Kompetenzen und Grundrechte
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Kompetenzen und Grundrechte
Beschränkungen der Tabakwerbung aus der Sicht des Europarechts
Simma, Bruno | Weiler, J. H. H. | Zöckler, Markus C.
Schriften zum Europäischen Recht, Vol. 59
(1999)
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Abstract
Kompetenzen und Grundrechte bilden die gemeinschaftsrechtlichen Eckwerte zur Begrenzung der Rechtsetzungsmacht der EG, an denen in dieser Untersuchung die früheren Vorschläge der Kommission und die unlängst verabschiedete RL 98/43/EG zum Verbot der Tabakwerbung gemessen werden.Die Autoren legen im Detail dar, daß der EG-Vertrag der Gemeinschaft keine Kompetenz gewährt, derart weitreichende Werbeverbote für Tabakprodukte gemeinschaftsweit anzuordnen. Insbesondere bietet Art. 100a EG-Vertrag keine ausreichende Rechtsgrundlage, da die Berufung auf Wettbewerbsverzerrungen und das Bedürfnis zur Rechtsangleichung keineswegs Werbeverbote dieses Umfangs rechtfertigen können. Darüber hinaus verletzt der Erlaß der Richtlinie aus formellen und materiellen Gesichtspunkten die gemeinschaftsrechtlichen Grundsätze der Verhältnismäßigkeit und der Subsidiarität. Unabhängig von der Kompetenzfrage stellt ein Werbeverbot für Tabakprodukte jedoch keine Verletzung der Meinungs- und Pressefreiheit oder des Eigentumsschutzes in internationalen Menschenrechtsverträgen dar und wäre als ein gerechtfertigter Eingriff in die Grundrechte des Gemeinschaftsrechts anzusehen.Die Überschreitung der eigenen Kompetenzgrenzen durch die EG ist keine reine Formalität. Gerade im Lichte des Maastricht-Urteils des Bundesverfassungsgerichts droht ein derartiges Handeln $aultra vires$z eine Verfassungskrise zwischen nationalen Verfassungsgerichten und dem Europäischen Gerichtshof heraufzubeschwören.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
A. Einleitung | 13 | ||
B. Die vorgeschlagene Richtlinie im Kreuzfeuer der Europapolitik | 16 | ||
I. Der Inhalt des Richtlinienvorschlags | 16 | ||
II. Die politische Diskussion | 17 | ||
III. Faktische Prämissen der Abhandlung | 19 | ||
C. Kompetenz der Europäischen Gemeinschaften zum Erlaß der vorgeschlagenen Richtlinie | 20 | ||
I. Gliederungshinweise | 20 | ||
II. Hintergrund und Zusammenhang | 20 | ||
III. Die Bedeutung der Achtung der im EWG-Vertrag festgelegten Grenzen der Gemeinschaftskompetenzen | 22 | ||
IV. Die Bestimmung der Grenzen der Gemeinschaftskompetenzen | 25 | ||
V. Die Überschreitung der Kompetenzgrenzen durch den Richtlinienvorschlag | 28 | ||
1. Inhalt und Rechtsgrundlage des Richtlinienvorschlags nach Ansicht der Kommission | 28 | ||
2. Haupt- und Nebenziel der Richtlinie | 29 | ||
3. Die Rechtfertigung durch Gesichtspunkte des Binnenmarktes | 38 | ||
a) Das Verbot der direkten Werbung | 38 | ||
aa) Ortsgebundene Werbung: | 40 | ||
bb) Printwerbung in Zeitungen und Zeitschriften | 40 | ||
(1) Örtlich werbende Zeitungen | 41 | ||
(2) Werbebeilagen in Zeitungen | 41 | ||
cc) Integrale Werbung in Zeitungen mit einem europäischen Markt | 42 | ||
b) Das Verbot der indirekten Werbung | 45 | ||
c) Ergebnis | 46 | ||
4. Die Beseitigung von Wettbewerbsverzerrungen als Rechtfertigungsgrund für die Rechtsetzung | 46 | ||
VI. Die geeignete Rechtsgrundlage für die Richtlinie | 50 | ||
VII. Subsidiarität | 58 | ||
1. Das Merkmal der Kompetenzzuweisung | 60 | ||
2. Das Merkmal der Verhältnismäßigkeit | 60 | ||
3. Das Merkmal der “Subsidiarität im streng rechtlichen Sinn” | 66 | ||
VIII. Die Reaktion der nationalen Gerichte und die Gefahr einer Verfassungskrise | 68 | ||
1. Vorbemerkung | 68 | ||
2. Die Mutation der Gemeinschaftskompetenzen | 70 | ||
a) Extension | 72 | ||
b) Absorption | 74 | ||
