Krise und Wiederherstellung
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Krise und Wiederherstellung
Österreichische Großmachtpolitik zwischen Türkenkrieg und »Zweiter Diplomatischer Revolution« 1787–1791
Historische Forschungen, Vol. 65
(2000)
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Abstract
Die Maria-Theresianische Staatsreform im Anschluß an die Krise des Österreichischen Erbfolgekrieges (1740-1748) und die Niederlage gegen Preußen waren der Auftakt zu einem beispiellosen Reformzeitalter, das die barocke Habsburgermonarchie für den Überlebenskampf im internationalen Wettbewerb fit machen sollte. Am chronologischen Endpunkt des österreichischen aufgeklärten Absolutismus stand jedoch unter Kaiser Joseph II. 1789/90 wieder eine schwere Staatskrise, die zu beweisen schien, daß auch ein halbes Jahrhundert tiefgreifender Strukturreformen die Fragilität der österreichischen Großmachtstellung letztlich nicht wirklich zu beheben vermochte.Die europäische Mächtepolitik hatte sich nach dem definitiven Scheitern habsburgischer Hegemonialbestrebungen 1648/1659 längst an ein Österreich gewöhnt, das auf Grund seiner schwachen, weil schlecht organisierten Machtbasis nach innen und nach außen den Konsens suchen und daher prinzipiell defensiv agieren mußte. Die Modernisierung und Militarisierung der mariatheresianischen und josephinischen Ära vergrößerte zwar das Machtpotential und erlaubte damit zugleich ein selbstbewußteres Mitmischen im ost- und mitteleuropäischen Umverteilungskampf zwischen Wien, Berlin und Petersburg. Außenpolitisch konnte die Habsburgermonarchie aber weiterhin nicht so konsensfrei agieren wie Rußland als nahezu unverwundbare Flankenmacht oder der Außenseiter Preußen. Die Kaiserkrone mit ihren Verpflichtungen zu Ausgleich und Mäßigung machte ein ungehemmtes Ausleben machtpolitischer Instinkte zum rufschädigenden Wagnis, und die ungünstige geopolitische Konfiguration mit gefährdeten Außenposten in den Niederlanden und Italien verwies auf die unbedingte Notwendigkeit von bündnispolitischen Rückversicherungen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungen und Siglen | 11 | ||
Einleitung | 15 | ||
I. „Diplomatiegeschichte" oder „Geschichte der internationalen Beziehungen"? | 15 | ||
II. Joseph II. und Leopold II. – Krise und Wiederherstellung einer Großmacht | 18 | ||
III. Die Habsburgermonarchie als außenpolitisches Phänomen | 23 | ||
IV. Das „alte Gerümpel der Geopolitik" | 26 | ||
A. Voraussetzungen | 44 | ||
I. Der institutionelle Rahmen österreichischer Außenpolitik | 44 | ||
1. Die obersten Beratungsorgane: Geheimer Rat, Deputierte Räte, Geheime Konferenz, Kommissionen | 44 | ||
2. Die Exekutivbehörden: Reichshofkanzlei, Österreichische Hofkanzlei und Staatskanzlei | 47 | ||
a) Der Siegeszug der Österreichischen Hofkanzlei | 47 | ||
b) Die Gründung der Staatskanzlei und die „Ära Kaunitz" | 50 | ||
c) Die Auflockerung der Kaunitzschen „Alleinherrschaft" | 52 | ||
d) Wie arbeitete die Staatskanzlei? | 55 | ||
e) Das Verhältnis zwischen Staatskanzlei und Reichshofkanzlei nach 1753 | 56 | ||
Anhang I: Die Herrscher | 60 | ||
Anhang II: Der Personalstand der k. k. Geheimen Hof- und Staatskanzlei 1787 – 1792 | 61 | ||
