Notstand und Notwehr
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Notstand und Notwehr
Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 90
(1994)
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Die »Strafrechtlichen Abhandlungen - Neue Folge« wurden 1957 von Eberhard Schmidhäuser in Zusammenarbeit mit den deutschen Strafrechtslehrern in der Nachfolge der von Hans Bennecke begründeten »Strafrechtlichen Abhandlungen« (1896 bis 1942) eröffnet. Ihr Ziel ist es, wie das ihrer Vorgängerin, hervorragenden Arbeiten des strafrechtswissenschaftlichen Nachwuchses eine angemessene Veröffentlichung zu sichern. Aufgenommen werden ausgezeichnete Dissertationen und Habilitationen zum Strafrecht und Strafprozessrecht sowie zur Straftheorie. 1986 wurde Friedrich-Christian Schroeder (Regensburg) zum Herausgeber bestellt, 2007 trat Andreas Hoyer (Kiel) als weiterer Herausgeber an die Stelle des verstorbenen Eberhard Schmidhäuser. Die Aufnahme in die Reihe erfolgt auf Vorschlag eines Strafrechtslehrers.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
A. Einleitung | 13 | ||
B. Die Konkurrenz von Rechtfertigungsgründen | 18 | ||
I. Zur Konkurrenz von Normen | 18 | ||
II. Die Untersuchungen von Warda und Seelmann | 19 | ||
1. Der Grundsatz der funktionalen Spezialität | 19 | ||
a) Die Untersuchung von Warda | 19 | ||
b) Stellungnahme | 21 | ||
2. § 34 StGB als lex generalis aller Rechtfertigungsgründe | 22 | ||
a) Die Ansicht Seelmanns | 22 | ||
b) Konsequenzen für das Verständnis von Notwehr und Notstand | 23 | ||
c) Stellungnahme | 24 | ||
III. Die Konzeption Seelmanns und das vorherrschende Verständnis von Notwehr und Notstand | 27 | ||
1. Die Konkurrenz von Rechtfertigungsgründen | 27 | ||
2. Das Grundprinzip des rechtfertigenden Notstands | 28 | ||
3. Das Grundprinzip der Notwehr | 30 | ||
C. Kritik der herrschenden Interessenabwägungsdoktrin | 33 | ||
I. § 34 StGB als allgemeine Billigkeitsklausel? | 34 | ||
1. Was bedeutet „Abwägung der widerstreitenden Interessen“? | 34 | ||
2. Interessenabwägung und Topik | 35 | ||
3. Interessenabwägungsprinzip und Interessenjurisprudenz | 37 | ||
4. Interessenabwägungsprinzip und Utilitarismus | 41 | ||
5. Schlußbemerkung | 43 | ||
II. Die Unterscheidung von Aggressiv- und Defensivnotstand | 43 | ||
1. Problematik und praktische Bedeutung | 43 | ||
2. Das herrschende Verständnis von Aggressiv- und Defensivnotstand | 45 | ||
3. Defensivnotstand und Wortlaut des § 34 StGB | 47 | ||
4. Widersprüchlichkeit innerhalb der Interessenabwägung | 48 | ||
III. Zum „Vorverschulden“ beim rechtfertigenden Notstand | 54 | ||
IV. Die Bedeutung der Tat für die Rechtsordnung im Ganzen | 60 | ||
1. Die Berücksichtigung der Autonomie | 60 | ||
a) Eingriffsseite und Selbstbestimmung | 60 | ||
b) Erhaltungsseite und Selbstbestimmung | 63 | ||
c) Notstand und (mutmaßliche) Einwilligung | 64 | ||
2. „Handeln auf Seiten des Unrechts“ | 65 | ||
3. Besondere Gefahrtragungspflichten | 70 | ||
4. Störung des Rechtsfriedens | 72 | ||
V. Schlußbemerkung | 74 | ||
D. Kritik der herrschenden Rechtsbewährungsdoktrin | 76 | ||
I. Die dualistische Notwehrkonzeption der herrschenden Lehre | 76 | ||