c) Inkorporation | 77 | ||
d) Expansion | 78 | ||
3. Die mögliche Reaktion der nationalen Gerichte | 81 | ||
D. Die Vereinbarkeit des Richtlinienvorschlages mit den Grundrechten des Gemeinschaftsrechts | 84 | ||
I. Einleitung | 84 | ||
1. Die grundrechtliche Problematik | 84 | ||
2. Eingrenzung der Fragestellung | 84 | ||
3. Kompetenzfrage und Menschenrechte | 85 | ||
4. Gliederungshinweise | 86 | ||
II. Grundrechtsbindung der EG | 86 | ||
1. Grundlagen der Grundrechtsbindung der EG | 87 | ||
2. Selbständigkeit der EG-Grundrechte | 88 | ||
3. Einschränkungsmöglichkeiten | 90 | ||
4. Prüfungsumfang: Die Richtlinie als Gegenstand der grundrechtlichen Prüfung | 92 | ||
5. Handlungen der Mitgliedstaaten (Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht) | 93 | ||
III. Internationale Menschenrechte als Rechtserkenntnisquelle für Grundrechte des Gemeinschaftsrechts | 94 | ||
1. Meinungs- und Pressefreiheit | 94 | ||
a) Europäische Menschenrechtskonvention (Art. 10 EMRK) | 94 | ||
aa) Der Schutzbereich des Art. 10 EMRK und die Werbung | 94 | ||
bb) Eingriff in die Meinungsfreiheit | 99 | ||
cc) Rechtfertigung des Eingriffs nach Art. 10 Absatz 2 EMRK | 100 | ||
b) VN-Pakt über bürgerliche und politische Rechte (IPbpR) | 105 | ||
c) Helsinki-Prozeß | 109 | ||
2. Freiheit des Berufes und der wirtschaftlichen Betätigung | 112 | ||
a) EMRK | 112 | ||
b) Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte | 113 | ||
c) Europäische Sozialcharta | 113 | ||
3. Der Schutz des Eigentums durch das Erste Zusatzprotokoll der EMRK | 113 | ||
IV. Die gemeinsame Verfassungstradition der Mitgliedstaaten | 120 | ||
1. Meinungs- und Pressefreiheit | 120 | ||
a) Schutz der Werbung in den Mitgliedstaaten | 120 | ||
b) Exkurs (U.S.A., Kanada, Schweiz, Österreich) | 122 | ||
2. Berufs- und wirtschaftliche Unternehmensfreiheit | 124 | ||
3. Eigentum | 125 | ||
4. Aussagen zu einem Totalverbot der Tabakwerbung | 126 | ||
5. Ergebnis | 127 | ||
V. Schutzbereich der Grundrechte im Gemeinschaftsrecht | 127 | ||
1. Bisherige Rechtsprechung des EuGH zur Meinungsfreiheit | 127 | ||
2. Bisherige Rechtsprechung des EuGH zur Berufsfreiheit | 128 | ||
3. Bisherige Rechtsprechung des EuGH zum Eigentumsrecht | 129 | ||
VI. Zulässigkeit der Grundrechtseinschränkung im Gemeinschaftsrecht | 129 | ||
1. Prognose- und Beurteilungsspielraum des Gesetzgebers | 131 | ||
2. Gesundheitsschutz als legitimes Ziel des Gemeinschaftsrechts | 134 | ||
3. Geeignetheit des totalen Verbots | 135 | ||
4. Erforderlichkeit des eingesetzten Mittels | 136 | ||
5. Indirekte Werbung | 138 | ||
6. Gesundheitsschutz für Jugendliche | 141 | ||
7. Verhältnismäßigkeit im engeren Sinne | 142 | ||
8. Rechtfertigung durch das Ziel der Rechtsharmonisierung | 142 | ||
VII. Grundsätzliche rechtspolitische Erwägungen | 144 | ||
E. Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse | 146 | ||
F. Die Vereinbarkeit der Richtlinie 98/43/EG mit dem Gemeinschaftsrecht | 147 | ||
I. Einleitung | 147 | ||
II. Anwendungsbereich und Reichweite der Richtlinie nach dem Gemeinsamen Standpunkt des Rates | 148 | ||
III. Die Tarnung von Ursprung, Zweck und Auswirkungen der Richtlinie | 151 | ||
IV. Veröffentlichungen aus Drittländern | 155 | ||
V. Die Artikel 57 Abs. 2 und 66 – ein Visum für die Richtlinie? | 158 | ||
VI. Gesundheitsschutz als Ausnahmetatbestand | 160 | ||
VII. Zusammenfassung der Ergebnisse | 161 | ||
Entscheidungsverzeichnis | 163 | ||
Literaturverzeichnis | 167 | ||
Annexe | 171 | ||
I. Richtlinienvorschlag der Kommission vom 30. April 1992 | 171 | ||
II. Richtlinie 98/43/EG vom 6. Juli 1998 | 175 | ||
III. Stellungnahme des Rechtsausschusses des Parlaments zum Gemeinsamen Standpunkt des Rates vom April 1998 | 181 |