Justitiabilität des Rechtsetzungsermessens
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Justitiabilität des Rechtsetzungsermessens
Zugleich ein Beitrag zur Theorie des Ermessens
Münsterische Beiträge zur Rechtswissenschaft, Vol. 121
(1998)
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Abstract
Die verwaltungsgerichtliche Praxis begegnet immer häufiger dem Problem, Verordnungen und Satzungen auf Ermessensfehler zu überprüfen. Dabei fehlt es sowohl an gesetzgeberischer Maßgabe wie an theoretischer Fundierung. Über Jahrzehnte wurden unzählige Aspekte von Ermessensvorschriften nur für Einzelakte untersucht. Der Autor entwickelt in der vorliegenden Publikation Maßstäbe, um Rechtsverordnungen und Satzungen auf Ermessensfehler zu untersuchen.Dies erfordert einen trennscharfen Ermessensbegriff, der sowohl für Einzelakte als auch Rechtsetzungsakte tauglich ist. Dazu ist eine Auseinandersetzung mit dem »ewigen« Streit um die Behandlung von Ermessen und Beurteilungsspielraum unumgänglich. Eine detaillierte Untersuchung zeigt, daß die dogmatischen Auseinandersetzungen meist auf einem Mißverständnis beruhen oder jeweils unterschiedliche Aspekte des Ermessens betreffen. »Das« Ermessen gibt es nicht. Ermessen tritt auch bei Einzelakten in zwei unterschiedlichen Erscheinungsformen auf. Die zweite Erscheinungsform spielt beim Normsetzungsermessen eine besondere Rolle. Beurteilungsspielraum und »Planungsermessen« sind hingegen keine eigenständigen Rechtsinstitute. Abzugrenzen ist das normative Ermessen vom Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers.Sodann werden die unterschiedlichen Ermessensfehler dargestellt, die beim Erlaß von Satzungen und Rechtsverordnungen unterlaufen können. Anschließend erfolgt eine Untersuchung, wie diese Ermessensfehler vom Gericht zu prüfen sind. Breiten Raum nimmt dabei die Frage ein, wann und wie weit die Kontrolldichte eingeschränkt ist.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsübersicht | 9 | ||
Inhaltsverzeichnis | 11 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 16 | ||
A. Einleitung | 23 | ||
I. Theoretischer Ansatz | 24 | ||
II. Eingrenzung der Arten normativen Ermessens | 27 | ||
1. Beschränkung auf administratives Ermessen | 27 | ||
2. Beschränkung auf Normen des Außenrechts | 29 | ||
B. Begriffsklärung und Klassifizierung von Ermessen | 30 | ||
I. Ermessen als Element der Normstruktur | 31 | ||
1. Gemeinsamkeiten der Normstruktur | 31 | ||
2. Gesetzliche Vorgaben 33 – Auslegung von § 40 VwVfG, § 114 VwGO | 33 | ||
aa) Wortsinn von § 40 VwVfG | 33 | ||
bb) Historische Auslegung | 34 | ||
(1) Dogmatische Entwicklung | 34 | ||
(2) Genese | 36 | ||
cc) Systematik und Teleologie | 36 | ||
3. Ermessen im Kontext von unbestimmtem Rechtsbegriff und Beurteilungsspielraum | 39 | ||
a) Unbestimmter Rechtsbegriff als Gegenstück zum Ermessen | 40 | ||
aa) Unmöglichkeit einer normstrukturellen Unterscheidung | 41 | ||
bb) Schwierigkeiten der Unterscheidung von Wertung und Erkenntnis | 42 | ||
b) Abgrenzung zum Beurteilungsspielraum bei unbestimmten Rechtsbegriffen | 44 | ||
4. Folgerungen für die Definition von Ermessen | 50 | ||
II. Struktur der Ermessensausübung | 52 | ||
1. Bisherige Erklärungsansätze | 52 | ||
2. Ermessen als Zweckwahl der Verwaltung oder Orientierung an gesetzlichen Zwecken | 53 | ||
a) Begriff des Zwecks als Maßstab des Ermessens | 54 | ||
b) Zulässigkeit subjektiver Zweckvorstellungen | 57 | ||
c) Folgerungen für die Ausübung von Ermessen | 60 | ||
3. Prognostische Elemente der Ermessensentscheidung | 61 | ||
4. Verortung der Gestaltungsfreiheit zur Ermittlung der Rechtsfolge | 66 | ||
5. Folgerungen für den Ermessensbegriff | 71 | ||
a) Beurteilungsspielraum und Ermessen | 72 | ||
aa) Struktur der Anwendung unbestimmter Rechtsbegriffe | 73 | ||
