Verfassungsperspektiven und Legitimation des Rechts der Welthandelsorganisation (WTO)
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Verfassungsperspektiven und Legitimation des Rechts der Welthandelsorganisation (WTO)
Hamburger Studien zum Europäischen und Internationalen Recht, Vol. 31
(2001)
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Abstract
Seit der WTO-Ministerkonferenz von Seattle 1999 ist die demokratische Legitimation des WTO-Rechts Gegenstand politischer Diskussionen.Der Autor liefert einen ersten Beitrag zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung hiermit und verknüpft dies mit einer kritischen Analyse der Theorie der Verfassungsfunktionen des GATT/WTO-Rechts. Neben einem Überblick über wesentliche Elemente des WTO-Rechts wird im ersten Kapitel der umstrittenen Frage nach der unmittelbaren Anwendbarkeit des GATT/WTO-Rechts nachgegangen. Danach wird die Entscheidungsfindung in der WTO in rechtstatsächlicher Hinsicht beschrieben, um wichtige Erkenntnisse für die folgenden Analysen der Arbeit zu gewinnen.Das zweite Kapitel enthält eine Erörterung des Verfassungsbegriffs und einen Überblick über zentrale wirtschaftswissenschaftliche Ansätze (Außenwirtschaftslehre, public choice und Konstitutionenökonomie). Der Autor bewertet anschließend die normativen Aussagen der von Petersmann vertretenen Theorie der Verfassungsfunktionen äußerst kritisch und lehnt es ab, von einer "Konstitutionalisierung" des WTO-Rechts zu sprechen.Im letzten Kapitel wird aufgrund der intransparenten und parlamentarisch wenig kontrollierbaren WTO-Entscheidungsfindung ein demokratisches Legitimationsdefizit des WTO-Rechts konstatiert. Abschließend werden Strategien zur Reduzierung dieses Defizits untersucht, wie etwa die verstärkte Einbindung von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) oder die Errichtung einer parlamentarischen Versammlung. Markus Krajewski kommt zu dem Ergebnis, daß diese Strategien nicht zu einer substantiellen Legitimierung des WTO-Rechts beitragen können.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 12 | ||
Einleitung | 15 | ||
I. Ausgangsüberlegungen | 15 | ||
II. Verfassungsperspektiven und Legitimation des GATT/WTO-Rechts | 18 | ||
III. Untersuchungsmethode und Gang der Darstellung | 19 | ||
Kapitel 1: Rechtsordnung und Entscheidungsfindung der Welthandelsorganisation | 22 | ||
I. Die Rechtsordnung der WTO aus völkerrechtlicher Sicht | 22 | ||
1. Geschichtliche Entwicklung von GATT und WTO | 22 | ||
2. Das WTO-Recht als Rechtsordnung | 24 | ||
3. Die formellen Elemente der Rechtsordnung der WTO | 26 | ||
a) Rechtsnatur, Aufgaben und Struktur der WTO | 27 | ||
b) Änderung und Durchsetzung des WTO-Rechts | 30 | ||
c) Verhältnis der WTO zu anderen internationalen Organisationen | 36 | ||
4. Die materiellen Elemente der Rechtsordnung der WTO | 38 | ||
a) Die Abkommen über den Warenhandel | 38 | ||
b) Das GATS und das TRIPS-Abkommen | 42 | ||
c) Materielle Strukturelemente der Rechtsordnung der WTO | 44 | ||
5. Dynamische Entwicklung der Rechtsordnung der WTO | 45 | ||
a) Neue Themen in der WTO-Rechtsordnung | 45 | ||
b) Implementierung, die „built-in agenda“ und zukünftige Verhandlungen | 47 | ||
c) Das Ziel der Entwicklung: Integration oder Kooperation? | 49 | ||
(1) Integration im engeren und weiteren Sinne | 49 | ||
(2) Die WTO-Ordnung als Kooperationsordnung | 51 | ||
II. Die Rechtsordnung der WTO und innerstaatliche Rechtsordnungen | 53 | ||
1. Unmittelbare Anwendbarkeit des WTO-Rechts | 53 | ||
a) Begriff und Voraussetzungen der unmittelbaren Anwendbarkeit völkerrechtlicher Normen | 53 | ||
b) Eignung des WTO-Rechts für die unmittelbare Anwendbarkeit | 56 | ||
c) Intention der Vertragsparteien | 57 | ||
(1) Verhandlungsgrundsatz, Reziprozität und Schutzklauseln | 58 | ||
