Rechtmäßigkeit und Verwertbarkeit heimlicher Stimmvergleiche im Strafverfahren
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Rechtmäßigkeit und Verwertbarkeit heimlicher Stimmvergleiche im Strafverfahren
Schriften zum Prozessrecht, Vol. 132
(1997)
Additional Information
Book Details
Pricing
Abstract
In dem der Entscheidung des BGH vom 24.2.1994 (BGHSt 40, 66 ff.) zugrundeliegenden Sachverhalt hatten Kriminalbeamte das Tatopfer eine polizeiliche Vernehmung durch eine geöffnete Tür ohne Wissen des Beschuldigten heimlich belauschen lassen. Das Tatopfer erklärte, sie sei sich zu 100 % sicher, daß es sich bei der Stimme des Beschuldigten um die Stimme des Täters handele. Das Landgericht stützte seine Verurteilung maßgeblich auf diese Aussage. Der BGH hob das Urteil schon wegen fehlerhafter Beweiswürdigung auf und ließ unentschieden, ob die Durchführung des heimlichen Stimmvergleichs rechtmäßig war.Anläßlich dieser Entscheidung untersucht die Monographie die Rechtmäßigkeit und Verwertbarkeit heimlicher von den Strafverfolgungsbehörden und von Privaten durchgeführter Stimmvergleiche. Nachdem festgestellt wird, daß das nemo-tenetur-Prinzip, also der Grundsatz, daß der Beschuldigte nicht gezwungen werden darf, zu seiner eigenen Überführung beizutragen, heimliche Stimmvergleiche nicht verbietet, wird überprüft, ob heimliche Stimmvergleiche in verschiedenen Fallvarianten gegen Grundrechte oder Normen der StPO, insbesondere der §§ 136, 136 a StPO verstoßen. Die Autorin kommt zu dem Ergebnis, daß heimliche Stimmvergleiche bei von den staatlichen Ermittlern veranlaßten Gesprächen eine unzulässige Täuschung i. S. des § 136 a StPO darstellen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 19 | ||
Kapitel 1: Der Beweiswert einer Identifizierung mittels Stimm Vergleichs | 21 | ||
A. Identifizierung anhand der auf Tonträger fixierten Täterstimme | 21 | ||
B. Identifizierung durch einen "Ohrenzeugen" | 23 | ||
I. Die Wiedererkennenswahrscheinlichkeit bei der Identifizierung von Stimmen | 24 | ||
II. Die Durchführung einer akustischen Gegenüberstellung | 25 | ||
Kapitel 2: Die Rechtsprechung zu heimlichen Stimmvergleichen | 27 | ||
A. Der Fall BGHSt 34, 39 ff. | 27 | ||
I. Sachverhalt | 27 | ||
II. Entscheidung | 28 | ||
1. Eingriff in das Recht am eigenen Wort - Ermächtigungsgrundlage | 28 | ||
a) § 81 b StPO | 28 | ||
b) § 100 a ff. StPO | 29 | ||
c) §§ 81, 81 a, 81 b, 94 ff. StPO analog | 30 | ||
d) Notstandsgrundsätze | 30 | ||
2. Verwertung | 30 | ||
B. AG Freiburg StrV 1988, 383 | 31 | ||
I. Sachverhalt | 31 | ||
II. Entscheidung | 31 | ||
C. BGHSt 40, 66 ff. | 32 | ||
I. Sachverhalt | 32 | ||
II. Entscheidung | 32 | ||
Kapitel 3: Die Bedeutung des nemo-tenetur-Grundsatzes für die Rechtmäßigkeit heimlicher Stimmvergleiche unter besonderer Berücksichtigung der ergangenen Rechtsprechung | 34 | ||
A. Schutz vor Umgehungen des nemo-tenetur-Prinzips durch heimliche Ermittlungstätigkeit | 38 | ||
I. Rechtsgrundlagen des nemo-tenetur-Prinzips | 38 | ||
II. Schutz durch das nemo-tenetur-Prinzip selbst | 41 | ||
