Die Europäisierung des deutschen und englischen Geldwäschestrafrechts
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Die Europäisierung des deutschen und englischen Geldwäschestrafrechts
Eine rechtsvergleichende Untersuchung
Schriften zum Strafrecht, Vol. 133
(2002)
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Abstract
Bekämpfung der Geldwäsche beschäftigt Kriminalpolitik, Rechtsprechung und Strafrechtswissenschaft zunehmend. Im Mittelpunkt der rechtsvergleichenden Dissertation stehen deutsches und britisches Geldwäschestrafrecht.Der Verfasser zeigt die europäischen "Ursprünge" dieser Regelungen auf. Die Geldwäscherichtlinie der EG verpflichtet die Mitgliedstaaten, Straftatbestände gegen Geldwäsche zu normieren. Ziel dieser Verpflichtung ist, europaweit ein möglichst einheitliches Geldwäschestrafrecht zu schaffen. Es bestehen jedoch in den nationalen Strafrechtsordnungen nach wie vor Umsetzungsunterschiede. Dabei ergeben sich im nationalen Recht Probleme für bestimmte Berufsgruppen. Die Straftatbestände treffen nicht nur das organisierte Verbrechen - sie greifen gravierend in den Ablauf des legalen Wirtschafts- und Geschäftslebens ein. Man denke nur an die in Deutschland intensiv geführte Diskussion um die Annahme bemakelter Honorare durch Strafverteidiger.Der schwierige Umgang mit den Geldwäschenormen zeigt, daß es zwar gelungen ist, eine strafrechtliche Bewehrung der Geldwäsche durchzusetzen. Allerdings konnte ein einheitlicher europäischer Standard zur Bekämpfung der Geldwäsche (noch) nicht erreicht werden. Dennoch stellen die Maßnahmen des Gemeinschaftsgesetzgebers einen bedeutsamen Zwischenschritt auf dem Weg zu einem "Europäischen Geldwäschestrafrecht" dar. Es gilt, diesen Weg konsequent fortzusetzen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 18 | ||
Einleitung | 23 | ||
I. Problemstellung | 23 | ||
II. Zielsetzung | 24 | ||
III. Gang der Untersuchung | 26 | ||
Erster Teil: Die Geldwäscheproblematik und ihre Bekämpfung durch die Geldwäscherichtlinie der Europäischen Gemeinschaften | 28 | ||
Erstes Kapitel: Das Phänomen der Geldwäsche | 28 | ||
A. Allgemeine Einordnung der Geldwäscheproblematik | 28 | ||
B. Gefährdungspotentiale der Geldwäsche | 29 | ||
I. Gefahr für legale Finanz-, Wirtschafts- und Staatsstrukturen | 30 | ||
1. Beeinträchtigung privatwirtschaftlicher Interessen | 31 | ||
2. Beeinträchtigung staatlicher Interessen | 33 | ||
3. Beeinträchtigung transnationaler Interessen | 34 | ||
II. Gefahr der Ausbreitung von (organisierter) Kriminalität | 35 | ||
Zweites Kapitel: Maßnahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche: Die Geldwäscherichtlinie | 37 | ||
A. Internationale Einflüsse auf die Geldwäscherichtlinie | 37 | ||
I. Financial Action Task Force (FATF) | 37 | ||
II. Internationale Übereinkommen zur Bekämpfung der Geldwäsche | 38 | ||
B. Schutzzweck und Inhalt der Richtlinie | 39 | ||
C. Die Strafbarkeit der Geldwäsche: Kompetenzdefizit der EG? | 41 | ||
I. Kompetenzen im Bereich des Primärrechts | 41 | ||
II. Kompetenzen zur Normierung von Sekundärrecht | 45 | ||
III. Gemeinschaftskompetenz zum Erlaß der Geldwäscherichtlinie | 46 | ||