(2) Verrechtlichung oder Flexibilität des Streitschlichtungsverfahrens? | 60 | ||
(3) Ungeregeltes Verhältnis von WTO-Streitschlichtung und innerstaatlicher Rechtsanwendung | 63 | ||
d) Intention der innerstaatlichen Normgeber | 68 | ||
2. Rang des WTO-Rechts im innerstaatlichen Recht | 70 | ||
III. Entscheidungsfindung in der WTO | 73 | ||
1. Entscheidungsarten | 75 | ||
2. Phasen des Entscheidungsprozesses | 79 | ||
3. Konsens und Informalität als besondere Strukturelemente des Entscheidungsprozesses | 80 | ||
a) Die Bedeutung des Konsenses für den Entscheidungsprozeß | 81 | ||
b) Konkreter Verlauf einer Konsensentscheidung in der WTO | 82 | ||
c) Bewertung des Konsensverfahrens | 84 | ||
d) Informalität und Intransparenz der Entscheidungsfindung | 86 | ||
4. Akteure der Entscheidungsfindung | 88 | ||
a) Delegationen der Mitglieder | 88 | ||
b) Nationale Bürokratien und Ministerien | 91 | ||
(1) Entscheidungsstrukturen in der US-Administration | 92 | ||
(2) Entscheidungsstrukturen in der Europäischen Gemeinschaft | 93 | ||
(3) Gemeinsame Elemente der Entscheidungsfindung in nationalen Bürokratien | 95 | ||
c) Parlamente | 96 | ||
(1) Der US Kongreß | 97 | ||
(2) Das Europäische Parlament | 100 | ||
(3) Grundstrukturen parlamentarischer Beteiligung in anderen Staaten | 102 | ||
d) Das GATT/WTO-Sekretariat | 104 | ||
e) Private Akteure | 107 | ||
(1) Beteiligung privater Akteure auf internationaler Ebene | 107 | ||
(2) Beteiligung privater Akteure auf nationaler Ebene | 110 | ||
(3) Beispiele für den Einfluß privater Unternehmen auf die Entscheidungsfindung: TRIPS und Finanzdienstleistungen | 113 | ||
(4) Zusammenfassung | 115 | ||
5. Die Entscheidungsfindung in den Streitbeilegungsorganen | 115 | ||
6. Ergebnis | 117 | ||
Kapitel 2: Verfassungsperspektiven des GATT/WTO-Rechts | 120 | ||
I. Verfassungsbegriffe und Verfassungsfunktionen | 120 | ||
1. Der Verfassungsbegriff im Staatsrecht und seine historische Entwicklung | 121 | ||
2. Verfassungen internationaler Rechtsordnungen und Europäische Verfassung | 124 | ||
3. Wirtschaftsverfassung | 127 | ||
4. Legitimation und Herrschaftsbegrenzung als allgemeine Verfassungsfunktionen | 129 | ||
II. Ökonomische Grundlagen der Verfassungsperspektiven | 131 | ||
1. Ausgangsproblem: Eine ökonomisch ineffiziente Außenwirtschaftspolitik | 132 | ||
a) Wohlstandssteigerung durch Außenhandel | 132 | ||
b) Protektionismus als „Politikversagen“? | 137 | ||
2. Erklärung von Protektionismus mit der Theorie der public choice | 140 | ||
a) Der „politische Markt“ | 140 | ||
b) Neigung zu Protektionismus („protectionist bias“) | 143 | ||
c) Kritische Würdigung | 145 | ||
3. Reduzierung von Protektionismus mit Hilfe von „Verfassungsregeln“ | 147 | ||
a) Verfassungsregeln als Schranke willkürlicher Politik: Buchanan und von Hayek | 148 | ||
b) Konstitutionelle Ökonomie des GATT | 152 | ||
c) Kritische Würdigung | 156 | ||
4. Ökonomische Theorien als Grundlagen einer Verfassungstheorie? | 158 | ||
III. Verfassungsfunktionen des GATT/WTO-Rechts | 161 | ||
1. Protektionismus als Verfassungsproblem | 162 | ||
a) Eingriffe in individuelle Freiheitsrechte | 163 | ||
(1) Funktion und Bedeutung individueller Freiheitsrechte für die Theorie der Verfassungsfunktionen | 163 | ||
(2) Inhalt und Schranken eines Individualrechts auf Außenhandelsfreiheit | 166 | ||
(3) Intensität der Eingriffe in die Außenhandelsfreiheit | 169 | ||
(4) Verhältnismäßigkeit der Eingriffe in die Außenhandelsfreiheit | 172 | ||
(5) Zusammenfassung | 174 | ||
b) Demokratieprinzip | 175 | ||
c) Mangelnde gerichtliche Kontrolle | 178 | ||
(1) Gerichtliche Kontrolle der Wirtschaftspolitik | 179 | ||
(2) Gerichtliche Kontrolle außenpolitischer Entscheidungen | 182 | ||
d) Zusammenfassung | 184 | ||
2. Das GATT/WTO-Recht als „völkerrechtliche Nebenverfassung“ | 185 | ||
