Kompetenzausübung und Subsidiaritätskontrolle im europäischen Umweltrecht
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Kompetenzausübung und Subsidiaritätskontrolle im europäischen Umweltrecht
Zu den Voraussetzungen, Vor- und Nachteilen subsidiaritätsorientierter Umweltrechtsetzung in Europa
Schriften zum Umweltrecht, Vol. 149
(2006)
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Abstract
Beginnend mit der Diskussion um eine sachgerechte Kompetenzabgrenzung zwischen der europäischen und der mitgliedstaatlichen Ebene im Umweltbereich, geht die Autorin zunächst der Frage nach, welche Anforderungen eine rechtlich präzise Interpretation der Subsidiaritäts- und Verhältnismäßigkeitsprinzipien an die gemeinschaftliche Kompetenzausübung im Umweltrecht stellt. Es wird dargelegt, dass das Subsidiaritätsprinzip gem. Art. 5 Absatz 2 EG eine Differenzierung zwischen globalen bzw. grenzüberschreitenden und lokalen Umweltproblemen erfordert bzw. eine Analyse der Binnenmarkt- und Wettbewerbsrelevanz der umweltpolitischen Maßnahmen. Es folgt die dazu erforderliche Auseinandersetzung mit der ökonomischen Analyse des Harmonisierungsbedarfs im Umweltbereich, insbesondere aus wettbewerbspolitischen Gründen. Anschließend wird demgegenüber untersucht, welche Nachteile eine streng am Transnationalitätskriterium orientierte Kompetenzausübung für eine effektive Umweltpolitik mit sich bringen kann. Es wird dargestellt, inwiefern die Besonderheiten der Umweltpolitik dagegen sprechen, dass für eine Bestimmung der jeweils zuständigen Rechtsetzungsebene im Rahmen der Regelungsbreite des Umweltrechts differenziert und die Zuständigkeiten etwa unter Anknüpfung an die räumliche Dimension eines Umweltmediums abgegrenzt werden.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 15 | ||
A. Anlass der Untersuchung | 15 | ||
B. Ziele der Untersuchung | 18 | ||
C. Vorgehensweise | 19 | ||
Teil 1: Umweltrechtliche Kompetenzen und Kompetenzausübungsregeln im EG-Vertrag | 24 | ||
A. Gemeinschaftskompetenzen im Umweltrecht | 24 | ||
I. Entwicklung des europäischen Umweltrechts | 24 | ||
1. Primärrecht | 24 | ||
2. Sekundärrecht, Aktionsprogramme und Durchführungsmaßnahmen | 28 | ||
II. Kompetenzgrundlagen im Umweltrecht | 31 | ||
1. Die verschiedenen Rechtsgrundlagen | 31 | ||
2. Abgrenzung zwischen den Rechtsgrundlagen | 34 | ||
B. Subsidiaritäts- und Verhältnismäßigkeitsprinzip im EG-Vertrag | 36 | ||
I. Begriff und Herkunft des Subsidiaritätsprinzips | 36 | ||
II. Das umweltrechtliche Subsidiaritätsprinzip in Art. 130 r Abs. 4 EWGV | 39 | ||
III. Subsidiaritäts- und Verhältnismäßigkeitsprinzip nach Art. 5 EG | 41 | ||
1. Entwicklungen bis zum Vertrag von Maastricht | 41 | ||
2. Entwicklungen seit dem Vertrag von Maastricht | 44 | ||
3. Dogmatische Einordnung der Art. 5 Abs. 2 und 3 EG | 48 | ||
Teil 2: Anforderungen des Subsidiaritätsprinzips an das gemeinschaftliche Umweltrecht | 53 | ||
A. Voraussetzungen von Art. 5 Abs. 2 und 3 EG im Bereich des Umweltrechts | 53 | ||
I. Rechtsqualität und Justiziabilität des Subsidiaritätsprinzips | 54 | ||
