Technikumsteuerung als Rechtsproblem
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Technikumsteuerung als Rechtsproblem
Rechtsfragen der Einführung der Gentechnik und des Ausstiegs aus der Atomenergie. Wissenschaftliche Tagung mit Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung
Editors: Kloepfer, Michael
Schriften zum Technikrecht, Vol. 5
(2002)
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About The Author
Prof. em. Dr. Michael Kloepfer war von 1974–1976 Professor an der Freien Universität Berlin, von 1976–1992 Professor an der Universität Trier, dort Direktor des Instituts für Umwelt- und Technikrecht. Von 1992–2011 war er Professor für Staats- und Verwaltungsrecht, Europarecht, Umweltrecht, Finanzrecht und Wirtschaftsrecht an der Humboldt-Universität zu Berlin und Direktor am Walter Hallstein-Institut für Europäisches Verfassungsrecht. Seit 2011 ist er Emeritus. Von 1992–1998 war er Stellvertretender Vorsitzender der unabhängigen Sachverständigenkommission »Umweltgesetzbuch« und von 1999–2001 und 2005–2007 Vorsitzender der Berliner Wissenschaftlichen Gesellschaft e.V. Von 2008–2016 war er Mitglied der Schutzkommission beim Bundesministerium des Innern. Er absolvierte zahlreiche Forschungsaufenthalte im Ausland (u.a. Kobe/Japan; Lausanne/Schweiz; Stanford/USA). Er ist zudem Präsident der Forschungszentren Umweltrecht (FZU), Technikrecht (FZT), Katastrophenrecht (FZK) sowie des Instituts für Gesetzgebung und Verfassung (IGV) und ist seit 2011 Leiter des Forschungszentrums Recht an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2017 ist er als Rechtsanwalt bei der Kanzlei Köhler & Klett tätig.Abstract
Der Band »Technikumsteuerung als Rechtsproblem - Rechtsfragen der Einführung der Gentechnik und des Ausstiegs aus der Atomenergie« enthält die Referate der gleichnamigen Berliner Tagung vom 6. November 2000. Acht namhafte Autoren aus Politik, Wirtschaft und Rechtswissenschaft setzen sich in der Schrift mit der Kernfrage der staatlichen Steuerbarkeit technischen Wandels teils grundlegend, teils anhand konkreter Fragestellungen auseinander.Der immer rasanter ablaufende, nahezu alle Lebensbereiche des Menschen tangierende Technikwandel stellt neue Herausforderungen an politische und juristische Entscheidungsträger. Es gilt, die mit den technischen Innovationen verbundenen oder neu erkannten Risiken und gesellschaftlichen Implikationen rechtlich zu steuern bzw. umzusteuern. Dieser Regelungs- und Korrekturauftrag kann aber nur dann verantwortungsvoll erfüllt werden, wenn der Wissensstand der staatstragenden Akteure - zumindest annähernd - dem Stand der technischen Entwicklung entspricht. Das Wissensproblem ist damit Teil des Rechtsproblems der Technik(um)steuerung und verlangt nach einem interdisziplinären Diskurs, wie er in dieser Schrift geführt wird.Technikumsteuerung durch Recht meint zunächst die rechtliche Bewältigung des Ausstiegs aus als korrekturbedürftig erkannten Risikotechniken bzw. die rechtlich gesteuerte Anpassung solcher Techniken an gewandelte gesellschaftliche Bedürfnisse. Auf der anderen Seite kommt dem technikumsteuernden Recht auch eine prospektive Funktion zu, in dem Sinne, daß eine rechtliche