III. Schutz durch den Grundsatz der Offenheit staatlichen Handelns | 42 | ||
IV. Schutz durch den Grundsatz der StPO, daß "Leistungen" vom Bürger nur durch offene Vorgehensweise erlangt werden dürfen | 44 | ||
B. Schutz vor Umgehungen des nemo-tenetur-Prinzips durch Täuschung | 46 | ||
I. Schutz durch das nemo-tenetur-Prinzip selbst | 46 | ||
II. Schutz gemäß § 136 a Abs. 1 StPO | 47 | ||
C. Zusammenfassung | 49 | ||
Kapitel 4: Rechtmäßigkeit heimlicher, von den Strafverfolgungsorganen durchgeführter Stimm vergleiche | 51 | ||
A. Stimmvergleiche bei vom Beschuldigten mit Dritten geführten Gesprächen ohne Wissen des Beschuldigten und seiner Gesprächspartner | 51 | ||
I. Das Belauschen unmittelbarer Gespräche des Beschuldigten ohne technische Hilfsmittel | 52 | ||
1. Das Belauschen an öffentlichen Orten | 52 | ||
a) Die Verletzung von Grundrechten | 52 | ||
aa) Eingriff in das Recht am eigenen Wort | 53 | ||
bb) Vorführung des Beschuldigten als möglicher Täter - Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht | 56 | ||
cc) Rechtsgrundlage für den Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht | 57 | ||
(1) § 163 b Abs. 1 StPO | 58 | ||
(2) § 58 Abs. 2 StPO | 58 | ||
(3) § 81 a StPO | 61 | ||
(4) §§ 81 a, 81 b StPO analog | 61 | ||
(5) § 81b StPO | 62 | ||
b) Verstoß gegen § 136 Abs. 1 S. 2 StPO | 64 | ||
c) Verstoß gegen § 136 a Abs. 1 StPO | 65 | ||
2. Das Belauschen mittels heimlichen Eindringens in durch Art. 13 GG geschützte Räumlichkeiten | 66 | ||
a) Die Verletzung von Grundrechten | 66 | ||
b) Verstoß gegen § 136 Abs. 1 S. 2 StPO oder § 136 a Abs. 1 StPO | 67 | ||
II. Das Abhören und Aufzeichnen von Telefongesprächen des Beschuldigten | 68 | ||
1. Das Abhören durch den Ohrenzeugen gemäß §§ 100 a, 100 b StPO | 68 | ||
2. Das Aufzeichen zum Zwecke eines Stimm Vergleichs gemäß §§ 100 a, 100 b StPO | 69 | ||
3. Rechtfertigung von Eingriffen in das Fernmeldegeheimnis gemäß §34 StGB | 70 | ||
III. Das Abhören und Aufzeichnen von unmittelbaren Gesprächen des Beschuldigten mit technischen Hilfsmitteln | 72 | ||
1. Das Abhören durch den Ohrenzeugen gemäß §§ 100 c, 100 d StPO | 73 | ||
2. Das Aufzeichnen zum Zwecke eines Stimmvergleichs gemäß §§ 100 c, 100 d StPO | 74 | ||
3. Rechtfertigung des Abhörens und Aufzeichnens unmittelbarer Gespräche gemäß § 34 StGB | 75 | ||
IV. Zusammenfassung der Ergebnisse von Fallgruppe A | 77 | ||
Β. Stimm vergleiche bei vom Beschuldigten mit Dritten geführten Gesprächen mit Wissen des Gesprächspartners des Beschuldigten | 77 | ||
I. Das Belauschen unmittelbarer Gespräche in der Wohnung des Gesprächspartners des Beschuldigten ohne technische Hilfsmittel | 78 | ||
1. Die Verletzung von Grundrechten | 78 | ||
a) Art. 13 GG | 78 | ||
b) Recht am eigenen Wort | 78 | ||
2. Verstoß gegen § 136 Abs. 1 S. 2 StPO | 81 | ||
3. Verstoß gegen § 136 a Abs. 1 StPO | 81 | ||
II. Das Mithören und Aufzeichnen von Telefongesprächen des Beschuldigten | 82 | ||
1. Das Mithören eines Telefongesprächs mittels einer verkehrsüblichen Mithöreinrichtung | 82 | ||