1. Rechtsgrundlage der Geldwäscherichtlinie | 46 | ||
2. Verpflichtung zur Strafbarkeit der Geldwäsche | 48 | ||
3. Der Kompromiß | 50 | ||
D. Geplante Änderung der Geldwäscherichtlinie | 52 | ||
I. Erweiterung des Vortatenkatalogs | 52 | ||
1. Grundsätzliche Zulässigkeit der Vortatenausdehnung | 53 | ||
2. Kompetenzproblematik durch Schutzzweckverlagerung | 53 | ||
II. Ausdehnung auf weitere Berufsgruppen | 55 | ||
1. Problem der Eingriffsintensität | 55 | ||
2. Die spezielle Stellung der Rechtsberufe | 56 | ||
E. Zusammenfassung | 58 | ||
Zweiter Teil: Rechtsvergleichende Untersuchung der Geldwäschestraftatbestände Deutschlands und Großbritanniens im Lichte der Geldwäscherichtlinie | 59 | ||
Erstes Kapitel: Einführung | 59 | ||
A. Methodische Aspekte | 59 | ||
B. Überblick über die Geldwäschestraftatbestände Deutschlands und Großbritanniens | 61 | ||
I. Die strafrechtliche Erfassung der Geldwäsche in Deutschland | 62 | ||
II. Die strafrechtliche Erfassung der Geldwäsche in Großbritannien | 62 | ||
C. Geschützte Rechtsgüter | 64 | ||
I. Rechtsgutsvorgaben der Geldwäscherichtlinie | 65 | ||
II. Rechtsgüterschutz im deutschen Geldwäschetatbestand § 261 StGB | 65 | ||
1. Schutz der legalen Wirtschaft vor organisierter Kriminalität | 66 | ||
a) Inhaltliche Erfassung des Rechtsguts durch § 261 StGB | 66 | ||
b) Eignung des Rechtsguts | 67 | ||
c) Fazit | 69 | ||
2. Das durch die Vortat verletzte Rechtsgut | 71 | ||
3. Die Rechtspflege | 72 | ||
4. Rechtsgüterschutz des § 261 StGB im Vergleich zur Geldwäscherichtlinie | 74 | ||
a) Unklarer Rechtsgüterschutz im deutschen Strafrecht | 74 | ||
b) Erweiterter Rechtsgüterschutz gegenüber der Geldwäscherichtlinie | 75 | ||
III. Rechtsgüterschutz im englischen Geldwäschestrafrecht | 76 | ||
1. Bereichsspezifischer Schutz vor Kriminalität | 76 | ||
2. Schutz der legalen Wirtschaft und der Allgemeinheit vor organisierter Kriminalität | 80 | ||
3. Die Rechtspflege | 82 | ||
4. Rechtsgüterschutz des englischen Geldwäschestrafrechts im Vergleich zur Geldwäscherichtlinie | 83 | ||
IV. Harmonisierungsgrad des Rechtsgüterschutzes | 84 | ||
Zweites Kapitel: Die Rechtsharmonisierung der objektiven Tatbestände | 85 | ||
A. Vortat | 85 | ||
I. Vortatenvorgaben der Geldwäscherichtlinie | 85 | ||
1. Taugliche Vortaten | 86 | ||
2. Auslandsvortaten | 86 | ||
II. Vortatenkatalog gemäß § 261 Abs. 1 S. 2 StGB | 86 | ||
1. Bereichsspezifische Vortatennormierung | 87 | ||
2. Auslandsvortaten | 88 | ||
III. Geldwäschevortaten im englischen Geldwäschestrafrecht | 90 | ||
1. „All-crimes“-Konzeption des Vortatenkatalogs | 90 | ||
2. Auslandsvortaten | 92 | ||
IV. Harmonisierungsgrad der Geldwäschevortaten | 93 | ||
B. Täterkreis | 95 | ||
I. Fehlende Richtlinienvorgaben | 95 | ||
II. Geldwäscher im deutschen Straftatbestand | 96 | ||
1. Natürliche Personen | 96 | ||
2. Vortäter als Geldwäscher | 96 | ||
III. Geldwäscher in den englischen Straftatbeständen | 97 | ||
1. Natürliche und juristische Personen | 97 | ||
2. Vortäter als Geldwäscher | 98 | ||
IV. Harmonisierungsgrad des Täterkreises | 100 | ||