Infrastruktur etwa in Punkto Datenschutz, Gefahrenabwehr und Risikovorsorge die Verbreitung noch in Entwicklung befindlicher Techniken beschleunigen bzw. überhaupt erst ermöglichen kann. Dies bedeutet nicht ordnungsrechtliche Technikverhinderung, sondern die normative Abschirmung und Ermöglichung von Technik mit dem Ziel, die in ihr liegenden Chancen zum Nutzen der Allgemeinheit zu verwirklichen.Diese Doppelfunktion des Technikrechts - einerseits technikbegrenzend, andererseits technikermöglichend auf Technikentwicklungen einzuwirken - spiegelt sich in den gesellschaftspolitisch besonders kontrovers diskutierten Vorhaben des Ausstiegs aus der Atomenergie und der Einführung der Gentechnik wider. Insbesondere die gesamtökonomischen Folgen und legistischen Möglichkeiten eines Ausstiegs aus der Atomenergie werden von den Autoren der Schrift kontrovers beurteilt. Aber auch die in hohem Maße grundrechtsrelevante Einführung und Förderung der Gentechnik wirft verschiedene politische und rechtliche Streitfragen auf.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Michael Kloepfer, Berlin: Einführung | 9 | ||
A. Allgemeine Fragen | 11 | ||
Günter Spur, Berlin: Technikwandel durch Innovationsmanagement | 11 | ||
I. Einleitung | 11 | ||
II. Einbindung der Technik in die Wirtschaft | 12 | ||
III. Technik und Arbeitswelt | 12 | ||
IV. Integrierende Metadisziplin als Leitwissenschaft | 13 | ||
V. Innovationsmanagement als wissenschaftliche Aufgabe | 14 | ||
VI. Führung von Innovationsprozessen | 15 | ||
Literatur | 19 | ||
Ulrike Riedel, Berlin: Steuerung des technischen Wandels durch Recht und Politik – Am Beispiel des Ausstiegs aus der Atomtechnologie und der Einführung der Gentechnologie – | 21 | ||
I. Einleitung | 21 | ||
II. Zum Ausstieg aus der Atomenergie | 21 | ||
III. Vergleichbarkeit von Atom- und Gentechnik | 22 | ||
IV. Rechtsgrundlagen der Gentechnik | 24 | ||
1. Das Gentechnikgesetz | 24 | ||
2. Die novellierte EU-Freisetzungsrichtlinie | 25 | ||
V. Steuerungsprobleme im Bereich der Gentechnik | 27 | ||
VI. Die EU-Biopatentrichtlinie | 30 | ||
VII. Einige Anmerkungen zur Biomedizin | 30 | ||
Karl Heinrich Friauf, Köln: Technikwandel und Rechtsfunktionen | 33 | ||
I. Grundsätzliches | 33 | ||
II. Staatliche Handlungsformen im Bereich technischer Realisation | 34 | ||
1. Staatsbetriebe als Instrumente technischer Entwicklung | 34 | ||
2. Von der staatlichen Selbstwahrnehmung zur Aufsicht über privatwirtschaftliche Tätigkeit | 35 | ||
3. Technikförderung | 36 | ||
4. Blockierung des technologischen Wandels durch staatliche Intervention | 38 | ||
5. Erzwungener Ausstieg aus Technologien | 39 | ||
6. Technologiewandel als staatliche Finanzquelle? | 40 | ||
7. Steuerliche Lenkung des Technikwandels | 40 | ||
B. Einzelbeispiele | 43 | ||
I. Einführung neuer Techniken | 43 | ||
Armin Grunwald, Karlsruhe: Technikeinführung als gesellschaftlicher Lernprozeß. Zur Rolle von Politik und Technikfolgenabschätzung | 43 | ||
I. Einleitung und Überblick | 43 | ||
II. Technikeinführung und der Legitimationsbegriff | 43 | ||
III. Technikeinführung und Gemeinwohl – zur Rolle von Staat und Wirtschaft | 47 | ||
IV. Technikeinführung als gesellschaftlicher Lernprozeß | 52 | ||
