Risikostrukturen des Überweisungsverkehrs im französischen Recht
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Risikostrukturen des Überweisungsverkehrs im französischen Recht
Zugleich ein Ausblick auf das neue deutsche Überweisungsrecht
Untersuchungen zum Europäischen Privatrecht, Vol. 7
(2001)
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Abstract
Im Rahmen der Umsetzung der Richtlinie über grenzüberschreitende Überweisungen wurde das deutsche Überweisungsrecht grundlegend umgestaltet. In der Literatur hat die Neugestaltung zum Teil Kritik erfahren. Bemängelt wurde insbesondere, das neue Recht breche mit herkömmlichen Risikostrukturen des deutschen Überweisungsrechts.Christine Schmidt stellt dagegen heraus, daß die neue Risikoverteilung sinnvoll ist. Belegt wird dies durch eine umfassende Untersuchung des französischen Überweisungsrechts, das in seinen Grundstrukturen den Vorgaben der Richtlinie bereits entsprach. Durch eine systematische Analyse der französischen Rechtsprechung und Literatur werden die Risikostrukturen des französischen Überweisungsrechts entwickelt. So findet die Autorin argumentative Grundlagen für eine angemessene Bewältigung von Haftungskonflikten unter dem neuen deutschen Überweisungsrecht.Bei der Analyse des französischen Rechts wird nach den verschiedenen Haftungsbeziehungen im Überweisungsverkehr differenziert. Zunächst werden Ansprüche des Überweisenden gegen die übrigen Teilnehmer am Zahlungsverkehr untersucht und dabei nach der Art des Fehlschlagens der Überweisung unterschieden. Hierbei zeigt sich, daß die Haftung bei der Bank des Überweisenden konzentriert wird. Sie trifft nicht nur eine Garantiehaftung bei Verlust des Überweisungsbetrags, sondern sie hat auch für ein Verschulden von Zwischenbanken einzustehen. Die Untersuchung von Regreßansprüchen der überweisenden Bank gegen die anderen am Zahlungsvorgang beteiligten Banken zeigt, daß ein solcher Regreß nur sehr beschränkt möglich ist. Der Erfolg von Bereicherungsansprüchen der überweisenden Bank gegen den Überweisungsempfänger erweist sich als weitgehend davon abhängig, wo der Mangel eingetreten ist: Fehlt zwischen Überweisendem und Überweisungsempfänger ein Rechtsgrund für die Zahlung, steht der Bank grundsätzlich ein Direktanspruch gegen den Überweisungsempfänger zu. Dagegen scheiden bei Mängeln, die ausschließlich das Verhältnis des Überweisenden zu seiner Bank betreffen, Bereicherungsansprüche der Bank gegen den Überweisungsempfänger von vornherein aus. Der Bank bleiben Bereicherungsansprüche gegen den Überweisenden - allerdings in engen Grenzen - nämlich nur, soweit die Überweisung der Bank eine Schuld des Überweisenden gegenüber dem Überweisungsempfänger tilgte.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 12 | ||
Einleitung | 15 | ||
Teil 1: Rechtliche Analyse des Überweisungsverkehrs | 16 | ||
Kapitel 1: Die Rechtsbeziehung zwischen Bank und Kunde | 16 | ||
A. Rechtsprobleme des Kontoverhältnisses | 18 | ||
I. Compte de dépôt und compte courant | 19 | ||
II. Rechtsnatur des Einlagevertrags | 21 | ||
III. Einzelheiten zu den sonstigen Verpflichtungen aus dem Kontoverhältnis | 27 | ||
B. Berufsspezifische Verhaltenspflichten der Banken (obligations professionnelles des banques) | 28 | ||
I. Entstehung und Rechtsgrundlage | 28 | ||