a) Bedeutung und Inhalt der Verfassungsfunktionen | 186 | ||
b) Verfassungsfunktionen einzelner Grundsätze des GATT/WTO-Rechts | 188 | ||
(1) Nicht-Diskriminierung und Individualrechtsschutz | 188 | ||
(2) Verhältnismäßigkeit | 193 | ||
(3) Transparenz und Demokratie | 193 | ||
(4) Rechtsbindung (rule of law) | 195 | ||
(5) Zusammenfassung | 196 | ||
c) Bedeutung und Konsequenzen einer funktionalen Verfassungsperspektive | 197 | ||
d) Unmittelbare Anwendbarkeit des GATT/WTO-Rechts als konstitutionelles Instrument | 199 | ||
3. Gesamtwürdigung der Theorie der Verfassungsfunktionen | 202 | ||
a) Individualrechtsschutz als konstitutionelle Verschränkung nationaler und internationaler Rechtsordnungen | 203 | ||
b) Selektive Wahrnehmung von Individualrechten | 204 | ||
c) Internationale Entscheidungsfindung und die Legitimation konstitutioneller Funktionen des GATT/WTO-Rechts | 206 | ||
IV. Die Rechtsordnung der WTO als Weltwirtschaftsverfassung? | 208 | ||
1. Die WTO als idealtypische Ordnungsform der internationalen Wirtschaftsverfassung | 208 | ||
2. Die WTO als marktwirtschaftliche Verfassung des Welthandels | 211 | ||
3. Die WTO als Teilordnung der Verfassung der internationalen Gemeinschaft | 212 | ||
Kapitel 3: Legitimation der WTO-Rechtssetzung als Verfassungsproblem | 217 | ||
I. Legitimationsformen und -grundsätze | 218 | ||
II. Demokratische Legitimation internationaler Rechtssetzung durch nationale Organe | 220 | ||
1. Das traditionelle Modell der Legitimation internationaler Rechtssetzung | 220 | ||
a) Zusammenhang von Nation und Demokratie als Grundlage des Modells | 221 | ||
b) Legitimation durch die parlamentarische Zustimmung zu völkerrechtlichen Verträgen | 223 | ||
c) Demokratische Legitimation durch Regierungsverantwortung und -kontrolle | 226 | ||
2. Defizit demokratischer Legitimation der Rechtssetzung in der WTO | 227 | ||
III. „Nicht-majoritäre“ Legitimationsmodelle | 230 | ||
1. Legitimation durch Verhandlungen | 231 | ||
a) Verhandlungssysteme als Legitimationsmodell | 231 | ||
b) Die WTO als Verhandlungssystem | 232 | ||
2. Legitimation durch effiziente Regulierung | 235 | ||
a) Unabhängige Fachinstitutionen als Legitimationsquelle | 236 | ||
b) Die WTO als unabhängige Fachinstitution | 238 | ||
IV. Reaktionsmöglichkeiten auf das Legitimationsdefizit in der WTO | 241 | ||
1. Strategien zur Reduktion des Legitimationsdefizits internationaler Rechtssetzung | 241 | ||
a) Senkung des Legitimationsbedarfs durch Beschränkung internationaler Rechtssetzung (Re-Nationalisierung) | 242 | ||
b) Erhöhung der Legitimationsfähigkeit durch begleitende parlamentarische Kontrolle (Re-Parlamentarisierung) | 243 | ||
c) Erhöhung der Legitimationsfähigkeit durch Demokratisierung internationaler Rechtssetzung | 246 | ||
2. Beteiligung von Nichtregierungsorganisationen | 250 | ||
a) Legitimationsfunktion einer Beteiligung von Gruppen mit besonderem Interesse | 250 | ||
b) Formen der Beteiligung von NGOs an der WTO-Entscheidungsfindung | 252 | ||
c) Bewertung | 254 | ||
3. Parlamentarische Versammlung | 255 | ||
a) Legitimationsfunktion einer Parlamentarischen Versammlung | 256 | ||
b) Rechtsgrundlagen und Zusammensetzung einer parlamentarischen Versammlung der WTO | 257 | ||
c) Bewertung | 259 | ||
4. Legitimation durch Transparenz | 261 | ||
a) Diskurstheoretische Funktion von Transparenz | 261 | ||
b) Transparenz der Entscheidungsfindung in der WTO | 263 | ||
5. Ergebnis | 265 | ||
V. Demokratische Legitimation und Verfassungsperspektiven | 265 | ||
Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse | 269 | ||
I. Rechtsordnung und Entscheidungsfindung der WTO | 269 | ||
II. Verfassungsperspektiven des GATT/WTO-Rechts | 270 | ||
III. Legitimation der WTO-Rechtssetzung als Verfassungsproblem | 272 | ||
Literaturverzeichnis | 274 | ||
Personen- und Sachregister | 295 |