Selbstorganisation
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Selbstorganisation
Jahrbuch für Komplexität in den Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften. Band 10 (1999). Geschichte zwischen Erlebnis und Erkenntnis
Editors: Jacobi, Rainer-M. E.
Selbstorganisation, Vol. 10
(2000)
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Abstract
Anders als jene epistemologische Krise, die sich mit der Kopenhagener Deutung der Quantentheorie verbindet, markiert die Entwicklung der Selbstorganisationsforschung nicht nur einen Theoriewandel, vielmehr stellt sie die Grundlagen der neuzeitlichen Wissenskultur selbst in Frage. Die Entsubstantialisierung von Natur und Geschichte führte im Falle der Geschichte zur wohl größten Ent-Täuschung des 20. Jahrhunderts.Es ist überraschend zu sehen, wie sich das katastrophische Scheitern ideologisch aufgeladener Geschichtsteleologien im Lichte der Selbstorganisation nicht nur als unvermeidlich erweist, sondern gleichsam eine Dekonstruktion der Leitbegriffe der Moderne impliziert. Die Absage an die klassische Substanzmetaphysik und den Totalitarismus einer rationalen Fortschrittslogik führt mitten hinein in den abgebrochenen Dialog mit dem jüdischen Denken.So sei mit dem vorliegenden Band der Versuch unternommen, bislang nicht thematisierte Bezüge des Paradigmas der Selbstorganisation zu anderen Formen geschichtlichen Denkens zu entfalten. Hierfür konnten neben dem Lyriker und Essayisten Günter Kunert und dem Naturphilosophen Klaus M. Meyer-Abich renommierte Kenner des jüdischen Denkens - u. a. Eveline Goodman-Thau aus Jerusalem - gewonnen werden. Nirgend deutlicher als im Horizont epochaler Bruchstellen geschichtlicher Erfahrung steht menschliches Leben unter dem Anspruch sowohl der Vergangenheit als auch der Zukunft. Es ist zugleich Antwort wie Versprechen. Gegen alle Utopien der Vollendbarkeit gründet sein Ethos in der Fragmentarität und Kontingenz der individuellen geschichtlichen Situation.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Einführung | 7 | ||
Aufsätze | 13 | ||
Günter Kunert, Kaisborstel: Auf der Suche nach dem verlorenen Halt | 13 | ||
Hartmut Kuhlmann, Stuttgart: Die Krise. Eine historische Intuition und ihre Krise | 21 | ||
I. | 21 | ||
II. | 23 | ||
III. | 24 | ||
IV. | 26 | ||
V. | 29 | ||
VI. | 31 | ||
VII. | 33 | ||
VIII. | 35 | ||
Dominic Kaegi, Heidelberg: Was ist metaphysische Schuld? | 37 | ||
I. | 40 | ||
II. | 50 | ||
Stephan Grätzel, Mainz: Die Unschuld des Werdens und die Lust an der Vergänglichkeit. Zur Bedeutung von Nietzsches Zeitbegriff | 61 | ||
I. Gemessene und erlebte Zeit | 61 | ||
II. Verlorene und stillstehende Zeit | 63 | ||
III. Erinnerung ist keine Reproduktion | 64 | ||
IV. Erinnerung als Gestaltung | 66 | ||
V. Die zyklische Zeitgestalt | 67 | ||
VI. Die kulturelle Einbindung der Zeiterfahrung | 70 | ||
Burkhard Liebsch, Essen: Erinnerung an die Zukunft der Geschichte | 73 | ||
I. „Chronisches“ Vergehen und Vergehenlassen durch Nicht(mehr)antworten | 74 | ||
II. Geschichte, Vergehen und Vergangenheit | 80 | ||
III. Zukunft vs. Retrospektivität der Geschichte? | 84 | ||
IV. Nietzsches Präsentismus | 88 | ||
V. Vergessen – aktiv und passiv | 91 | ||
VI. Verspätete Gegenwart | 93 | ||
VII. Zukunft der Geschichte? | 95 | ||
