Parteigerichtsbarkeit und Staatsgerichtsbarkeit
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Parteigerichtsbarkeit und Staatsgerichtsbarkeit
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 766
(1998)
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Abstract
Politische Parteien sind programmatisch und personell unabhängig. Diese Parteiautonomie stellt sie dagegen nicht von staatlicher Rechtsprechung frei, auch nicht durch § 14 PartG. Die dort normierten Parteischiedsgerichte sind keine Schiedsgerichte der Zivilprozeßordnung. Sie werden grundlegenden Prinzipien der Rechtsprechung nicht gerecht. Parteiinterne Streitigkeiten, etwa um innerparteiliche Wahlen, die Nominierung von Kandidaten zu staatlichen Wahlen oder um den Einblick in Mitgliederlisten, werden nicht so befriedet, wie die staatliche Justizgewährleistungspflicht es gebietet.Die innere Ordnung der Parteien muß demokratischen Grundsätzen entsprechen. Dem genügt nur effektiver Rechtsschutz. Das Bundesverfassungsgericht dogmatisiert politische Parteien nicht anders als § 1 PartG als "verfassungsrechtlich notwendige(n) Bestandteil der freiheitlichen demokratischen Grundordnung". Dem widerspräche es, das grundlegende demokratische Prinzip effektiven Rechtsschutzes zu relativieren.Politische Parteien sind zwar keine Organe des Staates im engeren Sinne, gehören aber doch zum Staat im weiteren Sinne. Mit der Friedensfunktion des Staates wäre es unvereinbar, wenn nicht jeder Rechtsstreit durch eine gesetzesgebundene Rechtsklärung staatlicher Gerichte befriedet werden könnte.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 3 | ||
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 12 | ||
Α. Einleitung | 17 | ||
Β. Der Justizgewährleistungsanspruch | 22 | ||
I. Begriff | 22 | ||
II. Rückblick | 23 | ||
III. Gegenwärtiger Stand der Diskussion | 24 | ||
1. Art. 103 Abs. 1 GG | 24 | ||
2. Art. 101 Abs. 1 S. 2 GG | 25 | ||
3. Art. 19 Abs. 4 GG | 26 | ||
4. Art. 14 GG | 27 | ||
5. Rechtsstaatsprinzip | 28 | ||
6. Gebietshoheit | 31 | ||
7. Friedensfunktion des Staates | 35 | ||
IV. Ergebnis | 37 | ||
C. Braucht das Parteiwesen staatliche Rechtsprechung? | 38 | ||
I. Die derzeitige Bedeutung politischer Parteien | 38 | ||
1. Regierungsbegründung des Entwurfes eines Parteiengesetzes | 38 | ||
2. Henke und Hennis | 39 | ||
3. Vier Stufen | 40 | ||
4. Nominationsmonopol | 43 | ||
5. Aktueller Standpunkt des Bundesverfassungsgerichts zu den politischen Parteien | 49 | ||
6. Zugehörigkeit zum Staat im weiteren Sinne | 51 | ||
a) Staatsbegriff | 52 | ||
b) Beispiel Parteienfinanzierung | 53 | ||
c) Parteigebundene Personalrekrutierung für Staatsämter | 56 | ||
d) Konsequenzen für die Zuordnung der politischen Parteien | 58 | ||
7. Keine Unverzichtbarkeit der Parteien in ihrer derzeitigen Rolle | 60 | ||
8. Schlußfolgerungen | 64 | ||
II. Notwendigkeit unabhängigen Rechtsschutzes wegen innerparteilicher Oligarchisierung | 66 | ||
1. Mangelnde Einflußmöglichkeiten einfacher Parteimitglieder | 67 | ||
2. Erscheinungen und Auswirkungen der Einflußlosigkeit | 69 | ||
3. Einsichtnahme in Mitgliederlisten | 71 | ||
4. Robert Michels | 74 | ||
a) Notwendigkeit der Organisation | 75 | ||