II. Die Pflichten im einzelnen, insbesondere Informations-, Beratungs- und Kontrollpflichten | 32 | ||
C. Das Bankverhältnis zwischen Fürsorgeund Dienstleistung | 37 | ||
I. Der Anspruch auf Einrichtung eines Girokontos | 37 | ||
II. Behandlung von Interessenkonflikten im Rahmen von Informations- und Beratungspflichten | 38 | ||
Kapitel 2: Der Überweisungsmechanismus | 39 | ||
A. Entwicklung der rechtlichen Regelungen | 39 | ||
B. Inhalt der rechtlichen Regelungen | 42 | ||
I. Der Überweisungsvertrag | 43 | ||
1. Rechtsnatur | 43 | ||
2. Form | 44 | ||
3. Pflichten der überweisenden Bank | 45 | ||
II. Die Überweisung als „sachenrechtliche Verfügung sui generis“ | 46 | ||
III. Die Weiterleitung des Überweisungsbetrags zwischen den beteiligten Banken | 50 | ||
1. „Durchgangserwerb“ oder „Direkterwerb“? | 50 | ||
2. Zahlungsverkehrsnetze | 52 | ||
IV. Die Gutschrift des überwiesenen Betrags auf dem Konto des Überweisungsempfängers | 53 | ||
V. Der Einfluß der nationalen causa-Konzeption auf die Entwicklung eines tragfähigen Modells für die Erfassung des Überweisungsvorgangs | 54 | ||
1. Der Ausgangspunkt der Modellsuche: Die funktionale Gleichbehandlung von Buchgeld und Bargeld | 56 | ||
2. Die Bewältigung des Sachproblems im deutschen Recht mit dem Institut des abstrakten Schuldversprechens | 56 | ||
3. Die Bedeutung der französischen causa-Konzeption bei der Einordnung der Überweisung als „sachenrechtliche Verfügung sui generis“ | 57 | ||
4. Funktionale Äquivalenz der unterschiedlichen Überweisungsmodelle des deutschen und französischen Rechts | 60 | ||
5. Ergebnis | 61 | ||
Teil 2: Das System der Haftung für fehlgeschlagene Überweisungen im französischen Recht | 62 | ||
Kapitel 1: Die Ansprüche des Überweisenden gegen die übrigen Zahlungsverkehrsteilnehmer bei Fehlschlagen einer Überweisung | 63 | ||
A. Die Haftung der Bank des Überweisenden | 63 | ||
I. Die Überweisung trotz fehlenden oder aufgrund gefälschten Überweisungsauftrags | 64 | ||
1. Überweisung ohne Überweisungsauftrag | 64 | ||
a) Beweis der Existenz eines Überweisungsauftrags | 64 | ||
b) Fortbestehen der ursprünglichen Rückzahlungsforderung aus Einlagevertrag | 65 | ||
c) Deklaratorische oder konstitutive Wirkung des Rückbuchungsakts? | 66 | ||
d) Schadensersatzanspruch des Kontoinhabers | 67 | ||
2. Gefälschter Überweisungsauftrag | 68 | ||
a) Haftung wegen schuldhafter Verletzung von vertraglichen Sorgfaltspflichten | 68 | ||
b) Risikozuweisung bei fehlendem Verschulden von Kontoinhaber und überweisender Bank | 71 | ||
aa) Scheckrechtliche Lösung | 71 | ||
bb) Théorie de l’apparence | 72 | ||
cc) Theorie der „double qualité“ | 75 | ||
dd) Analyse der Rechtsprechung | 76 | ||
c) Zusammenfassung und Stellungnahme | 78 | ||
II. Mängel bei der Erteilung des Überweisungsauftrags | 81 | ||
1. Geschäftsfähigkeit | 81 | ||
a) Allgemeine Regeln | 82 | ||
b) Überweisungsrecht | 84 | ||
c) Stellungnahme | 86 | ||
2. Willensmängel des Überweisenden | 87 | ||
3. Mängel im Deckungs- bzw. Valutaverhältnis | 91 | ||
a) Unabhängigkeit von den Mängeln des Deckungsverhältnisses | 91 | ||
b) Unabhängigkeit von den Mängeln des Valutaverhältnisses | 92 | ||
4. Zusammenfassung | 92 | ||
III. Widerruf des Überweisungsauftrags | 93 | ||
1. Diskussion um die zeitlichen Grenzen des Widerrufsrechts | 94 | ||
