Der Planungsgrundsatz der nachhaltigen Raumentwicklung
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Der Planungsgrundsatz der nachhaltigen Raumentwicklung
Schriften zum Umweltrecht, Vol. 131
(2003)
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Abstract
Der Grundsatz der nachhaltigen Entwicklung soll nach der gesetzgeberischen Konzeption des novellierten Raumordnungsrechts als Handlungsmaxime bei der raumplanerischen Aufgabenerfüllung und als Auslegungs- und Anwendungsmaxime der Raumordnungsgrundsätze fungieren. Diese vom Gesetzgeber übertragene Steuerungsfunktion kann nur ein Grundsatz mit hinreichend bekannten Konturen und abgrenzbaren Inhalten entfalten.Ausgehend von einer Darstellung der politischen und völkerrechtlichen Grundlagen und Entwicklungslinien, befaßt sich der Autor daher mit dem rechtlichen Gehalt dieses Grundsatzes am Beispiel des Raumordnungsrechts. Nach einer rechtsdogmatischen Einordnung der neuen Leitvorstellung wird das Verhältnis zwischen Nachhaltigkeitsprinzip und Vorsorgeprinzip näher beleuchtet. Sodann werden Inhalt und Funktion der neuen Leitvorstellung näher analysiert und Möglichkeiten und Grenzen zur leitbildgerechten Operationalisierung aufgezeigt. Schließlich wird, ausgehend von der planungsrechtlichen Abwägungsdogmatik, untersucht, inwiefern der Grundsatz der nachhaltigen Raumentwicklung rechtspraktische Konsequenzen für die planenden Stellen zeigt. In diesem Zusammenhang werden am Beispiel typisierter Vorrangregeln Möglichkeiten zur leitbildgerechten Strukturierung der planerischen Abwägungs- und Ausgleichsentscheidung dargestellt.Der Verfasser kommt im wesentlichen zu dem Ergebnis, daß der Planungsgrundsatz der nachhaltigen Raumentwicklung auf eine Gesamtabwägung integrativ ermittelter Belange zielt, die Zusammenstellung des Abwägungsmaterials beeinflußt und einem vollständigen Zurücksetzen einer der drei leitbildimmanenten Dimensionen entgegensteht.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 17 | ||
Einführung | 23 | ||
A. Einleitung | 23 | ||
I. Ausgangslage | 23 | ||
II. Einführung in die Problemstellung | 24 | ||
1. Der völkerrechtliche Begriff der nachhaltigen Entwicklung | 24 | ||
2. Nachhaltige Entwicklung im Europarecht sowie im nationalen Recht | 25 | ||
3. Die einzelnen Funktionen der neuen Leitvorstellung der Raumordnung | 26 | ||
4. Erforderlichkeit einer Konkretisierung | 28 | ||
5. Begriffliche Grundlagen | 29 | ||
a) Nachhaltige Entwicklung | 29 | ||
aa) Dreidimensionales Verständnis nachhaltiger Entwicklung | 29 | ||
bb) Nachhaltig umweltgerechte Entwicklung | 30 | ||
b) Die Stellung der Raumordnung im Raumplanungssystem | 31 | ||
B. Gang der Untersuchung | 33 | ||
1. Kapitel: Politische und rechtliche Grundlagen und Entwicklungslinien im internationalen, europäischen und nationalen Kontext | 35 | ||
A. Nachhaltige Entwicklung als politische Leitidee | 36 | ||
I. Stockholmer Deklaration und Brundtland-Kommission | 36 | ||
1. Konturen | 37 | ||
a) Ableitbarkeit des dreidimensionalen Ansatzes | 37 | ||
b) Verklammerung durch die Perspektive künftiger Generationen (intergenerationelle Komponente) | 39 | ||
2. Offene Fragen | 41 | ||
II. Rio-Deklaration | 42 | ||
1. Ansätze für eine erste Konkretisierung | 44 | ||
a) Anthropozentrischer Ansatz | 45 | ||
b) Intergenerationelle Gerechtigkeit / Langzeitverantwortung | 45 | ||
c) Verbindung von ökonomischen und ökologischen Faktoren | 47 | ||