Jürgen Barkhoff, Dublin: Die Wiederkehr des Goldenen Zeitalters – eine moderne Enttäuschung? Maschine und Tanz als Modelle selbstorganisierender Geschichte bei Kleist, Schiller und in der Gegenwart | 99 | ||
I. Selbstorganisation von Geschichte im triadischen Modell | 99 | ||
II. Paradies und Goldenes Zeitalter | 100 | ||
III. Individuum und Geschichte | 102 | ||
IV. Konjunktur der Triadik in der Romantik | 103 | ||
V. Maschinenparadigma und Allmachtsphantasma bei Kleist | 106 | ||
VI. Vorschein und Versöhnung im Medium der Ästhethik bei Schiller | 111 | ||
VII. Gegenwart I: Cyborg | 117 | ||
VIII. Gegenwart II: Naturmusik und Technik | 119 | ||
IX. Gegenwart III: Empörung durch Landschaften | 120 | ||
Wolfgang Riedel, Würzburg: Der Blick vom Mont Ventoux. Zur Geschichtlichkeit der Landschaftswahrnehmung bei Petrarca | 123 | ||
I. Aisthesis und Allegorie | 123 | ||
II. Gute Berge / Schlechte Berge | 127 | ||
III. Der Blick „ex alto“. Petrarkische Panoramen | 130 | ||
IV. Das antike Modell | 139 | ||
V. Schluß | 148 | ||
Wolfgang Krohn, Bielefeld: Die experimentelle Methode und die Gesellschaft der Neuzeit | 153 | ||
I. Kulturgeschichtliche Reflexionen | 153 | ||
II. Das Experiment als distanziertes Engagement | 155 | ||
III. Die Erfindung der experimentellen Methode | 159 | ||
IV. Das Labor als „Welt auf Probe“ | 162 | ||
V. Experiment und Gesellschaft | 164 | ||
Hans-Jürgen Krug, Berlin: Sichtachsen | 169 | ||
I. Einleitung | 169 | ||
II. Sichtachsen in der Architektur von Gebäuden und Landschaften | 171 | ||
III. Schneisen durch das Dickicht der Geschichte | 178 | ||
IV. Die Perspektiven des Dritten Reiches | 180 | ||
V. Die Blickpunkte der Naturwissenschaften | 184 | ||
VI. Der Blick auf die anschaulichen Phänomene der Selbstorganisation | 187 | ||
VII. Achsen als ökonomisches Erkenntnisprinzip | 190 | ||
Richard Hoppe-Sailer, Bochum: Verlust des Ortes. Zum Verhältnis von Geschichte und Wahrnehmung in neuen Werken der Kunst im öffentlichen Raum | 195 | ||
I. Das Problem des öffentlichen Raumes und das Ende der Denkmäler | 195 | ||
II. Richard Serras Passage | 199 | ||
III. Hans Haackes Doppelung | 202 | ||
IV. Christine Borlands Rekonstruktion | 206 | ||
V. Bill Violas Differenzen | 209 | ||
VI. Janet Cardiffs Verwirrungen | 210 | ||
Emil Angehrn, Basel: Vom Lesen und Schreiben der Geschichte. Dekonstruktion und historischer Sinn | 217 | ||
I. Lesen und Schreiben – Geschichte zwischen Erleben und Konstruktion | 217 | ||
II. Jenseits von Ursprung und Abschluß – Spur und différance | 224 | ||
III. Vernunft und Kontingenz, Recht und Gewalt | 231 | ||
Manfred Voigts, Berlin: Weltgeschichte oder Augenblick? Messianische Zeit bei Franz Rosenzweig und Walter Benjamin | 237 | ||
I. | 237 | ||
II. | 240 | ||
III. | 246 | ||
IV. | 248 | ||
V. | 254 | ||
Heinz-Jürgen Görtz, Hannover: „Autobiographische Konfession“. Franz Rosenzweigs Gedanke einer „erzählenden Philosophie“ | 257 | ||
I. Die Frage nach der Geschichte zwischen Erlebnis und Erkenntnis im Kontext von Rosenzweigs Leben und Werk | 257 | ||
II. Die „Objektivitätspflicht“ der „Standpunktsphilosophie“: zum leitenden Interesse der „erzählenden Philosophie“ Rosenzweigs | 260 | ||
1. „Standpunktsphilosophie“: „Erzählen“ als „Philosophieren in der Form unserer Menschlichkeit“ | 260 | ||
2. „Objektivitätspflicht“: „Erzählen“ einer Geschichte und der Geschichte | 262 | ||
III. Rosenzweigs Durchführung der „erzählenden Philosophie“ | 264 | ||