b) Unmöglichkeit direkter Massenherrschaft | 76 | ||
c) Gewohnheitsrecht der Führer auf Delegation | 77 | ||
d) Führungsbedürfnis der Masse | 77 | ||
e) Weitere Faktoren | 78 | ||
f) Kritik von Zeuner an Michels | 78 | ||
5. Schlußfolgerung | 79 | ||
III. Demokratische Grundsätze | 79 | ||
1. Bedeutung und Begriff | 79 | ||
2. Abgrenzung zum "demokratischen Zentralismus" | 82 | ||
3. Auffassung des Grundgesetzgebers | 82 | ||
4. Rechtsschutz als notwendiger Bestandteil freiheitlicher Demokratie und deswegen auch der "demokratischen Grundsätze" im Sinne des Art. 21 Abs. 1 S. 3 GG | 84 | ||
a) Kriele: Herrschaft des Rechts | 84 | ||
b) Stern: Gegen demokratischen Relativismus | 85 | ||
c) Kägi: Verfassungstheorie auf rechtsstaatlicher Grundlage | 86 | ||
d) Marcie: Richter- und Rechtsprechungsstaat | 87 | ||
e) Hermann v. Mangoldt: Herrschaft des Rechts | 89 | ||
5. Zwischenergebnis | 90 | ||
IV. Parteienstaatliche Modifizierbarkeit | 92 | ||
1. Trautmann: Art. 28 Abs. 1 GG | 92 | ||
2. Kunig: Unterscheidung von "Volk" und "Parteivolk" | 93 | ||
3. Henke: Unterscheidung von "rechtlichem" und "politischem" Demokratiebegriff | 94 | ||
4. Stellungnahme zu Kunig und Henke: Sprachliche Modifizierung | 95 | ||
5. Stern: Politische Persönlichkeiten | 95 | ||
6. Seifert: Demokratische Innenstruktur der Parteien am Staat zu orientieren | 97 | ||
7. v. Münch: Auslegung aus dem Grundgesetz heraus | 98 | ||
8. Tsatsos / Morlok: Gegengewichtsfunktion der Parteien | 98 | ||
9. Die Trennung von Staat und Gesellschaft als Mittel einer Modifizierung der "demokratischen Grundsätze" | 99 | ||
a) Rupp: Freiheitliche Herrschaft | 99 | ||
b) Huber: Unterscheidung von Staat und Gesellschaft im Konstitutionalismus | 100 | ||
c) Carl Schmitt: Identität | 101 | ||
d) Schachtschneider: Staatlichkeit sowohl der Parteien als auch der Bürger als citoyen | 102 | ||
e) Tsatsos / Morlok: Verfassungsrechtliche Anerkennung eines gesellschaftlichen Gebildes | 104 | ||
10. Blank: Homogenisierung der innerparteilichen Ordnung mit den Formprinzipien des Staates | 105 | ||
11. Stellungnahme | 106 | ||
a) Modifizierung unzulässig | 106 | ||
b) Untrennbarkeit innerparteilicher Vorgänge von der Mitwirkung an der politischen Willensbildung des Volkes | 106 | ||
c) Innerparteiliche Reaktion auf Klärungs versuche von Mitgliederseite | 108 | ||
d) Die innerparteiliche Reaktion im Lichte der Entscheidung des Hamburgischen Verfassungsgerichts | 109 | ||
e) Zwischenergebnis | 111 | ||
V. Keine Abhilfe durch staatliche Wahlorgane | 112 | ||
VI. Wahlprüfung kein Ersatz für effizienten Rechtsschutz | 118 | ||
VII. Zivilrechtliche Aspekte | 122 | ||
1. Monopolgesichtspunkte | 123 | ||
2. § 91 GWB | 127 | ||
VIII. Zusammenfassung | 129 | ||
D. Parteigerichte | 131 | ||
I. Einrede der Schiedsgerichtsbarkeit, § 1027a ZPO | 133 | ||
1. Sind Parteischiedsgerichte Schiedsgerichte i.S.d. §§ 1048, 1025 ff. ZPO? - Meinungsstand | 134 | ||
a) Oberlandesgericht Köln: Satzungsbestimmungen zum Rechtsweg entscheidend | 134 | ||
b) Oberlandesgericht Oldenburg: Enge Verflechtung zwischen Parteigericht und Partei | 135 | ||
c) Anmerkung von Henke zum Oberlandesgericht Oldenburg: Nebeneinander von Parteigerichten und staatlichen Gerichten | 136 | ||