d) Flankierung durch Vorsorgegrundsatz | 48 | ||
e) Verursacherprinzip | 49 | ||
f) Umweltverträglichkeitsprüfung | 50 | ||
2. Konsequenzen | 51 | ||
a) Der Grundsatz der nachhaltigen Entwicklung als Zielvorgabe | 51 | ||
aa) Aus normstruktureller Sicht | 51 | ||
bb) Normative Dichte | 52 | ||
b) Fazit | 54 | ||
III. Agenda 21 | 55 | ||
1. Nachhaltige Siedlungsentwicklung | 56 | ||
a) Vorgaben der Agenda 21 | 56 | ||
b) Gehalt | 57 | ||
2. Integration von Umwelt- und Entwicklungszielen in die Entscheidungsfindung | 57 | ||
3. Integrierter Ansatz für die Planung und Bewirtschaftung | 59 | ||
4. Zwischenergebnis | 63 | ||
B. Europäische Dimension | 64 | ||
I. Politische Entwicklung auf europäischer Ebene | 64 | ||
II. Aufnahme des Grundsatzes in das Primär- und Sekundärrecht | 68 | ||
1. Der Grundsatz der nachhaltigen Entwicklung im Gemeinschaftsrecht | 68 | ||
a) Der Vertrag über die Europäische Union (EUV) | 68 | ||
b) Der Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft (EGV) | 70 | ||
2. Europäisches Raumentwicklungskonzept | 72 | ||
3. Richtlinie über die Prüfung der Umweltauswirkungen bestimmter Pläne und Programme (Plan-UVP-RL) | 74 | ||
a) Allgemein zur Plan-UVP | 77 | ||
b) Öffentlichkeitsbeteiligung | 79 | ||
aa) Rechtspolitische Forderungen | 79 | ||
bb) Beteiligung und Einbeziehung de lege lata | 80 | ||
cc) Öffentlichkeitsbeteiligung de lege ferenda | 81 | ||
C. Der Nachhaltigkeitsgedanke auf nationaler Ebene | 82 | ||
I. Rezeption in der Bundesrepublik Deutschland | 82 | ||
1. Gehalt bzgl. erneuerbarer Ressourcen | 84 | ||
2. Gehalt bzgl. nicht erneuerbarer Ressourcen | 85 | ||
3. Konsequenzen für die (Raum-)Planung | 86 | ||
a) Anforderungen der Managementregeln | 86 | ||
b) Entkoppelung von Flächeninanspruchnahme und Wirtschaftswachstum | 87 | ||
II. Nachhaltige Eingriffe, Auswirkungen, Beeinträchtigungen, etc. | 89 | ||
2. Kapitel: Planung und Nachhaltigkeitsprinzip | 91 | ||
A. Planungstypische Merkmale | 91 | ||
I. Finale Programmierung als Folge einer komplexen Ausgangslage | 92 | ||
1. Finale Struktur von Planungsnormen | 92 | ||
2. Der Grundsatz der nachhaltigen Entwicklung als multipolare Zielvorgabe | 95 | ||
II. Zukunftsbezug | 97 | ||
1. Zukunftsgerichtetheit der Planung | 97 | ||
2. Temporale Dimension des Nachhaltigkeitsgedankens | 98 | ||
III. Flexibilität | 98 | ||
1. Anpassungsfähigkeit der Planung | 98 | ||
2. Flexibilität als instrumentelle Voraussetzung für die Verwirklichung einer nachhaltigen Entwicklung | 99 | ||
IV. Integrative Sichtweise | 100 | ||
1. Planerische Abwägung | 100 | ||
2. Der integrative Ansatz des Nachhaltigkeitsgedankens | 101 | ||
B. Gesamtplanung | 102 | ||
I. Strukturelle Affinität | 102 | ||
II. Verfahrenspraktische Affinität | 104 | ||
C. Fachplanung | 106 | ||
I. Sektorale Ausrichtung | 106 | ||
II. Planerische Gestaltungsfreiheit | 106 | ||
3. Kapitel: Nachhaltigkeitsprinzip im Raumordnungsrecht – „Nachhaltige Raumentwicklung“ als Leitvorstellung der Raumordnung | 110 | ||
A. Grundsätzliches | 110 | ||
I. Rechtsdogmatische Einordnung der „Leitvorstellung“ | 111 | ||
1. Überblick | 111 | ||
2. Terminologische Aspekte | 113 | ||
3. Funktion als Auslegungs- und Anwendungsmaxime | 115 | ||
4. Die Leitvorstellung als Oberziel | 116 | ||
II. Zwischenergebnis | 117 | ||
III. Bedeutung | 118 | ||
1. Integrationsfunktion | 118 | ||
