Implied terms und Treu und Glauben
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Implied terms und Treu und Glauben
Vertragsergänzung im englischen Recht in rechtsvergleichender Perspektive
Schriften zum Bürgerlichen Recht, Vol. 227
(1999)
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Abstract
Ausgangspunkt der Arbeit ist die Frage, in welchem Grade das englische Vertragsrecht über die Methode der »implication of terms« Treu und Glauben in bestehenden Vertragsbeziehungen zur Geltung verhilft. Hierzu werden das Institut der »implied terms« im allgemeinen und seine Anwendung in besonderen Vertragstypen untersucht und in Vergleich gesetzt zur deutschen Doktrin der ergänzenden Vertragsauslegung sowie den unter § 242 BGB anerkannten Nebenpflichten.Der englische Richter kann zur Vervollständigung lückenhafter Verträge auf drei unterschiedliche Ergänzungsmechanismen zurückgreifen. Während die einzelfallbezogene »implication in fact« auf die Ergründung eines gemeinsamen hypothetischen Willens der Parteien zielt, können über die »implication in law« Rechtsregeln aller Art und über die »implication by custom or usage« Verkehrssitten und Handelsbräuche in Verträge eingeführt werden.Im Rahmen der »implication in fact« erfüllt nur der »officious bystander« Test die dogmatische Forderung nach Beachtung der Grenzen der Parteiautonomie. Dagegen decken sich die zur Konkretisierung des Begriffs der »business efficacy« herangezogenen Kriterien weitgehend mit den in Deutschland bei der ergänzenden Vertragsauslegung nach Treu und Glauben verwendeten Wertungsmaßstäben.Bei der »implication in law« wird in letzter Zeit immer häufiger sogar der Implikationsmaßstab der »reasonableness« herangezogen, der dem Prinzip von Treu und Glauben in Vertragsbeziehungen eng verwandt ist. Auf diese Weise werden im englischen Kauf-, Miet- und Arbeitsrecht eine dem deutschen Vertragsrecht vergleichbare Vielzahl von Nebenpflichten erzeugt.Die Methode der »implication of terms« führt daher, als traditionelles Rechtsinstitut des common law, zu Ergebnissen, die nach »civil law« unter Beachtung des Grundsatzes von Treu und Glauben in Vertragsbeziehungen erzielt werden. Damit erweist sich das englische Recht in einem Gebiet des Vertragsrechts, das herkömmlich als für die Wesensverschiedenheit von common law und civil law charakteristisch galt, als Pendant kontinentaler Rechtsauffassung, was auf dem Weg zur Kodifikation eines gemeineuropäischen Vertragsrechts als konstruktiver rechtsvergleichender Befund zu beurteilen ist.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 12 | ||
A. Einleitung | 21 | ||
I. Europäische Privatrechtsvereinheitlichung unter Einbeziehung des common law | 21 | ||
II. Implied terms in Darstellungen des englischen Vertragsrechts | 25 | ||
1. Englische Rechtsprechung und Literatur | 25 | ||
2. Rechtsvergleichende Untersuchungen | 28 | ||
III. Der Zusammenhang zwischen implied terms und einem Prinzip von Treu und Glauben | 29 | ||
1. Fehlen eines overriding principle of good faith im englischen Vertragsrecht | 29 | ||
2. Untersuchungsgegenstand und Vorgehensweise | 34 | ||
3. Erkenntnis des Funktionszusammenhangs und terminologische Abgrenzung | 37 | ||
IV. Die Bedeutung des Begriffs „good faith“ im englischen Vertragsrecht | 38 | ||
V. Historische Entwicklung von good faith im englischen Vertragsrecht | 41 | ||
