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Parteigerichtsbarkeit und Staatsgerichtsbarkeit

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Kressel, D. (1998). Parteigerichtsbarkeit und Staatsgerichtsbarkeit. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49217-6
Kressel, Dietrich. Parteigerichtsbarkeit und Staatsgerichtsbarkeit. Duncker & Humblot, 1998. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49217-6
Kressel, D (1998): Parteigerichtsbarkeit und Staatsgerichtsbarkeit, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-49217-6

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Parteigerichtsbarkeit und Staatsgerichtsbarkeit

Kressel, Dietrich

Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 766

(1998)

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Abstract

Politische Parteien sind programmatisch und personell unabhängig. Diese Parteiautonomie stellt sie dagegen nicht von staatlicher Rechtsprechung frei, auch nicht durch § 14 PartG. Die dort normierten Parteischiedsgerichte sind keine Schiedsgerichte der Zivilprozeßordnung. Sie werden grundlegenden Prinzipien der Rechtsprechung nicht gerecht. Parteiinterne Streitigkeiten, etwa um innerparteiliche Wahlen, die Nominierung von Kandidaten zu staatlichen Wahlen oder um den Einblick in Mitgliederlisten, werden nicht so befriedet, wie die staatliche Justizgewährleistungspflicht es gebietet.

Die innere Ordnung der Parteien muß demokratischen Grundsätzen entsprechen. Dem genügt nur effektiver Rechtsschutz. Das Bundesverfassungsgericht dogmatisiert politische Parteien nicht anders als § 1 PartG als "verfassungsrechtlich notwendige(n) Bestandteil der freiheitlichen demokratischen Grundordnung". Dem widerspräche es, das grundlegende demokratische Prinzip effektiven Rechtsschutzes zu relativieren.

