszurechnung, die Rücktrittslehre und die Regeln des Versuchsbeginns. In der Diskussion um den "misslungenen Rücktritt" werden diese Ebenen bislang zu sehr vermengt (indem z. B. aus § 24 oder aus § 22 Gefahrtragungsregeln für die Erfolgszurechnung abgeleitet werden); außerdem misst die herrschende Lehre beim aktiven Begehungsdelikt und beim unechten Unterlassungsdelikt mit zweierlei Maß.Matthias Schliebitz will die Kategorien Versuch, Rücktritt und Erfolgszurechnung wieder auf ihren eigentlichen Anwendungsbereich zurückführen und aufzeigen, dass die Erfolgszurechnung weder durch § 24 noch durch § 22 beeinflusst wird (dabei zeigt sich u. a., dass ein vollendetes Delikt - entgegen der allgemeinen Ansicht - keineswegs zuvor das Stadium des § 22 durchlaufen muss). Ein weiteres Anliegen der Arbeit ist es, eine für das aktive Begehungsdelikt und das unechte Unterlassungsdelikt gleichermaßen konsistente Lösung des "misslungenen Rücktritts" zu entwickeln.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 18 | ||
Einleitung | 21 | ||
A. Zur Themenstellung | 21 | ||
B. Gang der Arbeit | 22 | ||
I. Zum Begehungsdelikt | 22 | ||
II. Zum unechten Unterlassungsdelikt | 23 | ||
Erster Teil: Die Rechtslage beim Begehungsdelikt | 25 | ||
Kapitel 1: Das Erfolgsrisiko vor Versuchsbeendigung | 25 | ||
A. Das Problem | 25 | ||
B. Der Meinungsstand | 26 | ||
I. Die Literatur | 26 | ||
II. Die Rechtsprechung | 28 | ||
1. Stellungnahmen zur Tatbestandsfrage | 28 | ||
2. Stellungnahmen zur Rücktrittsfrage | 29 | ||
III. Zwischenergebnis | 30 | ||
C. Der Aussagegehalt des § 24 zum Vollendungsrisiko | 30 | ||
I. Rücktritt vor der Vollendung (Schröder, Eser, Lönnies) | 31 | ||
II. Rücktritt von der Vollendung (Bach) | 33 | ||
III. Stellungnahme | 34 | ||
1. Das scheinbare Dilemma | 35 | ||
2. Die Auflösung des Dilemmas | 36 | ||
3. Zum Rücktritt als Zurechnungshindernis | 38 | ||
4. Die systematische Reichweite des Begriffs „unbeendeter Versuch“ | 40 | ||
5. Zur Unrechtsbedeutung des Vollendungseintritts | 42 | ||
D. Die Regelung des Vollendungsrisikos im Tatbestand | 44 | ||
I. Nur scheinbare Tatbestandsargumente | 44 | ||
1. Das „Abschneiden“ des Rücktritts | 44 | ||
2. § 24 als Beleg für das Vollendungsrisiko | 46 | ||
3. Ergebnis | 47 | ||
II. Der objektive Tatbestand | 47 | ||
1. Die herkömmlichen Kriterien | 47 | ||
2. Abweichende Ansätze | 48 | ||
a) Scheinbar objektive Zurechnungslösungen | 48 | ||
b) Objektive Verwirklichung einer Vorsatzgefahr (Puppe) | 48 | ||
III. Der subjektive Tatbestand | 50 | ||
1. Vermindertes Handlungsunrecht | 50 | ||
2. Die Koinzidenz von subjektivem und objektivem Tatbestand | 50 | ||
a) Herrschende Meinung: Versuchsbeginn entscheidend | 51 | ||
b) Gegenthese: Versuchsbeendigung entscheidend | 54 | ||