1. Unternehmensstrafbarkeit – die Unterschiedlichkeit nationaler Rechtsgrundsätze | 100 | ||
2. Fehlendes Harmonisierungspostulat bei der Vortäterbestrafung | 100 | ||
C. Tatobjekt | 101 | ||
I. Vorgaben der Geldwäscherichtlinie | 101 | ||
II. Tatobjekte des deutschen Geldwäschetatbestandes | 102 | ||
1. Vortatbezug gemäß § 261 Abs. 1 S. 1 StGB („Herrühren“) | 102 | ||
a) Das Ursprungsobjekt | 103 | ||
b) Investitionsgewinne und Unternehmensprodukte | 104 | ||
c) Surrogate | 104 | ||
d) Vermischte Vermögenswerte | 105 | ||
2. Vortatbezug als Kausalitätsproblem? | 106 | ||
a) Äquivalenztheorie | 107 | ||
b) Adäquanztheorie | 108 | ||
c) Objektive Zurechenbarkeit | 109 | ||
3. Grenzziehung durch vortäterorientierte wirtschaftliche Betrachtungsweise | 111 | ||
a) Bemakelungsgrenze des Ursprungsobjekts | 111 | ||
b) Bemakelungsgrenze von Investitionsgewinnen und Unternehmensprodukten | 112 | ||
c) Bemakelungsgrenze von Surrogaten | 114 | ||
aa) Wertverlust und Wertsteigerung | 115 | ||
bb) Fehlende Planmäßigkeit der Surrogation | 115 | ||
cc) Weitergabe von Surrogaten an Dritte | 116 | ||
dd) Tatbestandsreduktion bei erbrachter Gegenleistung? | 117 | ||
d) Bemakelungsgrenze vermischter Vermögenswerte | 118 | ||
4. Faktische Unterbrechung der Geldwäschekette durch straflosen Zwischenerwerb gemäß § 261 Abs. 6 StGB | 121 | ||
a) Systematik und Anwendungsbereich | 122 | ||
b) Gutgläubige Banken und § 261 Abs. 6 StGB | 124 | ||
aa) Strafbarkeitslücke bei bösgläubigem Dritten? | 124 | ||
bb) Sichverschaffen der Zugriffsmöglichkeit? | 125 | ||
III. Tatobjekte der englischen Geldwäschetatbestände | 128 | ||
1. Taterlöse („proceeds“) | 129 | ||
a) Das Ursprungsobjekt | 130 | ||
aa) Unmittelbar erlangte Gegenstände | 130 | ||
bb) Sonstige Tatvorteile | 131 | ||
b) Investitionsgewinne und Unternehmensprodukte | 134 | ||
c) Surrogate | 134 | ||
d) Vermischte Vermögenswerte | 135 | ||
2. Problematik der Parallelität von Einziehungsobjekt und Geldwäschegegenstand | 135 | ||
a) Lediglich bedingte Vergleichbarkeit | 136 | ||
b) Nichtanwendbarkeit der prozessualen Beweislastumkehr | 137 | ||
3. Grenzziehungsmechanismen | 140 | ||
a) Erfordernis des Vortäterkontakts | 141 | ||
b) Dekontamination durch Heranziehung zivilrechtlicher Grundsätze | 142 | ||
aa) Analoge Anwendung der Einschränkungsmechanismen der Hehlerei | 143 | ||
bb) Begrenzte Analogiefähigkeit bei opferlosen Vortaten | 145 | ||
cc) Maßgeblichkeit des Gutglaubenserwerbs | 147 | ||
4. Das Ende der Geldwäschekette | 148 | ||
a) Bemakelungsgrenze des Ursprungsobjekts | 148 | ||
b) Bemakelungsgrenze von Investitionsgewinnen und Unternehmensprodukten | 148 | ||
c) Bemakelungsgrenze von Surrogaten | 149 | ||
d) Bemakelungsgrenze vermischter Vermögenswerte | 152 | ||
IV. Harmonisierungsgrad der Tatobjekte | 153 | ||
D. Tathandlungen | 156 | ||
I. Tathandlungskonzeption der Geldwäscherichtlinie | 156 | ||
1. Verheimlichung oder Verschleierung illegaler Vermögenswerte | 156 | ||
2. Absicht der Verheimlichung oder Verschleierung | 157 | ||
3. Isolierungstatbestand | 158 | ||
II. Tathandlungen des deutschen Geldwäschetatbestandes | 159 | ||
1. Verschleierungshandlungen gemäß § 261 Abs. 1 S. 1 StGB | 159 | ||
