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Sander, J. (1998). Normtatsachen im Zivilprozeß. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49241-1
Sander, Jürgen H. A.. Normtatsachen im Zivilprozeß. Duncker & Humblot, 1998. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49241-1
Sander, J (1998): Normtatsachen im Zivilprozeß, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-49241-1

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Normtatsachen im Zivilprozeß

Sander, Jürgen H. A.

Schriften zum Prozessrecht, Vol. 139

(1998)

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Abstract

"Normtatsachen" sind Tatsachen jenseits singulärer Konfliktrekonstruktion. Als generelle Tatsachen überschneiden sie sich in ihrer bisherigen sprachlichen Verwendung mit den sogenannten "Rechtsfortbildungstatsachen", "legislative facts" oder auch den "Befundtatsachen". Bedeutung erlangen Normtatsachen nicht nur im Zivilprozeß, sondern in sämtlichen Rechtsgebieten, und zwar schon bei der argumentativen Aufbereitung des materiellen (!) Rechts. Zwischen den methodischen "Polen" der Rechtsanwendung und der Rechtsfortbildung befindet sich der in dieser Untersuchung interessierende Bereich der Rechtsfortschreibung. Hierbei handelt es sich um die Konkretisierung von "offenen Rechtsprogrammen" (Generalklauseln, unbestimmte Rechtsbegriffe). Intention des Autors ist es, die nicht zwingend notwendige Separierung materiellen und formellen Rechts jedenfalls dort aufzugeben, wo sie letztlich nicht durchzuhalten ist - im Prozeß. Wo jedoch Normtatsachen (wie beispielsweise die Regeln der ärztlichen Kunst als Konkretisierung der erforderlichen Sorgfalt) verarbeitet werden, müssen sowohl die tradierten Grundsätze des Zivilprozesses (Verhandlungsmaxime, Beibringungsgrundsatz, non liquet und Beweislastenentscheidungen) als auch das Beweiserhebungsverfahren selbst auf ihre Tauglichkeit für den interessierenden Problemkreis hin überprüft werden.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsübersicht 7
Inhaltsverzeichnis 9
Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 15
§ 1 Normtatsachentatbestände 17
Α. Einfuhrung 17
Β. Beispielsfalle 21
I. Sittenwidriger Ratenkredit und „Durchschnittszinssätze der Statistik der Deutschen Bundesbank" 21
II. Verkehrssicherungspflicht und „DIN-Normen" 26
III. AGB-Verbandsklage: AGB und „durchschnittlicher Empfängerhorizont" 28
IV. Handelsbrauch 30
V. Arzthaftungsprozeß: Fahrlässigkeit und „Regeln der ärztlichen Kunst" 31
VI. Zwischenergebnis 39
C. Exemplarisch: Das Normprogramm des § 276 I 2 BGB 41
I. Die Notwendigkeit von Verantwortlichkeitsfiltern 43
II. Zur Entstehungsgeschichte des § 276 BGB 44
III. Objektiver oder subjektiver Maßstab 47
1. Durchschnittsperspektive 50
2. Verkehrskreis 52
IV. Äußere und innere Sorgfalt 54
D. Empirische Datenerhebung und normative Bewertung – Stufen der Subsumtion 56
I. Drei Stufen der Subsumtion bei der Feststellung von ärztlichen Behandlungsfehlern 56
II. Die Problematik bei der Bildung der Vergleichsgruppen 59
III. Wissensbasis ex ante oder ex post? 62