c) Normtheoretische Gesichtspunkte | 55 | ||
3. Die Kongruenz von objektivem und subjektivem Tatbestand | 56 | ||
a) Die herkömmlichen Kriterien | 57 | ||
b) Das Planverwirklichungskriterium (Roxin) | 58 | ||
c) Die Differenzierung durch von Scheurl | 59 | ||
d) Die Lehre vom bewusst gesetzten Risiko | 59 | ||
e) Kenntnis der Vorsatzgefahr (Puppe) | 61 | ||
f) Fazit | 62 | ||
4. Die inhaltliche Dimension des Vorsatzes | 62 | ||
a) Der weite Vorsatzbegriff der herrschenden Meinung | 62 | ||
b) Restriktive Ansätze in der Literatur | 63 | ||
aa) Der Ansatz von Frank und Allfeld | 63 | ||
bb) Moderne Autoren / Die Lehre vom Vollendungsvorsatz | 64 | ||
5. Stellungnahme | 66 | ||
a) Die Kenntnis der Tatbestandlichkeit des gegenwärtigen Handelns | 67 | ||
b) Dogmatische Konsequenzen | 68 | ||
c) Das nötige Gefahrbewusstsein | 69 | ||
aa) Das zu kennende Risiko | 69 | ||
(1) Die Versuchsgefahr (hM) | 69 | ||
(2) Anfangs- und Endrisiko (Wolter) | 70 | ||
(3) Selbsttätiges und unselbsttätiges Risiko | 71 | ||
(4) Falllösungen | 72 | ||
bb) Die nötige Kenntnis | 73 | ||
(1) Normativierende Betrachtung | 73 | ||
(2) Psychologisierende Betrachtung | 74 | ||
(3) Zur Gefahr von Schutzbehauptungen | 74 | ||
E. Der Aussagegehalt des § 22 zum Vollendungsrisiko | 75 | ||
I. Die Prämisse | 75 | ||
II. Die Lösung von Otto | 76 | ||
III. Kritik | 77 | ||
1. Die Reichweite des Gefährdungskriteriums | 77 | ||
2. Zur Bedeutung des Versuchsbeginns für die Erfolgszurechnung | 77 | ||
F. Das Erfolgsrisiko auf der Rücktrittsebene | 79 | ||
I. Der Meinungsstand | 79 | ||
II. Lozierung des Problems | 80 | ||
1. Der Streit um die Abgrenzung der Rücktrittsvarianten | 80 | ||
2. Zum Erfordernis einen „Aufgabeerfolgs“ | 82 | ||
III. Stellungnahme | 84 | ||
1. Wortlaut und Systematik des § 24 | 84 | ||
2. Zur ratio des § 24 | 85 | ||
3. Der Zusammenhang mit dem Strafgrund des Versuchs | 86 | ||
4. Ergebnis und Konsequenz für das Rücktrittsrisiko | 87 | ||
G. Zur Frage der §§ 222, 227 | 87 | ||
I. Der Fahrlässigkeitsvorwurf | 87 | ||
II. Zur Frage des § 227 | 88 | ||
Kapitel 2: Das Erfolgsrisiko nach Versuchsbeendigung | 90 | ||
A. Das Problem | 90 | ||
B. Der Meinungsstand | 90 | ||
I. Die Vollendungslösung | 90 | ||
II. Die Versuchslösung | 91 | ||
C. Der Aussagegehalt des § 24 zum Vollendungsrisiko | 91 | ||
I. § 24 als Argument gegen Vollendungsstrafbarkeit | 91 | ||
1. Auswirkungen der Gesamtbetrachtungslehre | 91 | ||
2. Spiegelbildliche Anwendung des § 24 | 93 | ||
II. § 24 als Argument für Vollendungsstrafbarkeit | 94 | ||
III. Ergebnis | 95 | ||
D. Die Regelung des Vollendungsrisikos im Tatbestand | 96 | ||
I. Objektive Zurechenbarkeit | 96 | ||
1. Das Scheitern der Revokation | 96 | ||
a) Der Täter wird an der Rettung gehindert | 96 | ||
