Die Verfassungsdurchbrechung
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Die Verfassungsdurchbrechung
Rechtsproblem der Deutschen Einheit und der europäischen Einigung. Ein Beitrag zur Dogmatik der Verfassungsänderung
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 725
(1997)
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Abstract
Ulrich Hufeld rekonstruiert die Verfassungsdurchbrechung als eigenständige Kategorie der Verfassungsänderung. Mit Rückhalt in der Begriffsgeschichte stellt der Autor ihre materielle Seite in den Vordergrund: die Ausnahme auf Verfassungsebene.Im ersten Kapitel wird die Weimarer Debatte in Erinnerung gerufen, die politisch-existenzialistische Deutung der Verfassungsdurchbrechung bei Carl Schmitt oder die Gleichheitsfrage bei Gerhard Leibholz. Nach Inkrafttreten des Grundgesetzes brachte die verfassungsgesetzliche Salvierung der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft die mit Art. 79 GG überwunden geglaubten Probleme wieder auf die Tagesordnung.Vor dem geschichtlichen Hintergrund analysiert der Autor neue Formen der Verfassungsdurchbrechung. Der Europa-Artikel 23 lenkt die Integrationsgesetzgebung nunmehr in das Regime des Art. 79 GG - allein das Unionsverfassung und Grundgesetz als Erscheinungsformen der Verfassungsänderung.Im Prozeß der Wiedervereinigung sorgte der Einigungsvertrag für Ausnahmerecht auf Verfassungsebene, darunter die Gewährleistung der sowjetzonalen Enteignungen 1945-1949. Das dritte Kapitel ordnet und begrenzt diese Sonderbestimmungen über ihren Standort im System der Verfassungsänderung.Aus der Fallanalyse gewinnt der Autor im Schlußkapitel allgemeine Aussagen zur Dogmatik der Verfassungsänderung, zur Allgemeinheit des Verfassungsgesetzes und zum Vorrang der Verfassung. Am Ende steht der Nachweis, daß die Verfassungsdurchbrechung Bestand hat als spezifisch rechtfertigungsbedürftiger Typus der Verfassungsgesetzgebung.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Erster Abschnitt: Einführung | 15 | ||
I. Die Verfassungsdurchbrechung als Rechtsproblem | 15 | ||
1. Das formelle Problem | 15 | ||
2. Das materielle Problem | 17 | ||
II. Begriff der Verfassungsdurchbrechung und Abgrenzung | 24 | ||
1. Begriffsbestimmung | 24 | ||
2. Verfassungsänderung | 25 | ||
3. Verfassungswandel | 28 | ||
4. Die Exemtion a priori des Verfassunggebers | 31 | ||
III. Zum Aufbau der Untersuchung | 32 | ||
1. Die Weimarer Vorgeschichte | 32 | ||
2. Der Vorgang der Verfassungsdurchbrechung – leitende Gesichtspunkte | 33 | ||
3. Das Grundgesetz zwischen Einigungsvertrag und Unionsvertrag | 35 | ||
Erstes Kapitel: Die Verfassungsdurchbrechung in geschichtlicher Perspektive | 39 | ||
Zweiter Abschnitt: Von der clausula Franckenstein zum Ermächtigungsgesetz | 39 | ||
I. Die Franckensteinsche Klausel | 39 | ||
1. Die Kollision mit der Reichsverfassung | 39 | ||
2. Änderungsgesetz – Verfassungsgesetz – Spezialgesetz | 40 | ||
3. Lex specialis – lex posterior | 43 | ||
4. Vorrang der Verfassung? | 45 | ||
II. Verfassungsdurchbrechungen in der Weimarer Republik | 46 | ||
A. Das Reichstagsbefriedungsgesetz | 47 | ||
1. Die Kollision mit Art. 123 WRV | 47 | ||
2. Reichsverfassungskräftiges Grundrecht – gesetzeskräftige Verfassungsdurchbrechung | 49 | ||
