Die Rechtsstellung nichtärztlicher Leistungserbringer in der gesetzlichen Krankenversicherung
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Die Rechtsstellung nichtärztlicher Leistungserbringer in der gesetzlichen Krankenversicherung
Eine vergleichende Untersuchung am Beispiel des Rettungswesens in Deutschland und Frankreich
Schriften zum Sozial- und Arbeitsrecht, Vol. 219
(2003)
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Abstract
Gegenstand des vorliegenden Werkes ist die Einbeziehung der Rettungsberufe in das System der Leistungserbringer der gesetzlichen Krankenkassen. Entgegen dem ersten Anschein betrifft diese Problematik nicht lediglich einen spezifischen Ausschnitt des Sozialversicherungsrechts, sondern sie weist Bezüge zu einer Vielzahl von Rechtsgebieten auf.Zum einen sind Notfallrettung und Krankentransportwesen im Recht der Daseinsvorsorge und der Gefahrenabwehr verankert. Ausgehend von der historischen Entwicklung werden Organisation, Finanzierung und Durchführung des Rettungswesens dargestellt. Dabei wird unter Bezugnahme auf das Wettbewerbs- und Vergaberecht sowie das Europarecht insbesondere der Anspruch privater Unternehmer auf Zulassung zum öffentlichen Rettungsdienst einer eingehenden Untersuchung unterzogen.Die organisatorische Ausgestaltung interagiert in hohem Maße mit dem Leistungserbringungsrecht der gesetzlichen Krankenkassen. Während das deutsche Krankenversicherungsrecht vom Sachleistungsgrundsatz geprägt ist, beruht das französische System auf dem Kostenerstattungssystem. Die Autorin geht der Frage nach, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sich daraus für die Einbeziehung der Rettungsberufe in das Leistungserbringungsrecht ergeben. Nach Klärung des Rechtscharakters der Leistung werden die verschiedenen Möglichkeiten aufgezeigt, Transportunternehmer in die Versorgungsverträge der Krankenkassen einzubeziehen und inwieweit sich diese auf die Rechtsbeziehungen zwischen Versicherten und Leistungserbringern auswirken. Daneben wird der Anspruch der Versicherten auf Fahrkostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen analysiert.Abschließend werden verschiedene Möglichkeiten diskutiert, um die restriktiven, teilweise europarechtswidrigen Ansätze im deutschen Rettungswesen zu überwinden.Diese Arbeit wurde ausgezeichnet mit dem Förderpreis des Deutschen Sozialrechtsverbandes 2003.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Danksagung | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
Einleitung | 21 | ||
A. Untersuchungsgegenstand | 21 | ||
B. Untersuchungsziel | 22 | ||
C. Untersuchungsgang | 24 | ||
Erster Teil: Krankentransporte und Rettungswesen in Deutschland | 26 | ||
A. Organisation des Rettungswesens | 27 | ||
I. Historische Entwicklung | 27 | ||
II. Rechtsnatur und Träger der Aufgabe | 29 | ||
III. Finanzierung des Rettungswesens | 31 | ||
IV. Durchführung der Aufgabe durch private Krankentransportunternehmen und Hilfsorganisationen | 32 | ||
B. Fahrkostentragung durch die gesetzliche Krankenversicherung | 35 | ||
I. Historische Entwicklung | 35 | ||
II. Voraussetzungen der Übernahme von Fahrkosten nach § 60 SGB V | 38 | ||
III. Notwendigkeit des Transports | 39 | ||
1. Die nächst gelegene Behandlungseinrichtung | 40 | ||
2. Übernahme der Kosten für grenzüberschreitende Transporte | 41 | ||
3. Die Übernahme der Kosten von Fehleinsätzen | 42 | ||
IV. Härtefallregelungen der §§ 61, 62 SGB V | 43 | ||