b) Eingeschaltete Dritte setzen die Rettung nicht fort | 97 | ||
2. Risikoersetzung und -verdrängung | 99 | ||
II. Vorsatz und subjektive Zurechnung | 100 | ||
1. Unzurechenbarkeit wegen des gescheiterten Rücktritts? | 100 | ||
a) Grundsatz: Kein Vorsatzmangel | 100 | ||
b) Die Kritik von Muñoz-Conde und Bottke | 100 | ||
c) Zum Problem der Zufallshaftung | 102 | ||
d) Das Verhältnis von Erfolgsherbeiführung und -nichtabwendung | 103 | ||
2. Der Irrtum über die Revozierbarkeit des Risikos | 104 | ||
a) Das Problem | 104 | ||
b) Nachträglicher Revokationsentschluss | 104 | ||
c) Anfänglicher Revokationsentschluss | 105 | ||
d) Revokationsvorbehalt und -unsicherheit | 106 | ||
III. Zwischenergebnis | 107 | ||
E. Grenzen des Vollendungsrisikos auf Rechtswidrigkeitsebene | 107 | ||
I. Das Opfer verhindert die Rettung | 107 | ||
II. Rechtliche Unmöglichkeit der Rettung und Erfüllung vorrangiger Pflichten | 108 | ||
F. Der Aussagegehalt des § 22 zum Vollendungsrisiko | 110 | ||
I. Die Regel „Keine Vollendung ohne unmittelbares Ansetzen“ | 110 | ||
1. Ausgangspunkt | 110 | ||
2. Problemfälle: Der „Anfang des beendeten Versuchs“ | 111 | ||
3. Auswirkungen auf das Vollendungsrisiko | 112 | ||
II. Kritik | 114 | ||
1. Die tatbestandliche Vollständigkeit der Handlung | 115 | ||
2. Die Unterlassungslösung | 116 | ||
3. Der Aspekt der mittelbaren Täterschaft | 119 | ||
III. Lösungsansätze in der Literatur | 120 | ||
1. Die Ansicht von Herzberg | 120 | ||
a) Unbewusstes Ansetzen | 120 | ||
b) Kritik | 121 | ||
2. Die Ansicht von Schlehofer | 122 | ||
a) Die Unwertabstufung von Vollendung und Versuch | 122 | ||
b) Kritik | 124 | ||
c) Das GG und das Dogma „Keine Vollendung ohne Versuch“ | 126 | ||
d) Schlehofers Relativierung der Bedeutung des Versuchsbeginns | 126 | ||
3. Das Dilemma der ganz herrschenden Meinung | 127 | ||
IV. Die eigene Ansicht | 128 | ||
1. Das dogmatisch Unbefriedigende an der herrschenden Meinung | 128 | ||
2. Die Umkehrbarkeit des Dogmas „Keine Vollendung ohne Versuch“ | 129 | ||
3. Relativierungstendenzen innerhalb der herrschenden Meinung | 129 | ||
4. Der Ausweg: Gespaltener Versuchsbegriff | 131 | ||
5. Vergleich mit der Lösung von Herzberg | 133 | ||
6. Absehbare Einwände | 133 | ||
V. Ergebnis | 135 | ||
G. Das Erfolgsrisiko auf der Rücktrittsebene | 135 | ||
I. Die problematischen Fälle | 135 | ||
II. Das Verhältnis von Rücktritt und Rechtsgutserhaltung | 136 | ||
III. Absehbare Einwände | 138 | ||
1. Rücktritt und Ingerenzpflicht | 139 | ||
2. Zur ratio des § 24 | 140 | ||
Zweiter Teil: Die Rechtslage beim unechten Unterlassungsdelikt | 142 | ||
A. Das Problem | 142 | ||
B. Der Meinungsstand | 143 | ||
I. Herrschende Lehre: Nur Fahrlässigkeit | 143 | ||
II. Andere Ansichten | 144 | ||
III. Vergleich mit dem Meinungsstand beim aktiven Begehungsdelikt | 145 | ||