3. Art. 123 WRV im Bannkreis – dogmatische Grundpositionen | 51 | ||
4. Vorrang der Verfassung? | 60 | ||
B. Das Ermächtigungsgesetz vom 13. Oktober 1923 | 63 | ||
1. Die Kollision mit Art. 68 Abs. 2 WRV; § 1 Abs. 1 S. 2 ErmächtigungsG | 63 | ||
2. Befristete Ermächtigung – Vollmacht-Verordnung mit Dauergeltung | 67 | ||
3. Weimars außerordentliche Gesetzgeber | 68 | ||
4. Vorrang der Verfassung? | 74 | ||
C. Wiederwahl Hindenburgs durch Parlamentsgesetz? | 76 | ||
1. Die Kollision mit Art. 41 und 43 WRV | 76 | ||
2. Gesetzeskräftige Verfassungsdurchbrechung? | 77 | ||
3. Aufhebung oder Abweichung? | 78 | ||
4. Vorrang der Verfassung? | 81 | ||
III. Das Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933 und die Kategorie der Verfassungsdurchbrechung | 84 | ||
1. Durchbrechung – Neubau – Revolution | 84 | ||
2. Vorrang des Regierungsgesetzes – Vorrang des Führerbefehls | 88 | ||
Dritter Abschnitt: Entwicklungen nach 1945 bis zum „Abhörurteil" des BVerfG | 92 | ||
I. Verfassungsdurchbrechung und Verfassungstext in Württemberg-Baden und Baden- Württemberg | 92 | ||
1. Verbot der formellen Verfassungsdurchbrechung | 92 | ||
2. Art. 93 a LV Bad.-Württ.: Aufschieben fälliger Wahlen | 95 | ||
II. Das Textänderungsgebot im Grundgesetz | 97 | ||
A. Art. 79 Abs. 1 Satz 1 GG | 97 | ||
1. Entstehungsgeschichte | 97 | ||
2. Verbot der Verfassungsdurchbrechung? | 98 | ||
B. „Kampf um den Wehrbeitrag": Was leistet das Textänderungsgebot? | 99 | ||
1. Art. 79 Abs. 1 Satz 2 GG – Ausnahme vom Textänderungsgebot? | 100 | ||
2. Einsatz der Bundeswehr im System gegenseitiger kollektiver Sicherheit: Beteiligungsverbot „aus Versehen" als Problem der Textänderung? | 104 | ||
3. Zwischenergebnisse und offene Fragen | 105 | ||
III. Die Rechtsschutzlücke: „Abhörgesetz" und „Abhörurteil" | 106 | ||
1. Die Kollision mit Art. 19 Abs. 4 GG | 106 | ||
2. „Zuständig für die Anordnung nach § 1 ist ein Bundesminister" | 108 | ||
3. Verfassungsänderung oder Verfassungsdurchbrechung? | 110 | ||
4. Das „Abhörurteil": Rechtfertigung der Ausnahme; Kompensation | 111 | ||
Zweites Kapitel: Die supranationale Verfassungsdurchbrechung | 114 | ||
Vierter Abschnitt: Kompetenzverlagerung und Demokratieprinzip | 114 | ||
I. Das Integrationsgesetz als Dispensationsgesetz | 115 | ||
A. Die Mutation der Verfassungslage – insbesondere: Art. K.9 EUV, Art. 23 GG. | 115 | ||
1. Zwei Kollisionstypen | 115 | ||
2. Ratsbeschluß und Integrationsgesetzgebung | 119 | ||
3. Art. 23 Abs. 1 GG als Dispensationsermächtigung | 121 | ||
4. Vorrang und Nachrang der Verfassung | 126 | ||
B. Das Problem der Urkundlichkeit | 132 | ||
1. Art. 23 Abs. 1 GG: Freistellung vom Textänderungsgebot | 132 | ||
2. Urkundlichkeit und offene Staatlichkeit | 136 | ||
II. Die Verselbständigung der EZB als Demokratieproblem | 138 | ||
1. Die Durchbrechung des Ministerialsystems | 138 | ||
2. Art. 23 GG und die förmliche Ergänzung von Art. 88 GG | 142 | ||
3. Die Rechtfertigung des EZB-Status | 146 | ||
Fünfter Abschnitt: Kompetenzverlust und Bundesstaatlichkeit | 148 | ||
I. Die Betroffenheit der Bundesländer | 148 | ||
1. Betroffenheit der Landesgesetzgebung | 148 | ||
2. Betroffenheit des Bundesrates | 153 | ||
II. Kompetenzkompensation | 155 | ||
1. Verlust und Kompensation | 155 | ||
2. Exekutivföderalismus? | 156 | ||