1. Für eine grundsätzliche Justiziabilität des Art. 5 Abs. 2 EG | 54 | ||
2. Art. 5 Abs. 2 EG als politisches Prinzip | 57 | ||
3. Stellungnahme | 57 | ||
4. Aktuelle Entwicklungen | 61 | ||
II. Bereichsspezifische Interpretation des Art. 5 Abs. 2 EG für das Umweltrecht | 62 | ||
1. Nicht-ausschließliche Gemeinschaftszuständigkeit | 64 | ||
2. Negativkriterium | 66 | ||
a) Ebene der Mitgliedstaaten | 66 | ||
aa) Ansichten in der Literatur | 66 | ||
bb) Stellungnahme | 67 | ||
b) Die „in Betracht gezogenen Maßnahmen" | 68 | ||
c) Begriff des Ziels | 68 | ||
aa) Der Zielbegriff im Primärrecht | 69 | ||
(1) Diskussion in der Literatur | 69 | ||
(2) Stellungnahme | 71 | ||
bb) Einheitliches Schutzniveau als Ziel? | 72 | ||
cc) Umweltpolitische Ziele als einzig mögliche Ziele von Umweltvorschriften? | 74 | ||
d) Keine ausreichende Möglichkeit der Zielerreichung („nicht ausreichend erreicht werden können") | 77 | ||
aa) Ansichten zu Bedeutung und Funktion des Negativkriteriums | 77 | ||
bb) Stellungnahme | 81 | ||
(1) Wortlautauslegung und Telos des Subsidiaritätsprinzips | 81 | ||
(2) Gründe für die fehlende Möglichkeit der Zielerreichung im Umweltrecht | 82 | ||
(a) Grenzüberschreitende und globale Umweltbeeinträchtigungen | 82 | ||
(b) Umweltbezogene Handelshemmnisse | 85 | ||
(c) Vermeidung von Wettbewerbsverzerrungen | 89 | ||
3. Positivkriterium | 93 | ||
a) Verknüpfung mit dem Negativkriterium | 93 | ||
b) Bessere Zielerreichung | 94 | ||
c) Umfang und Wirkungen | 94 | ||
4. Fazit | 96 | ||
III. Vorgaben des Art. 5 Abs. 3 EG für das Umweltrecht | 97 | ||
1. Anforderungen des Verhältnismäßigkeitsprinzips an Rechtsakte der Gemeinschaft | 97 | ||
2. Umweltspezifische Anwendung des Art. 5 Abs. 3 EG | 100 | ||
B. Übereinstimmung des gemeinschaftlichen Umweltsekundärrechts mit den Vorgaben der Art. 5 Abs. 2 und 3 EG | 104 | ||
I. Vorgehensweise | 105 | ||
II. Überblick über die Subsidiaritätskonformität der gemeinschaftlichen Rechtsetzungstätigkeit im Umweltbereich | 106 | ||
1. Ansichten in der Literatur | 106 | ||
a) Transnationalität als wesentliches Abgrenzungskriterium | 106 | ||
b) Andere Abgrenzungskriterien | 110 | ||
2. Ansicht der Europäischen Kommission | 111 | ||
3. Ansichten in der deutschen Bundes- und Landespolitik | 115 | ||
4. Stellungnahme | 120 | ||
a) Probleme der genannten Ansichten | 120 | ||
b) Einteilung der Umweltregelungen | 124 | ||
c) Grenzüberschreitende und globale Umweltauswirkungen | 126 | ||
d) Binnenmarkt- bzw. Wettbewerbsrelevanz | 130 | ||
III. Besondere Problembereiche im neueren Umweltrecht der Gemeinschaft | 135 | ||
1. Die Umgebungslärmrichtlinie | 135 | ||
a) Regelungstätigkeit der Gemeinschaft im Bereich des Lärmschutzes | 136 | ||
b) Vereinbarkeit der Umgebungslärmrichtlinie mit Art. 5 Abs. 2 und 3 EG | 137 | ||
2. Die Bodenschutzstrategie der Gemeinschaft | 139 | ||
a) Gemeinschaftliche Regelungen und Regelungsvorhaben | 139 | ||
b) Beurteilung der Konzepte im Hinblick auf Art. 5 Abs. 2 EG | 143 | ||
3. Das Gewässerschutzrecht der Gemeinschaft | 145 | ||
a) Das geltende Gewässerschutzrecht im Überblick | 146 | ||