2. Vereitelungs- und Gefährdungshandlungen gemäß § 261 Abs. 1 S. 1 StGB | 160 | ||
3. Handlungen gegen die Isolierung illegaler Vermögenswerte gemäß § 261 Abs. 2 StGB | 162 | ||
a) Verschaffen (§ 261 Abs. 2 Nr. 1 StGB) | 162 | ||
b) Verwahren (§ 261 Abs. 2 Nr. 2 Alt. 1 StGB) | 166 | ||
c) Verwenden (§ 261 Abs. 2 Nr. 2 Alt. 2 StGB) | 168 | ||
d) Geldwäsche und ordnungsgemäße Geschäftstätigkeit | 170 | ||
aa) Sozialadäquate Handlungsweisen | 172 | ||
bb) Bagatellhandlungen | 177 | ||
cc) Rechtsgutsorientierte Tatbestandsreduktion | 179 | ||
dd) Verfassungskonforme Auslegung – Strafverteidigerprivileg | 181 | ||
ee) Rechtfertigung bei Strafverteidigung | 186 | ||
ff) Möglichkeit der Strafaufhebung gemäß § 261 Abs. 9 StGB | 188 | ||
gg) Fazit | 189 | ||
III. Tathandlungen der englischen Geldwäschetatbestände | 191 | ||
1. Verschleierungshandlungen | 191 | ||
a) Verheimlichen oder Verschleiern („concealment or disguise“) | 192 | ||
b) Umtausch oder Transfer („conversion or transfer“) | 193 | ||
2. Unterstützungshandlungen sowie Beeinträchtigung von Strafverfolgung | 196 | ||
a) Unterstützungshandlungen | 197 | ||
b) Informationsweitergabe und Anzeigeversäumnis | 199 | ||
3. Handlungen gegen die Isolierung illegaler Vermögenswerte | 201 | ||
a) Erwerb („acquisition“) | 203 | ||
b) Besitz („possession“) | 205 | ||
c) Gebrauch („use“) | 207 | ||
d) Geldwäsche und ordnungsgemäße Geschäftstätigkeit – Straflosigkeit bei angemessener Gegenleistung („adequate consideration“) | 209 | ||
aa) Prozessuale Einredemöglichkeit („defence“) | 211 | ||
bb) Inhaltliche Voraussetzungen | 213 | ||
cc) Grenzen der „defence“ | 215 | ||
dd) Fazit | 219 | ||
IV. Harmonisierungsgrad der Tathandlungen | 220 | ||
1. Harmonisierungsgrad des Verschleierungstatbestandes | 220 | ||
2. Harmonisierungsgrad des Absichtstatbestandes | 222 | ||
3. Harmonisierungsgrad des Isolierungstatbestandes | 222 | ||
Drittes Kapitel: Die Rechtsharmonisierung der subjektiven Tatbestände | 225 | ||
A. Subjektive Tatbestandsvoraussetzungen | 225 | ||
I. Vorgaben der Geldwäscherichtlinie | 226 | ||
II. Subjektive Voraussetzungen des deutschen Geldwäschestrafrechts | 226 | ||
1. Vorsatz bezüglich der Tathandlung – mögliche Strafbarkeitsgrenze bei ordnungsgemäßer Geschäftstätigkeit | 227 | ||
2. Leichtfertigkeit bezüglich der Tatobjekte | 231 | ||
III. Subjektive Voraussetzungen des englischen Geldwäschestrafrechts | 236 | ||
1. Kenntnis der illegalen Herkunft der Tatobjekte („knowledge“) | 238 | ||
a) Tatsächliche Kenntnis („actual knowledge“) | 238 | ||
b) Herabstufung subjektiver Anforderungen („wilful blindness“, „constructive knowledge“)? | 239 | ||
2. Subjektiver Verdacht („suspicion“) | 243 | ||
3. Verobjektiviertes Verdachtsmerkmal („reasonable grounds to suspect“) | 248 | ||
IV. Harmonisierungsgrad der subjektiven Tatbestandsvoraussetzungen | 249 | ||
B. Irrtümer | 252 | ||
Schlußbetrachtung | 254 | ||
I. Partielle Harmonisierung der nationalen Geldwäschetatbestände | 254 | ||
II. Strafrechtsharmonisierung durch Gemeinschaftsrecht? | 257 | ||
Literaturverzeichnis | 259 | ||
Sachwortverzeichnis | 274 |