V. Bestimmung der Entgelte für Krankentransporte und Fahrten im Rahmen des Rettungsdienstes nach § 133 SGB V | 44 | ||
1. Anwendungsbereich des § 133 SGB V | 45 | ||
a) Vertragslösung nach § 133 I SGB V | 47 | ||
b) Festlegung von Festbeträgen nach § 133 II SGB V | 49 | ||
2. Bindungswirkung der bundesrechtlichen Preisbegrenzung | 51 | ||
C. Rechtsbeziehungen unter den Beteiligten | 54 | ||
I. Vergütungsanspruch des vertraglich gebundenen Transportunternehmers | 54 | ||
1. Rechtslage vor Inkrafttreten des Gesundheitsreformgesetzes (§ 194 RVO) | 55 | ||
2. Rechtslage seit dem Inkrafttreten des Gesundheitsreformgesetzes 1989 | 58 | ||
3. Stellungnahme | 61 | ||
a) Abschluss von Vergütungsverträgen nach § 133 I SGB V | 62 | ||
b) Einseitige Festlegung der Beförderungsentgelte nach § 133 II SGB V | 65 | ||
c) Fazit | 66 | ||
II. Vergütungsanspruch vertraglich nicht gebundener Transportunternehmen im Falle der Entgeltvereinbarung durch Vergütungsverträge im Sinne von § 133 I SGB V | 67 | ||
1. Vertragliche Ansprüche des Transportunternehmers gegenüber der Krankenkasse aus §§ 631, 640, 641 BGB | 67 | ||
a) Vertragsschluss durch den Arzt | 67 | ||
b) Vertragsschluss durch den Versicherten | 69 | ||
2. Ansprüche des Unternehmers aus Geschäftsführung ohne Auftrag nach §§ 677, 683, 670 BGB analog | 70 | ||
3. Ansprüche des Transportunternehmers aus § 812 I 1, Alt. 1 BGB wegen ungerechtfertigter Bereicherung der Krankenkasse | 73 | ||
4. Vergütungsansprüche aus §§ 33 i. V. m. 19, 20 GWB | 74 | ||
5. Freistellungsanspruch des Versicherten aus § 13 SGB V | 78 | ||
a) Derogation des § 13 III SGB V durch das Wahlrecht des Versicherten | 79 | ||
b) Abrechnungsweg | 80 | ||
III. Anspruch privater Transportunternehmen auf Teilhabe am Rettungswesen | 81 | ||
1. Rechtmäßigkeit der Ausgestaltung des Rettungswesens als öffentliche Aufgabe | 81 | ||
2. Anspruch auf Zulassung zum öffentlichen Rettungsdienst nach den Rettungsgesetzen der Länder | 83 | ||
a) Verfassungsmäßigkeit der Funktionsschutzklauseln | 83 | ||
b) Verfassungsmäßigkeit der Privilegierung der Hilfsorganisationen | 87 | ||
c) Schlussfolgerungen | 89 | ||
3. Pflicht zur öffentlichen Ausschreibung von Rettungsdienstleistungen durch die Landkreise | 89 | ||
4. Anspruch der Transportunternehmer aus § 133 I SGB V auf Abschluss eines Vergütungsvertrages mit der Krankenkasse | 92 | ||
a) Verstoß gegen Art. 3 I GG durch Privilegierung der freiwilligen Hilfsorganisationen | 93 | ||
b) Eingriff in die Berufsfreiheit des Transportunternehmers aus Art. 12 I GG | 95 | ||
c) Ergebnis | 98 | ||
5. Ausschreibungspflicht der Krankenkassen vor Abschluss der Vergütungsverträge | 98 | ||
a) Krankenkassen als öffentliche Auftraggeber nach § 98 GWB | 99 | ||
b) Leistungen des Rettungswesens als Dienstleistungen im Sinne von § 97 GWB | 101 | ||
D. Zusammenfassung | 103 | ||
Zweiter Teil: Krankentransporte und Rettungswesen in Frankreich | 104 | ||
A. Organisation des Krankentransport- und Rettungswesens | 106 | ||
I. Historische Entwicklung | 106 | ||
II. Aide médicale urgente | 110 | ||
1. Grundzüge des service public hospitalier | 110 | ||
2. Organisation der Notfallrettung und Übertragung der Aufgabe an Dritte | 113 | ||
3. Finanzierung der Notfallrettung | 114 | ||
III. Transports sanitaires | 115 | ||
1. Zulassung von Krankentransportunternehmen | 115 | ||
2. Finanzierung der transports sanitaires | 116 | ||
B. Fahrkostentragung durch die gesetzliche Krankenversicherung | 117 | ||
I. Grundprinzipien der gesetzlichen Krankenversicherung Frankreichs | 117 | ||