d) Oberlandesgericht Frankfurt/Main: Parteiinterne Angelegenheit | 137 | ||
e) Oberlandesgericht Hamm: Vorrang der Parteischiedsgerichte | 139 | ||
f) Schiedermair: Doppelstellung der Parteien als Verein und Verfassungsorgan | 139 | ||
g) Vollkommen Ausgestaltung als echte Schiedsgerichte möglich | 141 | ||
h) Weitere Stellungnahmen: Mangelnde Vergleichsfähigkeit; fehlende Unparteilichkeit; privatrechtliche Satzungsgewalt | 144 | ||
2. Sind Parteischiedsgerichte Schiedsgerichte i.S.d. §§ 1048, 1025 ff. ZPO? - Untersuchung anhand der den Parteischiedsgerichten zugewiesenen Aufgaben | 145 | ||
a) Vergleichsberechtigung im gesetzlichen Aufgabenbereich der Parteischiedsgerichte | 146 | ||
aa) Wahlanfechtung, § 14 Abs. 1 S. 1, 1. Alt. PartG | 147 | ||
bb) Parteiausschlüsse, § 10 Abs. 4, 5 PartG | 149 | ||
cc) Auslegung und Anwendung der Satzung, § 14 Abs. 1 S. 1, 2. Alt. PartG | 154 | ||
dd) Normenkontroll- und Leistungsklagen | 156 | ||
ee) Normenkontrollverfahren, Entscheidung des Landgerichts Hamburg | 158 | ||
(1) Auslegung und Anwendung der Satzung | 158 | ||
(2) Landgericht Hamburg | 160 | ||
ff) Auflösung und Ausschluß nachgeordneter Gebietsverbände sowie Amtsenthebung von Organen derselben, § 16 PartG | 163 | ||
b) Vergleichsberechtigung bei Bestellung eines Notvorstandes | 164 | ||
c) Zwischenergebnis | 165 | ||
II. Rechtsstaatliches Verfahren | 166 | ||
1. Einführung | 166 | ||
a) Prüfungskriterien | 167 | ||
b) Europäische Konvention zum Schutze der Menschenrechte | 168 | ||
2. Richterliche Unabhängigkeit | 168 | ||
a) Einführung | 168 | ||
b) Literatur und Rechtsprechung | 170 | ||
aa) Oberlandesgericht Oldenburg: Einseitig vom Verband besetzt | 171 | ||
bb) Oberlandesgericht Frankfurt/Main und Oberlandesgericht Köln: Keine paritätische Besetzung | 171 | ||
cc) Schiedermair und Vollkommen Echte richterliche Unabhängigkeit | 171 | ||
dd) Meyer-Cording: Besonderes Interesse der Vereine | 172 | ||
ee) Kornblum: Einfluß auf Schiedsrichterbestellung erforderlich | 172 | ||
ff) Probleme bei der Umsetzung | 173 | ||
c) Stellungnahme | 173 | ||
aa) Von der Partei bestimmte Schiedsrichter | 173 | ||
bb) Keine Kompensation durch Ablehnungsrecht | 176 | ||
cc) Unterschied zu staatlichen Gerichten | 177 | ||
d) Zwischenergebnis | 178 | ||
3. Verfahrensdauer | 178 | ||
a) Einführung | 178 | ||
b) Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte | 179 | ||
c) Bundesverfassungsgericht | 180 | ||
d) Zumutbarkeitsrechtsprechung | 181 | ||
e) Zwischenergebnis | 183 | ||
4. Öffentlichkeit des Verfahrens | 183 | ||
a) Einführung | 183 | ||
b) Regelungen in Schiedsgerichtsordnungen i.S.d. § 14 Abs. 4 PartG und deren Handhabung | 184 | ||
c) Verfassungsrechtliche Einordnung | 186 | ||
d) Zwischenergebnis | 187 | ||
5. Vertretung durch Nichtmitglieder | 188 | ||
a) Einführung | 188 | ||
b) Das Bundesverfassungsgericht zum Recht auf anwaltliche Vertretung: Waffengleichheit | 189 | ||
c) Landgericht Bonn: Interessenkollision | 190 | ||
d) Morlok: Freiheit zur Tendenz - Diskussion | 191 | ||
e) Zwischenergebnis | 195 | ||
6. Aufschiebende Wirkung | 195 | ||
a) Einführung | 195 | ||
b) Beispiele aufschiebender Wirkung | 196 | ||
c) Bundesverfassungsgericht | 196 | ||