a) Die Verletzung von Grundrechten | 83 | ||
aa) Eingriff in Art. 10 Abs. 1 GG | 83 | ||
bb) Eingriff in das Recht am eigenen Wort | 88 | ||
(1) Verstoß gegen § 201 StGB | 88 | ||
(2) Eingriff in das Recht am eigenen Wort außerhalb von § 201 StGB | 89 | ||
b) Verstoß gegen § 136 a Abs. 1 StPO | 91 | ||
2. Das Aufzeichnen von Telefongesprächen | 91 | ||
a) Grundrechtseingriff | 91 | ||
b) Rechtsgrundlage für den Eingriff | 92 | ||
aa) §§ 100 a, 100 b StPO | 92 | ||
bb) § 34 StGB | 93 | ||
III. Das Abhören und Aufzeichnen unmittelbarer Gespräche in der Wohnung des Gesprächspartners des Beschuldigten mit technischen Hilfsmitteln | 94 | ||
IV. Zusammenfassung der Ergebnisse von Fallgruppe Β | 96 | ||
C. Stimmvergleiche bei von den staatlichen Ermittlern mit dem Beschuldigten geführten Gesprächen | 96 | ||
I. Stimm vergleiche durch heimliches Mithören des Ohrenzeugen mit bloßem Ohr bei unmittelbaren Gesprächen oder mittels einer erlaubten Mithöreinrichtung bei Telefongesprächen | 97 | ||
1. Verstoß gegen § 136 a Abs. 1 StPO | 97 | ||
a) Vom BGH entschiedene Fälle der gezielten Verleitung zur Selbstbelastung durch den Inhalt von Aussagen in Verbindung mit heimlicher Ermittlungstätigkeit | 101 | ||
b) Stellungnahme zu dieser Rechtsprechung | 104 | ||
c) Vergleich mit der gezielten Verleitung zum Sprechen zum Zwekke einer heimlichen akustischen Gegenüberstellung | 106 | ||
d) Der Fall BGHSt 40, 66 ff. | 108 | ||
2. Verstoß gegen Belehrungspflicht | 111 | ||
a) Belehrungspflicht bei offenen Stimmvergleichen | 111 | ||
aa) Extensive Auslegung des § 136 Abs. 1 S. 2 StPO | 111 | ||
bb) § 136 Abs. 1 S. 2 StPO analog | 111 | ||
cc) Verfassungsunmittelbare Belehrungspflicht aus nemotenetur- Grundsatz | 114 | ||
b) Konsequenzen für heimliche Stimm vergleiche | 116 | ||
aa) Die Bedeutung des § 136 Abs. 1 S. 2 StPO bei verdeckten Ermittlungen | 116 | ||
bb) Belehrungspflicht bei heimlichen Stimmvergleichen | 120 | ||
II. Tonbandaufzeichnungen zum Zwecke eines Stimmvergleichs - Verstoß gegen § 136 a Abs. 1 StPO | 120 | ||
1. Offene Tonbandaufzeichnungen | 121 | ||
2. Heimliche Tonbandaufzeichnungen | 124 | ||
a) Generell bei von den staatlichen Ermittlern veranlaßten Gesprächen | 124 | ||
b) Insbesondere bei Vernehmungen "im engeren Sinne" | 125 | ||
III. Zusammenfassung der Ergebnisse von Fallgruppe C | 127 | ||
D. Zusammenfassung | 128 | ||
Kapitel 5: Rechtmäßigkeit heimlicher, von Privaten durchgeführter Stimmvergleiche | 129 | ||
A. Möglicherweise verletzte Schutzvorschriften | 129 | ||
I. § 136 a Abs. 1 StPO | 129 | ||
II. Schutz durch das allgemeine Persönlichkeitsrecht und §§ 123, 201 StGB | 130 | ||
B. Rechtfertigung tatbestandlicher Eingriffe | 133 | ||
I. Rechtfertigung aus Notwehr | 134 | ||
II. Rechtfertigung aufgrund "notwehränlicher Lage" | 138 | ||
III. Rechtfertigung von Verstößen gegen § 201 StGB aufgrund "Interessenabwägung" | 139 | ||
IV. Rechtfertigung gemäß § 34 StGB - Kriterien für die vorzunehmende Interessenabwägung | 140 | ||
1. Die Interessen des den Stimm vergleich Durchführenden | 140 | ||