1. Geschützter Personenkreis | 119 | ||
2. Organisation des régime général | 121 | ||
3. Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung | 122 | ||
a) Anspruchsvoraussetzungen | 122 | ||
b) Kostenerstattungsprinzip und Selbstbehalt des Versicherten | 123 | ||
II. Historische Entwicklung der Fahrkostenübernahme | 124 | ||
III. Übernahme von Fahrkosten durch die gesetzliche Krankenversicherung | 126 | ||
1. Abgrenzung der zu übernehmenden Fahrkosten je nach Leistungserbringer | 126 | ||
a) Kosten der aide médicale urgente | 126 | ||
b) Kosten der Luftrettung | 127 | ||
c) Kosten der évacuatiuons sanitaires durch die Feuerwehren | 128 | ||
2. Die einzelnen Fallgruppen | 130 | ||
3. Voraussetzungen und Umfang der Kostenerstattung | 133 | ||
a) Medizinische Notwendigkeit des Transports | 133 | ||
b) Vorherige Zustimmung der Krankenkasse | 135 | ||
c) Kostenerstattung für grenzüberschreitende Transporte | 136 | ||
d) Erstattung der Kosten von Fehleinsätzen | 138 | ||
4. Bestimmung der Erstattungssätze | 139 | ||
C. Ausgestaltung der Rechtsbeziehungen | 140 | ||
I. Rechtsnatur der im Rahmen eines transport sanitaire eingegangenen Vereinbarungen | 141 | ||
1. Rechte und Pflichten des Versicherten | 141 | ||
2. Rechtsnatur von tiers payant-Vereinbarungen | 142 | ||
a) Zulässigkeit der Derogation des Kostenerstattungsprinzips | 142 | ||
b) Qualifizierung als Vertrag zugunsten Dritter | 143 | ||
c) Subrogation personnelle des Transportunternehmers in die Rechte des Versicherten | 145 | ||
d) Délégation im Rahmen eines mandat | 147 | ||
e) Direktvergütung des Transportunternehmers als Leistung durch Dritte | 149 | ||
3. Rechtsbeziehungen unter Beteiligung eines Zusatzversicherers – das Rechtsinstitut des tiers payant délégué | 152 | ||
a) Zulässigkeitsvoraussetzungen der Direktvergütung des Leistungserbringers durch eine Privatversicherung | 153 | ||
b) Qualifizierung als cession de dette | 154 | ||
c) Das tiers payant délégué-Verfahren als mandat nach Art. 1984 C.Civ. | 155 | ||
d) Qualifizierung des tiers payant délégué als délégation nach Art. 1275 et s. C.Civ. | 156 | ||
II. Rechtsbeziehungen im Rahmen der transports non-sanitaires | 157 | ||
III. Rechtsbeziehungen zwischen den Versicherten und den Leistungserbringern im Rahmen der aide médicale urgente | 158 | ||
IV. Anspruch privater Transportunternehmen auf Teilhabe am Rettungsdienst- und Krankentransportwesen | 160 | ||
1. Rechtmäßigkeit der Ausgestaltung der aide médicale urgente als Aufgabe des service publique | 160 | ||
a) Grundprinzipien des service public | 160 | ||
b) Notwendigkeit der Ausgestaltung der aide médicale urgente als Aufgabe des service public nach französischer Doktrin | 163 | ||
2. Vorliegen eines Wettbewerbsverstoßes durch den Ausschluss von Privatpersonen aus der aide médicale urgente | 164 | ||
3. Anspruch der Transportunternehmer auf Zugang zu den conventions tiers payant | 166 | ||
4. Ausschreibungspflicht der Krankenkassen für die conventions tiers payant | 166 | ||
D. Zusammenfassung | 168 | ||
Dritter Teil: Vergleich | 169 | ||
A. Organisatorische Ausgestaltung des Rettungswesens | 169 | ||
I. Terminologischer Ansatz | 169 | ||
II. Organisatorisches Konzept | 170 | ||
1. Unterscheidung zwischen Einheits- und Trennungssystem | 170 | ||
2. Leistungserbringer im Rettungswesen | 171 | ||
3. Ursachen des unterschiedlichen Grades der Einbeziehung privater Unternehmer | 173 | ||
III. Finanzierung des Rettungswesens | 175 | ||