3. Vertikale und horizontale Gewaltenteilung | 159 | ||
Drittes Kapitel: Die normative Kraft der Einheitsverfassung | 162 | ||
Sechster Abschnitt: Art. 143 GG und der Einigungsvertrag | 162 | ||
I. Sonderrecht auf Zeit (Art. 143 Abs. 1 und 2 GG) | 163 | ||
1. Sachliche Voraussetzungen und zeitliche Grenzen | 163 | ||
2. Anwendungsfälle | 165 | ||
3. Unzulässigkeit der temporalen Verfassungsdurchbrechung? | 169 | ||
II. Die Bestandsgarantie der sowjetzonalen Enteignungen 1945-1949 | 171 | ||
A. Art. 143 Abs. 3 GG und Art. 41 EV | 171 | ||
1. Die Kollisionen mit Art. 14 und Art. 3 GG | 171 | ||
2. Zur Entstehungsgeschichte: Art. 143 Abs. 3 GG als Schutzvorkehrung | 174 | ||
3. Verfassungsdurchbrechung und Gewaltenteilung | 176 | ||
4. Vorrang der Verfassung | 178 | ||
B. Folgefragen | 180 | ||
1. Die Behandlung der Grundstückszwangsveräußerung bei Ausreise aus der DDR | 180 | ||
2. Die Doppelenteignungen vor und nach 1945 | 182 | ||
3. Das Entschädigungs- und Ausgleichsleistungsgesetz | 185 | ||
Siebter Abschnitt: Sonderrecht im wiedervereinigten Deutschland | 188 | ||
I. Gesetz und Verfassungsgesetz im Einzelfall | 188 | ||
A. Die Diskussion um den Termin der ersten gesamtdeutschen Wahl | 188 | ||
1. Rechtliche Vorgaben und politische Wünsche | 188 | ||
2. Die Bestimmungsmacht des Verfassungsgesetzgebers über die Wahlperiode | 189 | ||
B. Systembrüche: Treuhandanstalt und Investitionsmaßnahmegesetz | 191 | ||
1. Organisation und Legitimation der Treuhandanstalt | 191 | ||
2. Das „Investitionsmaßnahmengesetz" | 194 | ||
3. Kollisionslösung im Grundgesetz? | 197 | ||
II. Die Sonderoption für Berlin und Brandenburg | 200 | ||
1. Das Vorbild: Art. 118 GG – lex specialis für den Südweststaat | 200 | ||
2. Die Vereinigung von Berlin und Brandenburg in der Alleinverantwortung der Länder | 202 | ||
III. Exkurs: Staatlicher Religionsunterricht zwischen Ausnahme und Regel | 204 | ||
1. Die „Bremer Klausel" | 204 | ||
2. Die Geltung von Art. 141 GG in den neuen Bundesländern | 205 | ||
3. Die Gestaltungsfreiheit der neuen Bundesländer | 207 | ||
Viertes Kapitel: Zulässigkeit und Typologie der Verfassungsdurchbrechung | 208 | ||
Achter Abschnitt: Die Zulässigkeit der Verfassungsdurchbrechung | 208 | ||
I. Regel und Ausnahme im Verfassungsrecht | 208 | ||
1. Von der Allgemeinheit des Verfassungsgesetzes | 208 | ||
2. Die Rechtfertigungsbedürftigkeit der Verfassungsdurchbrechung | 212 | ||
3. Die Rechtfertigungsfähigkeit der Verfassungsdurchbrechung | 216 | ||
II. Insbesondere: Die supranationale Verfassungsdurchbrechung | 220 | ||
1. Rechtfertigungsbedürftigkeit | 220 | ||
2. Rechtfertigungsfähigkeit | 222 | ||
III. Ausnahmerecht und Vorrang der Verfassung | 224 | ||
1. Weimarer Notlösungen | 224 | ||
2. Die Ausnahme in der „perfekten" Verfassungsordnung des Grundgesetzes | 227 | ||
3. Ergebnis | 230 | ||
Neunter Abschnitt: Typologie der Verfassungsdurchbrechung | 231 | ||
I. Die temporale Verfassungsdurchbrechung | 231 | ||
II. Die territoriale Verfassungsdurchbrechung | 235 | ||
III. Verfassungsdurchbrechung als Verfassungsparzellierung | 237 | ||
IV. Die Ausnahmen von Art. 79 GG | 239 | ||
1. Das Textänderungsgebot | 239 | ||
2. Die qualifizierte Mehrheit | 241 | ||
3. Die Grundsätze | 244 | ||
Literaturverzeichnis | 247 | ||
Sachverzeichnis | 266 |