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Wang, R. (1997). Cäsarismus und Machtpolitik. Eine historisch-biobibliographische Analyse von Max Webers Charismakonzept. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49079-0
Wang, Rongfen. Cäsarismus und Machtpolitik: Eine historisch-biobibliographische Analyse von Max Webers Charismakonzept. Duncker & Humblot, 1997. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49079-0
Wang, R (1997): Cäsarismus und Machtpolitik: Eine historisch-biobibliographische Analyse von Max Webers Charismakonzept, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-49079-0

Format

Cäsarismus und Machtpolitik

Eine historisch-biobibliographische Analyse von Max Webers Charismakonzept

Wang, Rongfen

Soziologische Schriften, Vol. 63

(1997)

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Abstract

Der Begriff »Charisma« ist sowohl für Max Webers Menschenbild als auch für seine wissenschaftliche und politische Karriere von zentraler Bedeutung. Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, nach der Entstehungsgeschichte des Charismakonzepts parallel zu Webers dreidimensionaler - wissenschaftlicher, politischer und psychischer - Entwicklung zu forschen, dessen Trag- und Reichweite im Licht der späteren Erfahrung zu durchleuchten und sein Wesen zu klären. Das Charismakonzept spiegelt wider, einerseits Webers inneren Kampf gegen sein eigenes Ohnmachtsgefühl - das durch mangelnde Qualifikation für seinen nationalökonomischen Lehrstuhl zu einem psychischen Zusammenbruch führte - durch das Streben nach politischer, außeralltäglicher Qualität, und andererseits das Streben der deutschen Politiker nach einer Großmachtstellung.

Für die Begriffswandlung von der Verwaltung der christlichen Gemeinde zur Staatsherrschaft sowie für die Legitimitätsquelle der charismatischen Herrschaft fehlen historische Belege. Um diese Schwäche zu vertuschen, hat Weber von Machiavelli die nationalistische Liebe zum Vaterland, von Freud die Analyse der Zwangsneurose und von Robert Michels die Oligarchietheorie übernommen. Trennt man die glänzende Schale ab, sieht man den Kern eines modernen Cäsarismus, der nach außen Großmachtstellung, nach innen persönliche Diktatur verlangt, und zwar in Form der modernen plebiszitären Führerdemokratie.