aa) Wesentlicher Regelungsinhalt der Wasserrahmenrichtlinie | 146 | ||
bb) Sonstige Rechtsakte zum Gewässerschutz | 148 | ||
b) Vereinbarkeit des Gewässerschutzrechts mit Art. 5 Abs. 2 und 3 EG | 150 | ||
aa) Regelung der Verwaltungsorganisation durch die Wasserrahmenrichtlinie | 150 | ||
bb) Transnationalität im Rahmen des Gewässerschutzrechts | 152 | ||
(1) Grenzüberschreitende und globale Umweltauswirkungen | 153 | ||
(2) Binnenmarktbezug und Wettbewerbsrelevanz | 158 | ||
4. Die Umwelthaftungsrichtlinie | 161 | ||
a) Die Richtlinie im Überblick | 161 | ||
b) Vereinbarkeit des Umwelthaftungsrechts mit Art. 5 Abs. 2 und 3 EG | 165 | ||
aa) Standpunkt der Kommission | 165 | ||
bb) Reaktionen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft | 166 | ||
cc) Stellungnahme | 170 | ||
IV Fazit | 174 | ||
C. Probleme der aktuellen Harmonisierungstätigkeit | 175 | ||
I. Begründungsdefizite im Hinblick auf die Subsidiaritätskonformität | 175 | ||
II. Legitimationsprobleme | 181 | ||
III. Mangelnde Effektivität der gemeinschaftlichen Politikgestaltung im Umweltbereich | 185 | ||
Teil 3: Reformmöglichkeiten mit dem Ziel einer Begrenzung der umweltrechtlichen Harmonisierung auf transnationale Aspekte | 191 | ||
A. Reformvorschläge zur verbesserten Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips | 191 | ||
I. Grundlegende Reform der Kompetenzordnung durch Anwendung des Subsidiaritätsprinzips als Kompetenzverteilungsregel | 192 | ||
1. Aufstellung eines Kompetenzkatalogs unter Zugrundelegung des Subsidiaritätsprinzips | 193 | ||
2. Konkrete Vorschläge für die Ausgestaltung eines Kompetenzkatalogs | 195 | ||
II. Vorschläge für eine Beschränkung der Reform auf textliche Präzisierungen | 200 | ||
1. Begründungen für die fehlende Notwendigkeit grundlegender Reformen | 200 | ||
2. Mögliche textliche Präzisierungen | 204 | ||
a) Präzisierungen der Kompetenzvorschriften | 204 | ||
b) Neufassung der Kompetenzausübungsregelungen | 207 | ||
c) Ergebnisse des Verfassungskonvents und der anschließenden Regierungskonferenz | 209 | ||
III. Vorschläge für prozedurale und institutionelle Reformen zur Kompetenzsicherung | 211 | ||
1. Institutionelle Reformmöglichkeiten | 211 | ||
2. Kritik an institutionellen Reformen und prozedurale Reformvorschläge | 214 | ||
3. Ergebnisse des Verfassungskonvents und der anschließenden Regierungskonferenz | 217 | ||
B. Bewertung der Vorschläge unter Berücksichtigung der Besonderheiten des Umweltrechts | 220 | ||
I. Subsidiaritätsprinzip als Kompetenzverteilungsregel | 220 | ||
II. Textliche Präzisierungen | 224 | ||
III. Institutionelle bzw. prozedurale Absicherungen | 226 | ||
C. Argumente für eine strikte Subsidiaritätswahrung im Sinne des Transnationalitätskriteriums | 230 | ||
I. Wahrung von föderaler Struktur und Bürgernähe | 231 | ||
II. Gründe für eine stärkere Dezentralisierung der europäischen Umweltpolitik aus ökonomischer Sicht | 233 | ||
1. Theoretische Grundlagen für die ökonomische Beurteilung gemeinschaftlicher Umweltpolitik | 234 | ||
a) Gegenstand der Umweltökonomik | 234 | ||
b) Grundlagen der Ökonomischen Theorie des Föderalismus | 238 | ||