Politische Parteien sind zwar keine Organe des Staates im engeren Sinne, gehören aber doch zum Staat im weiteren Sinne. Mit der Friedensfunktion des Staates wäre es unvereinbar, wenn nicht jeder Rechtsstreit durch eine gesetzesgebundene Rechtsklärung staatlicher Gerichte befriedet werden könnte.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 3
Inhaltsverzeichnis 5
Abkürzungsverzeichnis 12
Α. Einleitung 17
Β. Der Justizgewährleistungsanspruch 22
I. Begriff 22
II. Rückblick 23
III. Gegenwärtiger Stand der Diskussion 24
1. Art. 103 Abs. 1 GG 24
2. Art. 101 Abs. 1 S. 2 GG 25
3. Art. 19 Abs. 4 GG 26
4. Art. 14 GG 27
5. Rechtsstaatsprinzip 28
6. Gebietshoheit 31
7. Friedensfunktion des Staates 35
IV. Ergebnis 37
C. Braucht das Parteiwesen staatliche Rechtsprechung? 38
I. Die derzeitige Bedeutung politischer Parteien 38
1. Regierungsbegründung des Entwurfes eines Parteiengesetzes 38
2. Henke und Hennis 39
3. Vier Stufen 40
4. Nominationsmonopol 43
5. Aktueller Standpunkt des Bundesverfassungsgerichts zu den politischen Parteien 49
6. Zugehörigkeit zum Staat im weiteren Sinne 51
a) Staatsbegriff 52
b) Beispiel Parteienfinanzierung 53
c) Parteigebundene Personalrekrutierung für Staatsämter 56
d) Konsequenzen für die Zuordnung der politischen Parteien 58
7. Keine Unverzichtbarkeit der Parteien in ihrer derzeitigen Rolle 60
8. Schlußfolgerungen 64
II. Notwendigkeit unabhängigen Rechtsschutzes wegen innerparteilicher Oligarchisierung 66
1. Mangelnde Einflußmöglichkeiten einfacher Parteimitglieder 67
2. Erscheinungen und Auswirkungen der Einflußlosigkeit 69
3. Einsichtnahme in Mitgliederlisten 71
4. Robert Michels 74
a) Notwendigkeit der Organisation 75
b) Unmöglichkeit direkter Massenherrschaft 76
c) Gewohnheitsrecht der Führer auf Delegation 77
d) Führungsbedürfnis der Masse 77
e) Weitere Faktoren 78
f) Kritik von Zeuner an Michels 78
5. Schlußfolgerung 79
III. Demokratische Grundsätze 79
1. Bedeutung und Begriff 79
2. Abgrenzung zum "demokratischen Zentralismus" 82
3. Auffassung des Grundgesetzgebers 82
4. Rechtsschutz als notwendiger Bestandteil freiheitlicher Demokratie und deswegen auch der "demokratischen Grundsätze" im Sinne des Art. 21 Abs. 1 S. 3 GG 84
a) Kriele: Herrschaft des Rechts 84
b) Stern: Gegen demokratischen Relativismus 85
c) Kägi: Verfassungstheorie auf rechtsstaatlicher Grundlage 86
d) Marcie: Richter- und Rechtsprechungsstaat 87
e) Hermann v. Mangoldt: Herrschaft des Rechts 89
5. Zwischenergebnis 90
IV. Parteienstaatliche Modifizierbarkeit 92
1. Trautmann: Art. 28 Abs. 1 GG 92
2. Kunig: Unterscheidung von "Volk" und "Parteivolk" 93
3. Henke: Unterscheidung von "rechtlichem" und "politischem" Demokratiebegriff 94
4. Stellungnahme zu Kunig und Henke: Sprachliche Modifizierung 95
5. Stern: Politische Persönlichkeiten 95
6. Seifert: Demokratische Innenstruktur der Parteien am Staat zu orientieren 97
7. v. Münch: Auslegung aus dem Grundgesetz heraus 98
8. Tsatsos / Morlok: Gegengewichtsfunktion der Parteien 98
9. Die Trennung von Staat und Gesellschaft als Mittel einer Modifizierung der "demokratischen Grundsätze" 99
a) Rupp: Freiheitliche Herrschaft 99
b) Huber: Unterscheidung von Staat und Gesellschaft im Konstitutionalismus 100
c) Carl Schmitt: Identität 101
d) Schachtschneider: Staatlichkeit sowohl der Parteien als auch der Bürger als citoyen 102
e) Tsatsos / Morlok: Verfassungsrechtliche Anerkennung eines gesellschaftlichen Gebildes 104
10. Blank: Homogenisierung der innerparteilichen Ordnung mit den Formprinzipien des Staates 105
11. Stellungnahme 106
a) Modifizierung unzulässig 106
b) Untrennbarkeit innerparteilicher Vorgänge von der Mitwirkung an der politischen Willensbildung des Volkes 106
c) Innerparteiliche Reaktion auf Klärungs versuche von Mitgliederseite 108
d) Die innerparteiliche Reaktion im Lichte der Entscheidung des Hamburgischen Verfassungsgerichts 109
e) Zwischenergebnis 111
V. Keine Abhilfe durch staatliche Wahlorgane 112
VI. Wahlprüfung kein Ersatz für effizienten Rechtsschutz 118
VII. Zivilrechtliche Aspekte 122
1. Monopolgesichtspunkte 123
2. § 91 GWB 127
VIII. Zusammenfassung 129
D. Parteigerichte 131
I. Einrede der Schiedsgerichtsbarkeit, § 1027a ZPO 133
1. Sind Parteischiedsgerichte Schiedsgerichte i.S.d. §§ 1048, 1025 ff. ZPO? - Meinungsstand 134
a) Oberlandesgericht Köln: Satzungsbestimmungen zum Rechtsweg entscheidend 134
b) Oberlandesgericht Oldenburg: Enge Verflechtung zwischen Parteigericht und Partei 135
c) Anmerkung von Henke zum Oberlandesgericht Oldenburg: Nebeneinander von Parteigerichten und staatlichen Gerichten 136
d) Oberlandesgericht Frankfurt/Main: Parteiinterne Angelegenheit 137
e) Oberlandesgericht Hamm: Vorrang der Parteischiedsgerichte 139
f) Schiedermair: Doppelstellung der Parteien als Verein und Verfassungsorgan 139
g) Vollkommen Ausgestaltung als echte Schiedsgerichte möglich 141
h) Weitere Stellungnahmen: Mangelnde Vergleichsfähigkeit; fehlende Unparteilichkeit; privatrechtliche Satzungsgewalt 144
2. Sind Parteischiedsgerichte Schiedsgerichte i.S.d. §§ 1048, 1025 ff. ZPO? - Untersuchung anhand der den Parteischiedsgerichten zugewiesenen Aufgaben 145