B. Fahrkosten als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung | 176 | ||
I. Voraussetzungen und Umfang der Fahrkostenübernahme | 177 | ||
1. Inhalt des Leistungskatalogs | 178 | ||
2. Übernahme der Kosten für Krankenfahrten | 179 | ||
3. Übernahme der Kosten für grenzüberschreitende Transporte | 179 | ||
4. Fahrten zur Anpassung von Heil- und Hilfsmitteln sowie zu Kontrolluntersuchungen | 180 | ||
5. Fahrkosten von Begleitpersonen | 181 | ||
6. Schlussfolgerungen | 182 | ||
II. Rechtliche Handhabung von Fehleinsätzen | 183 | ||
III. Härtefallklauseln | 183 | ||
C. Sicherstellung des Leistungsanspruchs der Versicherten durch den Abschluss von Verträgen der Krankenkassen mit den Leistungserbringern | 184 | ||
I. Inhalt der Verträge | 185 | ||
II. Rechtsnatur der Verträge | 186 | ||
III. Vereinbarung der Entgelte für Krankentransport- und Rettungsdienstleistungen | 188 | ||
IV. Vertragspartner der Krankenkassen | 189 | ||
D. Beurteilung der Rechtslage anhand der Vorgaben des Europarechts | 192 | ||
I. Organisatorische Fragen | 192 | ||
1. Schaffung eines öffentlichen Monopols für Rettungsdienstleistungen im Lichte der Art. 82, 86 EG | 192 | ||
a) Die Leistungen des Rettungsdienstes als wirtschaftliche Tätigkeit | 193 | ||
b) Zuerkennung von besonderen Rechten nach Art. 86 I EG | 194 | ||
c) Verstoß gegen das Verbot des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung | 195 | ||
d) Rechtfertigung des Monopols im deutschen Rettungswesen durch Art. 86 II EG | 197 | ||
aa) Rechtfertigung des Monopols in der Notfallrettung | 198 | ||
bb) Rechtfertigung des Monopols im Krankentransportwesen | 200 | ||
2. Anspruch ausländischer Transportunternehmer gegen die Aufgabenträger auf Zulassung zum öffentlichen Rettungsdienst | 202 | ||
a) Zulassungsanspruch aus der Niederlassungsfreiheit, Art. 43 EG | 203 | ||
b) Zulassungsanspruch aus der Dienstleistungsfreiheit, Art. 49 EG | 206 | ||
c) Zwischenergebnis | 208 | ||
3. Vereinbarkeit der vertraglichen Preisbestimmung mit Art. 81 EG | 209 | ||
4. Fazit | 211 | ||
II. Die rechtliche Handhabung grenzüberschreitender Transporte | 212 | ||
1. Grundlagen und Auswirkungen des Territorialitätsprinzips | 212 | ||
2. Einordnung von Krankentransportleistungen als „Leistungen bei Krankheit“ nach Art. 22 ff. VO (EWG) 1408 / 71 | 214 | ||
3. Vereinbarkeit des § 60 IV SGB V mit Art. 49 EG | 216 | ||
a) Betroffenheit der Dienstleistungsfreiheit | 216 | ||
b) Rechtfertigung der Beschränkung der Dienstleistungsfreiheit | 217 | ||
4. Vereinbarkeit des § 60 IV SGB V mit Art. 39 EG | 219 | ||
a) Betroffenheit der Freizügigkeit | 219 | ||
b) Rechtfertigung der Beschränkung | 220 | ||
5. Schlussfolgerungen | 221 | ||
Vierter Teil: Schlussfolgerungen und Lösungsansätze | 224 | ||
A. Konsequenzen für die Organisation des Rettungswesens | 224 | ||
I. Verstärkte Einbeziehung privater Leistungserbringer | 225 | ||
II. Etablierung des Trennungssystems | 227 | ||
B. Reformansätze im Leistungsrecht | 229 | ||
I. Auswirkungen des Trennungsprinzips auf die Rechtstellung der Rettungsberufe als Leistungserbringer in der gesetzlichen Krankenversicherung | 229 | ||
II. Etablierung des Vertragsprinzips im Krankentransportwesen | 230 | ||
III. Private Unternehmer als Leistungserbringer | 232 | ||
IV. Erweiterung des leistungsrechtlichen Anspruchs der Versicherten | 233 | ||
C. Förderung der grenzüberschreitenden Rettung | 234 | ||
Thesen | 237 | ||
Literaturverzeichnis | 240 | ||
Sachregister | 250 |