a) Rechtfertigung von Eingriffen zum Zwecke der Strafverfolgung | 141 | ||
aa) Prinzipielle Möglichkeit einer Rechtfertigung | 141 | ||
bb) Rechtfertigung von Eingriffen durch heimliche Stimmvergleiche | 142 | ||
(1) Verstöße gegen § 123 StGB | 143 | ||
(2) Eingriffe in das Recht am eigenen Wort | 144 | ||
(3) Verstöße gegen § 201 StGB | 145 | ||
b) Rechtfertigung von Eingriffen zur Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen | 147 | ||
aa) Eingriffe in das Recht am eigenen Wort | 147 | ||
bb) Verstöße gegen § 201 StGB | 148 | ||
cc) Verstöße gegen § 123 StGB | 152 | ||
c) Rechtfertigung von Eingriffen zu präventiven Zwecken | 153 | ||
aa) Eingriffe in das Recht am eigenen Wort | 154 | ||
bb) Verstöße gegen §§ 201, 123 StGB | 154 | ||
2. Die Interessen des durch den Stimmvergleich Betroffenen | 155 | ||
C. Zusammenfassung | 159 | ||
Kapitel 6: Die Verwertung der gewonnenen Informationen | 161 | ||
A. Die Verwertung der von den Strafverfolgungsorganen beschafften Informationen | 162 | ||
I. Die Verwertung der auf rechtmäßige Weise gewonnenen Informationen | 162 | ||
II. Die Verwertung der auf rechtswidrige Weise gewonnenen Informationen | 164 | ||
1. Die Begründung unselbständiger Beweisverwertungsverbote | 165 | ||
a) Nach unserer Rechtsordnung anzuerkennende Gründe für nicht ausdrücklich normierte Beweisverwertungsverbote | 166 | ||
aa) Schutz der Wahrheitsfindung | 166 | ||
bb) Disziplinierung der StrafVerfolgungsorgane | 169 | ||
cc) Wahrung der Glaubwürdigkeit des Rechtsstaats | 173 | ||
(1) Störung der spezialpräventiven Funktion von Strafe | 173 | ||
(2) Störung der generalpräventiven Funktion der Strafe | 174 | ||
(3) Sittliche Überlegenheit des Staates | 175 | ||
(4) Beweisverwertungsverbote bei Verletzungen der Menschenwürde | 176 | ||
dd) Schutz von Individualrechten | 181 | ||
b) Bedeutung hypothetischer Ermittlungsverläufe für die Begründung unselbständiger Beweisverwertungsverbote | 188 | ||
aa) Beweisverwertungsverbote zur Wahrung der Glaubwürdigkeit des Rechtsstaats | 189 | ||
bb) Beweisverwertungsverbote zum Schutz individueller Rechte | 189 | ||
2. Beweisverwertungsverbote bei rechtswidriger Durchführung heimlicher Stimmvergleiche | 193 | ||
a) Rechtswidriger Eingriff in Art. 13 GG | 193 | ||
aa) Verletzungen des Rechts aus Art. 13 GG eines Dritten | 193 | ||
bb) Verletzungen des Rechts aus Art. 13 GG des Beschuldigten | 194 | ||
b) Rechstswidriger Eingriff in Art. 10 GG | 195 | ||
c) Rechtswidriger Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht | 196 | ||
d) Verstoß gegen § 136 a Abs. 1 StPO | 197 | ||
e) Verletzung von Belehrungspflichten | 200 | ||
B. Die Verwertung der von Privaten beschafften Informationen | 200 | ||
I. Die Bedeutung der Rechtswidrigkeit der Beweisgewinnung fur die Verwertbarkeit von Privaten erlangter Beweismittel | 201 | ||
II. Selbständige Beweisverwertungsverbote | 203 | ||
C. Zusammenfassung | 205 | ||
Kapitel 7: Zusammenfassung der Ergebnisse | 207 | ||
Literaturverzeichnis | 211 | ||
Sachwortregister | 222 |