§ 2 Rechtsanwendung, Rechtsfortschreibung und Rechtsfortbildung 63
A. Problemstellung und Untersuchungsansatz 63
B. Codierung und Programme aus der rechtssoziologischen Sicht Luhmann's 67
I. Codierung 67
II. Programme 69
C. Normprogramme aus rechtstheoretischer Sicht 71
I. Geschlossene (konstante) Normprogramme 72
II. Offene (flexible) Normprogramme 73
III. Indirekte Normprogramme 76
D. Die Ambivalenz des normativen Wandels 79
I. Interdependenzen von sozialem und normativem Wandel – das Zeitmoment 79
II. Die Partikularität von Standards 83
E. Richterrecht und Rechtssystem 86
I. Abgrenzungsversuche 88
II. Abgrenzungsprobleme 90
1. Abgrenzungsmatrix nach Koch/Rüßmann 91
2. Eigener Ansatz 92
III. Rechtsfortbildung und Normtatsachen 93
IV. Folgerungen 95
F. Das Subsumtionsideal und seine Bedeutung bei der Normprogrammierung 97
I. Der Justizsyllogismus als Prototyp richterlicher Entscheidungsfindung 98
II. Das deduktive Hauptschema 99
G. Zusammenfassung 101
§ 3 Entscheidungsmodelle und Informationsverarbeitung im Zivilprozeß 104
A. Das eindimensionale Idealmodell zivilprozessualer Entscheidung 105
I. Vorgaben für eine rechtssystematische Entscheidung 105
II. Der Automat als erkenntnistheoretisches Modell 110
III. Die Informationsarten des Zivilprozesses 113
1. Regeln und Fakten als Basis eines Informationsverarbeitungsprozesses 114
2. Die Begriffe der Wahrheit und der Wirklichkeit 116
3. Individuelle und überindividuelle Fakten 118
4. Regeln 118
a) Axiomatische und implementierte Regeln 119
b) Zweckmäßigkeits- und Ordnungsregeln 121
5. Die Informationsaufnahme 123
IV. Zur Selbststeuerung des Systems 125
B. Das dreidimensionale Modell zivilprozessualer Entscheidung 131
C. Die zweite und dritte Dimension der Tatsachenfeststellung von Normtatsachen 132
D. Zusammenfassung 135
§ 4 Die Zweite Dimension der Tatsachenfeststellung – Normtatsachen 139
A. Differenzierungsprobleme 140
B. Die funktionsorientierte Einteilung der Tatsachen 142
I. Subsumtionstatsachen 142
II. Normtatsachen 144
1. Die Definitionsphase 144
2. Die doppelte Zweistufigkeit der Fragestellung 146
3. Faktische Regelhaftigkeit und Normqualität 147
III. Rechtsfortbildungstatsachen 149
C. Zusammenfassung 152
§ 5 Der Umgang mit Normtatsachen im Zivilprozeß 153
A. Problemkatalog der weiteren Untersuchung 153
B. Das Grundproblem der Gewährung kompletten Rechtsschutzes 155
I. Die Transformation der materialen Rechtsordnung in eine faktische Rechtsschutzordnung 156
II. Wahrheit und Recht als Gegenstände des Zivilprozesses 163
III. Individualbezogenheit versus Sozialbezogenheit des herkömmlichen Zivilprozesses 166
1. Historische Betrachtungen 166
2. Historisch-methodische Implikationen 169
3. Neuartige Rechtsprogramme und traditionelle Verfahrenskomponenten 170
IV. Sozialer Wandel und Rechtssystem 172
V. Retrospektive Individualentscheidung und zukunftsorientierte Generalprogrammierung 174
C. Das Problem der Einführungs- und Ermittlungsverantwortung 176
I. Vollständigkeitsdogma und Ermittlungszuständigkeit 176
II. Beweisgegenstände 180
1. Die Problematik des Tatsachenbegriffs 182