(1) Konkretisierung des Tatbestandes: Ermittlung oder Festsetzung von Prämissen? | 74 | ||
(2) Festsetzung der Prämissen: Auslegung, Subsumtion oder Ergänzung des Tatbestandes? | 78 | ||
(3) Festsetzung der Prämissen: abstrakt oder konkret? | 81 | ||
(4) Zweckmäßigkeitserwägungen bei der Anwendung unbestimmter Rechtsbegriffe | 83 | ||
bb) Besonderheiten bei unbestimmten Rechtsbegriffen mit Beurteilungsspielraum | 84 | ||
(1) Systematik der Beurteilungsspielräume | 85 | ||
(a) Nicht reproduzierbare oder näher begründbare Feststellungen eines Verwaltungsträgers | 85 | ||
(b) Feststellungen aufgrund besonderen Sachverstandes eines Verwaltungsträgers | 86 | ||
(c) Feststellungen eines Verwaltungsträgers aufgrund von Prognosen oder politischer Wertung | 87 | ||
(d) Neuere Entwicklungen | 90 | ||
(2) Folgerungen | 92 | ||
b) Kontrollüberlegung: Eignung der Erkenntnisse auch für Koppelungsvorschriften | 95 | ||
c) Unterschiede zwischen Entschließungs- und Auswahlermessen | 96 | ||
d) Verhältnis von Ermessen und „frei gestaltender Verwaltung“ | 97 | ||
III. Ermessensarten im einzelnen | 99 | ||
1. Planungsermessen | 99 | ||
a) Die Fehlinterpretation der Luhmannschen Konzeption | 100 | ||
b) Der Wert der Unterscheidung zwischen konditionalen und finalen Normen für den Ermessensbegriff | 101 | ||
c) Andere Kriterien für eine Unterscheidung vom Einzelaktermessen | 103 | ||
d) Abhängigkeit des Befundes von der Rechtsform planerischer Entscheidungen | 108 | ||
2. Verordnungsermessen | 109 | ||
a) Dogmatische Einordnung | 109 | ||
aa) Delegierte Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers | 110 | ||
(1) Verfassungsunmittelbare Verordnungen | 111 | ||
(2) Mitwirkungsbedürftige Verordnungen | 112 | ||
(3) Gesetzesändernde Verordnungen | 113 | ||
bb) Abwägungsspielraum wie bei Planungsentscheidungen | 113 | ||
cc) Eigenständiges Institut | 114 | ||
dd) Einordnung unter den Begriff des Ermessens | 116 | ||
b) Nähere Charakterisierung des Verordnungsermessens | 116 | ||
3. Satzungsermessen | 118 | ||
a) Dogmatische Zuordnung | 119 | ||
aa) Abgrenzung zum Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers | 119 | ||
bb) Satzungsermessen als Planungsermessen | 121 | ||
cc) Satzungsermessen als eigene Kategorie | 121 | ||
dd) Prüfung für die unterschiedlichen Satzungsfunktionen | 122 | ||
4. Entschließungsermessen des Normgebers | 124 | ||
C. Ermessensfehler | 126 | ||
I. Zu untersuchende Ermessensfehler | 127 | ||
1. Einschränkung auf justitiable Ermessensfehler | 127 | ||
2. Einschränkung auf Fehler bei der Ermessensbetätigung | 129 | ||
a) Ausgrenzung bestimmter Verfahrens- und Formfehler | 129 | ||
b) Einordnung der Ermessensüberschreitung | 131 | ||
II. Bedeutung der Rechtsnatur eines Ermessensaktes für die Fehlersystematik | 132 | ||
III. Für alle Ermessensarten mögliche Fehler | 133 | ||
1. Fehlende Ermessensausübung | 134 | ||
2. Fehlerhafte Ermessensausübung | 136 | ||
a) Überschreitung der gesetzlich vorgegebenen Grenzen 136 – Sonderfall des intendierten Ermessens | 137 | ||
b) Sonstige Abwägungsfehler | 138 | ||
aa) Abwägungsdefizit | 138 | ||
bb) Abwägungsdisproportionalität | 139 | ||
IV. Besonderheiten normativen Ermessens | 141 | ||
1. Fehler normativen Ermessens jeglicher Art | 141 | ||
a) Mangelnde Bestimmtheit | 141 | ||
b) Übertriebene Konkretisierung | 141 | ||
c) Ermessensfehler bei mitwirkungsbedürftigem Normerlaß | 142 | ||
2. Besonderheiten beim Satzungsermessen | 143 | ||
3. Besonderheiten beim Planungsermessen | 143 | ||
D. Kontrolle von Ermessensfehlern durch das Gericht | 146 | ||
I. Eröffnung gerichtlicher Ermessenskontrolle | 146 | ||
1. Anforderungen der einzelnen Rechtswege | 146 | ||
2. Anforderungen durch das Rechtsschutzbedürfnis | 147 | ||