1. Wissensprobleme | 53 | ||
a) Unvollständigkeit von Technikfolgenanalysen | 53 | ||
b) Ungewißheit des Wissens | 55 | ||
2. Bewertungsprobleme von Technik | 57 | ||
3. Technikfolgenabschätzung und gesellschaftliche Lernprozesse | 58 | ||
V. Zusammenfassung | 62 | ||
Literatur | 63 | ||
Joachim Lege, Universität Dresden: Die Steuerung der Gentechnik durch das Recht. Zum Erfordernis und zu den Möglichkeiten der rechtlichen Steuerung neuer Technologien | 67 | ||
I. Einleitung | 67 | ||
1. Steuerung, Technik, Recht | 67 | ||
2. Gentechnik | 68 | ||
a) Naturwissenschaftliche Grundlagen | 68 | ||
b) Anwendungsbereiche der Gentechnik | 69 | ||
II. Die Anfänge des Gentechnikrechts | 70 | ||
1. Die Entwicklung in den USA | 70 | ||
2. Die Entwicklung in Deutschland, insbesondere: der Beschluß des VGH Kassel vom 6. November 1989 | 71 | ||
3. Überleitung: Zum geltenden deutschen Gentechnikrecht | 73 | ||
III. Das Umwelt-Gentechnikrecht | 74 | ||
1. Die Grundzüge seit 1990 | 74 | ||
a) Zentralbegriff GVO | 75 | ||
b) Die Anforderungen an gentechnisches Handeln | 75 | ||
aa) Gentechnische Arbeiten | 75 | ||
bb) Freisetzung und Inverkehrbringen | 76 | ||
c) Haftungsregelungen | 77 | ||
d) Besonderheiten im Vollzug des GenTG | 77 | ||
2. Umsteuerungen / Nachsteuerungen | 78 | ||
a) Die Novelle des GenTG von 1993: Beschleunigung | 78 | ||
b) Die Änderung der Systemrichtlinie 1998 | 79 | ||
c) Weitere Umsteuerungen | 79 | ||
3. Zum heutigen Stand des Gentechnikrechts | 80 | ||
IV. Das Recht der Humangenetik und der Reproduktionsmedizin | 81 | ||
1. Das Embryonenschutzgesetz | 81 | ||
2. Arzneimittelrecht, ärztliches Standesrecht; insbesondere: Ethikkommissionen | 82 | ||
3. Charakterisierung des Steuerungsmodells | 82 | ||
V. Das Recht des geistigen Eigentums an der Gentechnik | 83 | ||
1. Die Entwicklung des Patentrechts bezüglich der Gentechnik | 83 | ||
2. Steuerung der Gentechnik durch Patentrecht? | 85 | ||
VI. Zur Steuerung der Gentechnik durch das Recht | 86 | ||
1. Wen und was steuert das Gentechnikrecht? | 86 | ||
2. Mit welchen Mitteln steuert das Gentechnikrecht? | 88 | ||
3. Wohin steuert das Gentechnikrecht? | 89 | ||
VII. Thesen | 89 | ||
II. Ausstieg aus vorhandenen Techniken | 91 | ||
Joachim Grawe, Leinfelden: Politische, wirtschaftliche und technische Probleme des Atomausstiegs | 91 | ||
I. Grundlagen | 91 | ||
1. Die Neuartigkeit eines Technik-Verbots | 91 | ||
2. „Atom-Ausstieg“ und Sicherheitsrisiken | 92 | ||
3. „Atom-Ausstieg“ und Mangel an Akzeptanz der Kernenergie | 93 | ||
4. Die Auslauf-Vereinbarung vom Juni 2000 | 95 | ||
5. Das Neubau-Verbot | 95 | ||
II. Die Ausgangs-Situation | 96 | ||
III. Ökonomische Probleme | 97 | ||
1. Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit der Stromversorgung | 97 | ||
2. Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit in der Stromversorgung | 100 | ||
3. Auswirkungen auf die deutsche Volkswirtschaft | 105 | ||
IV. Ökologische Probleme | 107 | ||
1. Auswirkungen auf die Ressourcenschonung | 107 | ||
2. Auswirkungen auf den Umwelt- und Klimaschutz | 109 | ||
a) Luftschadstoffe und radioaktive Substanzen | 109 | ||
b) Klimaschutz | 110 | ||