2. Die besondere Problematik von Erfahrungssätzen 183
3. Normtatsachen als Erfahrungssätze? 184
III. Kriterien und Maßstäbe bei der Feststellung von Normtatsachen 186
IV. Das Normgeltungspostulat 189
V. Das Legitimationsproblem 190
VI. Der Amtsermittlungsgrundsatz 191
VII. Der Grundsatz richterlicher Norm(tatsachen)ermittlungspflicht 193
VIII. Die Parteienstellung im Normtatsachenerhebungsverfahren 196
D. Beweislast oder pragmatische Substantiierungslast? Zur Problematik von Informationsdefiziten im normtatsächlichen Bereich 199
I. Empirische Probleme der Herstellung einer vollständigen Informationsbasis 199
1. Divergierende Individualsachverhaltsbehauptungen als Anlaß der Beweiserhebung 199
2. Informationsdefizite des Gerichts jenseits der individuellen Konfliktrekonstruktion 201
II. Beweislastentscheidungen bei Normtatsachen? 203
III. Prozessuale Sonderfälle einer unvollständigen Informationsbasis 210
1. Versäumnisurteil 210
2. Anerkenntnisurteil 214
IV. Anwendbarkeit des Beweisrechts 214
V. Zusammenfassung 216
E. Das Problem der Kostenlast 216
I. Kostentragungspflicht der Parteien für die Datenerhebung von Normtatsachen? 217
II. Ausweichmöglichkeiten 223
F. Das Problem der Revisibilität 224
G. Zusammenfassung 226
§ 6 Normtatsachen in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zur Produkthaftung 231
A. Ziele und methodischer Ansatz 231
I. Auswahl der empirischen Methode 231
II. Auswahl des Untersuchungsobjekts 233
III. Neutralitätsgebot der Untersuchung 235
IV. Längsschnitt der Analyse – Untersuchungsobjekt 236
V. Fallmaterial 238
VI. Untersuchungsfolie 238
B. Die Analyse 241
I. Einzelanalyse 241
1. BGHZ 17, 191 (II ZR 31/54 – Urt. v. 09.05.1955) – „Gurken" 241
2. BGHZ 47, 312 (VIII ZR 32/65 – Urt. v. 05.04.1967) – „Betonbereitungsanlage" 247
3. BGHZ 51, 91 (VI ZR – Urt. v. 26.11.1968) – „Hühnerpest" 248
4. BGHZ 59, 303 (VIII ZR 117/71 – Urt. v. 04.10.72) – „Wasserversorgung I" 250
5. BGHZ 64, 46 (VIII ZR 144/73 – Urt. v. 19.02.1975) – „Haartonicum 252
6. BGHZ 66, 208 (VIII ZR 244/74 – Urt. v. 28.04.1976) – „Batterie" 254
7. BGHZ 71, 226 (VIII ZR 39/77 – Urt. v. 19.04.1978) – „Wasserversorgung III" 256
8. BGHZ 80, 187 (VI ZR 191/79 – Urt. v. 17.03.1981) – „Apfelschorf I (Derosal)" 258
9. BGHZ 99, 167 (VI ZR 65/86 – Urt. v. 09.12.1986) – „Motorradlenkerverkleidung" 261
10. BGHZ 104, 323 (VI ZR 334/86 – Urt. v. 25.10.1988) – „Limonadenflasche" 266
11. BGHZ 105, 346 (VI ZR 344/87 – Urt. v. 25.10.1988) – „Fischfutter" 269
12. BGHZ 106, 273 (VI ZR 112/88 – Urt. v. 21.01.1989) – „Asthma-Spray" 272
13. BGHZ 129, 353 (VI ZR 158/94 – Urt. v. 09.05.1995) – „Mineralwasserflasche" 273
II. Zusammenfassende Auswertung und Kritik 276
1. Die Bildung von Maßstäben und Standards als Schadensfilter 276
2. Ausweichmanöver des BGH bei Informationsdefiziten 279
a) Fallgruppenbildung 279
b) Analyse der Ausweichmanöver 282
3. Ausweichstrategien des BGH bei Informationsdefiziten 285
4. Allgemeine Bemerkungen zum Urteilsstil 287
C. Resumeé 288
§ 7 Zusammenfassung der Ergebnisse 291
Literaturverzeichnis 296
Personenverzeichnis 305
Sachverzeichnis 307