Anhang III: Der Personalstand der Reichshofkanzlei 1787 – 1792 | 64 | ||
3. Das Kabinett | 65 | ||
4. Die k.k. Auslandsvertretungen | 67 | ||
5. Die Sprache des diplomatischen Verkehrs | 71 | ||
6. Technische Voraussetzungen der Kommunikation zwischen Wien und den Auslandsvertretungen: Der Kurierdienst | 73 | ||
7. Postlogen und Geheime Ziffernkanzlei | 76 | ||
II. Bündniskonstellationen | 80 | ||
1. Das „gescheiterte Experiment" – Die französisch-österreichische Allianz 1756 – 1787 | 80 | ||
a) Erste Ausgleichsversuche | 82 | ||
b) Die Versailler Verträge 1756 – 1757 – 1758 | 84 | ||
c) „Chacun à son goût": Das Auseinanderdriften der Bündnispartner | 88 | ||
d) Allianzfreier Raum: Der „Secret du Roi" und die antiösterreichische Publizistik | 91 | ||
e) Die Ära Vergennes 1774 – 1787 | 94 | ||
f) Die Allianz in der öffentlichen Meinung Frankreichs | 98 | ||
g) Die Vorteile der Allianz | 103 | ||
2. Neue Bündniskonstellationen | 105 | ||
a) Der französisch-spanische „pacte de famille" von 1761 | 105 | ||
b) Das russisch-österreichische Geheimbündnis von 1781 | 106 | ||
III. Krisenherde und Bruchzonen | 109 | ||
1. „... daß Preussen muß übern Hauffen geworffen werden, wann das durchlauchtigste Ertzhauss aufrecht stehen soll" – Die österreichischpreußische „Erbfeindschaft" | 110 | ||
2. Das Reich als Austragungsort der österreichisch-preußischen Rivalität: Der Fürstenbund | 112 | ||
3. Die britisch-französische Rivalität | 116 | ||
4. Die „Unruhe des Nordens" | 119 | ||
5. Die „orientalische Frage" | 120 | ||
6. Die „polnische Frage" | 123 | ||
B. Krise | 125 | ||
I. Frankreichs machtpolitischer Verfall im Zeichen der inneren Krise | 125 | ||
1. Die österreichischen Versuche einer Fernsteuerung Frankreichs | 126 | ||
a) „L'Autrichienne" | 126 | ||
b) Das Ringen um die Nachfolge Vergennes' | 131 | ||
2. Die „Prérévolution" – Frankreichs Weg in die Revolution | 135 | ||
II. Internationale Konflikte | 138 | ||
1. Der „Kalte Krieg" – Die Resistenz des österreichisch-preußischen Erbfeindparadigmas | 141 | ||
a) Neu bleibt Alt | 141 | ||
b) Das Reich als Kampfplatz | 147 | ||
2. Die preußische Intervention in Holland und die Formierung der Tripelallianz | 150 | ||
a) Die „Revolution" in den Vereinigten Niederlanden im Schnittpunkt der europäischen Mächtepolitik | 150 | ||
b) Die preußische Intervention | 155 | ||
c) Die Bildung der Tripelallianz | 162 | ||
3. Die Hypothek der russischen Allianz: Österreichs Eintritt in den Türkenkrieg 1787 - 1788 | 168 | ||
a) Die taurische Reise | 168 | ||
b) Krisensymptome – Der belgische Verfassungskonflikt von 1787 | 173 | ||
c) Der Beginn des Türkenkriegs: Frankreichs Orientpolitik am Scheideweg | 182 | ||
4. Vom Türkenkrieg zum Mehrfrontenkrieg | 202 | ||
a) Der „Hertzberg-Plan" und die Eröffnung des Türkenfeldzugs 1788 | 202 | ||
b) Die schwedische Diversion | 208 | ||
c) Tripelallianz gegen Tripelallianz: Die Bemühungen um ein russisch- französisches Bündnis | 213 | ||
d) „Une paix quelconque ..." | 219 | ||
e) Die österreichische Friedensoffensive | 228 | ||
III. Die Katastrophe | 231 | ||
1. Mißerfolge | 231 | ||
a) Das Scheitern der russisch-französischen Allianzgespräche | 231 | ||