1. Treu und Glauben als Bestandteil des römischen Rechts | 41 | ||
2. Good faith und conscience im frühen common law | 42 | ||
3. Good faith in der Rechtsprechung des Court of Chancery | 43 | ||
4. Die Bedeutung von good faith im englischen Vertragsrecht ab dem 18. Jahrhundert | 45 | ||
5. Contracts uberrimae fidei | 46 | ||
6. Good faith in der Entwicklung des modernen englischen Vertragsrechts | 47 | ||
VI. Der Maßstab der reasonableness | 52 | ||
1. Reasonableness, Rechtsvernunft und Treu und Glauben | 53 | ||
2. Reasonableness im Unfair Contract Terms Act 1977 | 55 | ||
3. Reasonableness und good faith | 58 | ||
B. Der systematische Standort der implied terms of contract | 61 | ||
I. Implied terms in Abgrenzung zu express terms und zur purposive interpretation | 61 | ||
1. Zweckorientierte Vertragsauslegung im Sinne von Treu und Glauben | 61 | ||
2. Abgrenzungsprobleme | 65 | ||
II. Rechtsfolgen der Verletzung von implied terms | 67 | ||
III. Allgemeine Voraussetzungen der implication of terms | 67 | ||
1. Fehlen einer abschließenden vertraglichen Regelung | 68 | ||
2. Vorrang der express terms vor implied terms | 69 | ||
3. Eindeutige Formulierung des implied terms | 70 | ||
C. Kategorisierung der implied terms | 73 | ||
I. Historisch-dogmatische Grundlagen | 74 | ||
II. Die Entwicklung im Bereich der Kategorisierung der implied terms – vom einheitlichen Begriff der implication zur Differenzierung in implication in fact und implication in law | 76 | ||
1. The Moorcock | 81 | ||
2. Die Fortsetzung der Moorcock-Rechtsprechung | 85 | ||
3. Einteilung durch Glanville Williams | 89 | ||
4. Die höchstrichterliche Anerkennung einer Differenzierung: Luxor (Eastbourne) Ltd. v. Cooper | 90 | ||
5. Einteilung in der weiteren Rechtsprechung des House of Lords: Lister v. Romford Ice and Cold Storage und Liverpool City Council v. Irwin | 91 | ||
6. Scally v. Southern Health and Social Services Board | 94 | ||
III. Untergruppen im Bereich der implication in fact | 96 | ||
1. Gemeinsamer hypothetischer Parteiwille, officious bystander Test und business-efficacy Test | 96 | ||
2. Rechtsnatur der Ergänzung auf Grundlage der business efficacy | 103 | ||
3. Verhältnis von officious bystander und business-efficacy Test | 106 | ||
IV. Der Vorrang des Parteiwillens und das Verhältnis der implication in fact zur implication in law | 110 | ||
V. Terms implied by custom or usage | 112 | ||
1. Custom und usage als Äquivalente der „Verkehrssitte“ | 112 | ||
2. Voraussetzungen einer implication by custom or usage | 113 | ||
VI. Zwischenergebnis | 116 | ||
D. Terms implied in fact und ihr Beitrag zur Verwirklichung von Treu und Glauben | 117 | ||
I. Officious bystander Test | 118 | ||
1. Der officious bystander Test als Methode der parteiautonomen Vertragsergänzung | 118 | ||
2. Objektivierungstendenzen | 123 | ||
3. Zwischenergebnis | 128 | ||
II. Business-efficacy Test | 129 | ||
1. Logisch-notwendige Vertragsergänzung | 129 | ||
2. Weitergehende Bedeutung des business-efficacy Tests | 130 | ||
3. Zwischenergebnis | 140 | ||
E. Terms implied in law und ihr Beitrag zur Verwirklichung von Treu und Glauben | 143 | ||
I. Unterscheidung in implication by statutes und implication by courts | 143 | ||
II. Prüfungsmaßstab bei der implication in law: reasonableness oder necessity? | 144 | ||