2. Stellungnahme | 95 | ||
IV. Mängel bei der Ausführung des Überweisungsauftrags | 97 | ||
1. Überschreitung des Überweisungbetrags, Doppelüberweisung oder Überweisung an einen falschen Empfänger | 97 | ||
a) Bisherige Rechtslage | 98 | ||
b) Der Rückerstattungsanspruch gemäß Artt. 93–3 Nr. 2 und 3 L. 24.01.1984, 10 Règlement CRB 99–09 vom 09.07.1999 | 98 | ||
c) Konkurrenzverhältnis | 99 | ||
2. Verzögerte und unterlassene Überweisung | 100 | ||
a) Bisherige Rechtslage | 100 | ||
aa) Ausführungsfrist | 101 | ||
bb) Verschulden der überweisenden Bank | 102 | ||
cc) Umfang der Schadensersatzpflicht | 103 | ||
b) Der verschuldensunabhängige Anspruch auf Verzugszinsen gemäß Artt. 93–3 Nr. 1 L. 24.01.1984, 9 Règlement CRB 99–09 vom 09.07.1999 | 103 | ||
3. Verletzung von vertraglichen Nebenpflichten | 104 | ||
4. Verletzung von gesetzlichen Bestimmungen | 104 | ||
5. Zusammenfassung und Stellungnahme | 105 | ||
V. Computerversagen im beleglosen Überweisungsverfahren | 106 | ||
1. Computerversagen bei der Erteilung des Überweisungsauftrags im Rahmen des homebanking-Verfahrens | 107 | ||
a) Übertragungsfehler | 107 | ||
b) Überweisung durch einen unbefugten Dritten | 108 | ||
2. Computerversagen bei der Ausführung eines Überweisungsauftrags im Rahmen des beleglosen Überweisungsverkehrs | 110 | ||
VI. Haftung für das schuldhafte Handeln anderer Zahlungsverkehrsteilnehmer | 112 | ||
1. Haftung für das Verschulden einer Zwischenbank | 113 | ||
a) Die Rechtsstellung der Zwischenbank als mandataire substitué | 113 | ||
b) Haftungsrechtliche Konsequenzen bei der Ausführung des Überweisungsauftrags | 115 | ||
aa) Haftung für Eigenverschulden: Die Verletzung einer obligation d’ assistance et de surveillance | 115 | ||
bb) Haftung für Fremdverschulden: Das Urteil der Cour d’appel von Paris vom 22.09.1988 | 116 | ||
cc) Die gesetzliche Regelung in Art. 93–3 L. 24.01.1984 | 118 | ||
dd) Stellungnahme | 118 | ||
2. Haftung für das Verschulden der Empfangsbank | 119 | ||
VII. Haftungsbeschränkende und haftungsausschließende Klauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Banken | 121 | ||
1. Einbeziehung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen | 122 | ||
2. Rechtliche Grundlagen der Kontrolle haftungsbeschränkender Klauseln | 122 | ||
3. Haftungsausschlußklauseln im Überweisungsverkehr | 124 | ||
B. Die Haftung von Zwischenbanken bzw. der Empfangsbank | 124 | ||
I. Die action directe des Art. 1994 II C. c. gegen einen mandataire substitué | 125 | ||
1. Inhalt der action directe | 125 | ||
2. Verhältnis zu den Ansprüchen des Überweisenden gegen die überweisende Bank | 126 | ||
II. Der Restitutionsanspruch des Art. 93–3 Nr. 4 L. 24.01.1984 gegen die Empfangsbank | 128 | ||
III. Zusammenfassung | 129 | ||
Kapitel 2: Ansprüche der Banken | 129 | ||
A. Ansprüche im Interbankverhältnis | 132 | ||
I. Vertragliche Ansprüche der überweisenden Bank | 133 | ||
II. Gesetzliche Ansprüche der überweisenden Bank | 134 | ||
III. Zusammenfassung | 136 | ||
B. Ansprüche gegen die übrigen Zahlungsverkehrsteilnehmer | 136 | ||
I. Ansprüche gegen den Überweisungsempfänger | 138 | ||
1. Ansprüche der überweisenden Bank | 138 | ||
a) Mängel des Deckungsverhältnisses | 138 | ||
b) Fehlender Überweisungsauftrag | 141 | ||
2. Ansprüche der Empfangsbank | 146 | ||