1. Rosenzweigs kritische Anknüpfung an Schelling | 265 | ||
2. Erzählende Philosophie als Sprachdenken | 266 | ||
3. „Erzählende Philosophie“ und Geschichte | 269 | ||
4. Das Begründungsgeschehen des Erzählens | 271 | ||
5. „Auf der Suche nach einer neuen Ordnung“ | 275 | ||
Eveline Goodman-Thau, Jerusalem: Sehen, Sein und Sagen. Zur Lesbarkeit religiöser Erfahrung | 277 | ||
Einführung | 277 | ||
I. Das Sehen der Schrift | 278 | ||
II. Hermann Cohen: Kritik der Erkenntnis | 280 | ||
III. Ernst Cassirer: Kritik der Kultur | 287 | ||
IV. Walter Benjamin: Metaphysik der Erfahrung | 293 | ||
V. Erfahrungen des Sehens in der Bibel | 297 | ||
VI. Erfahrungen des Sehens im Buch Sohar | 303 | ||
Johannes Beutler SJ, Frankfurt am Main/Rom: Ereignis und Lied. Zur Menschwerdung nach dem Johannesprolog | 309 | ||
I. Der Johannesprolog schildert uns die Menschwerdung nicht als Vorgang, sondern als Ereignis | 310 | ||
II. Die Menschwerdung wird im Johannesprolog nicht erzählt, sondern besungen, gefeiert | 313 | ||
III. Die Sprache des Ereignisses und der Feier entspricht unserer Zeit mehr als die Sprache der Metaphysik | 316 | ||
Klaus Michael Meyer-Abich, Essen: Kosmisches Christentum in der Offenbarung des Johannes – Eine Vision der Hoffnung in historischer Emergenz | 319 | ||
I. Gott und Welt in den vorchristlichen Religionen | 320 | ||
II. Die Weltwerdung Gottes im Christentum | 322 | ||
III. Das Weltgericht in der Natur | 324 | ||
IV. Luzifer, oder das Böse im Kosmos | 326 | ||
V. Weltgeschichte und Theodizee in der Dissoziation Gottes | 328 | ||
VI. Die apokalyptische Vision der Hoffnung | 330 | ||
VII. Emanzipation in der Religion | 331 | ||
VIII. Apokalyptische und historische Zeit | 334 | ||
Ulrich H. J. Körtner, Wien: Die Entdeckung der Endlichkeit. Zur theologischen Herausforderung apokalyptischen Denkens an der Jahrtausendwende | 337 | ||
I. Apokalyptik an der Jahrtausendwende | 337 | ||
II. Grundzüge apokalyptischen Denkens | 338 | ||
III. Die kupierte Apokalypse | 344 | ||
IV. Apokalyptik im Christentum | 346 | ||
V. Christlicher Glaube im Zeichen globaler Gefahr | 348 | ||
Rainer-M. E. Jacobi (Bonn): Leben, Tod und Geschichte. Zu Viktor von Weizsäckers pathischer Anthropologie | 351 | ||
I. Erhaltung und Opfer | 351 | ||
II. Ontisch und Pathisch | 354 | ||
III. Das Lebende und das Leben selbst | 358 | ||
IV. Differenz und Kohärenz | 361 | ||
V. Krankheit und Zeit | 367 | ||
VI. Krise und Erzählung | 372 | ||
Karl-Friedrich Wessel, Berlin: Homo temporalis oder Humanontogenetik als Geschichtsdiskurs | 379 | ||
I. Der Mensch – ein Umwegwesen | 380 | ||
II. Die Symmetrie zwischen Vergangenheit und Zukunft im menschlichen Denken | 382 | ||
III. Situation und Umwelt | 383 | ||
Friedrich Cramer, Göttingen: Persönliches Erleben und historische Erkenntnis: Der Fall der Berliner Mauer | 389 | ||
Edition | 395 | ||
Niklas Luhmann: Tradition und Modernität. Über Beziehungen zwischen Religion und Wissenschaft. Herausgegeben und kommentiert von Rainer-M. E. Jacobi (Bonn) unter Mitwirkung von Rudolf Stichweh (Bielefeld) | 395 | ||
I. | 395 | ||
II. | 398 | ||
III. | 400 | ||
Kommentar | 401 | ||
Buchbesprechungen | 407 | ||
Georg Picht, Von der Zeit (Ann-Kathrin Hake) | 407 | ||
Kirsten Wulf, „Wettersturz“ Gedichte 1993–1998 (Uwe Pörksen) | 410 | ||
John Dewey, Die Suche nach der Gewißheit (Wolfgang Krohn) | 412 | ||
Autorenverzeichnis | 415 |