b) Der Schiffbruch der österreichischen Friedensbemühungen in Konstantinopel | 235 | ||
c) Die Erneuerung der russisch-österTeichischen Allianz | 243 | ||
2. Kein Weg zum Frieden | 245 | ||
a) Polens Erwachen | 245 | ||
b) Schwedens „Reaktivierung" | 252 | ||
c) Letzte Erfolge | 253 | ||
d) Die zweite österreichische Friedensinitiative in Konstantinopel | 259 | ||
3. Frankreich „en révolution" | 263 | ||
a) Das neue Frankreich | 263 | ||
b) Die Explosion der anti-österreichischen Stimmung in Frankreich | 270 | ||
c) Zwischenbilanz: Der Verlust eines Alliierten | 275 | ||
4. Revolution im eigenen Hause | 279 | ||
a) Sezessionistische Tendenzen in Ungarn | 279 | ||
b) Der Abfall der Österreichischen Niederlande | 281 | ||
c) Revolution in Lüttich | 287 | ||
5. Systemwechsel? | 289 | ||
a) Die Mission des Herzogs von Orléans nach London | 289 | ||
b) Österreichische Annäherungsversuche in London | 294 | ||
6. Der außenpolitische Bankrott des Josephinismus | 298 | ||
a) Wettlauf um Frieden | 298 | ||
b) „... das Unglück kömmt bey uns Schlag auf Schlag" | 303 | ||
c) Die Wiederbelebung der Geheimen Konferenz | 309 | ||
C. Wiederherstellung | 315 | ||
I. Krisenbewältigung | 315 | ||
1. Eine neue Ära? | 315 | ||
a) Die Distanzierung von der „josephinischen Erblast" | 315 | ||
b) Von der „Grauen Eminenz" zum „lästigen Alten": Die Entmachtung des Fürststaatskanzlers Kaunitz in der Regierungszeit Leopolds II. | 318 | ||
c) Leopold II. – „Hirtenkönig" und „Friedensfürst" | 327 | ||
d) Neubeginn in Belgien? | 331 | ||
2. Die österreichisch-preußische Krieg-in-Sicht-Krise | 338 | ||
a) Die Sicherung der sächsischen Neutralität | 338 | ||
b) Hinhaltetaktik | 340 | ||
3. Reichenbach | 353 | ||
4. Der Schiffbruch der österreichisch-französischen Allianz | 368 | ||
a) Die Revolution geht weiter | 368 | ||
b) Thronwechsel – Systemwechsel? | 374 | ||
c) Das Auseinanderbrechen des „pacte de famille": Die „Nootka- Sound-Controversy" | 377 | ||
5. Die Konferenz von Den Haag und die Wiedereingliederung Belgiens | 385 | ||
6. Der Abschluß der Krisenbewältigung: Lüttich, Ungarn, die Kaiserkrone und der Zerfall des Fürstenbundes | 398 | ||
II. Das Staatensystem im Umbruch | 402 | ||
1. Neuorientierung der preußischen Politik? | 402 | ||
a) Frankreich ein zweites Polen? | 402 | ||
b) Die „Mission Ephraim" in Paris | 405 | ||
2. Die Krise der „orientalischen Frage" | 409 | ||
a) Der Waffenstillstand von Giurgiu und der Beginn der Friedensverhandlungen in Sistow | 409 | ||
b) Pitts „Russian Armament" | 411 | ||
c) Die Lockerung der österreichisch-russischen Allianz | 413 | ||
d) Die Geheimmission Bischoffwerders nach Wien | 422 | ||
3. Stillstand und Ablenkung | 431 | ||
a) Die österreichisch-preußische Annäherung in der Sackgasse | 431 | ||
b) Die polnische „Revolution" | 436 | ||
c) Die Mission Elgin in Italien | 443 | ||
4. Die „zweite diplomatische Revolution" | 449 | ||
a) Die 2. Mission Bischoffwerders und der Friede von Sistow | 449 | ||
b) Der österreichisch-preußische Präliminarvertrag | 455 | ||
Quellen und Literatur | 462 | ||
Ungedruckte Quellen | 462 | ||
Gedruckte Quellen | 467 | ||
Nachschlagewerke, Behelfe, Bibliographien | 470 | ||
Literatur | 474 | ||
Personenverzeichnis | 513 |