II. Die Bewährung der Rechtsordnung | 79 | ||
1. Was bedeutet „Rechtsbewährung“? | 79 | ||
a) Sprachliche Bedeutung des Wortes „Bewährung“ | 79 | ||
b) „Das Recht braucht dem Unrecht nicht zu weichen“ | 80 | ||
2. Die Geltung der Rechtsordnung als überwiegendes Interesse | 81 | ||
3. Die Verteidigung der empirischen Geltung der Rechtsordnung | 83 | ||
4. Die Verteidigung der normativen Geltung der Rechtsordnung | 87 | ||
5. Die präventive Wirkung der Notwehr | 88 | ||
6. Schlußbetrachtung | 94 | ||
III. Rechtsbewährung und Individualgüterschutz | 94 | ||
IV. Die gesetzlichen Merkmale der Notwehr im Lichte der Rechtsbewährungsdoktrin | 99 | ||
1. Die Notwehrlage | 99 | ||
a) Die Qualität des Angreiferverhaltens | 99 | ||
b) Kein Angriff bei untauglichem Versuch | 102 | ||
c) Die Gegenwärtigkeit des Angriffs | 102 | ||
2. Die Verteidigungsbefugnis | 104 | ||
a) Die Erforderlichkeit der Verteidigung | 104 | ||
b) Das Verbot der Verletzung von angreiferfremden Rechtsgütern | 107 | ||
3. Schlußbetrachtung | 108 | ||
V. Notwehrbegründung und „sozialethische“ Notwehrgrenzen | 108 | ||
1. Das grobe unerträgliche Mißverhältnis | 108 | ||
2. Die Notwehrprovokation | 111 | ||
3. Notwehr in engen Lebensgemeinschaften | 114 | ||
VI. Abschließende Bemerkung zum Verhältnis von statischen und dynamischen Notwehrelementen | 117 | ||
VII. Andere Notwehrbegründungen | 118 | ||
1. Die Risikoübernahme durch den Angreifer | 118 | ||
2. Die Beeinträchtigung der Handlungsfreiheit des Angegriffenen | 119 | ||
3. Besondere Gründe in der Person des Verteidigers oder des Angreifers | 120 | ||
a) Die psychische Situation des Angegriffenen | 120 | ||
b) Die Vermeidbarkeit des Abwehrerfolges durch den Angreifer | 122 | ||
E. Das formale Verhältnis von Ge- und Verboten zu den Erlaubnissätzen | 124 | ||
I. Einführung | 124 | ||
II. Vorabklärung wichtiger Begriffe | 124 | ||
1. Der Begriff der Rechtfertigung | 124 | ||
2. Rechtfertigungsgründe als „Erlaubnissätze“ | 125 | ||
3. „Strafrechtswidrigkeit und Strafunrechtsausschluß“ | 130 | ||
III. Die rechtslogische Struktur der Rechtfertigungsgründe | 132 | ||
1. Regel und Ausnahme | 132 | ||
2. Die Lehre vom Gesamtunrechtstatbestand | 134 | ||
3. Die Lehre vom Leitbildtatbestand | 136 | ||
4. „Intra-“ und „extrasystematische“ Rechtfertigungsgründe | 137 | ||
a) Die Untersuchung von Hruschka | 137 | ||
b) Zur Unterscheidung zwischen primär- und metasprachlicher Normenebene | 140 | ||
c) Die Struktur metasprachlicher Erlaubnissätze | 142 | ||
d) Zwei normentheoretische Einwände | 144 | ||
aa) Die Unterscheidung von Normwidrigkeit und Rechtswidrigkeit | 144 | ||
bb) Die Selbständigkeit von Erlaubnissätzen | 147 | ||
5. Die Lösung über einen übergeordneten Rechtssatz | 148 | ||
IV. Zur Unterscheidung von Tatbestandsmäßigkeit, Rechtswidrigkeit und Schuld | 149 | ||
1. Der Deliktsaufbau als Prüfungsschema | 149 | ||
2. Exkurs: Ordentliche und außerordentliche Zurechnung | 153 | ||
3. Tatbestandsmäßigkeit, Rechtswidrigkeit und Schuld als Wertungsstufen | 156 | ||
4. Deliktsaufbau und Gesamtrechtsordnung | 158 | ||
5. Ergebnis | 159 | ||
V. Ausblick | 160 | ||
F. Das materielle Verhältnis von Ge- und Verboten zu den Erlaubnissätzen | 161 | ||