2. Umschreibung des raumplanerischen Zielkonfliktes | 118 | ||
IV. Wirkungsweise | 120 | ||
B. Die Verknüpfung von Aufgabe und Leitvorstellung der Raumordnung | 121 | ||
I. Allgemeiner Überblick zum Verhältnis zwischen Vorsorgeprinzip und „Nachhaltigkeitsprinzip“ | 122 | ||
II. Das Verhältnis der raumplanerischen Vorsorgevariante des § 1 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 ROG zur Leitvorstellung einer nachhaltigen Entwicklung | 124 | ||
III. Fazit | 126 | ||
C. Die neue Leitvorstellung, § 1 Abs. 2 ROG | 129 | ||
I. Negative Abgrenzungsfunktion | 129 | ||
II. Gewichtungsvorgabe | 131 | ||
III. Wortlautbestandteile der nachhaltigen Raumentwicklung | 134 | ||
1. Soziale und wirtschaftliche Ansprüche an den Raum | 134 | ||
a) Ansprüche an den Raum | 134 | ||
aa) Soziale Ansprüche | 136 | ||
bb) Wirtschaftliche Ansprüche | 137 | ||
b) Fazit | 137 | ||
2. Ökologische Funktionen des Raums | 138 | ||
a) Der Begriff der Funktionen | 138 | ||
b) Konkretisierung durch die Raumordnungsgrundsätze | 139 | ||
aa) Vorgaben des materiellen Raumordnungsrechts | 139 | ||
bb) Materielle ökologische Vorgaben mit verfahrensrechtlicher Rückwirkung | 139 | ||
3. Die „Einklang-Formel“ | 140 | ||
a) Wortlaut bzw. Wortsinn | 141 | ||
aa) Besonderer Sprachgebrauch im Raumordnungsrecht | 141 | ||
bb) Der allgemeine Sprachgebrauch als Ausgangspunkt | 144 | ||
cc) Vergleich mit planungsrechtlichen Abstimmungsgeboten | 147 | ||
(1) Das Abstimmungsgebot in den §§ 14 bis 16 ROG | 147 | ||
(2) Abwägungsüberwindbarkeit und „interkommunales Abstimmungsgebot“ | 149 | ||
(3) Übertragbarkeit | 150 | ||
b) Gesetzgebungsgeschichte | 152 | ||
c) Gesetzessystematik | 154 | ||
aa) Äußere Systematik | 154 | ||
bb) Inhaltlich-systematische Erwägungen | 156 | ||
d) Fazit | 157 | ||
4. Dauerhaft und großräumig ausgewogene Ordnung | 160 | ||
D. Konkretisierung durch Teilaspekte | 161 | ||
I. Freie Entfaltung der Persönlichkeit in Verantwortung gegenüber künftigen Generationen | 162 | ||
1. Raumplanung als „Aktualisierung“ verfassungsrechtlicher Wertentscheidungen | 163 | ||
2. Einschränkungen | 168 | ||
a) Gemeinschaftsgebundenheit | 169 | ||
b) Langzeitverantwortung der Raumordnung | 175 | ||
c) Zeitdimension des ersten Teilaspekts | 184 | ||
II. Schutz und Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen | 187 | ||
1. Schutzauftrag zur Sicherung des Status quo | 187 | ||
2. Entwicklungsauftrag | 188 | ||
3. Umfassende Langzeitverantwortung | 190 | ||
4. Keine Verabsolutierung des Nachweltschutzes | 193 | ||
a) Verschlechterungsverbot | 194 | ||
b) Exkurs: Ausgleichsmaßnahmen als Bedingung der Inanspruchnahme des Freiraums? | 199 | ||
aa) Vergleich der Zielsetzungen zwischen Nachhaltigkeitsprinzip und naturschutzrechtlicher Eingriffsregelung | 199 | ||
bb) Ausgleichspflicht? | 202 | ||
(1) Vergleich mit dem Geltungsmodus der Eingriffsregelung im BauGB | 203 | ||
(2) Raumplanerische Eingriffsregelung | 204 | ||
c) Fazit | 205 | ||
5. Das Gebot zur sparsamen und schonenden Inanspruchnahme der Naturgüter, § 2 Abs. 2 Nr. 8 Satz 3 ROG | 206 | ||
a) Gehalt | 207 | ||
b) Kompetenzrechtliche Probleme | 208 | ||
III. Schaffung von Standortvoraussetzungen für die wirtschaftliche Entwicklung | 211 | ||
1. Standortvoraussetzungen als unbestimmter Rechtsbegriff | 211 | ||
2. Konkretisierung durch den sog. Wirtschaftsgrundsatz des § 2 Abs. 2 Nr. 9 ROG | 212 | ||
