Religion und Politik
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Religion und Politik
Wechselwirkungen und Dissonanzen
Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Vol. 95
(1997)
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Abstract
Jegliche Besinnung auf die Wirkkraft der Religion in der modernen Lebenswelt hat zunächst davon auszugehen, daß ihr Einfluß von vielen Autoren nachhaltig bedauert und in ein illegitimes Licht gerückt wird. Ihrer Ansicht nach wachsen die Ariadnefäden, die aus dem Labyrinth der endlich überwundenen Vergangenheit herausführen, nur aus einer antireligiösen Einstellung. Dabei gingen schon am Beginn der Neuzeit viele Philosophen davon aus, daß allein die szientifische Denkweise den Glauben zu ersetzen in der Lage ist. Existenzbewältigung und Daseinssicherung gründen nun nicht mehr in angeblich utopischen Daseinsvertröstungen, sondern haben ihren Wurzelgrund allein in der Fähigkeit des Menschen, die Welt in einem rationalen und zugleich religionsnegierenden Sinne umzugestalten. Dagegen wird eine sich dem Prinzip der selektiven Wahrnehmung verweigernde Wissenschaft davon auszugehen haben, daß die kulturelle Prägekraft der Religion bis heute andauert. Dieser Einsicht kann sich auch der Politologe nicht verschließen. Er wird vor allem dann, wenn er sich mit dem Problem der Staatsautorität und ihrer Legitimierung beschäftigt, die religiöse Dimension kaum außer acht lassen können. Dabei ist auch die atheistische Denkposition zu berücksichtigen. Was die religiöse Rechtfertigung der politischen Gewalt anlangt, so ist diese weit davon entfernt, einer einheitlichen Argumentationslinie verpflichtet zu sein. Nicht zuletzt im 19. Jahrhundert standen den konterrevolutionären Theokraten diejenigen gegenüber, die das Konzept der christlichen Demokratie vertraten. Diese Lagerbildung prägte vor allem den französischen Katholizismus dieser Epoche. Über den Einfluß der Religion auf die Politik gibt es auch innerhalb des liberalen Ideenkreises erhebliche Differenzen. Viele seiner Repräsentanten rücken ihre Ordnungsvorstellung in eine betont christentumsfeindliche Perspektive. Ihnen stehen diejenigen gegenüber, die ihre freiheitlich ausgerichtete Politikvision auf eine betont religiöse Basis stellen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
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Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
I. Religion und Wissenschaft: Eine methodologische Vorbemerkung | 7 | ||
II. Politik im Spannungsfeld von Religionsbejahung und Christentumsfeindschaft | 12 | ||
1. Interdependenz von Religion und Politik in historisch-theoretischer Perspektive | 12 | ||
2. Atheistische und antikirchliche Staatsentwürfe | 31 | ||
III. Aufklärung, Liberalismus und Christentum | 46 | ||
1. Der Geschichtsoptimismus der Aufklärung im Widerstreit von christlicher Heilserwartung und antireligiösem Impetus | 46 | ||
2. Das Spannungsverhältnis zwischen Liberalismus und Christentum | 56 | ||
3. Interferenz und Kongruenz von liberaler Ideologie und christlichem Glaubensbekenntnis | 80 | ||
IV. Die Ordnungsvorstellung der theokratischen Konterrevolution | 100 | ||
1. Der Begriff der theokratischen Konterrevolution | 100 | ||
2. Geschichtspessimismus als Aufklärungskritik | 103 | ||
3. Die Kampfansage an Liberalismus und Demokratie | 109 | ||
4. Die theokratische Autoritätsdoktrin | 119 | ||
5. Die Bewertung der theokratischen Konterrevolution in heutiger Perspektive | 130 | ||
V. Die Politikkonzeption des liberalen Katholizismus | 140 | ||
1. Der Begriff des liberalen Katholizismus | 140 | ||
2. Der politisch-kulturelle Fortschritt im Spannungsfeld von Revolution und Reaktion | 143 | ||
3. Wechselwirkung von Freiheit und Autorität | 150 | ||
4. Das Verhältnis von Staatssouveränität und Demokratie in liberal-katholischer Sicht | 154 | ||
5. Soziale Fürsorge als christlicher Imperativ | 169 | ||
VI. Liberal-konservative Politikgestaltung als Gegenwartsaufgabe | 173 | ||
Literaturverzeichnis | 193 | ||
Namenregister | 209 |