I. Einführung | 161 | ||
II. Rechte und Pflichten | 162 | ||
1. Interessen als Gründe für Pflichten | 162 | ||
2. Individuelle und überindividuelle Aspekte des Rechtsguts | 165 | ||
3. Berechtigung und Verpflichtung | 168 | ||
a) Die Person des Berechtigten | 168 | ||
b) Pflichten als notwendige Konsequenz subjektiver Rechte | 170 | ||
c) Die Reichweite des subjektiven Rechts | 175 | ||
4. Schlußbemerkung | 177 | ||
III. Primärsprachliche Normenebene: Regeln über den Rechtsgüterschutz | 178 | ||
1. Das Grundprinzip: die Autonomie | 178 | ||
a) Selbstbestimmung | 178 | ||
b) Eigenverantwortlichkeit | 179 | ||
c) Die Verantwortlichkeit für Störungen fremder Rechtssphären | 180 | ||
d) Autonomieprinzip und allgemeine Defensivnotstandsbefugnis | 181 | ||
e) Vom Autonomieprinzip zur Solidarität – ein rechtsgeschichtlicher Überblick | 185 | ||
2. Das Solidaritätsprinzip | 188 | ||
a) Die Veränderung der Freiheitssphären des Individuums | 189 | ||
aa) Die allgemeine Hilfeleistungspflicht | 189 | ||
bb) Die allgemeine Eingriffsduldungspflicht im Aggressivnotstand | 191 | ||
cc) Die Einschränkung der Defensivnotstandsbefugnis | 194 | ||
dd) Zwischenbetrachtung | 195 | ||
b) Das Solidaritätsprinzip als grundlegende Wertentscheidung | 196 | ||
c) Ausschluß anderer Deutungsmöglichkeiten | 199 | ||
aa) Keine Begründung durch das Prinzip des überwiegenden Interesses | 199 | ||
bb) Keine utilitaristische Begründung des rechtfertigenden Notstands | 202 | ||
3. Die Bedeutung besonderer Pflichtenstellungen beim rechtfertigenden Notstand | 208 | ||
a) Spezielle Obhutspflichten und besondere Rechtsverhältnisse | 209 | ||
b) Erhöhte Opferpflicht und Erweiterung der Eigenverantwortlichkeit als Konsequenzen besonderer Pflichtenstellungen? | 210 | ||
4. Zwischenergebnis | 212 | ||
IV. Metasprachliche Normenebene: Extrasystematische Regeln über die Rechtsgüterschutzordnung | 212 | ||
1. Der Unterschied von intra- und extrasystematischer Rechtfertigung am Beipiel des Aggressivnotstands und der Pflichtenkollision | 212 | ||
a) Die Kollision einer Handlungs- mit einer Unterlassungspflicht als Notstandsproblem | 214 | ||
b) Die Kollision gleichwertiger Handlungspflichten | 215 | ||
aa) Unmöglichkeit einer Lösung auf der primärsprachlichen Ebene | 215 | ||
bb) Lösung über eine Metanorm | 217 | ||
cc) Andere Lösungsvorschläge | 220 | ||
2. Die gegenseitige Befolgung der Regeln der primärsprachlichen Normenebene | 221 | ||
a) Das Notwehrverständnis von Hruschka | 222 | ||
b) Die Begründung des Koordinationsverhältnisses zwischen den Bürgern | 224 | ||
c) Die extrasystematische Zwangsbefugnis | 229 | ||
d) Der staatsphilosophische Hintergrund der Notwehrkonzeption Hruschkas | 230 | ||
e) „Individuelle“ und „überindividuelle“ Aspekte bei der Notwehr | 233 | ||
f) Abgrenzung zur Notwehrkonzeption von Hoyer | 234 | ||
3. Die Befriedungsfunktion der Rechtsordnung | 236 | ||
G. Aggressiv- und Defensivnotstand | 238 | ||
I. Einführung | 238 | ||
II. Die Solidarpflicht des „Jedermann“ | 239 | ||
1. Das maßgebliche Fallsystem | 239 | ||
2. Kritik am Erfordernis des „wesentlichen“ Überwiegens | 240 | ||
3. Die Entwicklung einer umfassenden Defensivnotstandsbefugnis | 243 | ||