d) Vergleichbarkeit des Parteienrechtes mit dem Verwaltungsrecht | 197 | ||
e) Zwischenergebnis | 198 | ||
7. Weitere Gesichtspunkte | 199 | ||
a) Unzureichende Entscheidungsmacht | 199 | ||
b) Antragsberechtigung | 200 | ||
III. Ergebnis | 201 | ||
E. Parteiautonomie | 203 | ||
I. Stellungnahmen zum Thema "Parteiautonomie" | 203 | ||
1. Rechtsprechung | 203 | ||
a) Bundesverfassungsgericht: Staatsfreiheit der Parteien | 203 | ||
b) Bundesgerichtshof: Grundsätzliche Anerkennung einer Vereins- / Parteiautonomie | 205 | ||
2. Literatur | 206 | ||
a) Schiedermair: Autonome Verfassungsorgane | 206 | ||
b) v. Münch: Satzungsautonomie | 207 | ||
c) Henke: Freie Selbstbestimmung der Parteien | 207 | ||
d) Leibholz: Massendemokratischer Parteienstaat | 208 | ||
e) Kunig: Vereinsrechtlich vorgegebene Parteiautonomie | 210 | ||
f) Regierungsbegründung des Entwurfes eines Parteiengesetzes: Freier gesellschaftlicher Grundcharakter | 210 | ||
g) Risse: Verfassungsrechtlich gewährleistet | 211 | ||
h) Stoklossa: Äußere und innere Parteienfreiheit | 212 | ||
i) Parteien: Unabhängige Entscheidungsbefugnis kraft eigenen Rechts | 212 | ||
j) Preuß: Gesamtgesellschaftliche Funktionen | 212 | ||
k) Mager: Verfassungsrechtlich verbürgt | 213 | ||
3. Schlußfolgerung | 214 | ||
II. Willensbildung des Volkes | 214 | ||
1. Autonomie des Willens | 214 | ||
2. Mitwirkung der politischen Parteien | 218 | ||
3. Bundesverfassungsgericht: Satzungsautonomie | 221 | ||
4. Bundesverwaltungsgericht: Verliehenes Rechtsetzungsrecht | 222 | ||
5. Stellungnahme | 223 | ||
III. Auswirkungen auf das Parteienrecht | 224 | ||
1. Gesetzesgebundenheit statt Parteiautonomie | 224 | ||
a) Willensautonomie gerade auch von Parteimitgliedern | 224 | ||
b) Inhaltliche und personelle Ungebundenheit politischer Parteien | 224 | ||
c) Gesetzesgebundenheit | 225 | ||
2. Ausprägungen der Gesetzesgebundenheit politischer Parteien | 226 | ||
a) Art. 21 Abs. 1 S. 3 GG | 226 | ||
b) Parteiengesetz | 228 | ||
c) Wahlgesetze | 230 | ||
d) Parteienfinanzierung | 234 | ||
aa) Staatlich überwachte Kontrolle der Parteienfinanzierung | 234 | ||
bb) Staatliche Parteienfinanzierung | 235 | ||
cc) Stellungnahme | 239 | ||
3. Schlußfolgerung | 241 | ||
IV. Staatsfreiheit der politischen Parteien | 242 | ||
1. Inhaltliche und personelle Ungebundenheit | 242 | ||
2. Art. 21 Abs. 2 GG | 243 | ||
3. Wahrung der Willensautonomie | 244 | ||
F. Umsetzung des Justizgewährleistungsanspruches von Parteimitgliedern | 246 | ||
I. Umsetzung vor Gericht | 246 | ||
1. Jederzeitiger Zugang zu staatlichen Gerichten | 246 | ||
2. Differenzierung zwischen Parteien- und Vereinsrecht | 247 | ||
3. Prüfungsmaßstab | 249 | ||
4. Einführung von Parteisatzungen und -programmen in gerichtliche Auseinandersetzungen | 250 | ||
5. Keine sonstige Kontrolle politischer Parteien | 251 | ||
6. Schlußfolgerung | 252 | ||
II. Umsetzung durch den Gesetzgeber | 253 | ||
G. Zusammenfassung | 256 | ||
Literaturverzeichnis | 262 | ||
Anhang I: Landgericht Hamburg, Urteil, Geschäftsnummer: 77 Ο 307/88 | 278 | ||
Anhang II: Vor dem Landgericht Hamburg angegriffene Satzungsbestimmungen | 283 | ||
Anhang ΙII: Gesetzestexte | 286 | ||
Sachwortverzeichnis | 290 |