3. Raumbedeutsame Planungen und Maßnahmen | 213 | ||
4. Standortfestlegungen | 214 | ||
IV. Langfristiges Offenhalten der Gestaltungsmöglichkeiten der Raumnutzung | 217 | ||
V. Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse | 218 | ||
E. Fazit | 221 | ||
4. Kapitel: Konkretisierung durch Wechselwirkung mit den Grundsätzen der Raumordnung | 223 | ||
A. Verbindung der neuen Leitvorstellung mit den Grundsätzen | 223 | ||
B. Die räumlichen Grundsätze im einzelnen | 226 | ||
I. Raumstruktur, § 2 Abs. 2 Nr. 1 ROG | 226 | ||
II. Siedlungsstruktur, § 2 Abs. 2 Nr. 2 ROG | 229 | ||
III. Freiraumstruktur, § 2 Abs. 2 Nr. 3 ROG | 230 | ||
1. Freiraumbezogene Zielsetzungen des Flächenschutzkonzepts von Appold | 233 | ||
2. Vereinbarkeit mit dem Nachhaltigkeitsgedanken | 236 | ||
C. Fazit | 238 | ||
5. Kapitel: Rechtliche Möglichkeiten und Grenzen zur Verwirklichung einer nachhaltigen Raumentwicklung | 239 | ||
A. Notwendigkeit einer Grenzziehung bei „offenen“ Zielvorgaben | 239 | ||
B. Immanente Grenzen einer nachhaltigen Raumentwicklung | 240 | ||
C. Sektorale Grenzen der Raumplanung | 241 | ||
I. Aufgabe der Raumplanung | 241 | ||
1. Raumbezug | 241 | ||
2. Überörtlichkeit | 241 | ||
II. Begrenztheit der Festlegungsmöglichkeiten | 243 | ||
1. Vorranggebiete | 245 | ||
2. Vorbehaltsgebiete | 246 | ||
3. Eignungsgebiete | 248 | ||
4. Fazit | 250 | ||
III. Konkretisierungs- bzw. Ausgestaltungsspielraum | 251 | ||
IV. Das Raumordnungsverfahren als Umsetzungsinstrument | 254 | ||
V. Fazit | 256 | ||
6. Kapitel: Konsequenzen für die planenden Stellen | 258 | ||
A. Anforderungen an die Abwägung | 259 | ||
I. Abwägungsdogmatik und Nachhaltigkeit | 260 | ||
1. Nachrichtliche Übernahme der bundesrechtlichen Grundsätze in den Landesplanungsgesetzen | 261 | ||
2. Anforderungen des Abwägungsgebotes, § 7 Abs. 7 ROG | 262 | ||
a) Zusammenstellung des Abwägungsmaterials | 263 | ||
aa) Allgemeine Anforderungen | 263 | ||
bb) Spannungsverhältnis zwischen Zukunftsgerichtetheit und Beschränkung des Abwägungsmaterials | 265 | ||
cc) Bedeutung der Raumordnungsgrundsätze | 268 | ||
dd) Kompetenzrechtliche Schranken | 271 | ||
ee) Ökologische Belange bei der Zusammenstellung des Abwägungsmaterials | 274 | ||
ff) Bei der Ermittlungs- und Feststellungsphase zu berücksichtigender Zeithorizont | 278 | ||
b) Gewichtung der Belange | 279 | ||
aa) Rechtsnormative Vorgaben | 280 | ||
bb) Gewichtung vor dem Hintergrund der konkreten Planungssituation | 280 | ||
c) Ausgleich der Belange | 283 | ||
aa) Grad der Betroffenheit als Gewichtungsdeterminante im Einzelfall | 284 | ||
bb) Abstrakte (typisierte) Beurteilungsmaßstäbe | 285 | ||
(1) „Ausbau vor Neubau“ | 287 | ||
(2) „Wiedernutzung vor Neunutzung“ bzw. „Flächenrecycling vor Freiflächeninanspruchnahme“ | 292 | ||
(3) Trennung unverträglicher Nutzungen | 293 | ||
(4) Intergenerationelle Gerechtigkeit als typisierter Beurteilungsmaßstab? | 294 | ||
d) Abwägungsergebnis | 295 | ||
II. Grundsatz der Konfliktbewältigung – Abwägungsgebot – Leitvorstellung einer nachhaltigen Raumentwicklung | 299 | ||
B. Begründung von Raumordnungsplänen, § 7 Abs. 8 ROG | 303 | ||
I. Bedeutung und Ausmaß der Begründung | 303 | ||
II. Zum Problem des „Wegwägens“ | 305 | ||
III. Planerhaltung gemäß § 10 Abs. 2 ROG und Nachhaltigkeit | 305 | ||
7. Kapitel: Zusammenfassung in Thesen | 308 | ||
Literaturverzeichnis | 321 | ||
Stichwortverzeichnis | 341 |