a) Vergleichsberechtigung im gesetzlichen Aufgabenbereich der Parteischiedsgerichte 146
aa) Wahlanfechtung, § 14 Abs. 1 S. 1, 1. Alt. PartG 147
bb) Parteiausschlüsse, § 10 Abs. 4, 5 PartG 149
cc) Auslegung und Anwendung der Satzung, § 14 Abs. 1 S. 1, 2. Alt. PartG 154
dd) Normenkontroll- und Leistungsklagen 156
ee) Normenkontrollverfahren, Entscheidung des Landgerichts Hamburg 158
(1) Auslegung und Anwendung der Satzung 158
(2) Landgericht Hamburg 160
ff) Auflösung und Ausschluß nachgeordneter Gebietsverbände sowie Amtsenthebung von Organen derselben, § 16 PartG 163
b) Vergleichsberechtigung bei Bestellung eines Notvorstandes 164
c) Zwischenergebnis 165
II. Rechtsstaatliches Verfahren 166
1. Einführung 166
a) Prüfungskriterien 167
b) Europäische Konvention zum Schutze der Menschenrechte 168
2. Richterliche Unabhängigkeit 168
a) Einführung 168
b) Literatur und Rechtsprechung 170
aa) Oberlandesgericht Oldenburg: Einseitig vom Verband besetzt 171
bb) Oberlandesgericht Frankfurt/Main und Oberlandesgericht Köln: Keine paritätische Besetzung 171
cc) Schiedermair und Vollkommen Echte richterliche Unabhängigkeit 171
dd) Meyer-Cording: Besonderes Interesse der Vereine 172
ee) Kornblum: Einfluß auf Schiedsrichterbestellung erforderlich 172
ff) Probleme bei der Umsetzung 173
c) Stellungnahme 173
aa) Von der Partei bestimmte Schiedsrichter 173
bb) Keine Kompensation durch Ablehnungsrecht 176
cc) Unterschied zu staatlichen Gerichten 177
d) Zwischenergebnis 178
3. Verfahrensdauer 178
a) Einführung 178
b) Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte 179
c) Bundesverfassungsgericht 180
d) Zumutbarkeitsrechtsprechung 181
e) Zwischenergebnis 183
4. Öffentlichkeit des Verfahrens 183
a) Einführung 183
b) Regelungen in Schiedsgerichtsordnungen i.S.d. § 14 Abs. 4 PartG und deren Handhabung 184
c) Verfassungsrechtliche Einordnung 186
d) Zwischenergebnis 187
5. Vertretung durch Nichtmitglieder 188
a) Einführung 188
b) Das Bundesverfassungsgericht zum Recht auf anwaltliche Vertretung: Waffengleichheit 189
c) Landgericht Bonn: Interessenkollision 190
d) Morlok: Freiheit zur Tendenz - Diskussion 191
e) Zwischenergebnis 195
6. Aufschiebende Wirkung 195
a) Einführung 195
b) Beispiele aufschiebender Wirkung 196
c) Bundesverfassungsgericht 196
d) Vergleichbarkeit des Parteienrechtes mit dem Verwaltungsrecht 197
e) Zwischenergebnis 198
7. Weitere Gesichtspunkte 199
a) Unzureichende Entscheidungsmacht 199
b) Antragsberechtigung 200
III. Ergebnis 201
E. Parteiautonomie 203
I. Stellungnahmen zum Thema "Parteiautonomie" 203
1. Rechtsprechung 203
a) Bundesverfassungsgericht: Staatsfreiheit der Parteien 203
b) Bundesgerichtshof: Grundsätzliche Anerkennung einer Vereins- / Parteiautonomie 205
2. Literatur 206
a) Schiedermair: Autonome Verfassungsorgane 206
b) v. Münch: Satzungsautonomie 207
c) Henke: Freie Selbstbestimmung der Parteien 207
d) Leibholz: Massendemokratischer Parteienstaat 208
e) Kunig: Vereinsrechtlich vorgegebene Parteiautonomie 210
f) Regierungsbegründung des Entwurfes eines Parteiengesetzes: Freier gesellschaftlicher Grundcharakter 210
g) Risse: Verfassungsrechtlich gewährleistet 211
h) Stoklossa: Äußere und innere Parteienfreiheit 212
i) Parteien: Unabhängige Entscheidungsbefugnis kraft eigenen Rechts 212
j) Preuß: Gesamtgesellschaftliche Funktionen 212
k) Mager: Verfassungsrechtlich verbürgt 213
3. Schlußfolgerung 214
II. Willensbildung des Volkes 214
1. Autonomie des Willens 214
2. Mitwirkung der politischen Parteien 218
3. Bundesverfassungsgericht: Satzungsautonomie 221
4. Bundesverwaltungsgericht: Verliehenes Rechtsetzungsrecht 222
5. Stellungnahme 223
III. Auswirkungen auf das Parteienrecht 224
1. Gesetzesgebundenheit statt Parteiautonomie 224
a) Willensautonomie gerade auch von Parteimitgliedern 224
b) Inhaltliche und personelle Ungebundenheit politischer Parteien 224
c) Gesetzesgebundenheit 225
2. Ausprägungen der Gesetzesgebundenheit politischer Parteien 226
a) Art. 21 Abs. 1 S. 3 GG 226
b) Parteiengesetz 228
c) Wahlgesetze 230
d) Parteienfinanzierung 234
aa) Staatlich überwachte Kontrolle der Parteienfinanzierung 234
bb) Staatliche Parteienfinanzierung 235
cc) Stellungnahme 239
3. Schlußfolgerung 241
IV. Staatsfreiheit der politischen Parteien 242
1. Inhaltliche und personelle Ungebundenheit 242
2. Art. 21 Abs. 2 GG 243
3. Wahrung der Willensautonomie 244
F. Umsetzung des Justizgewährleistungsanspruches von Parteimitgliedern 246
I. Umsetzung vor Gericht 246
1. Jederzeitiger Zugang zu staatlichen Gerichten 246
2. Differenzierung zwischen Parteien- und Vereinsrecht 247
3. Prüfungsmaßstab 249
4. Einführung von Parteisatzungen und -programmen in gerichtliche Auseinandersetzungen 250
5. Keine sonstige Kontrolle politischer Parteien 251
6. Schlußfolgerung 252
II. Umsetzung durch den Gesetzgeber 253
G. Zusammenfassung 256
Literaturverzeichnis 262
Anhang I: Landgericht Hamburg, Urteil, Geschäftsnummer: 77 Ο 307/88 278
Anhang II: Vor dem Landgericht Hamburg angegriffene Satzungsbestimmungen 283
Anhang ΙII: Gesetzestexte 286
Sachwortverzeichnis 290