3. Auswirkungen der Verfahrensart auf den Kontrollumfang | 149 | ||
II. Gegenstand der Ermessenskontrolle | 149 | ||
1. Vorfrage: Methode der gerichtlichen Ermessenskontrolle | 150 | ||
2. Verfahren des Normerlasses | 152 | ||
3. Vorgang der Ermessensbetätigung | 153 | ||
4. Ergebnis der Ermessensbetätigung | 154 | ||
III. Reichweite der Ermessenskontrolle | 155 | ||
1. Maßstab gerichtlicher Kontrolle | 155 | ||
a) Herleitung der Kontrollmaßstäbe | 155 | ||
b) Kontrollmaßstäbe im einzelnen | 159 | ||
aa) Europarechtliche Maßstäbe für die Ermessenskontrolle | 159 | ||
bb) Verfassungsrechtliche Maßstäbe für die Ermessenskontrolle | 159 | ||
(1) Bestimmtheitsgebot | 160 | ||
(2) Übermaßverbot | 162 | ||
(a) Kontrolle der Geeignetheit | 163 | ||
(b) Kontrolle der Erforderlichkeit | 164 | ||
(aa) Prüfung beim Entschließungsermessen | 164 | ||
(bb) Prüfung beim Auswahlermessen | 166 | ||
(c) Kontrolle der Verhältnismäßigkeit | 168 | ||
(3) Gleichheitssatz | 170 | ||
(4) Abwägungsgebot | 172 | ||
cc) Einfachgesetzliche Maßstäbe für die Ermessenskontrolle | 172 | ||
(1) Maßstäbe aus anderen Normen | 172 | ||
(2) Normimmanente Maßstäbe | 175 | ||
dd) Untergesetzliche Maßstäbe für die Ermessenskontrolle | 179 | ||
ee) Außerrechtliche Maßstäbe für die Ermessenskontrolle | 180 | ||
ff) Verwaltungseigene Maßstäbe für die Ermessenskontrolle | 181 | ||
2. Umfang der Kontrolldichte | 183 | ||
a) Grundprobleme | 184 | ||
aa) Ausgrenzung von Bereichen autonomer Wertung | 184 | ||
(1) Freistellung kommunaler Erwägungen durch Art. 28 II 1 GG | 185 | ||
(2) Freistellung sonstiger politischer Erwägungen | 186 | ||
bb) Reichweite der Verfahrenskontrolle | 189 | ||
(1) Verstärkung im Grundrechtsbereich | 190 | ||
(2) Verringerung durch vorgerichtliche Kompensation | 191 | ||
(3) Beschränkung auf Klägervorbringen | 192 | ||
(4) Abwägungsdefizit und Mitwirkungspflicht | 193 | ||
cc) Abhängigkeit der Kontrolldichte von der Grundrechtsrelevanz | 193 | ||
dd) Kontrolle prognostischer Teile der Ermessensentscheidung | 195 | ||
ee) Kontrolle der räumlichen und zeitlichen Ausdehnung | 201 | ||
ff) Verhältnis zwischen Kontrolldichte und Regelungsdichte | 203 | ||
gg) Gewichtung von Interessen der Verwaltung und der Einzelnen | 204 | ||
hh) Erweiterung des Kontrollrahmens durch Erfordernis der Rechtssicherheit | 205 | ||
ii) Überprüfung einer Abweichung des Inhalts einer Norm vom Ergebnis der Abwägung | 206 | ||
kk) Berücksichtigung von Folgen der Normsetzung | 207 | ||
ll) Einschränkung der Kontrolldichte bei Beteiligung Dritter am Normerlaß | 207 | ||
mm) Ermessensreduzierung auf Null | 209 | ||
(1) Wegfall der Ermächtigungsvoraussetzungen | 211 | ||
(2) Ermessensreduzierung durch konkurrierende Normsetzungskompetenz | 212 | ||
b) Besonderheiten beim Planungsermessen | 213 | ||
c) Besonderheiten beim Verordnungsermessen | 215 | ||
aa) Kontrolle zahlenförmiger Verordnungen | 216 | ||
bb) Kontrolldichte bei Maßnahmeverordnungen | 218 | ||
cc) Abhängigkeit der Kontrolldichte vom Adressaten der Verordnungsermächtigung | 219 | ||
dd) Verordnungen zur Konkretisierung unbestimmter Rechtsbegriffe | 219 | ||
d) Besonderheiten beim Satzungsermessen | 220 | ||
aa) Kontrolle der kollektiven Ermessensbetätigung | 222 | ||
(1) Prüfung auf Ermessensmißbrauch | 222 | ||
(2) Auswirkungen des Mehrheitsprinzips auf die Kontrolldichte | 224 | ||
bb) Kontrolle von Abgaben- und Gebührensatzungen | 226 | ||
e) Ermessen bei der Formwahl | 227 | ||
IV. Maßgeblicher Zeitpunkt für die Ermessenskontrolle | 227 | ||
V. Folgen der Ermessenskontrolle | 228 | ||
1. Inhalt der gerichtlichen Entscheidung | 228 | ||
2. Umfang der Nichtigkeit | 229 | ||
3. Beweislast für Ermessensfehler | 230 | ||
E. Ergebnis | 232 | ||
Literaturverzeichnis | 234 | ||
Stichwortverzeichnis | 253 |