Revolution und Resignation
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Revolution und Resignation
Sozialphilosophie und die geschichtliche Krise im 20. Jahrhundert bei Max Horkheimer und Hans Freyer
Philosophische Schriften, Vol. 19
(1997)
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Abstract
Die vorliegende Arbeit will nachweisen, daß die auf der politischen Ebene berechtigte ideologische Zuordnung Horkheimers ins linke und Freyers ins rechte Lager nicht statthaft ist, wenn man sich deren aus einer Synthese von Marxismus und Existentialismus entwickelte erkenntnistheoretische Basis ansieht. Beide setzen sich zudem mit den Problemen der spätbürgerlichen Kultur auseinander, wie sie Max Weber im Problem der kognitiven Entfremdung und Karl Marx im Blick auf die lebensweltliche Entfremdung herausgearbeitet haben: Gemeint ist hier die Unterwerfung des modernen Menschen unter das Diktat der wissenschaftlich-industriellen Welt (lebensweltliche Entfremdung) und der Verlust einer kulturell deutbaren Welt (kognitive Entfremdung) nach dem Ende der Metaphysik.Freyer und Horkheimer gehen das Problem der kognitiven Entfremdung an, indem sie den Widerstreit der Weltanschauungen im Rahmen einer kritischen »Sozialphilosophie« (Horkheimer) bzw. einer »Soziologie als Wirklichkeits- und Ethoswissenschaft« (Freyer) aufzuheben versuchen. Diese Sozialphilosophie wird wiederum von beiden als ein Mittel verstanden, ein revolutionäres Subjekt zu mobilisieren, das die lebensweltliche Entfremdung des Menschen in der Industriegesellschaft aufzuheben vermag. Dieses hegelmarxistisch inspirierte »Konzept der geschichtlichen Wahrheit« ist es, das in den Augen des Autors die Vergleichbarkeit von Horkheimer und Freyer vor allem begründet.Freyers »wahres Wollen« war zwar grundsätzlich auf das gleiche Ziel gerichtet wie Horkheimers »wahres Interesse« - nämlich auf die Überwindung der Entfremdung im Namen der Emanzipation des Menschen. Der Autor weist nun allerdings nach, daß Freyer die objektive Notwendigkeit seiner »Revolution von rechts« ebensowenig erweisen konnte wie Horkheimer die der »proletarischen Revolution«. Sie sind als Folge ihrer Erkenntnistheorie selber in den Umkreis des kritisierten Relativismus und Dezisionismus geraten.Die Erinnerung an das Spätwerk von Freyer und Horkheimer soll zeigen, daß Freyer und Horkheimer des Scheiterns ihres sozialphilosophischen Konzeptes geständig geworden sind. Beide geben ihre revolutionären Absichten preis und teilen von nun an mit dem einstigen Antipoden Max Weber die Sorge um den Verlust der bürgerlichen Errungenschaften. Die Untersuchung arbeitet heraus, wie die bereits in der Frühphase sich anbahnende Selbstaufhebung des Gegensatzes von Konservativismus und Progressismus in einer Lage, in der angesichts des heraufziehenden technologisch-industriellen Universums das humane Erbe der bürgerlichen Kultur im ganzen zur Disposition steht, seine Vollendung findet.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Erstes Kapitel: Einleitung | 11 | ||
I. Renaissance und neuerliche Krise des Liberalismus | 11 | ||
II. Horkheimer, Freyer und die Wiederkehr der „Dialektik der bürgerlichen Kultur“ | 18 | ||
III Der Ausgangspunkt: Die Bestimmung der spätbürgerlichen Kultur durch Max Weber und Karl Marx | 34 | ||
Zweites Kapitel: REVOLUTION: Horkheimers hegelmarxistische Überwindung der spätbürgerlichen Kultur im Namen des „wahren Interesses“ | 50 | ||
I. Horkheimers Konzept einer an Hegel orientierten Sozialphilosophie | 50 | ||
II. Horkheimers Ausgang von Kants Metaphysikkritik und Hegels Konzept der Geschichtsdialektik | 65 | ||
III. Horkheimers Konzept eines historischen Materialismus und das Problem einer Begründung des „wahren Interesses“ | 80 | ||
IV. Horkheimers Wendung zu einem nihilistisch gebrochenen Materialismus und die Dezision für einen ethischen Sozialismus aus dem Geiste Schopenhauers | 98 | ||
V. Stillstand der Dialektik: Horkheimer und die Fallstricke der spätbürgerlichen Kultur – Existentialismus und Historismus | 112 | ||
Drittes Kapitel: REVOLUTION: Freyers hegelmarxistische Überwindung der spätbürgerlichen Kultur im Namen des „wahren Willens“ | 119 | ||
I. Freyer – das konservative Pendant zu Max Horkheimer | 119 | ||
II. Freyers Soziologie als Krisen- und Ethoswissenschaft als Gegenkonzept zur Sozialphilosophie Horkheimers | 129 | ||
III. Von Diltheys lebensphilosophischer Transformation der Hegelschen Lehre vom objektiven Geist zu Marxens Wirklichkeitswissenschaft | 145 | ||
IV. Freyers Konzept einer historischen Soziologie als Versuch einer Synthese von Historischem Materialismus und Historischer Schule | 163 | ||
V. Freyers Kritik der lebensweltlichen Entfremdung im Geiste der Romantik und des Marxismus | 172 | ||
VI. Konservative Revolution: Die Überwindung von Klassenherrschaft, Rationalismus und Geschichtslosigkeit | 185 | ||
VII. Freyers Problem einer Begründung des „wahren Willens“ und die Dezision für einen Nationalismus im Geiste Fichtes | 195 | ||
VIII. Stillstand der Dialektik: Symbiose von Marxismus und Existentialismus bei Freyer und Horkheimer | 209 | ||
Viertes Kapitel: REVISION: Die Selbstzerstörung der Vernunft und Horkheimers Abschied vom Marxismus | 218 | ||
Fünftes Kapitel: REVISION: Die Auflösung des geschichtlichen Erbes und Freyers Abschied vom Konservativismus | 239 | ||
Sechstes Kapitel: Zusammenfassung und Ergebnis: Die Selbstaufhebung des Gegensatzes von Konservativismus und Progressismus | 261 | ||
Literaturverzeichnis | 285 | ||
Personen- und Sachregister | 297 |