Wirkungsgeschichtlich betrachtet, zieht sich ein nationalistischer Faden merkwürdig durch die ganze Rezeption in Deutschland, die durch die Bewunderung Webers Anhänger gegenüber seinem persönlichen Charisma gekennzeichnet ist. Die Rezeption durch Robert Michels unter Mussolinis Herrschaft hatte eine ähnliche Wirkung wie die unter Hitlers Herrschaft. Die Rezeption in der VR China in den letzten Jahren stand im Einklang mit dem Neoautoritarismus, der auf eine Stärkung der Diktatur der Zentralregierung abzielt. Ein ahistorisches Konzept hat mehrmals negative historische Folgen verursacht. Die Wahlverwandtschaft zwischen Charismakonzept, Faschismus und Oligarchie liegt im antidemokratischen und antivölkerrechtlichen Wesen dieses Konzepts, was auch Webers Einstellung zur Innen- und Außenpolitik Deutschlands kennzeichnete.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Inhalt 7
Vorbemerkung 11
I. Max Webers Charismakonzept 18
1. Die verschiedenen Versionen 18
2. Phase der Herrschaftssoziologie 19
2.1 Charisma 19
2.1.1 Definition 20
2.1.2 Das magische Charisma 20
2.1.3 Erbcharisma 22
2.1.4 Bewährung des Charismas 23
2.2 Charismatische Autorität 23
2.2.1 Definition 23
2.2.2 Soziale Strukturform der charismatischen Autorität 24
2.2.3 Legitimität der charismatischen Autorität 25
2.2.4 Entstehung der charismatischen Autorität 25
2.2.5 Irrationalität und der revolutionäre Charakter der charismatischen Autorität 26
2.3 Veralltäglichung des Charismas 27
3. Phase der Staatssoziologie 27
3.1 Theorie 27
3.1.1 Charisma 28
3.1.2 Charismatische Herrschaft 28
3.1.3 Bewährung des Charismas 29
3.1.4 Charisma als große revolutionäre Macht 30
3.1.5 Die Veralltäglichung des Charismas 31
3.2 Aktuelle Werbung 33
3.2.1 Die Vorträge auf den Lauensteiner Tagungen 34
3.2.2 “Über die Probleme der Staatssoziologie” 34
3.2.3 “Politik als Beruf” 34
II. Der Wandel des Begriffes Charisma 37
1. Ursprüngliche Bedeutung 37
2. Im Urchristentum 38
3. Rudolph Sohms Sichtweise 42
4. Im Alten Testament 45
III. Theoretische Quellen 47
1. Bei Machiavelli 47
1.1 Über die Menschen 47
1.2 Über den revolutionären Charakter der charismatischen Herrschaft 48
1.3 Über Politik und Religion 48
1.4 Nationalistische Liebe zum Vaterland 49
1.5 Typen der Herrschaft 51
2. Bei Sigmund Freud 52
3. Bei Robert Michels 56
IV. Max Webers psychische Entwicklung: A. Familiengeschichte, individuelle Entwicklung, Krankheit 62
1. Das Erbe von Emilie Souchay-Fallenstein 62
1.1 Großmutter Fallenstein 62
1.2 Die Töchter 66
1.3 Die dritte Generation 68
2. Kindheit und Jugend 70
2.1 Der Erstgeborene 70
2.2 Verhältnis zu Alfred 73
2.3 Schulzeit 75
2.4 Verhältnis zu den Eltern 75
2.5 Der Einfluß der Fallenstein-Frauen 78
3. Liebe und Ehe 79
3.1 Emmy Baumgarten 79
3.2 Marianne Weber 80
4. Die Karriere 81
5. Vater-Sohn-Konflikt 86
6. Die Krankheit 90
V. Max Webers psychische Entwicklung: B. Nach der Genesung 96
1. Charisma unter Frauen: in der erotischen Bewegung 96
1.1 Die Ehekrisen 96
1.2 Charismatischer Führer des Rests der erotischen Bewegung 98
1.3 Mina Tobler 99
1.4 Else Jaffé 100
2. Männerkonflikte 101
2.1 Bruder-Konflikt 102
2.2 Konflikt mit Otto Groß 103
2.3 Konflikt mit Stefan George 105
VI. Max Webers wissenschaftliche Entwicklung 109
1. Der Weg von der Nationalökonomie zur Religionssoziologie 109
2. Der Weg von der Religionssoziologie zur Herrschaftssoziologie 112
3. Der Weg von der Herrschaftsoziologie zur Staatssoziologie 114
VII. Max Webers politische Entwicklung 118
1. Die Bismarckzeit 119
1.1 Nationalliberalismus im Elternhaus 119
1.2 Großvater Fallenstein 120
1.3 Auseinandersetzung mit Hermann Baumgarten 122
1.4 Treitschkes Einfluß auf Webers politische Auffassung 123
2. Das politische Führungsvakuum 126
3. Machtpolitiker 128
4. Politischer Ehrgeiz 132
VIII. Rezeption von Webers Charismakonzept in Deutschland 136
1. Marianne Weber 136
2. Karl Jaspers 141
3. Theodor Heuss 144
4. Carl Schmitt 146
5. Hermann Rauschning 151
6. Wolfgang Schluchter 153
IX. Rezeption des Charismakonzepts im nichtdeutschen Sprachgebiet: A. Die Rezeption in Italien vor den 50er Jahren 156
1. Die Lage Italiens nach dem Ersten Weltkrieg 156
2. Die Rezeption von Max Webers Charismakonzept 157
2.1 Die Übersetzung 157
2.1.1 Parlament und Regierung 157
2.1.2 Auswahl aus Wirtschaft und Gesellschaft 158
2.1.3 “Wissenschaft als Beruf” und “Politik als Beruf” 158
2.2 Die Rezeption 159
2.2.1 Pietro de Francisci 159
2.2.2 Robert Michels 159
X. Rezeption des Charismakonzepts im nichtdeutschen Sprachgebiet: B. In der VR China 1980–1989 163
1. Chinesische Übersetzungen von Max Webers Werken 163
1.1 Vor 1949 163
1.2 In Taiwan 164
1.3 In der VR China 165
2. Allgemeine Weber-Studien in der VR China in den 80er Jahren 166
2.1 Wiederaufbau des Studienfachs Soziologie in der VR China 167
2.2 Offizielle Einführung 167
2.3 Max-Weber-Symposium 168
2.4 Weber-Fieber 168
3. Rezeption: der Neoautoritarismusstreit 172
3.1 Neoautoritarismus 173
3.1.1 Aufgeklärte Autokratie 173
3.1.2 Übergangsautokratie der Gewaltherrscher 174
3.1.3 Halbtotalitarismus 175
3.1.4 Herrschaft der Eliten 175
3.1.5 “Harte Regierung, weiche Wirtschaft” 176
3.2 Weberrezeption in der Kritik am Neoautoritarismus 177
3.2.1 Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft als Entwicklungsformen der Herrschaft 177
3.2.2 Falschzuschreibung 178
3.2.3 Reformvorschlag 179
3.3 Fortsetzung des Streits im Exil und in Hongkong 180
3.4 Rezeption: Totalitarismus mit charismatischem Führer – Chinas Herrschaftstypus heute 182
XI. Fazit 184
Literaturverzeichnis 188
Personenverzeichnis 192
Personenregister 205
Sachregister 210