C. Der Aussagegehalt des § 24 zum Vollendungsrisiko | 146 | ||
I. Die Rolle der Versuchsstadien | 147 | ||
II. Die (hier sog.) „Einheitslösung“ | 147 | ||
III. Die (hier sog.) „Differenzierungslösung“ | 148 | ||
1. Die letzte Rettungsmöglichkeit als Wendepunkt | 148 | ||
2. Das Erlöschen der ursprünglichen Rettungsmöglichkeit | 149 | ||
3. Der Hintergrund der heute herrschenden Differenzierung | 150 | ||
IV. Stellungnahme zur Differenzierungsthese | 152 | ||
1. Zur Verteilung des Erfolgsabwendungsrisikos durch § 24 | 152 | ||
2. Exkurs: Die verbleibende Bedeutung der Differenzierung | 152 | ||
D. Die Regelung des Vollendungsrisikos im Tatbestand | 154 | ||
I. Das Problem: Tatbestandliche Eingrenzung des Vollendungsrisikos | 155 | ||
II. Die Regeln des Vollendungstatbestandes | 156 | ||
1. Zur Objektivation des Unterlassungsvorsatzes | 156 | ||
2. Der Vergleich mit dem Aktivtäter | 157 | ||
a) Die Parallele zum Irrtum über die Wirksamkeit des Getanen | 157 | ||
b) Die Parallele zum misslungenen Rücktritt vom beendeten Versuch | 159 | ||
c) Die Manipulierbarkeit der Vergleichs | 160 | ||
d) Normtheoretische Gesichtspunkte | 162 | ||
3. Lozierung des Problems | 162 | ||
4. Die Kenntnis des zurechnungsvermittelnden Risikos | 163 | ||
a) „relaltive“ Risikotheorien | 163 | ||
b) Kritik | 165 | ||
aa) Der Fehler aller relativen Unterscheidungen | 165 | ||
bb) Falsche Parallelen zum Begehungsdelikt | 166 | ||
cc) Zwischenergebnis | 167 | ||
c) „Absolute“ Merkmale des zurechnungsvermittelnden Risikos | 167 | ||
d) Vollendungsrisiko vor (Kenntnis) der konkreten Gefahr | 169 | ||
aa) Die omissio libera in causa | 169 | ||
bb) Die Theorie der ersten Eingriffsmöglichkeit | 171 | ||
cc) Zwischenergebnis | 173 | ||
e) Vollendungsrisiko erst nach Kenntnis der unmittelbaren Gefahr? | 173 | ||
aa) Stagnierende Gefahren | 173 | ||
bb) Fortbestehen derselben Abwendungsmöglichkeit | 174 | ||
cc) Kritik | 174 | ||
f) Die Irrtumsproblematik | 175 | ||
aa) Der Irrtum über die Nachholbarkeit der gebotenen Handlung | 176 | ||
bb) Der Irrtum über die pflichtauslösende Situation | 176 | ||
cc) Exkurs: Zur Strafbarkeit nach den §§ 227, 13 | 178 | ||
E. Der Aussagegehalt des § 22 zum Vollendungsrisiko | 179 | ||
I. Die Lösung von Küper | 179 | ||
II. Die eigene Ansicht | 181 | ||
1. Versuchsbeginn und Pflichtbeginn | 181 | ||
2. Divergenzen zwischen Versuchs- und Pflichtbeginn | 183 | ||
3. Versuchsbeginn und Vollendungsrisiko | 184 | ||
III. Ergebnis | 186 | ||
F. Das Erfolgsrisiko auf der Rücktrittsebene | 186 | ||
I. Der objektiv unzurechenbare Erfolgseintritt | 186 | ||
II. Der subjektiv unzurechenbare Erfolgseintritt | 188 | ||
III. Ergebnis | 189 | ||
Zusammenfassung | 190 | ||
Literaturverzeichnis | 200 | ||
Sachwortverzeichnis | 207 |