3. Auswirkungen auf die Reaktorsicherheit | 113 | ||
V. Zusammenfassende Thesen | 115 | ||
VI. Der „Energiedialog“ des Bundeswirtschaftsministers | 116 | ||
VII. Fazit: Beeinträchtigung der Nachhaltigkeit | 117 | ||
Matthias Schmidt-Preuß, Universität Erlangen-Nürnberg: Möglichkeiten und Grenzen der Technikumsteuerung am Beispiel des Ausstiegs aus der Kernenergie | 119 | ||
I. Implikationen eines Ausstiegs aus der Kernenergie | 119 | ||
II. Grenzen der technikbewertenden Einschätzungsprärogative | 120 | ||
III. Möglichkeiten und Grenzen eines konsensualen Ausstiegs aus der Kernenergie | 121 | ||
1. Die Konsensvereinbarung vom 14.6.2000 | 121 | ||
2. Rechtsstaatswidriges Druckmittel? | 121 | ||
3. Das unverzichtbare legislative Gestaltungsmandat der Regierung | 122 | ||
IV. Der Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers: Ausstieg und Wiedereinstieg | 123 | ||
V. Die gesetzliche Laufzeitbegrenzung als Enteignung | 123 | ||
1. Ausgangslage | 123 | ||
2. Konkret-individuelle, finale Wegnahme: Der Fall der „Beseitigungsenteignung“ | 124 | ||
3. Individualisierung durch Stoffverbot | 125 | ||
4. Enteignungsbegründendes per-se-Verbot mangels positiver Eigentumsausgestaltung | 126 | ||
VI. Das Gebot der vergleichenden Risikoanalyse | 127 | ||
1. Das Anforderungsprofil | 127 | ||
2. Die negative Klimaschutz-Bilanz im Ausstiegsfall | 127 | ||
3. Insbesondere: Konsequenzen aus dem Klimaschutzabkommen von Kyoto | 128 | ||
VII. Anforderungen der Geeignetheit | 129 | ||
1. Das unentrinnbare Risikopotential benachbarter Auslandskernkraftwerke | 129 | ||
2. Inkonsistenz bei Einfuhr von Kernenergiestrom | 129 | ||
VIII. Eigentumsgrundrechtliche Proportionalität: Die 40-Jahresgrenze | 130 | ||
IX. Die Entschädigungsregelung | 131 | ||
X. Nachweisanforderungen des Gesetzgebers | 132 | ||
XI. Maßstabsidentität bei hypothetischer Annahme einer Inhalts- und Schrankenbestimmung | 133 | ||
XII. Institutsgarantie | 134 | ||
XIII. Die Gewährleistungsverantwortung der Länder für die Energieversorgung | 134 | ||
1. Die Rolle der Länder | 134 | ||
2. Sicherstellung der Entsorgung | 135 | ||
XIV. Gemeinschafts- und völkerrechtliche Restriktionen der Technikumsteuerung am Beispiel des Wiederaufarbeitungsverbots | 136 | ||
1. Die Warenverkehrsfreiheit des Art. 93 EURATOM-Vertrag | 136 | ||
2. Die Förder- und Unterlassungspflicht der Bundesrepublik Deutschland | 137 | ||
XV. Schlußwürdigung | 137 | ||
Rudolf Steinberg, Präsident der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main: Die energiewirtschaftliche Nutzung der Kernenergie – Aufstieg und Ausstieg – | 139 | ||
I. Einleitung | 139 | ||
II. Die Entwicklung der Kernenergienutzung seit den 50er Jahren | 140 | ||
1. Die Hoffnungen auf die Kernenergie | 141 | ||
2. Die Sonderstellung des Atomrechts | 142 | ||
3. Institutionelle und finanzielle Förderung durch den Staat | 144 | ||
III. Infragestellung seit den 70er Jahren | 145 | ||
1. Kontroversen | 145 | ||
2. Unfälle | 149 | ||
3. Der Aufstieg der Grünen | 150 | ||
4. Aktivitäten von Bundesregierung und Bundestag | 151 | ||
IV. Die Diskussion um die Rechtmäßigkeit eines Ausstiegsgesetzes | 153 | ||
V. Atomenergie und Verfassung | 155 | ||
VI. Schlußbemerkung | 158 |