a) Begründung einer Analogie zu § 228 BGB | 243 | ||
b) Einwände gegen eine allgemeine Defensivnotstandsbefugnis | 245 | ||
4. Die Bedeutung der Angemessenheitsklausel | 247 | ||
a) Das Prinzip der Verallgemeinerung | 248 | ||
b) Angemessenheit und gerechte Lastenverteilung | 251 | ||
c) Die Angemessenheitsklausel als Hinweis auf die Subsidiarität der Aggressivnotstandsbefugnis gegenüber gesetzlichen Sonderregelungen | 253 | ||
d) Die Angemessenheitsklausel als absolute Opfergrenze | 256 | ||
e) Die Bedeutung der Angemessenheit für den Defensivnotstand | 257 | ||
5. Ein Sonderproblem: Die Gefahrengemeinschaft | 257 | ||
III. Die Aufopferungspflicht des speziell Obhutspflichtigen | 260 | ||
1. Das maßgebliche Fallsystem | 260 | ||
2. Die Begründung der gesteigerten Aufopferungspflicht | 261 | ||
3. Gesteigerte Aufopferungspflicht und Angemessenheit | 265 | ||
4. Abschließende Beispiele | 266 | ||
a) Der „Bergsteigerfall“ | 266 | ||
b) Die Perforation | 267 | ||
c) „Der Haustyrannenfall“ | 268 | ||
d) Die Zwangsblutspende | 269 | ||
IV. Die Aufopferungspflicht von Personen, die in einem besonderen Rechtsverhältnis stehen | 270 | ||
1. Das maßgebliche Fallsystem | 270 | ||
2. Die materielle Begründung der Aufopferungspflicht besonders verpflichteter Personen | 271 | ||
3. Bedenken gegen die Auffassung von Lugert | 273 | ||
H. Notwehr als Sicherung der Gleichordnung von koordinierten Rechtssubjekten | 275 | ||
I. Der Rechtsgrund der Notwehr | 275 | ||
II. Die Notwehrlage | 276 | ||
1. Angriff als Intensivierung einer Rechtsgutsgefährdung | 276 | ||
2. Angriff als zurechenbare Kooperationsverweigerung | 279 | ||
a) Die Zurechnung auf der ersten Zurechnungsebene | 280 | ||
b) Die Zurechnung auf der zweiten Zurechnungsebene | 283 | ||
c) Einwände | 285 | ||
3. Die Gegenwärtigkeit des Angriffs | 288 | ||
4. Angriff durch Unterlassen? | 289 | ||
5. Die Notwehrhilfe | 295 | ||
6. Notwehr und hoheitliches Handeln | 296 | ||
a) § 32 StGB als staatliche Gewaltermächtigung? | 297 | ||
b) Notwehr der Privatperson gegen Amtsträger | 297 | ||
c) Notwehr des Beamten gegen Angriffe von Privaten | 298 | ||
III. Die Notwehrbefugnis | 299 | ||
1. Die Erforderlichkeit der Angriffsabwehr | 299 | ||
2. „Sozialethische“ Notwehrschranken | 301 | ||
a) Schuldlos handelnde Angreifer | 301 | ||
b) Die Notwehrprovokation | 302 | ||
aa) Der Wegfall der Notwehrlage | 302 | ||
bb) Die Verantwortlichkeit des Provokateurs für Rechtsgüter des Angreifers | 303 | ||
cc) Das Verbot des Rechtsmißbrauchs | 304 | ||
dd) Selbstschutzobliegenheiten des Verteidigers | 306 | ||
ee) Vorverschulden als Einschränkungskriterium extrasystematischer Rechtfertigungsgründe | 307 | ||
c) Auseinandersetzungen innerhalb enger Lebensgemeinschaften | 310 | ||
d) Unerträgliches Mißverhältnis | 312 | ||
aa) Keine notwehrimmanente Beschränkung | 312 | ||
bb) Eingeschränkte Zulässigkeit der Verletzung indisponibler Rechtsgüter des Angreifers | 313 | ||
cc) Einschränkungen aufgrund Art. 2 Abs. 2 EuMRK | 313 | ||
dd) Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit | 314 | ||
Zusammenfassung | 319 | ||
Literaturverzeichnis | 323 | ||
Sachverzeichnis | 355 |