c) Fortentwicklung der ökonomischen Föderalismustheorie für die Kompetenzabgrenzung im gemeinschaftlichen Umweltrecht | 241 | ||
2. Ökonomische Analysen des gemeinschaftlichen Harmonisierungsbedarfs im Umweltrecht | 245 | ||
a) Gründe für die Dezentralisierung umweltpolitischer Maßnahmen | 246 | ||
aa) Orientierung an Umweltpräferenzen | 246 | ||
bb) Institutioneller Wettbewerb | 247 | ||
cc) Bessere Anpassungsmöglichkeiten an regionale Umwelteigenschaften | 249 | ||
dd) Kürzere Informations- und Kommunikationswege | 249 | ||
b) Ökonomische Analysen möglicher Zentralisierungsgründe | 250 | ||
aa) Spillover-Wirkungen | 250 | ||
bb) Wettbewerbspolitische Gründe | 255 | ||
cc) Handelspolitische Gründe | 256 | ||
dd) Realisierung von Kosten- und Skalenvorteilen | 258 | ||
ee) Meritorische Gründe | 260 | ||
ff) Wirtschaftspolitische Gründe | 261 | ||
III. Zusammenfassung und Kritik | 263 | ||
Teil 4: Reformmöglichkeiten mit dem Ziel einer erleichterten Kompetenzausübung in der Regelungsbreite des Umweltrechts | 270 | ||
A. Der Konflikt zwischen der Wahrung mitgliedstaatlicher Kompetenzbereiche und der Herstellung gleichwertiger ökologischer Lebensverhältnisse | 270 | ||
I. Problemaufriss | 270 | ||
II. Vorgehensweise | 273 | ||
B. Argumente für die Beschränkung mitgliedstaatlicher Herrschaftsbereiche im Umweltrecht | 274 | ||
I. Stärkung der Rechtsidee des „bestmöglichen Umweltschutzes" in der EU | 275 | ||
1. Stärkung des Vorsorge-und Vorbeugegedankens | 277 | ||
a) Inhalt und Zielrichtung der Prinzipien | 277 | ||
b) Verhältnis zum Subsidiaritätsprinzip | 280 | ||
2. Verwirklichung eines hohen Schutzniveaus durch integrierte Schutzmaßnahmen | 285 | ||
a) Inhalt und Zielrichtung des Schutzprinzips | 286 | ||
b) Verhältnis zum Subsidiaritätsprinzip | 290 | ||
II. Besonderes Allgemeininteresse am Schutz der Umwelt | 293 | ||
1. Besonderheiten des Rechtsgutes Umwelt und seiner Stellung im Recht | 294 | ||
2. Umweltschutz als originär europäischer Gemeinwohlbelang und Wahrung nationaler Regelungstraditionen | 297 | ||
III. Fazit | 304 | ||
C. Ausgestaltung einer entsprechenden Reform im Umweltbereich | 306 | ||
I. Bisherige Vorschläge | 306 | ||
II. Bewertung und eigener Vorschlag | 310 | ||
1. Änderung des Subsidiaritätsprinzips oder der Kompetenzgrundlagen | 310 | ||
a) Geänderte Interpretation des Subsidiaritätsprinzips | 310 | ||
b) Formulierungsänderungen | 311 | ||
2. Betonung der Verhältnismäßigkeitskontrolle | 314 | ||
a) Das Verhältnismäßigkeitsprinzip als Instrument zur Wahrung mitgliedstaatlicher Kompetenzausübung im Umweltbereich | 315 | ||
aa) Die Forderung nach einer Berücksichtigung nationaler Regelungsstrukturen | 315 | ||
bb) Möglichkeiten der Beschränkung der Regelungstiefe gemeinschaftlicher Umweltmaßnahmen | 319 | ||
b) Möglichkeiten zur Stärkung der Anwendung und Kontrolle der Verhältnismäßigkeit | 325 | ||
III. Fazit | 328 | ||
Zusammenfassung und Ergebnis | 332 | ||
A. Ergebnisse in Thesen | 332 | ||
B. Summary | 338 | ||
C. Résumé | 345 | ||
Literaturverzeichnis | 352 | ||
Sachregister | 386 |