1. Implication by statutes | 145 | ||
2. Implication in law by courts | 146 | ||
III. Die Entscheidung des House of Lords in Liverpool City Council v. Irwin | 147 | ||
IV. Die Entwicklung nach Liverpool City Council v. Irwin | 149 | ||
1. Bekräftigung des necessity Tests | 149 | ||
2. Der business-efficacy Test im Rahmen der implication in law | 150 | ||
3. Neue Tendenz: reasonableness als Grundlage der implication in law | 152 | ||
V. Zwischenergebnis: Implication in fact, implication in law und die Verwirklichung von Treu und Glauben | 156 | ||
VI. Exkurs: Lord Dennings Konzept einer implication auf Grundlage der reasonableness | 157 | ||
F. Ergänzende Vertragsauslegung und Vertragsergänzung im deutschen Recht und der Einfluß von Treu und Glauben bei der Vertragsabwicklung | 165 | ||
I. Die Regeln der ergänzenden Vertragsauslegung und das System der §§ 157 und 242 BGB | 165 | ||
II. Systematisierung im Bereich der heteronomen Vertragsergänzung | 167 | ||
III. Treu und Glauben bei der Vertragsabwicklung | 169 | ||
1. Konkretisierung der Hauptleistungspflicht | 169 | ||
2. Aufklärungs- und Mitteilungspflichten | 173 | ||
3. Leistungstreue- und Leistungssicherungspflichten | 176 | ||
4. Mitwirkungspflichten | 178 | ||
5. Schutzpflichten | 181 | ||
IV. Zusammenfassung | 184 | ||
G. Terms implied in law in wichtigen Vertragstypen | 186 | ||
I. Das Recht des Warenkaufs | 186 | ||
1. Implied terms im Sale of Goods Act 1979 | 186 | ||
2. Historische Entwicklung der implied terms im Warenkaufvertragsrecht | 190 | ||
II. Implied terms und Treu und Glauben im allgemeinen Kaufvertragsrecht | 197 | ||
1. Konkretisierung der Hauptleistungspflicht | 197 | ||
2. Aufklärungs- und Mitteilungspflichten | 202 | ||
3. Leistungstreue- und Leistungssicherungspflichten | 204 | ||
4. Mitwirkungspflichten | 209 | ||
5. Schutzpflichten | 214 | ||
III. Zwischenergebnis | 217 | ||
IV. Landlord und Tenant | 217 | ||
1. Besonderheiten des englischen Grundstücksmietrechts | 217 | ||
2. Konkretisierung der Hauptleistungspflicht und Leistungssicherungspflichten | 220 | ||
a) Implied covenant for title und implied covenant for quiet enjoyment | 220 | ||
b) Implied terms hinsichtlich Instandhaltung und Reparatur von Wohnraum | 222 | ||
aa) Vermieterpflichten | 222 | ||
bb) Mieterpflichten | 225 | ||
c) Implied obligation not to derogate from the grant | 226 | ||
3. Mitwirkungspflichten und Schutzpflichten | 228 | ||
4. Zwischenergebnis | 231 | ||
V. Employment | 231 | ||
1. Konkretisierung der Hauptleistungspflichten | 234 | ||
a) Arbeitnehmerpflichten | 234 | ||
b) Arbeitgeberpflichten | 237 | ||
c) Kündigungsrecht und Kündigungsschutz | 240 | ||
d) Rechte und Pflichten während eines Arbeitskampfes | 245 | ||
e) Einbeziehung von Tarifvertragsregelungen | 246 | ||
2. Aufklärungs- und Mitteilungspflichten | 247 | ||
3. Mitwirkungspflichten | 248 | ||
4. Schutzpflichten | 250 | ||
5. Implied duty of mutual trust and confidence | 252 | ||
6. Vorrang stillschweigender vor ausdrücklichen Vertragsregelungen | 254 | ||
7. Zwischenergebnis | 257 | ||
H. Zusammenfassung | 258 | ||
I. Ergebnisse der Arbeit | 258 | ||
1. Allgemeine Lehren der implication | 258 | ||
2. Implied terms in wichtigen Vertragstypen | 259 | ||
II. Bewertung und Ausblick | 260 | ||
Entscheidungsverzeichnis | 262 | ||
Literaturverzeichnis | 289 | ||
Sachwortverzeichnis | 301 |