3. Dogmatische Analyse | 147 | ||
a) Die Berücksichtigung des Rechtsgrundes im Valutaverhältnis im Rahmen der répétition de l’indu: Objektive und subjektive Nichtschuld | 148 | ||
aa) Die Verknüpfung der Zuwendung mit dem Rechtsgrund des Valutaverhältnisses im Rahmen der objektiven Nichtschuld | 148 | ||
bb) Die Rolle des Irrtums bei der Bestimmung der Parteien des Rückabwicklungsverhältnisses bei der subjektiven Nichtschuld | 153 | ||
b) Berücksichtigung des Rechtsgrundes aus Drittverhältnissen bei der actio de in rem verso | 158 | ||
4. Rechtfertigung der Versagung eines Rückforderungsanspruchs gegen den Überweisungsempfänger wegen des Bestehens eines Rechtsgrundes im Valutaverhältnis | 163 | ||
II. Ansprüche gegen den Überweisenden | 165 | ||
1. Ausschluß der Institute der subrogation personnelle und der Geschäftsführung ohne Auftrag als Rechtsgrundlage für Rückgriffsansprüche gegen den Überweisenden | 166 | ||
a) Subrogation personnelle | 166 | ||
b) Geschäftsführung ohne Auftrag (gestion d’affaires) | 168 | ||
2. Bereicherungsrechtliche Rückzahlungsansprüche gegen den Überweisenden | 171 | ||
a) Die répétition de l’indu als Rechtsgrundlage eines Rückgriffsanspruchs gegen den befreiten Schuldner | 171 | ||
b) Die Entwicklung eines Rückgriffsanspruchs sui generis durch die Rechtsprechung | 177 | ||
c) Der Regreß gegen den Überweisenden im Rahmen der allgemeinen Bereicherungsklage | 180 | ||
d) Stellungnahme | 181 | ||
Kapitel 3: Ansprüche des Überweisungsempfängers | 184 | ||
A. Ansprüche gegen den Überweisenden | 184 | ||
I. Anspruch auf (nochmalige) Zahlung: Zeitpunkt der Erfüllungswirkung der Überweisung | 185 | ||
II. Ansprüche wegen verspäteter Zahlung | 187 | ||
B. Auftragsvertragliche Ansprüche gegen die Empfangsbank | 188 | ||
C. Ansprüche gegen die überweisende Bank bzw. eine Zwischenbank | 189 | ||
I. Anspruch auf Auszahlung des Überweisungsbetrags | 189 | ||
II. Sonstige Schadensersatzansprüche | 192 | ||
Zusammenfassender Überblick über die Risikostrukturen des Überweisungsverkehrs im französischen Recht | 192 | ||
Teil 3: Das neue deutsche Überweisungsrecht aus französischer Sicht | 197 | ||
A. Grundzüge der gesetzlichen Regelung | 198 | ||
B. Weisungsmodell oder Vertragsmodell? | 199 | ||
I. Rückfall in ein überholtes Vertragstypensystem? | 200 | ||
II. Barüberweisung als Leitbild des Überweisungsvertrags? | 201 | ||
III. Ablehnungsfreiheit oder Kontrahierungszwang? | 203 | ||
IV. Ergebnis | 206 | ||
C. Neuausrichtung des vertraglichen Leistungsprofils der überweisenden Bank | 207 | ||
I. Erweiterung des Pflichtenumfangs bei außerbetrieblichen Überweisungen | 207 | ||
II. Zwingender Charakter gemäß § 676c III BGB | 209 | ||
III. Erfüllungsgehilfenstellung der eingeschalteten Zwischenbanken | 211 | ||
IV. Schlußbetrachtung | 213 | ||
D. Die Garantiehaftung der überweisenden Bank | 214 | ||
I. Zumutbarkeit der Belastung der überweisenden Bank mit Risiken außerhalb ihres Einflußbereiches im inländischen Überweisungsverkehr | 216 | ||
II. Beschränkung der verschuldensunabhängigen Haftung auf 12.500 Euro | 218 | ||
III. Ergebnis | 219 | ||
E. Fazit | 219 | ||
Anhang | 220 | ||
I. Art. 93–3 L. 24.01.1984 | 220 | ||
II. Règlement CRB 99–09 vom 09.07.1999 | 220 | ||
Literaturverzeichnis | 224 | ||
Stichwortverzeichnis | 237 |